Fahrradpiktogramme männlich, weiblich, divers

  • Also ich bin ja etwas neidisch auf die weiblichen Bezeichnungen. Denn im Deutschen gibt es keine einfache Bezeichnung nur für den männlichen Teil einer Gruppe. Die Damen hingegen haben ihr eigenes Wort.

    Erst die Feministen haben allen eingeredet, dass mit den generischen Formen die Damen gar nicht gemeint sind.

    Bezüglich des ersten Teils stimme ich Dir zu - seit Jahren mein Reden. Geht im Spanischen genauso:

    100 Jungs - cien chicos

    100 Mädels - cien chicas

    99 Jungs und 1 Mädels - cien chicos

    1 Junge und 99 Mädels - cien chicos

    Ich wundere mich, dass das noch niemand als Diskriminierung beklagt hat.

    Aber das mit den generischen Formen fordert mich zum Widerspruch heraus. Berufsbezeichnungen wie Tischler, Müller, Schmied sind zu Zeiten entstanden, als ausschließlich Männer diese Berufe ausgeübt haben. Da gab es keine Frau, die sich hätte entscheiden müssen zwischen »Ich bin Baggerführer« und »Ich bin Baggerführerin«.

    Als dann Frauen allmählich auch in diese Berufe eindringen durften, pappte man ihnen die bis dahin nur auf Männer bezogenen Bezeichnungen auf. Und so entstand das »Frauen sind mitgemeint«.

    Gegenprobe: wie sieht es denn mit Berufen oder Tätigkeiten aus, die nur von Frauen ausgeübt werden, bzw. mit Zuschreibungen, die sich nur auf Frauen beziehen?

    Oh - da gibt es eigenständige Bezeichnungen: Hebamme, Hure, Hexe.

  • Geburtshelfer, Stricher, Zauberer. ;)

    Nein, nur halb ernst gemeint.

    Ich persönlich finde es stilistisch sehr unschön, im Plural mit "*innen", "Innen", "_innen", "/-innen", "/innen" zu formulieren. Und nicht immer ist das nominalisierte Partizip I (Studierende, Radfahrende) wirklich ansprechender. Darum bevorzugte ich eigentlich das von Fahrbahnradler am Spanischen erläuterte generische Maskulinum zur Bezeichnung gemischtgeschlechtlicher Gruppen.

    Ist dagegen nur eine Person gemeint, verhält es sich anders: Mich befremdet, wenn eine Frau sagt, sie sei Bürokaufmann oder Arzt oder Rechtsanwalt.

    Ansonsten ist das Genus eben etwas anderes als der Sexus. In zahlreichen Sprachen ist der Mond feminin, im Deutschen maskulin; dafür erfreuen wir uns an der (fem.!) Blume oder lieben sie gar, während der Lateiner sie lieber maskulin einordnet.

    Mit einem Wort: grammatisches Geschlecht ungleich dem natürlichen.

    Einschränkend ist zu sagen: Auch wenn mensch das nicht wahrhaben will, ist aus sprachgeschichtlicher, also diachroner Perspektive in Teilen sicher eine gewisse 'männliche' Dominanz nicht von der Hand zu weisen. So freute sich der Adam über seine Männin und all men are equal, but all women are equal, too.

    Aber muss man dann so weit gehen, Sprache schriftich wie verbal zu verhunzen? Dann gefiel mir die Variante an einer Schule (linke bis kommunistische Gesamtschule, feministisch, man duzte sich), an der ich 3 Jahre tätig war, noch besser. Ich saß dort im "Lehrerinnenzimmer" bei ungefähr paritätischer Besetzung.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (15. Juni 2019 um 23:09)

  • In Kiel gibt’s die eingangs erwähnten Fahrradpiktogramme übrigens schon:

    Allerdings wurde die „Beschilderung“ konsequent durchgehalten: in der einen Richtung wurden Fahrräder mit Oberrohr verlegt, in der anderen Fahrräder mit tiefem Einstieg.

  • Tja, Ullie. Und nun? Dürfen Frauen nur in die eine Richtung, Männer nur in die andere fahren? 8o

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (16. Juni 2019 um 19:26)

  • Tja, Ullie. Und nun? Dürfen Frauen nur in die eine Richtung, Männer nur in die andere fahren? 8o

    Die Fahrradpiktogramme, die in Hannover auf die Straße aufgebracht werden, die zeigen allesamt ein Fahrrad mit tiefem Einstieg. Hintergrund ist eine Initiative von 1992 der damaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Hannover. Man kann also mit Fug und Recht sagen, diese Lösung hat sich bewährt.

    Das Beispiel Kiel ist der Versuch es allen recht zu machen. Wobei ich allerdings wirklich nicht dem Drängen von Männern nachgeben würde, die sich ihrerseits für zu wenig beachtet fühlen, wenn nicht auch ein gewisser Anteil Fahrradpiktogramme mit Querstange verwendet werden.

