EU-Wahl am 26.5.2019: Welche Rolle spielt der Fahrradverkehr auf den EU-Wahlplakaten?

  • Diese Woche habe ich die ersten EU-Wahlplakate im Straßenraum gesichtet. Hier zwei Motive aus Hannover bei denen allerdings der Fahrradverkehr lediglich indirekt als Beitrag zu Klima- und Umweltschutz eine mögliche Rolle spielt. Plakate mit direktem Bezug zu Fahrradthemen oder mit Fahrrädern als Motiv habe ich bislang leider noch keine gesichtet. Aber seit dieser Woche dürfen die Plakate aufgehängt werden, so dass ich auch nicht länger mit der Eröffnung dieses Themas warten wollte:

       

  • "Europa ist die Antwort" bedeutet so viel wie "Deutschland kann weiter Treibhausgase emittieren, die Einsparungen sollen andere europäische Länder vornehmen!"?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich verstehe das als: "Wir haben nicht den Arsch in der Hose, es selber zu machen. Besser die EU macht sich unbeliebt."

    Die Kritik ist freilich nicht von der Hand zu weisen. Andererseits werden zumindest von SPD und den Grünen Themenplakate aufgehängt, die den Umweltschutz zum Gegenstand haben. Gerade bei der SPD sehe ich darin eine Neuentwicklung, die ich so nicht in Erinnerung habe von den letzten EU-Wahlen oder auch Bundestagswahlen.

    Die CDU dagegen plakatiert anscheinend nur ihre Kandidaten, dieses von der CDU, mit McAllister-Motiv, ist mir in Hannover aufgefallen:

    McAllister ist der Spitzenkandidat der CDU in Niedersachsen.

    Alle anderen Parteien außer der CDU (und CSU) haben übrigens eine bundeseinheitliche Liste.

    Und hier noch ein weiteres Themenplakat der Grünen:

    Kennt eigentlich jemand diese Vogel-Art? Stehen diese Vögel unter einem besonderen Schutz?

    Ich hätte ja vielleicht eher den Eisvogel genommen!

  • "Europa ist die Antwort" bedeutet so viel wie "Deutschland kann weiter Treibhausgase emittieren, die Einsparungen sollen andere europäische Länder vornehmen!"?

    Kurios, an manchen "Stammtischen" hört man immer wieder. Nur Deutschland sei so "blöd", dass es die strengen EU-Vorgaben zur Luftreinhaltung auch tatsächlich einhalten würde, während alle anderen EU-Staaten drauf pfeifen.

  • Während SPD und Grüne auf Themenplakate setzen, verwendet die CDU Themenplakate nur sehr sparsam. Eines habe ich trotzdem entdeckt. Leider ohne Radverkehr-Bezug. Aber es ist mir besonders negativ aufgefallen, weil es dazu beiträgt, die Vorbehalte anderer EU-Staaten oder deren Bevölkerung gegenüber einem überstarken Deutschland in der EU zu befördern, besonders dann wenn man den Augenmerk auf diese drei Farb-Dreiecke legt, die im zweiten Bild nicht abgedeckt sind. Schwarz-Weiß-Rot das sind die Farben des Deutschen Kaiserreiches und die Farben der Hakenkreuzfahne. Ich will jetzt nicht so weit gehen da Absicht zu unterstellen. Aber es hätte dem Gestalter oder seinen Auftraggebern auffallen müssen und so nicht aufgehängt werden dürfen. Zumal mit einem Spruch, bei dem man denken könnte, Europa habe gefälligst für Deutschlands Zukunft zur Verfügung zu stehen.

  • Hm. Ob das unterbewusst ansprechen soll?

    Eigentlich werden solche Plakate schon sehr genau auf sowas geprüft bzw. achtet man auf mögliche Assoziationen.

    Was nicht heißt dass das hier Absicht ist/war.

    Ich hatte als Kind mal einen Pulli in den Farben. Sehr zur Freude "spezieller" Mitschüler. Hatte ich dann nie wieder an.

  • Ok, vielleicht sehe ich (rechte) Gespenster. Vielleicht aber auch nicht. Ich habe noch mal bei den Plakaten der CDU im letzten Bundestagswahlkampf nachgeschaut. Damals hatte ich ebenfalls Fotos gemacht. Komisch: Damals fiel mir das nicht auf mit dem Schwarz-Weiß-Rot, obwohl die CDU-Plakate damals die selbe Gestaltungsidee hatten wie jetzt beim EU-Wahlkampf. Bin ich seitdem "hypersensibilisiert"?

    Hier ein CDU-Wahlplakat aus dem letzten Bundestagswahlkampf, also von Sommer 2017. Direkt daneben dasselbe Plakat mit teilweise abgedeckten Flächen und mit eingefügter Fahne des Deutschen Reichs. Die Nazis hatten die Fahne des Deutschen Reichs mit ihrem Parteilogo in den selben Farben zur Nationalfahne gemacht.

    Trotzdem, auch wenn es nur so ist, dass ich vielleicht ein wenig übersensibilisiert bin, als Plakatgestalter wäre ich vorsichtiger.

  • Nach längerem Anschauen finde ich das Plakat auch eindeutig verunglückt. Was der Gestalter sich dabei wahrscheinlich gedacht hat (wenn überhaupt):

    Wir nehmen die Bundesflagge (Schwarz, Rot, Gold) und ordnen die Farben in verschiedenen Winkeln neu an. So von wegen frischer Wind in der Politik oder so.

    Dass der Hintergrund als Weiß durchgeht (ist wohl eher grau) und die Anordnung Schwarz, Weiß, Rot dabei herauskommt, war wohl eher ein Versehen (hoffe ich). Wenn man aber als argloser Betrachter die Farben des Deutschen Reiches vor den Bundesfarben erkennt, ist definitiv etwas nicht in Ordnung.

    Das hätte man besser machen können, etwa den schwarzen und den gelben Balken vertauschen, dann wäre Schwarz dominanter, immerhin irgendwie auch die Farbe der CDU?

    Dass diese Partei eindeutig nicht zum linken Spektrum gehört, hat wohl nichts mit Gespenstern zu tun. Ich selbst habe noch nie Union gewählt, aber mir wäre es immer noch lieber, die Unentschlossenen und Unzufriedenen fielen auf die CDU rein als auf die eindeutig Rechten.

  • So jetzt aber noch mal ernsthaft zur Sache. Heute habe ich die Themenplakate der Linken zum ersten Mal gesehen. Und darunter sind zwei, die zwar keinen direkten Fahrrad-politischen Bezug haben, aber immerhin einen verkehrspolitischen pro ÖPNV bzw. einen klimapolitischen:

  • In Stade wird ja parallel zum Europaparlament auch die Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister gewählt. Nachdem die Amtsinhaberin bereits auf Augenhöhe mit Fußgängern und Radfahrern plakatiert hatte, sind nun auch die ersten Plakate ihres aussichtsreichsten Herausforderers aufgetaucht.

    Was ein CDU-Kandidat unter einer "besseren Verkehrsplanung" versteht, sollte jedoch skeptisch hinterfragt werden. Gelegenheit dazu wird es heute Abend auf einer Veranstaltung mit allen 4 Kandidaten geben, die von den Grünen organisiert wurde. https://gruene-ov-stade.de/aktuelles/aktu…kandidaten_ein/

  • Für eine bessere Verkehrsplanung mit einer Autoschlange zu werben, ohne dass ein einziges Fahrrad, Bus oder Bahn auf dem Bild als Gegenmodell zum "Autowahn" zu sehen ist, das spricht nicht dafür, dass diese Partei eine "Verkehrswende" einleiten will.

  • Ich bezweifle langsam, dass es eine gute Idee war, nach Plakatmotiven Ausschau zu halten, bei denen der Radverkehr oder wenigstens der ÖPNV in irgendeiner Form eine Rolle spielt. Aber zumindest ein bisschen was hat sich ja schon angefunden. Und wenigsten fallen hier und da Stichworte wie "Umwelt" oder "Klimaschutz".

    Kommunalwahlkampfplakate aus Stade sind immer gern und herzlich willkommen. Wie agieren denn die Grünen Plakate-mäßig auf das CDU-Autoplakat?

    Meine Verzweiflung wächst. Es fehlt der Wille der Parteien, eine Verkehrswende herbeizuführen. Und auch ein Rückblick auf den Europa-Wahlkampf 2014 steigert nur die Verzweiflung. Allerdings war auf diesem Plakat von 2014 immerhin eine Lokomotive drauf zu sehen. Die hätte allerdings dringend einen Feinstaub-Filter nötig!;)

  • Wie agieren denn die Grünen Plakate-mäßig auf das CDU-Autoplakat?

    Die Grünen haben keinen eigenen Kandidaten für die Bgm-Wahl. Daher gibt es heute Abend die Diskussionsrunde mit den 4 Kandidaten (SPD, CDU, Piraten, Die Partei), wo insbesondere "grüne Themen" diskutiert werden sollen, darunter sicherlich auch das Thema Mobilität und Verkehr.

    Für eine bessere Verkehrsplanung mit dem Bild eines Staus zu werben, ist auf jeden Fall äußerst fragwürdig. Es deutet zwar das Problem an, aber keine Lösung und jeder kann darunter verstehen was er will. Die "Lösung" könnte der Wähler auch darin sehen, die Straßen weiter auszubauen, um den Kfz-Verkehr weiter zu beschleunigen. Den typischen CDU-Wähler schätze ich jedenfalls eher so ein, dass er Radfahrer als Verkehrshindernis wahrnimmt und nicht als Lösung der Verkehrsprobleme ( = zu viele Autos).

    Immerhin hat der CDU-Kandidat am vergangenen Mittwoch an der Radtour teilgenommen, die ich organisiert habe.

  • Mehr am Themen-Rand:

    Was wir doch für zupackende Politiker in den Parteien haben. Wenn die alle so dolle die Ärmel hochkrempeln, dann müsste doch auch die Mobilitätswende ruchzuck bewerkstelligt werden können:

    Oder für wen krempeln die da die Ärmel hoch?

  • Nun ist das Thema Radverkehr auch explizit im Stader Bgm-Wahlkampf angekommen. Wer hätte gedacht, dass ein CDU-Kandidat das mal zum Wahlkampfthema macht? Was er unter "besserem Radverkehr" versteht, bleibt abzuwarten. Wir verschicken heute noch 7 Fragen zum Thema Radverkehr an die 4 Bgm-Kandidaten und hoffen auf eine Antwort bis zum 01. Mai.

    Die Amtsinhaberin setzt inhaltlich weiterhin ausschließlich auf (ihre?) Kompetenz, weil sie ja schon seit 7 1/2 Jahren Bürgermeisterin in Stade ist und vorher schon 11 Jahre Bürgermeisterin in Bad Münder war.

  • Wahlplakate mit Radverkehrsbezug in der Pfalz: Null. Warum auch?

    Leicht Offtopic: Was gibt es da eigentlich zu "wählen", wenn die, die da "gewählt" werden, dann in einem "Parlament" sitzen, welches nicht einmal ein Recht auf Gesetzesinitiativen hat...!? :cursing: Sondern jene von einer in keinster Weise legitimierten "Kommission" vorgelegt kriegt, um diese dann einfach abzunicken? :/ Und warum ist dieses "Recht" dann für einen angeblich souveränen Staat wie die BRD überhaupt in irgendeiner Weise bindend?