Woche 30 vom 22. bis 28. Juli 2019

  • Und es gilt gleichzeitig eine Mindestfahr-Geschwindigkeit von Tempo 60 km/h

    Nein, STVO §18: (1) Autobahnen (Zeichen 330.1) und Kraftfahrstraßen (Zeichen 331.1) dürfen nur mit Kraftfahrzeugen benutzt werden, deren durch die Bauart bestimmte Höchstgeschwindigkeit mehr als 60 km/h beträgt

  • Danke für den Hinweis! Da bin ich wohl einem weit verbreiteten Irrtum aufgesessen: "Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Darauf macht die Deutsche Verkehrswacht in Berlin aufmerksam. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibt lediglich vor, dass Autobahnen nur von Kraftfahrzeugen benutzt werden dürfen, «wenn deren durch die Bauart bestimmte Höchstgeschwindigkeit mehr als 60 km/h beträgt»." https://www.berlin.de/special/auto-u…nell-muss-.html

    Das heißt, wenn sich alle einig sind, dann kann man auf Autobahnen also das Tempo dadurch senken, dass alle die schneller als 60 fahren können, sich dazu verabreden, dass sie mal ein paar Kilometer auf der Autobahn mit 50 km/h fahren.

    Ach nein das geht nur im Falle, dass es sich mal wieder staut, dann darf man dann ggf. auch ganz stehen bleiben.

    Ansonsten gilt:

    "«Gegen die StVO verstößt auch, wer ohne triftigen Grund durch Langsamfahren den Verkehr behindert.»"

    Allerdings heißt es auch: "Die Geschwindigkeit müsse so gewählt werden, dass sie sich dem Verkehrsfluss anpasse." (Quelle, s. o.)

    Das ist ja eine geradezu anarchistisch anmutende Aufforderung. Was nun, wenn sich alle einig sind, dass der optimale Verkehrsfluss z. B. bei Tempo 50 km/h gegeben ist? Aber wie das mit dem Anarchismus manchmal so ist. Da besteht stets auch die Gefahr der Diktatur der Stärksten, Schnellsten und Rücksichtslosesten.

  • Dort wo die Mobilitätsinfrastruktur primär auf den Rad- und Fußverkehr ausgerichtet ist und die Mobilitätsangebote für Kraftfahrzeuge sehr stark beschnitten sind, findet deutlich mehr Rad- und Fußverkehr statt als andernorts, wo dem MIV der rote Teppich ausgerollt wird.

    Viel Rad- und Fußverkehr ist kein Selbstzweck. Radinfra wie in NL und DK reicht offenbar bei Weitem noch nicht aus für eine spürbare Reduktion der umweltschädlichen PKW-Meilen in diesen Ländern. Die Verdrängung der KFZ durch Radinfra wirkt offenbar ähnlich wie die Verdrängung des Drogenmilleus aus dem Kiez um den Hauptbahnhof durch verstärkten Kontrolldruck seitens der Behörden: gar nicht, wenn man jedenfalls Zahl und Konsum der Junkies als Maßstab nimmt.

  • Viel Rad- und Fußverkehr ist kein Selbstzweck. Radinfra wie in NL und DK reicht offenbar bei Weitem noch nicht aus für eine spürbare Reduktion der umweltschädlichen PKW-Meilen in diesen Ländern. Die Verdrängung der KFZ durch Radinfra wirkt offenbar ähnlich wie die Verdrängung des Drogenmilleus aus dem Kiez um den Hauptbahnhof durch verstärkten Kontrolldruck seitens der Behörden: gar nicht, wenn man jedenfalls Zahl und Konsum der Junkies als Maßstab nimmt.

    Da stimme ich dir zu! Sowohl dass Rad- und Fußverkehr kein Selbstzweck ist. Beides soll ja in Kombination mit dem ÖPNV dazu dienen den Menschen nachhaltige Mobilität zu ermöglichen.