    Und zwar aus mindestens zwei Gründen:

    Erstens sollte es die Männerwelt ertragen können, dass sie mitgemeint sind, wenn ein Fahrradpiktogramm ein Fahrrad mit tiefem Einstieg zeigt. Schließlich mutete man das umgekehrt ja auch den Frauen seit Jahrzehnten zu. Und man mutet es ihnen heute noch in vielen Kommunen zu, wo die Fahrradpiktogramme eine Querstange zeigen.


    Zweitens kommt es nach meiner Beobachtung immer häufiger vor, dass Männer Fahrräder benutzen, die einen tiefen Durchstieg haben. Zwar ist die klassische Verteilung insgesamt noch deutlich erkennbar (die meisten Männer benutzen ein Rad mit Querstange, die meisten Frauen benutzen ein Rad mit tiefem Einstieg) aber es gibt auch zunehmend mehr Fälle, wo das nicht mehr zutrifft.

    Diese Aussage beruht ausschließlich auf eigenen Beobachtungen. Wer meint, es besser zu wissen oder gar Untersuchsuchungen anführen kann, der soll es bitte tun.

    Ein dritter Grund, der gegen die "Kieler Lösung" (mal ein Rad mit tiefem Durchstieg, mal ein Rad mit Querstange) spricht:

    Selbst wenn man das berücksichtigen möchte, dass man mit Piktogrammen auf dem Pflaster keine Radfahrer mit Rädern mit Querstange verärgern will: Die meisten "Blech-Schilder" zeigen immer noch Fahrradpiktogramme mit Querstange. Dadurch herrscht bislang genug ausgleichende Gerechtigkeit, selbst dann, wenn alle Fahrradpiktogramme auf dem Pflaster Fahrräder mit tiefem Einstieg zeigen.

  • In Kiel gibt’s die eingangs erwähnten Fahrradpiktogramme übrigens schon:

    Allerdings wurde die „Beschilderung“ konsequent durchgehalten: in der einen Richtung wurden Fahrräder mit Oberrohr verlegt, in der anderen Fahrräder mit tiefem Einstieg.

    In Kiel wurden sogar die Bedenken von Fahrbahnradler vom 4. Juni berücksichtigt. Fahrbahnradler befürchtete, dass ein Fahrradpiktogranmm ohne Querstange als echtes Rad schnell unfreiwillig zum "Faltrad" werden würde.

    Vielen Dank für das Kieler Beispiel, Malte! Dann sind "weibliche" Fahrradpiktogramme auf dem Pflaster also keine rein hannoversche Initiative. Zumindest in Kiel kommen sie zumindest im Wechsel mit "männlichen" Fahrradpiktogrammen also auch vor!

  • Das Pendant "Krankenbruder" zu "Krankenschwester" gibt es so nicht. So weit ich weiß, sind das die Krankenpflegerin und der Krankenpfleger.

  • Das Pendant "Krankenbruder" zu "Krankenschwester" gibt es so nicht. So weit ich weiß, sind das die Krankenpflegerin und der Krankenpfleger.

    Schönes Beispiel. Hier wurde die etablierte Berufsbezeichnung »Krankenschwester« abgeschafft, als auch Personen des anderen Geschlechts in diesen Berufen anzutreffen waren. So wie aus »Hebamme« dann »Geburtshelfer/in« wurde ... Da waren Männer bei den etablierten Bezeichnungen nicht »mitgemeint« ...

  • Ich sag einfach nur "Frau Hauptmann".

    Das ist alles, was du über die Genderei bei der Bundeswehr wissen musst.

    Gefreiter ist doch der unterste Dienstrang, so weit ich mich damit auskenne. Wie ist denn da die Ansprache. Wird da auch bei der Anrede das "Frau" oder "Herr" davor gesetzt?

    Und heißt es dann Frau Gefreiter Müller, oder heißt es Frau Gefreite Müller? Oder wird das Herr bei so niedrigen Dienstgraden weggelassen? Und heißt es dann "Gefreite Müller" (bei einer Soldatin) und "Gefreiter Müller" (bei einem Soldaten)? Oder heißt es einfach nur "Gefreiter Müller!" (egal ob Soldatin oder Soldat)?

    Und wenn die oder der Vorgesetzte eine Ansprache an eine Gruppe von Soldatinnen und Soldaten hält, zum Beispiel eine Vorlesung bei der Bundeswehrhochschule. Wie werden dann die Soldatinnen und Soldaten vom Dozenten begrüßt?

    Komme mir jetzt keiner mit dem Einwand, mit diesem kleinen Exkurs entfernten wir uns vom Thema! Es lohnt sich mal einen Blick in das innere Gefüge der Institution der "Staatsbürger*innen in Uniform" zu werfen. Denn auch dort wird Fahrrad gefahren: "Seit über zehn Jahren würden keine Herrenfahrräder mehr bestellt - sondern nur noch Unisex-Fahrräder, also für Soldaten und Soldatinnen." https://www.welt.de/wirtschaft/art…Bestellung.html


    Bei der Bundeswehr werden Fahrräder benutzt, um in großflächigen Standorten Entfernungen schneller überbrücken zu können. Für den Kampfeinsatz sind die Fahrräder nicht vorgesehen. Auch bei der Schweizer Armee, deren ausgemusterte Fahrräder ja recht beliebt sind, gibt es inzwischen keine Fahrräder mehr, die für einen Kampfeinsatz vorgesehen sind.

