Scharrrf rrrächts fahren!

  • Dabei dreht er zwangsläufig den Oberkörper so zur Seite, dass der notwendige Schulterblick wie von selbst erfolgt.

    Und was sehe ich dann?

    Gerade so die Radfahrer, die bereits neben meinem Auto sind. Viel mehr aber auch nicht.

    Vor dem Öffnen der Tür muss man aber Radfahrer sehen, die mehrere Sekunden entfernt sind. Also vielleicht 50 m oder so. Da hilft nur ein Blick in den Rückspiegel. Sonst nichts.

  • Probier mal selber aus. Auf der Fahrerseite ist der ja Spiegel ja (hoffentlich) so eingestellt, dass $Insasse was darin siehst. Durch die Drehung des Oberkörpers schaut $Insasse direkt in den Spiegel. Durch die öffnende Tür wird der Bereich hinter dem Auto abgeschwenkt. Die Chance dann noch die Tür zurückzuziehen und einen Unfall zu vermeiden ist ziemlich groß.

  • Dann gehen die ganzen Kampagnen fehl. Dort werden Autofahrer explizit aufgefordert, vor dem Öffnen der Tür einen Schulterblick zu machen.

    Das ist und bleibt Quatsch.

    Schau Dir doch die Dooring-Videos auf Youtube an: In dem Moment, in dem sich der Fahrer zum Öffnen der Tür entschließt (ca. 0,5-1 s bevor die Öffnung der Tür sichtbar wird), ist der Fahrer noch hinter dem Auto. Da hilft kein Schulterblick.

    Der Ablauf muss sein:

    - Anhalten

    - Ordentlich in den Rückspiegel gucken

    - Tür öffnen

    Ein Schulterblick ist überflüssig. Denn der beim Blick in den Rückspiegel mögliche Tote Winkel beschränkt sich auf vielleicht den letzten Meter hinter der Tür. Den legt ein Radfahrer aber zuverlässig in der Zeit zurück, die der Autofahrer zum Blick in den Rückspiegel braucht.

  • Bevor ich das gerade gepostet habe, habe ich mich in ein Auto gesetzt und die Tür geöffnet. Ich habe den Spiegel im Blick während ich die Tür öffne. Und dadurch, dass ich die der Tür abgewandte Hand benutze ist es auch sehr einfach wieder zurück zu ziehen. Der von Dir geschilderte Ablauf berücksichtig nicht, dass ich im Auto vielleicht noch ein paar Dinge zusammensuchen muss bevor ich den Wagen verlassen kann. Dadurch ist die Beobachtung, dass zum Zeitpunkt des Anhaltens kein Radfarer zu sehen war entwertet. Ich habe mir gerade

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    angesehen. Bei 0:07 - das Rad ist direkt hinter dem Auto als die Tür geöffnet wird. Genau in dem Moment sähe $Insasse das Rad wenn er die Tür mit rechts aufmacht - und könnte zurückziehen.

  • Bei 0:07 - das Rad ist direkt hinter dem Auto als die Tür geöffnet wird. Genau in dem Moment sähe $Insasse das Rad wenn er die Tür mit rechts aufmacht - und könnte zurückziehen.

    Auf welchem "Weg" sähe er das Rad?

    Im Rückspiegel?

    Durch die Seitenscheiben?

    Edit:

    Also damit wir keine Missverständnisse haben: ich gehe davon aus, dass Ullie oben den "Dutch Reach" wie auf Wikipedia beschrieben meinte.

    Der Blick in den Rückspiegel ist hier kein Bestandteil, sondern nur der Blick durch die Seitenscheibe (Schulterblick), eventuell sogar durch die schon offene Tür.

    Beides halte ich für überflüssig:

    - Beim Schulterblick kann man nicht weit genug nach hinten schauen.

    - Beim Blick durch die offene Tür ist es eh schon zu spät: es muss ja erstmal der Spalt zum Durchgucken entstehen. Und bis der Fahrer dann reagiert hat und die Tür zurück zieht, ist der Radfahrer schon längst eingeschlagen. Zwischen "Tür beginnt sich zu öffnen" und "Radfahrer schlägt ein" liegt bei dem Video praktisch immer weniger als 1 s. Das ist zu wenig zum "zurück ziehen".

