Corona

  • … uuuund nun hab ich’s auch.

    Willkommen im Club.

    Ich war letzte Woche im Urlaub (Schwiegereltern haben meine Frau und mich dazu eingeladen um uns etwas Gutes zu tun). Am Rückreisetag hatte ich schon leichte Halsschmerzen. Zu Hause dann Test gemacht - negativ. Nächsten Tag mit Erkältungssymptomen aufgewacht. Noch ein Test - positiv. Hatte dann Montag auch 38,2°C und Kopfschmerzen. Fieber und Kopfschmerzen waren Dienstag aber schon wieder weg. Jetzt habe ich noch leichten Husten und meine Nase ist noch nicht ganz frei, aber schon viel besser.

    Keine Ahnung wo ich es mir eingefangen haben. Möglichkeiten gab es jedenfalls viele (voller ÖPNV in einer Metropole, riesige Mall in selber Metropole, Taxifahrten, organisierte Ausflüge per Bus...).

    Bin froh, dass ich mir vor ein paar Wochen noch die 2. Booster- und die Grippeschutzimpfung geholt hatte.

  • … uuuund nun hab ich’s auch. Vorhin knapp 39,8 °C Fieber, ein dicker Kopf, der größer als das Universum ist und nur noch am Bibbern. Ich vermute mal, dass ich mir hier jetzt nicht den leichten Verlauf an Land gezogen habe.

    Den positiven PCR-Test habe ich mir nun auch abgeholt, nun bleibe ich erst einmal bis mindestens Dienstag zu Hause.

    Natürlich nicht so ganz, denn vorher muss ich noch zum Hausarzt, um meine Krankenkassenkarte abzugeben, damit er mir eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen kann. Den positiven PCR-Test kann ich immerhin per Mail schicken, aber ich hätte mir gewünscht, dass so etwas im Jahr 2022 vielleicht auch ohne direkten Besuch geht.

    Zum PCR-Test bin ich zu Fuß gewatschelt, es gibt mittlerweile nur noch zwei Apotheken in Lüneburg, die überhaupt testen. Das halte ich angesichts der momentanen Krankheitswelle für unterdimensioniert, aber angesichts der Vielzahl freier Termine scheint der Andrang nicht so groß zu sein. Das Fahrrad wollte ich mit 39 °C Fieber nicht nehmen, Bus und Taxi kamen sowieso nicht in Frage und da mein Gehirn momentan nur mit 50 Prozent seiner Leistung arbeitet, kam auch das Auto nicht in Frage. Also blieben die Füße und mein Versuch, Menschenmassen in Form von Schulkindern auszuweichen, sieht auf dem Rückweg ganz niedlich aus.

    Was Symptome angeht, habe ich heute alles da. Hohes Fieber, Husten, Gliederschmerzen, einen dicken Kopf, der größer ist als der von Marvin dem Roboter.

    Außerdem: Einschränkung des Geschmackssinns. Die kräftig gewürzte Suppe hatte einfach keinen Geschmack. Von einer Tafel Schokolade abzubeißen hat die Qualität von einem Block Styropor, weil das Gehirn offenbar das metallische Rascheln der Verpackung in die Bewertung des Geschmacks mit einfließen lässt. Und ich war zwischendurch extrem lichtempfindlich. Ich konnte nicht mal bei gedimmten Licht die Verpackungsbeilage von Medikamenten lesen, weil mir permanent die Augen schmerzten. Das weiße Papier stach wie ein Messer in die Augäpfel.

    Momentan hat sich das mit der Lichtempfindlichkeit wieder gegeben und ich sitze am Rechner, weil mir im Bett liegend ständig Schleim in die Nase läuft.

    Bei mir gibt’s halt immer was zu erleben. Hoffentlich werden die nächsten Tage wenigstens etwas entspannter.

  • Gute Besserung!

    Mir fiel eben noch auf, dass ich dazu noch eine kleine Anekdote nachliefern kann:

    Ist das bei dir eine Frage des Wollens, beim Arztbesuch eine Maske zu tragen?

    und mit 60 könne man sich auch gegen Pneumodingens der meisten Lungenentz. impfen, sagte vor paar Wochen mein Hausarzt, also das auch noch mitgenommen.

