Art. 13 und ähnliches: Die nächste Internet-Bedrohung

  • Kann man schon, die Frage ist halt, wer es dort finden wird. Auch für internetaffine Menschen dürfte die Eintrittshürde ins Darknet hoch genug sein, so dass man sich damit nicht mehr befassen mag. Wenn es um gesellschaftliche Themen, sei es der momentane Rechtsruck, sei es der Mobilitätswandel, geht, dann müssen Informationen frei und leicht verfügbar sein. Das ist momentan bereits schwierig genug, das wird im Darknet schier unmöglich.

    Mit einer markanten Domain - am Rande: die de-Domain war schon sehr lange eine ziemlich beknackte Idee - den EU-Raum zu verlassen, whois-Protection zu buchen und den inhaltlich verantwortlichen zu verschweigen, ist eine Option, die bleibt. Schön ist die nicht, aber notwendig vielleicht.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Mit einer markanten Domain - am Rande: die de-Domain war schon sehr lange eine ziemlich beknackte Idee - den EU-Raum zu verlassen, whois-Protection zu buchen und den inhaltlich verantwortlichen zu verschweigen, ist eine Option, die bleibt. Schön ist die nicht, aber notwendig vielleicht.

    Naja — und dann?

    Einerseits lässt sich immer noch recht einfach ermitteln, wer der Betreiber einer Seite ist. Okay, das Impressum schaltet man vorsichtigerweise natürlich ab, aber davon ab muss man sich schon ziemlich anstrengen, wenn man anonym bleiben möchte. Ich glaube, bei mir ist diesbezüglich der Zug ohnehin abgefahren, denn beim Thema Radfahren oder Critical Mass wird man sich bei einer suspekten Webseite ohnehin erstmal an diesen renitenten Radfahrer aus Hamburg-Eidelstedt Kiel erinnern.

    Abgesehen davon gelten die neuen Regelungen zum EU-Urheberrecht auch für Betreiber außerhalb der Europäischen Union, sofern sie eine gewisse Anzahl Nutzer aus der Europäischen Union aufweisen.

  • am Rande: die de-Domain war schon sehr lange eine ziemlich beknackte Idee - den EU-Raum zu verlassen

    Also jetzt ohne die Vorschriften im Detail gelesen zu haben: ich denke nicht, dass eine derart einfache Umgehung legal wäre. Einfach weil es den kompletten Zweck des Gesetzes negieren würde. So nachlässig ist der Gesetzgeber wohl nicht.

    Die werden sich schon die Möglichkeiten schaffen, einen inländischen Betreiber für die Seite verantwortlich zu machen. Irgendwelche Verschleierungsversuche lösen das Problem leider auch nicht. Auf die Dauer möchte wohl kaum jemand eine illegale Seite betreiben. Ich könnte dann zumindest nicht mehr gut schlafen.

    Wie sie es bei ausländischen Betreibern machen möchten, ist eine ganz andere Frage. Die ist aber wohl für die ganzen kleinen Blogger nicht relevant.

    Ich finde es übrigens erschreckend, wie wenig handfestes man zu dem Thema findet. Das ging mir schon bei der DSGVO so: ich wurde von Massen von Ratschlägen erschlagen, auf was man nun alles achten muss. Und es überforderte mich einfach, die korrekten Hinweise aus den Informationsmassen herauszufiltern.

    Das wird vermutlich bei den neuen Gesetzen nicht besser.

    Wenn man dringend irgendwie positiv sehen möchte: Die Industrie wird langsam erwachsen. Und in jeder erwachsenen Industrie ist leider praktisch alles unglaublich kompliziert und man braucht für alles Experten.

  • Abgesehen davon gelten die neuen Regelungen zum EU-Urheberrecht auch für Betreiber außerhalb der Europäischen Union, sofern sie eine gewisse Anzahl Nutzer aus der Europäischen Union aufweisen.

    Herrje, Malte

    Und warum sollte das einen Betreiber außerhalb der EU kümmern? Und wenn Du bei allem Talent Dir ausgerechnet den einen mittelständischen Hoster außerhalb der EU gegriffen hast, den das juckt, nimm halt einen anderen mittelständischen außerhalb der EU, gibt ja genug.

    Es gibt sogar welche, die vorwiegend davon leben, daß anfänglich deutsche, später auch europäische Juristen in Deutschland und EU Zensur implementieren und die Zensuropfer irgendwo Zuflucht brauchen. Der Knackpunkt ist doch, daß der Hoster auch nicht weiß, wer man ist, wer da die Rechnung bezahlt.

    Einerseits lässt sich immer noch recht einfach ermitteln, wer der Betreiber einer Seite ist.