    (wer es nicht kennt: man kann bei Youtube mit Punkt und Komma einzelne Frames vor und zurück gehen. Bei diesem Video sind 12 Frames eine Sekunde)

    Edit2:

    Ich habe im Wiki-Artikel gerade mal ergänzt, dass man bitteschön trotzdem in den Rückspiegel gucken muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Epaminaidos (10. Juni 2020 um 17:12)

  • Ich meine auch den "Dutch Reach"

    Ich blicke direkt in den Rückspiegel, auch noch in dem Moment in dem ich die Tür entriegel und anfange sie zu bewegen. Auf Grund der Armpositition bewege ich die Tür _langsam_ nach außen und gleichzeitig ändert sich der Ausschnitt den der Rückspiegel zeigt. Wenn ich nun eine Bewegung im Rückspiegel sehe kann ich die nur gering geöffnete Tür ganz schnell wieder schließen. Um die Tür dann ganz zu öffnen muss ich mich auf dem Sitz nach außen drehen.

  • Hmm - ja. Der Blick kann durch B- und -C-Säule eingeschränkt sein, ja. Aaber - wenn ich exakt _beim_ öffnen der Tür in den Spiegel schaue ändert sich auch der Ausschnitt den der Spiegel zeigt. Und auf Grund der gedrehten Körperhaltung bin ich in einer guten Position zum schnell zurückziehen der Tür, wesentlich besser als wenn ich das mit der linken Hand und Oberkörper in normaler Sitzposition mache. Danke für den ., tipp ;)

  • Bevor ich das gerade gepostet habe, habe ich mich in ein Auto gesetzt und die Tür geöffnet. Ich habe den Spiegel im Blick während ich die Tür öffne. Und dadurch, dass ich die der Tür abgewandte Hand benutze ist es auch sehr einfach wieder zurück zu ziehen. Der von Dir geschilderte Ablauf berücksichtig nicht, dass ich im Auto vielleicht noch ein paar Dinge zusammensuchen muss bevor ich den Wagen verlassen kann. Dadurch ist die Beobachtung, dass zum Zeitpunkt des Anhaltens kein Radfarer zu sehen war entwertet. Ich habe mir gerade

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    angesehen. Bei 0:07 - das Rad ist direkt hinter dem Auto als die Tür geöffnet wird. Genau in dem Moment sähe $Insasse das Rad wenn er die Tür mit rechts aufmacht - und könnte zurückziehen.

    Ich habe das auch schon ausprobiert mit dem holländischen Griff und finde, dass das eine sehr gute Hilfe ist, um beim Aussteigen stärker auf den rückwärtigen Verkehr zu achten. In dem Video, den "Geisterradler" verlinkt hat, gibt es Beispiele für Dooring-Unfälle, bei denen ein Beifahrer die Tür öffnet. Bei Minute 0:10 ist es eine der hinteren Türen, die plötzlich geöffnet wird und den Fahrradfahrer zu Fall bringt.

    Für Beifahrer ist der "Holländische Griff" womöglich noch viel wichtiger als für den Fahrer um einen Dooring-Unfall zu verhindern, weil die Beifahrer ja über keinen Rückspiegel verfügen. Der Fahrer kann ja möglicherweise einen Dooring-Unfall dadurch verhindern, dass er vor dem Türöffnen in den Rückspiegel schaut. Aber Beifahrer haben keine Rückspiegel zur Verfügung.

  • Ich habe mir gerade

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    Habe gerade diesen interessanten Video gesehen, der keinen Dooring-Unfall zeigt. Aber einen sogenannten "Fahrrad-Schutzstreifen", wenn du den Film in Anschluss an den von geisterradler verlinkten ansiehst, und der Phantasie freien Lauf lässt. <X

    Bitte vorsichtig genießen:

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  • Es gibt nichts Schlimmeres als Radfahrstreifen oder Schutzstreifen in der Dooring-Zone. Es muss einfach verboten werden!

    Es ist mir wirklich ein Rätsel warum sowas angelegt wird.

    Aber schön zu sehen, dass das nicht nur in Deutschland so gemacht wird.

  • Es gibt nichts Schlimmeres als Radfahrstreifen oder Schutzstreifen in der Dooring-Zone. Es muss einfach verboten werden!

    Es ist mir wirklich ein Rätsel warum sowas angelegt wird.