    Da in der Praxis bei mir in BW fast nur noch im ÖV eine Maskenpflicht war, hatte ich Masken seit dem 9-Euro-Ticket nur noch in der Fototasche, die ich bei fast allen ÖV-Nutzungen und Radtouren eh mitgenommen hätte wegen Knippsen können oder Transportbehälter für dies und das.

    Nur mit dem Rad schnell zum Arzt zu besagter Impfung habe ich die Tasche oder Gedanken an deren Zusatzinhalt vergessen, weil nicht dran gedacht, dass ich die Fototasche derzeit ja nicht ausschließlich nur zum Knippsen dabei haben sollte ... Mein Hausarzt hat entweder nur wenig Kunden oder ein gutes Terminmanagement, man sieht jedenfalls kaum andere Patienten dort, Sprechstundenhilfe war auch gerade nicht am Platz, dafür lief ich dem Arzt selbst direkt in die Arme und beichtete, der sah das aber nicht so eng und machte einfach schnell die Impfung und ich war wieder raus ...

    In drei Wochen habe ich für ein Rezept wieder die Chance, diesmal wieder an die Fototasche o.ä. zu denken ...

  • Ein bisschen ärgere ich mich ja: Eigentlich wollten wir heute nach Kiel fahren. Okay, nach Kiel kann man auch in den nächsten Wochen noch fahren, aber dann gibt’s keinen Weihnachtsmarkt mehr und auch keinen Schnee und wir wären heute ohnehin erst mit stundenlanger Verspätung angekommen, weil in Hamburg die Verbindungsbahn eine Weile gesperrt war.

    Sei’s drum. Natürlich halte ich meine Quarantäne ein, aber ich wundere mich schon, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert. Hätte ich keinen PCR-Test gemacht und mir anschließend selbst diese Anordnung für die Quarantäne beim Landkreis Lüneburg besorgt, äh, ja, hätte es überhaupt irgendjemanden gekümmert? In der Bahn sitzen mittlerweile teilweise 50 Prozent der Fahrgäste ohne Maske und husten und schniefen, soll ich guten Glaubens sein, dass die wohl tatsächlich alle kein Corona haben?

    Draußen lockt das vorletzte Wochenende des Jahres mit schönem Wetter und ich sitze drinnen und warte. Natürlich gehe ich jetzt nicht einfach vor die Tür und stecke fröhlich andere Leute an oder steige sogar in die Bahn, Blödsinn — aber ich bin mir sicher, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie so mancher Mensch mit eindeutigen Symptomen lieber keinen PCR-Test macht, um vor Weihnachten einer Quarantäne aus dem Weg zu gehen.

  • Natürlich halte ich meine Quarantäne ein, aber ich wundere mich schon, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert.

    Nö, wozu? Quarantäne ist sinnvoll, wenn man eine Krankheit ausrotten will. Das hat leider nicht funktioniert.

    Ich hab mir auch gerade irgendne Erkältung (wohl kein SARS-CoV-2) eingefangen. Ich war gestern einkaufen und hab dann ausnahmsweise wieder Maske getragen. Verhindert Infektionen nicht so effektiv wie Quarantäne, halte ich aber für nen vernünftigen Kompromiss.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Nö, wozu? Quarantäne ist sinnvoll, wenn man eine Krankheit ausrotten will. Das hat leider nicht funktioniert.

    Seh ich anders. Ich komme schon gerade ein bisschen in die Verlegenheit, dass nächste Woche das Weihnachtsfest mit den dazugehörigen Tagesreisen nach Norden und Süden ansteht. In meiner Verwandtschaft sind tatsächlich einige Menschen schon deutlich über 70 und auch 80 Jahre oder gehören aufgrund von Vorerkrankungen zu der so genannten Risikogruppe. Da ist teilweise aufgrund einer jüngeren Krebsbehandlung das Immunsystem stark reduziert worden.

    Da frage ich mich schon: Ist es sinnvoll, dorthin zu fahren und eine Erkrankung zu riskieren? Ich hatte bislang als gesunder Mensch mit dreifacher Impfung „nur“ zweieinhalb relativ beschissene Tage. Ich kann mir vorstellen, dass besagte Mitglieder der Verwandtschaft das vielleicht nicht so locker wegstecken.

