Konkret zielt dieser Thread ab auf das unmögliche Verhalten des "Fahrdienstleisters" Moia in Hannover (und in anderen Städten). Aber der Thread soll auch eine grundsätzliche Erörterung von "Auto-Mitnahme-Angeboten" ermöglichen.
Doch zunächst ein Rückblick und ein Ausblick auf die aktuelle Situation in Hannover.
Die Verkehrs-AG Hannover kritisierte schon bei der Einführung von Moia in Hannover, das war 2018, die mangelnde Barrierefreiheit:
"dem Tochterunternehmen der Volkswagen AG, ist die Genehmigung für den Gelegenheitsverkehr nach dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) zu verweigern.
(...)
Moia schließt mit dem neuen Mobilitätsangebot die Menschen mit Behinderungen aus.
Gemäß § 2 Absätze 6 und 7 des PBefG darf die Genehmigung nur erteilt werden, wenn öffentliche Verkehrsinteressen dem nicht entgegenstehen.
Nach Artikel 3 des Grundgesetzes darf niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Solange Moia keine Fahrzeuge bereit hält die auch Menschen mit Behinderungen befördern, kann die Genehmigung nicht erteilt werden."
http://www.verkehrsag-hannover.de/shuttleservicemoia.html
Trotz mangelnder Barrierefreiheit wurde dem VW-Konzern in Hannover und anderen Städten erlaubt mit seiner Moia-Unternehmenstochter Werbung für das Verkehrssystem Auto zu machen. Moia (bzw. die Konzernzentrale VW) und diejenigen aus Politik und Verwaltung, die das Treiben des Autobauers wohlwollend abnicken, sagen sich vermutlich: Wenn wir erst mal viele, viele Moia-Fahrzeuge auf der Straße haben, dann werden das auch alle ganz toll finden.
Eine schamlose Reklame-Offensive, denn das Aussperren von Menschen mit Behinderung wird dafür achselzuckend in Kauf genommen.
Nach der Coronapause seit Anfang April 2020, ist Moia in Hannover im August wieder an den Start gegangen. Diesmal mit neuen Fahrzeugen, keine Verbrennermotoren mehr, sondern E-Antrieb. Doch trotz neuer Fahrzeuge, ist es nach wie vor für viele Menschen mit Gehbehinderungen nicht möglich, den "Fahrdienst" in Anspruch zu nehmen:
"Kritik an Moia: Warum ist kein Platz für Rollstuhlfahrer in neuen E-Fahrzeugen?
In den neuen Moia-Fahrzeugen ist aus technischen Gründen kein Platz für Rollstuhlfahrer. Eine Interessenvertretung von Behinderten, die Verkehrs AG Hannover, will das nicht hinnehmen und meint, dass eine solche Konzeption nicht in die heutige Zeit passe." HAZ vom 21.8.2020 https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…en-E-Fahrzeugen
Hier zwei Bilder aus Hannover von einem der neuen Moia-Fahrzeuge mit E-Antrieb jedoch mit mangelnder Barrierefreiheit:
Hinweis zu der fotografierten Ausstiegsstelle: In zweihundert bis vierhundert Meter Entfernung befinden sich mehrere Stadtbahnhaltestellen und Omnibushaltestellen mit mehreren Linienangeboten!
Fazit: Moia verstopft die Straßen und ist trotz E-Antrieb ebenso wenig nachhaltig wie andere Autos. Die englischen "modern klingenden" Ausdrücke Ride-Sharing und Ride-Pooling verschleiern, dass es im Grunde genommen nur darum geht, Werbung für das Auto zu machen. Nachhaltige Mobilität für alle Menschen dagegen wird damit nicht ermöglicht.
Vielmehr ist zu befürchten, dass diejenigen, die es sich leisten können und gesundheitlich dazu in der Lage sind, die ÖPNV-Angebote nicht mehr wahrnehmen, weil sie ihnen altbacken und unmodern erscheinen im Vergleich zum scheinbar "goldenen" Moia-Auto-Angebot.
Wer dagegen beim Ride-Sharing und Ride-Pooling wirklich dabei sein möchte, der kann sich den Millionen Nutzern des ÖPNV anschließen, die das schon seit vielen Jahrzehnten erfolgreich praktizieren! Und immer mehr Haltestellen des ÖPNV werden barrierefrei umgebaut. Nicht zuletzt deshalb, weil Gesetze das vorschreiben, die bei Moia offensichtlich nicht zur Anwendung kommen.
Barrierefreier Einstieg am neuen Hochbahnsteig Hauptbahnhof-ZOB in einen sog. "Silberpfeil" (TW2000/2500) der Stadtbahn-Linie 10 in Hannover