    • Kostet nicht viel und man "hat was für den Radverkehr getan"
    • Da viele Leute sich auch so an den Rand drücken, fühlen sie sich mehr beachtet, wenn ihnen 30 cm extra zugedacht werden
    • Spart das Aufstellen von Park- und Halteverbotsschildern
    • Klagefreudige Radfahrer sind dagegen machtlos, weil sie sie nicht benutzen müssen
    • Autofahrer fühlen sich zum verbotswidrigen Überholen ermuntert
    • Können nach §45 StVO ohne langwierige Anträge eingerichtet werden und danach ist diese Straße dann "erledigt", was Radförderung angeht
    • Haben wir schon immer so gemacht, da könnte ja jeder kommen!
  • Es gibt nichts Schlimmeres als Radfahrstreifen oder Schutzstreifen in der Dooring-Zone. Es muss einfach verboten werden!

    Es ist mir wirklich ein Rätsel warum sowas angelegt wird.

    Aber schön zu sehen, dass das nicht nur in Deutschland so gemacht wird.

    Fehlende Bereitschaft Auto-Stellplätze (oft sogar kostenfrei nutzbare) im öffentlichen Raum zurückzubauen?

    Mir fehlt dafür einerseits jedes Verständnis, andererseits habe ich auch wieder ganz viel Verständnis weil der Rückbau von Stellplätzen stets mit einem ungeheuren Medienorkan verbunden ist und die Autolobby an der Stelle sehr geschickt zu agieren versteht, so dass den politisch Verantwortlichen und der Verwaltung regelmäßig der Mut verlässt.

    Konsequenterweise müsste beim Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur, die verbunden ist mit dem Wegfall von Stellplätzen stets die Rechnung aufgemacht werden, dass die Verbesserungen für den Radverkehr stets verbunden ist mit einem sinkenden Auto-Stellplatzbedarf. Da ließe sich methodisch sauber eine Rechnung aufmachen, die zur Befriedung beitragen könnte.

    Stattdessen aber geschieht es häufig, dass von der Bedienung der Interessensgruppen die Rede ist. Da

    bei liegt es doch in aller Interesse, einen Rückgang von Auto-Verkehrsflächen voranzubringen. Und wenn das durch eine attraktive Radverkehrsinfrastruktur gelingt, dann hat niemand einen Nachteil davon und alle haben Vorteile.

  • Entweder "gute" Radverkehrsinfrastruktur oder gar keine.

    Wenn der Platz nicht reicht (und wann reicht der schon mal?):

    Entweder:

    Parkplätze weg, dafür sind die Radfahrer runter von der Fahrbahn, fühlen sich sicher und bremsen nicht den "richtigen Verkehr"

    oder:

    Radfahrer "richtig" auf die Fahrbahn, dann ist wieder Platz für Parkbänkeplätze.

    Die Punkte von obelix sind natürlich die wahren Gründe, doch mit gesundem Menschenverstand hat das dann nix mehr zu tun.

    • Kostet nicht viel und man "hat was für den Radverkehr getan"
    • Da viele Leute sich auch so an den Rand drücken, fühlen sie sich mehr beachtet, wenn ihnen 30 cm extra zugedacht werden
    • Spart das Aufstellen von Park- und Halteverbotsschildern
    • Klagefreudige Radfahrer sind dagegen machtlos, weil sie sie nicht benutzen müssen
    • Autofahrer fühlen sich zum verbotswidrigen Überholen ermuntert
    • Können nach §45 StVO ohne langwierige Anträge eingerichtet werden und danach ist diese Straße dann "erledigt", was Radförderung angeht
    • Haben wir schon immer so gemacht, da könnte ja jeder kommen!
    • fahrphysikalischer Grund 1: die meisten Unfälle beim Überholen von Radfahrern innerorts passieren IMO durch Nachlässigkeiten beim Spurwechsel und nicht wegen mangelnder Abstände im Augenblick der Parallelfahrt. Das Problem besteht also im falschen Timing (bzw. in der unerwünschten Bindung der Aufmerksamkeit auf genau dieses Timinig, was wiederum die Kapazität des Überholers für andere zu verarbeitende Reize limitiert). Wer aber gar nicht erst aus- und einzuscheren braucht, kann dabei auch keine Timing-Fehler machen.
    • fahrphysikalischer Grund 2: der Radfahrer ist durch die Peilhilfe der Linie seinerseits davor geschützt, dass er aus Versehen unmotivierte Seitenschlenker macht.
    • Infolgedessen kann bei konstantem Risiko bei gleicher Geschwindigkeit tatsächlich mit weniger Abstand überholt werden bzw. bei gleichem Abstand schneller gefahren werden (schonmal überlegt, warum auf der Autobahn sofort sehr drastische Tempolimits angeordnet sind, wo die Leitlinien fehlen? Schonmal überlegt, was los wäre, wenn in einer engen Autobahnbaustelle gar keine Leitlinien zwischen den beiden Fahrspuren wären?).
    • verkehrsplanerischer Grund: die Streifen bieten sich als Notlösung für alle die Straßen an, in denen auch beim bösesten Willen aus schlichtem Platzmangel bisher noch keine konventionelle Radverkehrsanlage hineingequetscht werden konnte (Stichwort "Lückenschluss"). Diese durch die beengten Platzverhältnisse bedingte chronische Untermaßigkeit, und nicht die pauschale Möglichkeit des Einsatzes der Markierung selbst, sorgte erst dafür, dass die Streifen derart in Verruf geraten konnten.
  • Im Prinzip stimme ich dir zu. Aber der Gegensatz "Entweder "gute" Radverkehrsinfrastruktur oder gar keine." kann oft nicht angewendet werden, wenn die Autolobby erfolgreich verhindert, Platz zu machen.