    Sinnvollerweise sagt man sich also: Mit Erkältung oder Fieber tritt man keine Weihnachtsbesuche an. So wie man ja auch nicht mit Erkältung ins Bureau fährt, stimmt’s? Das ist leider kein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten — ich erinnere mich gut daran, dass wir als Gesellschaft vor der Pandemie oft genug auch mit Erkältung oder sogar leichtem Fieber artig zur Arbeit gefahren sind; denn wenn jeder Arbeitnehmer zwei Wochen pro Jahr mit einer leichten Erkrankung zu Hause bliebe, wie hoch wäre der volkswirtschaftliche Schaden?

    Mir persönlich wurde das auch genau so anerzogen: Wer in der Schule mit Erkältung zu Hause blieb, galt eben als Weichei. Und andersherum wurde von der Lehrkraft mitunter auch vor versammelter Klasse ganz genau nachgeforscht, ob man denn wirklich die Klassenarbeit nicht hätte schreiben können oder ob es mit 38 °C Fieber nicht doch noch gegangen wäre. Und Weisheitszähne wurden bitte ausschließlich am Freitagnachmittag gezogen, damit man Montag wieder in der Schule saß. Und so weiter und so fort.

    Das ging dann sogar so weit, dass ich in sechs Jahren Studium nicht einen einzigen Tag lang aufgrund von Krankheit fehlte. Ich habe die Klausuren auch einfach locker mit 39,5 °C Fieber geschrieben. Als Strafe gab es auch eine lockere 4,0 — gerade noch bestanden.

    Und vielleicht ist diese Quarantäne auch mal eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Druck zu durchbrechen, mit einer potentiell gefährlichen Infektion den Weihnachtsbesuch wider besseres Wissen durchzuziehen und die Kollegen im Büro in Ruhe zu lassen.

  • Quarantäne = Du bist (zwangsweise) zuhause ohne Kontakte: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Quarant%C…Quarant%C3%A4ne

    Die Maßnahme greift enorm in persönliche Freiheit ein.

    Natürlich kannst du dich gerne selbst entscheiden, Kontakte zu vermeiden oder dich wegen Krankheit arbeitsunfähig zu melden.

    Ebenso kann dein Brötchengeber, als Hausherr, Home-Office für infektiöse aber arbeitsfähige Arbeitnehmer anordnen.

    Wer sich aufgrund seiner eigenen Gesundheit schützen möchte, soll dies gerne selbst tun.

    Staatliche Zwangsmaßnahmen wegen einer endemischen Erkältung (und das ist Covid-19 inzwischen) lehne ich ab.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Staatliche Zwangsmaßnahmen wegen einer endemischen Erkältung (und das ist Covid-19 inzwischen) lehne ich ab.

    Ich finde das auch nicht geil. Aber:

    Natürlich kannst du dich gerne selbst entscheiden, Kontakte zu vermeiden oder dich wegen Krankheit arbeitsunfähig zu melden.

    Ebenso kann dein Brötchengeber, als Hausherr, Home-Office für infektiöse aber arbeitsfähige Arbeitnehmer anordnen.


    Wer sich aufgrund seiner eigenen Gesundheit schützen möchte, soll dies gerne selbst tun.

    Das ist der Punkt, den ich anders sehe. Als Angestellter kann ich meine Gesundheit nicht schützen, wenn es gesellschaftlich legitimiert ist, mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen am Arbeitsplatz aufzutauchen und mein Arbeitgeber nichts dagegen unternimmt. Klar, ich könnte kündigen und einen anderen Arbeitgeber suchen, aber das ist vielleicht in vielen Branchen nicht so einfach wie bei uns in der IT.

    Wenn ich irgendwann zu der Risikogruppe hochbetagter Menschen gehöre, dann bin ich auch drauf angewiesen, dass meine Liebsten stark genug sind, den Traditionen des Weihnachtsfestes zu entsagen und mit Infektionen zu Hause bleiben, anstatt mich in Gefahr zu bringen. Ich kann mich auch noch dran erinnern, dass ich als Schulkind irgendwann mal die Weihnachtsbesuche trotz Fieber absolviert hatte — Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr und wann sieht man die Verwandten denn sonst noch?