    Ich schrieb von "whois-Protection", nicht Impressum, das läßt man dann natürlich weg. Derzeit jedenfalls bekommt man noch zu whois-Protection bei Google Suchergebnisse ausgeworfen, sogar, wenn man Google aus der EU ansurft, andernfalls schalte einen VPN zwischen, spätestens dann klappt's.

    Und wenn Dich das immer noch nicht überzeugt, dann schau mal dort vorbei:

    https://www.auktionshilfe.info/dashboard/

    Seit über 10 Jahren haben es international agierende Mafia-Banden und auch Polizeibehörden, nicht vermocht, den Betreiber ausfindig zu machen. Und obwohl den diversen Polizeien gegen diverse Mafiabanden zugearbeitet wird, bleibt das auch so.

    Es gibt auch für recht bekannte Internetseiten wirksame whois-Protection, das ist eine Tatsache.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Auf die Dauer möchte wohl kaum jemand eine illegale Seite betreiben. Ich könnte dann zumindest nicht mehr gut schlafen.

    Kann nicht so schwer sein, eine Seite anonym zu hosten. Solange es ein kleines unbedeutendes Radforum ist, ist es auch unverhältnismäßig, den Betreiber zu ermitteln. Also kann man schon machen.

    Wenn man dringend irgendwie positiv sehen möchte: Die Industrie wird langsam erwachsen. Und in jeder erwachsenen Industrie ist leider praktisch alles unglaublich kompliziert und man braucht für alles Experten.

    Idealerweise sollte man kein Experte für Informatik, Jura oder Datenschutz sein, um ein Forum im Internet zu betreiben. Leider versagen die Experten dabei, komplizierte Dinge auch wieder einfach zu machen. Da muss ich mich auch an meine eigene Nase packen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Idealerweise sollte man kein Experte für Informatik, Jura oder Datenschutz sein, um ein Forum im Internet zu betreiben.

    Grundsätzlich richtig. Mittelfristig wird man es nur nicht mehr auf einem eigenen Server betreiben, sondern die Dienstleistung irgendwo einkaufen. Inklusive der Gewährleistung, dass die ganzen juristischen Feinheiten eingehalten werden.

    Die Hürde, um so ein System tatsächlich selber zu betreiben, wird immer höher. Das kann eine Einzelperson mittelfristig nicht mehr leisten.

  • Tja. Die EU (die im Grunde ja in keinster Weise demokratisch legitimiert ist) zeigt einmal mehr ihr wahres Gesicht bzw. ihren eigentlichen Zweck: Die internationale, europaweite Durchsetzung der Interessen einiger weniger Reicher. Mich wundert immer wieder, dass die EU trotz allem immer noch von der Mehrheit als "gut" angesehen wird. Obwohl das alles im stillen Kämmerlein von einer wirklich in keinster Weise als demokratisch bezeichenbaren "Kommission" ausgeheckt wird.

    Zitat Juncker:

    Zitat

    "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."

    Ein "Zurück" gibt es wahrlich nicht mehr. Das, was grade die EU uns in den letzten Jahren schon alles zugemutet hat (ich erinnere nur an die Zeit der "Finanzkrise") haben wir inzwischen ja auch schon wieder vergessen... Und es werden auch zukünftig weitere Maßnahmen ergriffen, um die Massen, aber vor allem das Internet unter "Kontrolle" zu kriegen und die freie Meinungsäußerung zunehmend zu verunmöglichen.

  • Ich hoffe du findest eine Möglichkeit dieses kleine Forum trozdem weiterzubetreiben, falls Moderatoren gesucht werden stehe ich zur Verfügung! Unabhängig davon wird wohl einiges auf der Strecke bleiben, unter anderem befürcht OpenStreetmap so nicht mehr weiter arbeiten zu können, was für mich richtig übel wäre da die Offline Radkarten die ich benenutze darauf basieren.

    http://golem.de

  • Na im Prinzip würde es ja reichen, wenn Beiträge moderiert werden, also manuell freigegeben werden müssten.

    Hier im Forum mit der Hand voll Beiträgen pro Tag wäre das ja noch möglich (würde mich dazu auch anbieten, da mitzuhelfen), aber wie Twitter, Youtube usw. das Handhaben wollen, keine Ahnung.

    Du bist in jedem Fall nicht der einzige mit dieser Herausforderung und ich hoffe sehr, dass sich hier noch eine vernünftige Lösung findet.

    Wenn man genug Geld hat kein allzu großes Problem, Youtube z.B. hat ein Content ID System, das automatisch Inhalte blockiert. Hat aber ca. 60 Millionen € gekostet.