    Und ich bin sicher, dass diese Macht der Autolobby nicht gebrochen wird, wenn die Alternative gar keine Radverkehrsinfrastruktur bedeutet, dass Radfahrer auf mehrspurigen Ausfallstraßen mit Tempo 50, (gefahren 60) in eine der Autospur mitfahren dürfen, denn die wenigsten würden das machen und viele würden darüber jammern, dass man ihnen den Radweg weggenommen hat. Und sie würden sich andere Wege suchen oder gar nicht mehr Rad fahren.

    Und wirst du derjenige sein, der zu diesen Leuten hingeht und sagt: Jetzt hört doch auf zu jammern, schließt eich lieber zusammen, um die machte der Autolobby zu brechen und kämpft dafür, dass statt des handtuchschmalen Hochbordradweges, den man euch genommen hat, jetzt ein Fahrspur-breiter Radfahrstreifen dort hergestellt wird, wo früher mal die Autos parkten. bzw. wo früher mal eine Fahrspur auf der Fahrbahn war.

    Beispiel Fössestraße stadteinwärts, Realität:

    Das hier ist keine geeignete Zwischenlösung, denn dann sind die Radfahrer*innen weg:

    Wunsch:

    • fahrphysikalischer Grund 1: die meisten Unfälle beim Überholen von Radfahrern innerorts passieren IMO durch Nachlässigkeiten beim Spurwechsel und nicht wegen mangelnder Abstände im Augenblick der Parallelfahrt. Das Problem besteht also im falschen Timing (bzw. in der unerwünschten Bindung der Aufmerksamkeit auf genau dieses Timinig, was wiederum die Kapazität des Überholers für andere zu verarbeitende Reize limitiert). Wer aber gar nicht erst aus- und einzuscheren braucht, kann dabei auch keine Timing-Fehler machen.

    Diese Unfallgefahr sinkt aber durch korrekten Abstand und den vollen Spurwechsel aus meiner Sicht:

    Bei der Parallelfahrt muss man sowohl den Gegenverkehr als auch den Radfahrer gleichzeitig beobachten, die verbliebene Restbreite einschätzen und natürlich auch das was vor einem ist - und das alles bei deutlich höherer Geschwindigkeit. Man hat dabei auch nur sehr wenig Zeit zum Überlegen, bis man auf den Radfahrer aufgeschlossen ist und sich entscheiden muss, ob man bremst oder sich durchdrückt. Geht nun etwas schief, z. B. der Gegenverkehr kommt leicht auf die eigene Spur (breiter LKW oder Unaufmerksamkeit) muss man blitzschnell zwischen Bremsen (Eigengefährdung) oder nach rechts ziehen (Fremdgefährdung) entscheiden. Durch den fehlenden Seitenabstand nach rechts gibt es keine Pufferzone, es kommt gleich zur Kollision oder Wegdrängen des Radfahrers mit höchstwahrscheinlich Sturz.