    Und ich kann auch den Staat verstehen, der irgendwo einen Mittelweg finden muss: Das ungehemmte Ausbreiten von Infektionskrankheiten kann Wirtschaft und Gesellschaft genauso beschädigen wie die fehlende Arbeitskraft aufgrund von Maßnahmen aus dem Katalog des Infektionsschutzes.

    Ich fürchte, wir beide überschätzen die Bereitschaft der Gesellschaft, die Eigenverantwortung tatsächlich zu praktizieren. In der Zeit vor März 2020 wäre ich doch gestern gleich am ersten Tag ohne Fieber direkt wieder ins Bureau spaziert, um meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Arbeitgeber als Arbeitskraft genüge zu tun, und hätte dort andere Menschen angesteckt. Es wäre komplett indiskutabel gewesen, auch nur einen Tag länger zu Hause zu bleiben als nötig.

  • Eigentlich wollten wir heute nach Kiel fahren.

    Witzige Sache. In Schleswig-Holstein gibt es seit Mitte November keine Quarantäne mehr, dort greift tatsächlich die Nummer mit der Eigenverantwortung. Und wenn ich das richtig verstehe, muss ich nur unerkannt über die Landesgrenze kommen und dürfte mich dort frei bewegen.

    Covid-19, Coronatests und Maßnahmen im Falle eines positiven Coronatests

  • Als Angestellter kann ich meine Gesundheit nicht schützen, wenn es gesellschaftlich legitimiert ist, mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen am Arbeitsplatz aufzutauchen und mein Arbeitgeber nichts dagegen unternimmt.

    Eigentlich sollte das der Markt regeln: Idealerweise ist es für den Arbeitgeber günstiger, wenn sich der Arbeitnehmer krankschreibt. Der Infektiöse ist schneller wieder fit und insgesamt produktiver. Kollegen werden nicht angesteckt und bleiben produktiv. Ggfs. übernimmt die Krankenkasse solange den Lohn (das ist derzeit nur bei längerer Krankschreibung so?).

    Klar kann ein Arbeitgeber bei zu häufiger Krankschreibung versuchen den Arbeitnehmer loszuwerden. Dasselbe gilt aber auch bei Quarantäne.

    Wenn ich irgendwann zu der Risikogruppe hochbetagter Menschen gehöre, dann bin ich auch drauf angewiesen, dass meine Liebsten stark genug sind, den Traditionen des Weihnachtsfestes zu entsagen und mit Infektionen zu Hause bleiben, anstatt mich in Gefahr zu bringen. Ich kann mich auch noch dran erinnern, dass ich als Schulkind irgendwann mal die Weihnachtsbesuche trotz Fieber absolviert hatte — Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr und wann sieht man die Verwandten denn sonst noch?

    Es handelt sich hierbei um rein private Angelegenheiten, die man privat regeln kann und sollte. Da braucht man keinen Staat.

    Und man darf mit Verwandten auch gerne mal ein Sommerfest machen. Auch da muss der Staat keine Vorgaben machen.

    In der Zeit vor März 2020 wäre ich doch gestern gleich am ersten Tag ohne Fieber direkt wieder ins Bureau spaziert, um meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Arbeitgeber als Arbeitskraft genüge zu tun, und hätte dort andere Menschen angesteckt. Es wäre komplett indiskutabel gewesen, auch nur einen Tag länger zu Hause zu bleiben als nötig.

    Siehe oben. Ansonsten schauen wir mal wie sich die Technik weiterentwickelt. Vielleicht gibt es irgendwann wiederverwendbare (= billige) Schnelltests, welche auf diverse luftübertragbare Krankheiten gleichzeitig testen. Reinpusten, paar Sekunde warten, Ergebnis.

    Ansonsten könnte es helfen, allgemeine Schätzungen zu veröffentlichen (so es diese noch nicht gibt), wie lange man nach Ende welcher Symptome noch infektiös ist. Wer Home-Office machen kann, bleibt dann solange (freiwillig bzw. Anordnung des Arbeitgebers) im Home-Office.

    Wenn Home-Office keine Option ist, muss man schauen, wie man damit umgeht.