    Ich stimme dir auch zu, dass Radinfra wie in NL und DK offenbar bei Weitem noch nicht ausreicht für eine spürbare Reduktion der umweltschädlichen PKW-Meilen in diesen Ländern.

    Aber eine gute Radverkehr und Fußverkehrinfrastruktur und eine gegenüber dem Ist-Zustand deutlich reduzierte MIV-Infrastruktur sind wichtige Bestandteile einer Verkehrswende.

    Gäbe es tatsächlich eine andere Möglichkeit, die vom Tempovirus befallenen Autojunkies von der Straße zu holen und die üblen Machenschaften der Drogendealer in den Chefetagen der Drogenküchen, also den Produktionsstätten der Verletzungs- und Mordwerkzeuge und deren Helfer in den Unterstützer-Kartellen wie den ADAC und den ihnen hörigen Parteien zu stoppen, dann würden sich vielleicht viele Maßnahmen hin auf dem Weg zu einer echten Verkehrswende einsparen lassen. Dann könnte vielleicht die vorhandene Straßeninfrastruktur unverändert weiter genutzt werden, allerdings nicht mehr von Privatmenschen oder sonstwie gesteuerten "Dickschiffen" mit viel Blech, PS und Gewicht und einem gigantischen ökologischen Fußabdruck.

    Ich sehe diese Möglichkeit das von oben herab einfach so zu beschließen und umzusetzen nicht. Du vielleicht?

    Auf dem Weg hin zu einer echten Verkehrswende müssen vielmehr möglichst viele Menschen mitgenommen werden. Und gerade die aktuelle weitverbreite Verärgerung über die immer schwerer, und dreckiger werdenden Dickschiffe (SUVs) ist ein guter Ansatz Mehrheiten zu generieren jenseits einer einseitig auf das Auto ausgerichteten Mobilitätswelt. Aber dazu gehören auch sichtbare Zeichen. Ein breiter separater Radweg neben einer neuen oder erneuerten Landstraße auf der Tempo 100 und mehr gilt reicht als Zeichen dafür nicht aus!

    Die bloße Aufforderung, auch dann auf einer Landstraße zu fahren, wenn dort Autoverkehr mit Tempo 100 stattfindet, funktioniert aber auch nicht als ein solches Zeichen. Selbst dann nicht, wenn noch so viele Untersuchungen die Harmlosigkeit dieses Unterfangens belegen würden.

    Da es den Rahmen sprengen würde, will ich es nur andeuten: Es muss eine ganz neue Raumplanung stattfinden. Wo soll wie dicht gesiedelt werden können? Da haben viele Verkehrsfragen ihren eigentlichen Ursprung.

  • aus: Ulli Kulke vom 05.02.2019: Warum ein Tempolimit überfällig ist (Dem Autor geht es in dem Artikel um ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen

    https://www.achgut.com/artikel/warum_…eberfaellig_ist

    Damals, das war Ende der 50er Jahre, als es darum ging, ein generelles Tempolimit innerorts von Tempo 50 einzuführen!

    Whoa - ein Artikel auf achgut dem ich wirklich zustimmen kann - unglaublich. Aber als ich beim ersten Kommentar angelangt war, wusste ich direkt wieder warum ich die Site eigentlich meide...

  • Vielen Dank für den Hinweis geisterradler. Habe inzwischen eine ältere Quelle für das Schmidt-Zitat gefunden und meinen Beitrag entsprechend korrigiert. Diese achgut-Internet-Seite ist ja gelinde gesagt "abenteuerlich".

  • Viel Rad- und Fußverkehr ist kein Selbstzweck. Radinfra wie in NL und DK reicht offenbar bei Weitem noch nicht aus für eine spürbare Reduktion der umweltschädlichen PKW-Meilen in diesen Ländern.