    Wer dagegen erstmal bremsen muss, verlangsamt schonmal und gewinnt mehr Zeit zum Überblicken und Einschätzen der Situation. Durch das Abwarten einer ausreichend großen Lücke im Gegenverkehr fällt der zu beachtende Gegenverkehr während des Überholens komplett weg. Da sowieso ausgeschert werden muss, kostet es nichts, ausreichend Seitenabstand zu lassen. Selbst im Problemfall ist durch den Seitenabstand genug Raum, dass z. B. ein Anhänger beim zu frühen Wiedereinscheren den Radfahrer nicht abräumt, sondern nur bedrohlich nahe kommt, dieser aber noch reagieren kann.

    Voller Spurwechsel beim Überholen hat aus meiner Sicht nur drei Nachteile:

    • bei Verbrennern durch häufiges Bremsen ökologisch problematischer (verringert sich durch Rekuperation und entspannte Fahrweise sowie Tempo 30)
    • geringerer Durchsatz an Fahrzeugen pro Stunde bei sehr verschieden schnellen Fahrzeugen (reduziert sich mit Tempo 30)
    • Busse und LKW haben deutlich weniger Überholmöglichkeiten (LKW sollten aber von einspurigen Straßen sowieso abgehalten werden, für Busse sollte das durch das häufige Halten sowieso nicht so ins Gewicht fallen)

    fahrphysikalischer Grund 2: der Radfahrer ist durch die Peilhilfe der Linie seinerseits davor geschützt, dass er aus Versehen unmotivierte Seitenschlenker macht.
    Infolgedessen kann bei konstantem Risiko bei gleicher Geschwindigkeit tatsächlich mit weniger Abstand überholt werden bzw. bei gleichem Abstand schneller gefahren werden (schonmal überlegt, warum auf der Autobahn sofort sehr drastische Tempolimits angeordnet sind, wo die Leitlinien fehlen? Schonmal überlegt, was los wäre, wenn in einer engen Autobahnbaustelle gar keine Leitlinien zwischen den beiden Fahrspuren wären?).

    Peilhilfe? Selbst im Land der Brauchtumsalkoholiker habe ich tagsüber noch nie Radfahrer gesehen, die "unmotivierte Schlenker" machen oder Peilhilfen bräuchten... ansonsten wären sie auf der Mehrzahl der Straßen ja absolut verloren und würden nonstop von links nach rechts torkeln ^^ Aber selbst wenn - genau für so einen Fall ist ja der Seitenabstand beim Überholen gedacht: in den allermeisten Überholfällen passiert nichts, aber wenn mal was passiert, dann ist es gut, dass Abstand gehalten wurde, dann kommt es nämlich nur zu einem kurzen Erschrecken und nicht zu einem Unfall mit Verletzungen oder schlimmer. Das ist wie mit Backups - man braucht sie eigentlich fast nie, aber wenn man sie mal braucht, dann wirklich, und dann ist man froh, wenn man sie regelmäßig angelegt hat.

    Wenn auf Autobahnen Leitlinien fehlen, sind in nahezu allen Fällen spezielle Situationen vorhanden, meistens Baustellen oder neuer Fahrbahnbelag, die jeweils reduzierte Geschwindigkeit erfordern. Tempolimitis werden nach Gefährdung verteilt, nicht nach Leitlinien - z. B. sind in manchen Baustellen überbreite Spuren (einspurig) mit dicken leuchtend gelben Markierungslinien versehen und es gilt gleichzeitig Tempo 60 - nach deiner Argumentation müsste man da ja eher komplett unlimitiert lassen.

    Leitlinien führen generell zu schnellerem Fahren, weil der Fahrer mehr einen Tunnelblick hat - das macht man sich z. B. in 30er-Zonen zu nutze, wo trotz breiter Straße keine Linie markiert wird, um die Geschwindigkeit niedrig zu halten. Je schneller gefahren wird, desto weniger Raum für Fehler, desto weniger Zeit zum Reagieren und desto höher die Geschwindigkeit. Aus diesem Grund ist die Reglementierung umso strenger, je schneller die mögliche Geschwindigkeit ist (Kraftfahrstraße, Autobahn), und auch die baulichen Anforderungen an die Straßen steigen demzufolge mit der dort gefahrenen Geschwindigkeit.

    Schnelleres Fahren richtet im Schadensfall größeren Schaden an (höhere kinetische Energie) und hat auch mehr Risiko für Unfälle (weniger Reaktionszeit, längerer Bremsweg) im Vergleich zum langsamen Fahren. Natürlich ist es eine Abwägung, Tempo 10 auf allen Autobahnen wäre das sicherste, aber würde natürlich ewig dauern... aber im Stadtverkehr ist Überholen sowieso in den meisten Fällen sinnlos, weil der Radfahrer an der nächsten Ampel wieder vor einem ist. Da wäre es sinnvoller, einen gleichmäßigen Verkehrsfluss zu erzeugen, abgestimmt auf die tatsächlich notwendige Geschwindigkeit.

  • Da ich seit über 20 Jahren im windigen Flachland zu Hause bin und ich außerdem seither werktäglich auf etlichen km Landstraße den Radweg ignoriere, kenne ich sowohl starken Seitenwind als auch Kampflinie-fahrende Dichtüberholer zur Genüge.

    PKW sind mittlerweile aerodynamisch so optimiert, dass sie auch bei Landstraßentempo keine spürbare Windschleppe mehr haben. Nicht bei starkem Seitenwind*, und erst recht nicht bei Windstille. Bei Schwerlast-LKW merkt man bisschen mehr, aber für stärkere Ausschläge sind die wiederum zu langsam. Etwas kritischer sind flotte Klein-LKW aus der Sprinter-Familie, aber der Druck bzw. Sog hat auch dann noch nie zu Ausschlägen meiner Fahrlinie geführt, die zu einem akuten Problem geführt hätten.

    *) Bei Orkanböen werde selbst ich schwach, steige ab und schiebe auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg. Grund ist dann aber nicht die Windschleppe der Überholer, sondern dass ich ungern riskiere, auch mutterseelenallein fahrend einfach umgeblasen zu werden.:saint:

    Nur mal rein interessehalber, was definierst du als Orkan bzw. starken Wind?

    Ich war letztens bei Windböen von etwa 40-45 km/h unterwegs (normaler Wind so 20-30 km/h) und das war das für mich oberste Ende der Fahnenstange: auf einer komplett leeren Landstraße mittig auf der rechten Spur war ich heilfroh, dass niemand sonst unterwegs war, weil ich bis zu einem Meter links/rechts dauerhaft geschwankt bin bzw. die Windstöße kompensieren musste, bereits in geduckter Haltung.

    Und am gleichen Tag an einem windstillen Hügel bergauf wurde ich bei etwa 15-20 km/h Fahrgeschwindigkeit von einem LKW überholt, der durch die Kuppe abbremsen musste und dann vorbildlich auf der Gegenfahrbahn überholt hat - das habe ich sehr deutlich gespürt und musste auch wieder gegenlenken, vielleicht so 50 cm. Da war ich ebenfalls froh, nicht 30 cm vom Rand entfernt zu sein, zumal der LKW dann vielleicht nicht gebremst hätte, sondern es drauf ankommen lassen und sich vorbeigedrückt hätte.

    Für mich sind 0-15 km/h Windgeschwindigkeit (Böen) super zum Radfahren, 15-30 unangenehm, aber noch okay, 30-45 nur in absoluten Ausnahmefällen und über 45/50 lass ich das Rad stehen. Aber evtl. ist man da im Norden mehr gewöhnt?

  • Ich war letztens bei Windböen von etwa 40-45 km/h unterwegs (normaler Wind so 20-30 km/h) und das war das für mich oberste Ende der Fahnenstange: auf einer komplett leeren Landstraße mittig auf der rechten Spur war ich heilfroh, dass niemand sonst unterwegs war, weil ich bis zu einem Meter links/rechts dauerhaft geschwankt bin bzw. die Windstöße kompensieren musste, bereits in geduckter Haltung.

    Freihändig gefahren? Spinnacker nicht reingeholt?:evil:

    Im Ernst: da ich bei diesen Geschwindigkeiten absolut keine Probleme habe, könnte bei dir irgendwas an Sitzposition/Kleidung fundamental anders als bei mir sein.

  • Für mich sind 0-15 km/h Windgeschwindigkeit (Böen) super zum Radfahren, 15-30 unangenehm, aber noch okay, 30-45 nur in absoluten Ausnahmefällen und über 45/50 lass ich das Rad stehen. Aber evtl. ist man da im Norden mehr gewöhnt?

    Kommt auch ein bisschen auf die Richtung an :)