    Wo ich den Text hier schreibe: Es kann durchaus Situationen geben, wo der Staat tätig werden sollte, z. B. wo Arbeitnehmer mit Lebensmitteln hantieren oder intensiven Kundenkontakt haben. Dort funktioniert der Markt nämlich nicht mehr, weil kranke Kunden externe Kosten sind.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Den positiven PCR-Test habe ich mir nun auch abgeholt, nun bleibe ich erst einmal bis mindestens Dienstag zu Hause.

    Natürlich nicht so ganz, denn vorher muss ich noch zum Hausarzt, um meine Krankenkassenkarte abzugeben, damit er mir eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen kann. Den positiven PCR-Test kann ich immerhin per Mail schicken, aber ich hätte mir gewünscht, dass so etwas im Jahr 2022 vielleicht auch ohne direkten Besuch geht.

    Hmm - als ich im Oktober 2021 mein Meeting mit der Deltavariante hatte, war Videosprechstunde mit meiner Hausärztin angesagt. Die AU habe ich dann per Post bekommen. Gute Besserung!

  • Eigentlich sollte das der Markt regeln: Idealerweise ist es für den Arbeitgeber günstiger, wenn sich der Arbeitnehmer krankschreibt. Der Infektiöse ist schneller wieder fit und insgesamt produktiver. Kollegen werden nicht angesteckt und bleiben produktiv. Ggfs. übernimmt die Krankenkasse solange den Lohn (das ist derzeit nur bei längerer Krankschreibung so?).

    Klar kann ein Arbeitgeber bei zu häufiger Krankschreibung versuchen den Arbeitnehmer loszuwerden. Dasselbe gilt aber auch bei Quarantäne.

    Das ist ja aber nicht der Punkt, um den es geht.

    Bislang war es in unserer Gesellschaft so, dass man sich nicht krank meldet, sobald die Nase läuft, sondern man auch mit leichten Beschwerden noch ins Bureau fährt. Husten gehörte bis zum März 2020 zu der ganz normalen Geräuschkulisse in einer Arbeitsstätte. Der Markt hat hier offenbar nichts geregelt, sofern man nicht das große Glück hatte, einen dieser Arbeitgeber zu erwischen, die sich genügend Feelgood leisten können, um kranke Arbeitnehmer zu Hause auskurieren zu lassen.

    Und wenn der Markt es nicht regelt, dann muss ich eben als Arbeitnehmer so oft den Arbeitgeber wechseln, bis ich einen gefunden habe, der seine kranken Arbeitnehmer tatsächlich nach Hause schickt. So etwas erfährt man ja nicht beim Bewerbungsgespräch, sondern frühestens mit dem Beginn der nächsten Erkältungswelle.

  • Du willst erkältete Menschen zu Hause einsperren.

    Da kannst du noch so viele Argumente bringen, es ist schlichtweg unverhältnismäßig.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Du willst erkältete Menschen zu Hause einsperren.

    Warum bringst du denn nun diesen vollkommen haltlosen Vorwurf? Ich schrieb ein paar Beiträge weiter oben, dass ich diese Maßnahmen auch nicht geil finde.

    Ich bin lediglich der Meinung, dass die von dir beschriebene Eigenverantwortung und der Regelung des Marktes nicht funktioniert. Und führe ich meine eigene Erfahrung an, nach der meine Kollegen und ich ständig mit allen möglichen Krankheiten am Arbeitsplatz erschienen sind. Der Staat lässt die Bundesländer entscheiden, wie sie damit verfahren wollen und offenbar traut man den Leuten in Schleswig-Holstein mehr Eigenverantwortung zu als in Niedersachsen.

    Ich kann mir auch vorstellen, wie das mit der Eigenverantwortung in Niedersachsen läuft: In der Woche vor Weihnachten macht man einfach keinen PCR-Test, dann gibt’s auch keine Quarantäne-Anordnung, die das Weihnachtsfest gefährdet. Ich weiß nur nicht, ob man damit dann allen Familienmitgliedern einen Gefallen tut.

    Ganz sicher möchte ich niemanden zu Hause einsperren. Ich wäre auch lieber heute mit der Kamera im schneebedeckten Schleswig-Holstein unterwegs gewesen, seitdem ich weiß, dass mein Ausflug jenseits der Landesgrenze nicht mal ordnungswidrig wäre.

  • Warum bringst du denn nun diesen vollkommen haltlosen Vorwurf?