    Ich war gerade in NL auf Durchreise mit einem Anhängergespann und fand die Infrastruktur dort sehr autogerecht. Innerorts gab es neben der Fahrbahn meistens rot asphaltierte Zweirichtungs-Wohlfühlradwege, auf denen dem Radverkehr aber an jeder Kreuzung die Vorfahrt genommen wurde. Dafür mussten wir aber nicht ein einziges Mal für einen Radfahrer bremsen, der vor uns auf der Fahrbahn fuhr.

    Eine solche Infrastruktur ist sicherlich nicht geeignet, den Autoverkehr zu reduzieren. Da reicht auch der Wohlfühlfaktor, der sich bei den meisten Menschen auf den separierten Wegen zwischen den Knotenpunkten einstellt, nicht aus, das Auto stehen zu lassen. Es senkt allenfalls die Hemmschwelle, auf das Rad zu steigen. Einen deutlich spürbaren Umstieg vom Auto auf das Fahrrad erreicht man erst, wenn das Radfahren bequemer wird als das Autofahren, indem z.B. Ziele mit dem Fahrrad direkt, aber mit dem Auto nur über erhebliche Umwege (oder gar nicht) erreichbar sind.

  • Ich war gerade in NL auf Durchreise mit einem Anhängergespann und fand die Infrastruktur dort sehr autogerecht. Innerorts gab es neben der Fahrbahn meistens rot asphaltierte Zweirichtungs-Wohlfühlradwege, auf denen dem Radverkehr aber an jeder Kreuzung die Vorfahrt genommen wurde. Dafür mussten wir aber nicht ein einziges Mal für einen Radfahrer bremsen, der vor uns auf der Fahrbahn fuhr.

    Eine solche Infrastruktur ist sicherlich nicht geeignet, den Autoverkehr zu reduzieren. Da reicht auch der Wohlfühlfaktor, der sich bei den meisten Menschen auf den separierten Wegen zwischen den Knotenpunkten einstellt, nicht aus, das Auto stehen zu lassen. Es senkt allenfalls die Hemmschwelle, auf das Rad zu steigen. Einen deutlich spürbaren Umstieg vom Auto auf das Fahrrad erreicht man erst, wenn das Radfahren bequemer wird als das Autofahren, indem z.B. Ziele mit dem Fahrrad direkt, aber mit dem Auto nur über erhebliche Umwege (oder gar nicht) erreichbar sind.

    Wie wird denn den Radfahrern an den Kreuzungen in Dänemark die Vorfahrt genommen? Hast du mal einen Link zu einem google-street-view-Bild?

    Oder ein eigenes Foto? Und welche Tempolimits gelten in Dänemark für Autos auf Fahrbahnen neben Radfahrwegen bzw. Radfahrstreifen. Hast du in Dänemark auch Schutzstreifen gesehen?

    Wie willst du das erreichen, für das Auto Umwege bauen und die vorhandene Autoinfrastruktur, die ja oft den direktesten Weg ermöglicht, komplett umwidmen für den Radverkehr? Da erscheint es mir sinnvoller, wenn vorhandene Straßen so umgebaut werden, dass von den oft mehreren Fahrspuren jeweils eine statt für den Autoverkehr für den Radverkehr zur Verfügung gestellt wird.

  • Wie wird denn den Radfahrern an den Kreuzungen in Dänemark die Vorfahrt genommen?

    NL = Niederlande, nicht Dänemark.

    Die Vorfahrtregeln in NL fand ich eher verwirrend. Mal hatte man auf dem Fahrrad Vorfahrt, mal nicht. Selbst neben Fußgängerüberwegen stand an der Radwegfurt ein [Zeichen 205]

  • In Blavand habe ich überhaupt nichts von besonderer Infrastruktur gemerkt, als ich mit dem Fahrrad von Oksby zum Blåvandshuk Fyr gefahren bin. Sah genauso aus wie Deutschland. Der größte Unterschied war die Mentalität der Autofahrer.

    Diese Street View Aufnahme gibt es sehr gut wieder:

    kQ5aOBZ.jpg

    fuck jetzt hab ich wieder fernweh...