    Zusammengefasst auf das Thema bezogen: Wenn in der Bundeswehr ausschließlich Fahrräder mit tiefem Einstieg bei Neubeschaffungen bestellt werden, dann ist das ein Grund mehr, Fahrradpiktogramme so zu gestalten, dass sie Fahrräder mit tiefem Einstieg zeigen.

  • Also mit drei Worten wird in der Bundeswehr eigentlich niemand angesprochen.


    Von oben nach unten ist es "Gefreiter Müller", und das auch bei einer Frau, und von unten nach oben ist es Herr Hauptmann bzw eben Frau Hauptmann, ohne Nachnamen.

    Bei gleichrangigen ist es meist "ey du"

  • Also mit drei Worten wird in der Bundeswehr eigentlich niemand angesprochen.


    Von oben nach unten ist es "Gefreiter Müller", und das auch bei einer Frau, und von unten nach oben ist es Herr Hauptmann bzw eben Frau Hauptmann, ohne Nachnamen.

    Bei gleichrangigen ist es meist "ey du"

    Puh, da haben die Frauen bei der Bundeswehr ja noch einiges durchzusetzen. Das mit der Frau Hauptmann, das kann man ja damit begründen, dass die soldatische Tradition oft eine sehr männliche Tradition ist. Aber warum es eine Kommunikation von unten nach oben gibt, bei dem die Frau berücksichtigt wird, durch das eingefügte Frau Hauptmann, aber bei der Kommunikation von oben nach unten kein "Frau" vor den Dienstgrad gesetzt wird, das leuchtet mir nicht ein. Sagt denn dann eigentlich auch die Frau General oder der Herr General zum Hauptmann einfach nur Hauptmann (weil der Hauptmann ja im Rang niedriger ist) oder sagt der Frau Hauptmann, bzw. Herr Hauptmann?

    Immerhin hat es die Bundeswehr geschafft, bei der Bestellung von Fahrrädern auf den tiefen Einstieg zu achten!

    Ergänzung: Ich nehme das jetzt mal als Beleg dafür, dass auch bei der Bundeswehr "gegendert" wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (18. Juni 2019 um 11:41) aus folgendem Grund: Ergänzung eingefügt

  • Sorry, aber nur mal so zwischendurch: Jeder Mensch mit wirklichen, existenziellen Problemen muss einen derartigen Thread einfach nur als Schlag ins Gesicht betrachten. Westliche Dekadenz, für die uns der Rest der Welt, der von europäischen und nordamerikanischen Konzernen ausgebeutet wird, zurecht verabscheut...

    Es gibt allein in Deutschland hunderttausende von Menschen, die von einem brutalen Hartz-Regime geknechtet und durch absurde "Rentenreformen" in die Armut und in die Obdachlosigkeit getrieben werden. Und ein paar gutbürgerliche Grünenwähler debattieren darüber, ob auf Fahrradpiktogrammen ein Strich zu viel oder an der falschen Stelle ist. Ausblendend, dass sie damit selber einen stereotypen Sexismus am Leben erhalten, den sie ja angeblich so schrecklich finden. Ignorierend, dass man bspw. kein "Damen"-Rennrad oder -MTB mit "tiefem Einstieg" finden wird...

  • Sagt denn dann eigentlich auch die Frau General oder der Herr General zum Hauptmann einfach nur Hauptmann (weil der Hauptmann ja im Rang niedriger ist) oder sagt der Frau Hauptmann, bzw. Herr Hauptmann?

    Ich hab in meiner Dienstzeit nie einen General gesehen, und war auch nie anwesend wenn ähnlich hochrangige Offiziere untereinander gesprochen haben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Formalien wenn man sich seit Jahrzehnten kennt durchaus runtergefahren werden.


    Zitat

    Es gibt allein in Deutschland hunderttausende von Menschen, die von einem brutalen Hartz-Regime geknechtet und durch absurde "Rentenreformen" in die Armut und in die Obdachlosigkeit getrieben werden. Und ein paar gutbürgerliche Grünenwähler debattieren darüber, ob auf Fahrradpiktogrammen ein Strich zu viel oder an der falschen Stelle ist.

    Da hast du sicher nicht unrecht, und ich bin auch alles andere als überzeugt davon, dass mit einem Habeck als Bundeskanzler die soziale Gerechtigkeit wieder hochgefahren wird. Oder ob die Waffenlieferungen, die eigentlich nicht sein dürften, wirklich eingestellt werden.

    https://youtu.be/sDbFaud885s

    Und ob so ein grüner Höhenflug tatsächlich was an der Klimakatastrophe oder der Verkehrswende ausrichten wird sei mal dahingestellt. Man sieht es ja in BaWü, wo sich der Winfried hinstellt und Diesel kauft und damit prahlt.