    Du zweifelst die Eigenverantwortung der (meisten) Menschen an. Und ich lese aus deinen Beiträgen heraus, dass du deshalb die Maßnahme der Quarantäne begrüßt oder zumindest akzeptierst, z. B.:

    ich kann auch den Staat verstehen, der irgendwo einen Mittelweg finden muss

    vielleicht ist diese Quarantäne auch mal eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Druck zu durchbrechen, mit einer potentiell gefährlichen Infektion den Weihnachtsbesuch wider besseres Wissen durchzuziehen und die Kollegen im Büro in Ruhe zu lassen.

    Quarantäne ist ein behördlich angeordneter Freiheitsentzug:

    Zitat von wikipedia

    Von häuslicher Quarantäne Betroffene dürfen ihr Zuhause nicht verlassen und keinen Besuch empfangen.

    [...]

    Betroffene, die sich nicht an behördlich angeordnete Isolationsmaßnahmen halten, dürfen auf richterliche Anordnung zwangsweise in einer abgeschlossenen Einrichtung untergebracht werden. [...] Das Gericht kann in eilbedürftigen Fällen auch die vorläufige Freiheitsentziehung anordnen.

    Und Covid-19 ist (die Meinung braucht man nicht teilen), nach dem bereits eingetroffenen Ende der Pandemie, nur noch eine Erkältung.

    Daraus habe ich dann, natürlich etwas überspitzt, meinen Vorwurf konstruiert. Im Kern stehe ich aber dazu.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Du zweifelst die Eigenverantwortung der (meisten) Menschen an. Und ich lese aus deinen Beiträgen heraus, dass du deshalb die Maßnahme der Quarantäne begrüßt oder zumindest akzeptierst, z. B.:

    Ich möchte die Sache mit der Eigenverantwortung noch eine Nummer höher aufhängen: Es gibt eben gesellschaftliche Zwänge, die mir als verantwortungsvoller Arbeitnehmer signalisieren, eine leichte Erkältung wäre kein Grund, eine Woche krank zu Hause zu bleiben. Ich weiß als Arbeitnehmer, dass das eine dumme Idee sein könnte, aber das Bild des fleißigen Deutschen beinhaltet nunmal keine Bettruhe bei leichter Erkältung. Genauso sehe ich das bei Verwandtschaftsbesuchen: Man schleppt sich auch noch krank zu den Großeltern, weil es die Verwandtschaft erwartet. (Ich habe da die unpassende Analogie zur sozialen Benutzungspflicht im Hinterkopf: Ich weiß, dass ein Radweg nicht blau beschildert ist, aber ich komme meiner Eigenverantwortung nicht nach, auf der sichereren Fahrbahn zu rollen, weil ich dort ständig gemaßregelt werde.)

    Man muss eben abwägen: Im Winter haben Infektionskrankheiten leichtes Spiel, wenn jeder krank zu Hause bliebe, fiele nicht nur überall das Weihnachtsfest aus, sondern auch die Grundversorgung in den Supermärkten und Apotheken und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Also entscheidet man sich für einen Mittelweg, der dann irgendwo von Husten und leichtem Fieber begleitet wird, aber noch rechtzeitig abbiegt, bevor jemand zu Schaden kommt.

    Insofern magst du recht haben: Ich bezweifle die Eigenverantwortung der meisten Menschen, weil sie nur sehr begrenzt entscheiden können, zu Hause zu bleiben. Dem Weihnachtsfest mag man fernbleiben können, beim Arbeitsplatz hat der Arbeitgeber mitzureden. Den Begriff der Teleheimarbeit habe ich 2004 in der Schule gelernt, bis zur flächendeckenden Umsetzung dieses Konzepts dauerte es noch lockere 16 Jahre.

    Und tatsächlich akzeptiere ich durchaus die Quarantäne-Anordnung des Landkreises Lüneburg. Ich könnte jetzt auch einfach vor die Tür gehen und irgendwo mit dem Auto hinfahren, niemand würde es bemerken, niemand würde gefährdet, sobald ich die Landesgrenze zu Schleswig-Holstein überquert habe, wäre das keine Ordnungswidrigkeit und ich könnte wunderbare Fotos im Schnee schießen. Mach ich aber nicht. Toll finde ich es auch nicht.