    Quelle: https://www.heise.de/newsticker/mel…er-4162837.html

  • Zitat

    hat ein Content ID System, das automatisch Inhalte blockiert. Hat aber ca. 60 Millionen € gekostet.

    Auch das ist bei weitem nicht perfekt. Und nebenbei wesentlich günstiger als eine manuelle Kontrolle. Bei 400 Stunden Video, die da jede Minute hochgeladen werden, bräuchten die 100.000 Menschen, die das in Vollzeit sichten. Je nach Tagessatz sind die 60 Mio in wenigen Stunden oder Tagen beisammen.

  • Die heutige Abstimmung war ja eher eine Katastrophe für das Internet, Uploadfilter und Linktax wurden in der quasi härtesten Form beschlossen.

    Das bedeutet dann aber auch, dass ich zum Inkrafttreten der neuen Regelungen im nächsten Jahr dieses Forum abschalten werde. Schade — aber als kleiner privater Betreiber kann ich mir die ganzen Aufwände nicht leisten.

    Oh Mann! Und du bist nicht der Erste. ?

    Einen der tollsten Radhändler in Hamburg hat es auch schon erwischt:

    http://fahrrad-cohrt.com

    Zwar kommerziell, aber ein gutes Beispiel dafür, dass die Kleinen zuerst verschwinden.

    Meine Website habe ich schon vor 10 Jahren vom Netz genommen. Sie war im Bildungsbereich angesiedelt. Aber seinerzeit begann es mit den Abmahnkanzleien schon zunehmend nerviger zu werden.

    Mehrere ehemalige Besucher bedauerten per Mail die Abschaltung.

    Die Schließung dieses niveauvollen Forums wäre nicht nur für mich ein Verlust! Aber Verständnis dafür hätte ich, Malte!

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Nun hat sich Google schon mal ins Gespräch gebracht — und droht mit der Einstellung von Google News. Kann ich ja durchaus nachvollziehen, warum sollte sich Google ohne Not das Geld aus der Tasche leiern lassen? Google News könnte in Europa eingestellt werden

    Und YouTube will man auch gleich dicht machen, beziehungsweise bis zu 35 Millionen europäischer Kanäle: Google-Mitarbeiterin Nr. 16 schlägt Alarm

    Da erklärt endlich mal jemand unseren lieben Parlamentariern, dass sich Videos nur bedingt auf urheberrechtlich geschützte Inhalte überprüfen lassen.

  • Lesenswert: Wikimedia verliert Rechtsstreit: Weniger freie Inhalte, mehr Abmahngefahr

    Denn:

    Zitat

    Jetzt läge es am europäischen und deutschen Gesetzgeber, hier nachzujustieren und die Balance im Urheberrecht wieder herzustellen. Stattdessen ist aber auf europäischer Ebene mit der drohenden Upload-Filterpflicht sogar noch eine weitere Verschärfung geplant. Wegen des Urteils des Bundesgerichtshofs müssten Uploadfilter in Deutschland im Zweifel sogar gemeinfreie Werke filtern, sofern nicht klar ist, ob auch der Fotograf des Werkes seine Zustimmung zur Veröffentlichung gegeben hat. Wenn das vermieden werden soll, müsste Deutschland bei der Umsetzung der geplanten EU-Urheberrechtsrichtlinie den ausufernden Lichtbildschutz eindämmen.

  • Die Immaterialgüterrechte sind komplett kaputt.

    Hier muss der Gesetzgeber tätig werden. Und da dies weder bei Union noch SPD zu erwarten ist, muss der Wähler tätig werden.

    Ich frage mich, ob wir (die Menschheit) irgendwann den Unfug des "Geistigen Eigentums" überwinden werden. Die FOSS-Bewegung beweist, dass man großartiges erschaffen kann, ohne dass man es besonders schützen müsste.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Die Artikel 11 und 13 sind wohl erst einmal tot:

    Aber, man kennt es ja: Totgesagte leben länger und vielleicht bleibt erst einmal abzuwarten, wie es nach dem Rechtsruck im Mai und in den nächsten Monaten und Jahren mit dieser Thematik weitergeht.

  • Hier ist ein Video von Audible Magic, mit denen man ein „Content ID“-Prinzip den Abgeordneten des Europäischen Parlamentes schmackhaft machen wollte: https://vimeo.com/198929871

    Dort sieht alles so supercool und einfach aus, da wäre ich als technischer Laie und naiver Abgeordneter aber auch total begeistert. Mehr Hintergründe dazu in diesem Tweet: https://twitter.com/AnnemarieBridy…761804301094917