    Und da kommt dann wieder die Eigenverantwortung: Ich wäre vernünftig genug, mit röchelndem Husten und positiven Test nicht in die Bahn zu steigen oder in den Supermarkt zu gehen. Ich bin mir aber sicher, andere täten es. So habe ich mir ja mutmaßlich vor acht Tagen das Virus bei einer Veranstaltung mit der dazugehörigen Erkältungs-Geräuschkulisse eingesammelt. Die Leute haben sich eben für 25 Euro Eintrittskarten angeschafft und bleiben dann halt nicht zu Hause, wenn sie vor lauter Husten nicht mal ihre Bestellung am Tresen aufgeben können.

    Und ja, ich kann auch verstehen, dass irgendwann der Staat eingreift und sagt, hier gerät etwas ganz gewaltig ins Ungleichgewicht. Das traurige Schicksal des Präventionsparadox ist ja, dass niemand weiß, wie es nun tatsächlich gelaufen wäre, hätte es seit Frühjahr 2020 keine Lockdowns gegeben. Aber offenbar sah sich der Staat gezwungen, zum Schutz der Bevölkerung und damit auch im weiteren Sinne zum Schutz der Wirtschaft tätig zu werden.

    Ich tu mich schwer mit der Einordnung, ob ich das nun begrüße oder toll finde oder nicht, es hat sich bei mir eher eine Gleichgültigkeit sondergleichen eingestellt. Tatsächlich wäre ich gestern und heute gerne mit dem Auto nach Schleswig-Holstein gefahren, um die gezuckerte Landschaft zu fotografieren. In den nächsten Tagen regnet’s, wenn ich hier wieder raus bin, ist nichts mehr davon übrig. Das nagt schon ein bisschen an mir.

    Vielleicht lassen wir das Thema jetzt auch auch bleiben. Man kann ja auch anerkennen, nicht einer Meinung zu sein.

  • Mal wieder was lustiges: Spaß mit Zahlen. Was könnte hier schiefgehen?

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    Okay, erstmal nimmt sich der Herr Freidemokrat hier eine Grafik, die von der AfD erstellt wurde. Deren Rotpfeil hat er oben rechts mit bestem Geschick entfernt. Die Frage ist aber auch: Was will er damit? Nur von der Empörung profitieren, für die eine andere Partei bezahlt hat? Oder deren Meinung wiedergeben? Denn verstanden hat er die Grafik offenbar nicht.

    Nun ist die bange Frage: Hat die AfD sie verstanden? Ich behaupte mal: Ja. Die Leute sind ja nicht blöd. Die wissen, dass man Zahlen auf diese Weise darstellen kann und dass niemand so richtig Ahnung von Statistik hat. Und wenn dann einer kommt und weiß, wie Statistik funktioniert, dann glaubt ihm sowieso niemand. Das ist doch quasi perfekt.

    Was die AfD nämlich dargestellt hat, sind die Abrechnungsdaten der Krankenkassen. Das ist schon mal mit einer gewissen Unschärfe behaftet; beim Schlüssel R96.0, dem plötzlich eingetretenen Tod, da ist die Sache wohl klar, aber I46.9 „Herzstillstand, nicht näher bezeichnet“ muss nicht zwangsläufig mit dem Tod enden. Außerdem, das wird ja seit Jahren ständig geklagt, gibt es auch bei der Abrechnung ständig Probleme mit falsch zugeordneten Schlüsseln.

    Man hat also die Summe der Vorgänge dargestellt, die 2021 mit den Todesfallursachen I46.1, I46.2, R960, R96.1, R98 und R99 gemeldet wurden. Dann hat man sich für die Jahre 2016 bis 2020 die Summen geben lassen, die zu den Patienten gehören, die 2021 gemeldet wurden. Und dann die Daten jener Patienten dazu gelegt, die nicht 2021 gestorben wurden.

    Was dann dabei rauskommt ist, was ich im ersten Semester des Studiums als Kohorteneffekt kennengelernt habe. Jemand, der 2021 gestorben ist, kann, wenigstens nach den Regeln dieses Universums, nicht in den Vorjahren gestorben sein. Und taucht darum dort auch gar nicht auf.

    Mehr dazu: