Neues aus Stade

  • Nachdem es bereits im Januar 2019 angekündigt war, ist gestern endlich in der Salztorscontrescarpe und in der Bahnhofstraße die Benutzungspflicht aufgehoben worden. Damit fährt man jetzt auch regelkonform auf dieser Strecke komplett auf der Fahrbahn: https://goo.gl/maps/MRmgBH3ZEWQfid5M7

    Bis zuletzt bestand in der Salztorscontrescarpe eine Benutzungspflicht in beiden Fahrtrichtungen auf einem ca. 2,30m breiten Gehweg auf der Burggrabenseite. In der Bahnhofstraße gibt es getrennte Geh- und Radwege, auf denen man jetzt noch fahren darf, aber zum Glück nicht mehr fahren muss. Richtung Bahnhof endet der Radweg stumpf vor einem Zebrastreifen.

    Dazwischen in der Straße Am Bahnhof bestand bis zum Januar eine Benutzungspflicht auf der linken Straßenseite von der Bahnhofstraße in Richtung Bahnhofsgebäude, aber in Gegenrichtung nicht. Der "Radweg" ist dort 1,30m breit. Zwischen dem Bahnhof und dem Kreisverkehr Am Güterbahnhof gibt es einen rot gepflasterten Gehweg auf der Südseite, auf dem man noch nie Fahrrad fahren durfte und vom Kreisverkehr bis zur Brücke über den Holzhafen durfte man auch nur die Fahrbahn benutzen. Nach der Fußgängerampel ging es dann offiziell auf dem linksseitigen Gehweg mit Benutzugnspflicht weiter.

    Ich bin mal gespannt, ob diese Neuregelung wenigstens anständig kommuniziert wird. Vor einer Woche wurde auch beschlossen, den gesamten Bereich um den Bahnhof zur Tempo 30-Zone zu machen, allerdings ohne die Salztorscontrescarpe.

  • Ich bin mal gespannt, ob diese Neuregelung wenigstens anständig kommuniziert wird. Vor einer Woche wurde auch beschlossen, den gesamten Bereich um den Bahnhof zur Tempo 30-Zone zu machen, allerdings ohne die Salztorscontrescarpe.

    Besteht an dieser Stelle (und an anderen Stellen) in Zukunft ein Angebotsradweg?

    Und wird die Straße Salztorscontrescarpe dann ein streckenbezogenes Tempo 30 Limit bekommen, ganz oder auf Abschnitten? Oder bleibt dort Tempo 50 max. bestehen?

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (15. Juli 2020 um 11:20) aus folgendem Grund: Nachfrage Tempo 30

  • In der Salztorscontrescarpe gibt es nur einen einseitigen Gehweg auf der Burggrabenseite. Das hatte ich doch schon ein paar Mal geschrieben.

    Im letzten Jahr wurde mir gesagt, dass auch in der Salztorscontrescarpe Tempo 30 angeordnet werden soll, aber im aktuellen Beschluss ist davon keine Rede mehr. Man kann dort aber auch so problemlos mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn fahren, weil da nicht viel los ist.

  • Ist in Stade die "Kreiselmania" ausgebrochen?

    Mein Vater, inzwischen über 80 Jahre alt, hat mal erzählt, er könne sich noch erinnern, dass es "früher" überall Kreisel gab. Nach und nach wurden daraus ampelgesteuerte Kreuzungen gemacht. Heute werden wieder Kreisel draus. Das ist wohl wie mit der Mode...

  • Beide haben ihre getrennte Berechtigung. Die Ampel ist (bei korrekter Benutzung) besser für Stau in beiden Richtungen. Wenn die Benutzer an der Haltlinie anhalten, sobald sie die Kreuzung blockieren würden (jaja, schon klar, klappt in der Praxis nie) würden pro Ampelzyklus ein paar in jeder Richtung weiter fließen können.

    Beim Kreisverkehr können bei niedrigem Verkehrsaufkommen immer Benutzer weiter fahren. Es ergibt sich nie eine "unnütze" Wartezeit, wenn der Verkehrsstrom nicht ausgelastet ist.

    Dazu hat der Kreisverkehr bei mehr als zwei kreuzenden Achsen natürlich erhebliche Vorteile. 5 Straßen gleichberechtigt anzuschließen (oder 12 oder so) geht eben nicht mit einer Ampel.

    Gerüchteweise gab es in Deutschland einen erheblichen Push von Siemens - die Ampelanlagen vertrieben haben - "in jedem Dorf eine Ampel" aufzustellen. Wirtschaftlich schlau - damals eher unnötig, so bei drei Autos pro Großstadt.

  • Mein Vater, inzwischen über 80 Jahre alt, hat mal erzählt, er könne sich noch erinnern, dass es "früher" überall Kreisel gab. Nach und nach wurden daraus ampelgesteuerte Kreuzungen gemacht. Heute werden wieder Kreisel draus. Das ist wohl wie mit der Mode...

    "Um die Außenbezirke der Niedersachsenstadt schließt sich ein Ring von autobahnähnlichen, kreuzungsfreien Schnellstraßen, über die der Fern- und Durchgangsverkehr ohne Geschwindigkeitsbegrenzung surrt. Die City umfaßt ein zweiter, engerer Ring aus gleichfalls doppelbahnigen Schnellstraßen von 50 Metern Gesamtbreite, an deren Gelenken mächtige Verkehrskreisel wie Turbinenräder die Automobile in jede gewünschte Richtung wegschaufeln. Und im Westen und Süden der Stadt sind Baukolonnen mit Planierraupen und Betonierungsmaschinen schon an der Arbeit, die ersten aufgeständerten Hochstraßen Deutschlands zu errichten und mithin den Verkehr erstmals in die "zweite Ebene" zu verlegen.

    Wenn sie fertig sind, können die Autofahrer aus der Richtung Ruhrgebiet - was kaum in einer anderen deutschen Stadt möglich ist - unbehindert durch Kreuzungen oder Ampeln mit unbeschränkter Geschwindigkeit bis zum Stadtkern preschen; über einen Verkehrskreisel werden sie dann auf den doppelbahnigen Innenstadtring geschleust, auf dem sie ihr Ziel in der City ansteuern."

    Quelle: S. 56, 2. und 3. Spalte

    https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/42625552

    Wenn dein Vater über 80 ist, dann hat ihn vielleicht das, was in dem zitierten Artikel von 1959 zu lesen ist, geprägt. Er war damals ja ein junger Mann. Das was vielleicht von dir und noch später Geborenen in der Zeit des Aufwachsens und der Entwicklung politischen Bewusstseins eher kritisch bewertet wurde, das galt für viele der Älteren in ihrer Jugend als außerordentlich erstrebenswert.

    Die Fortschrittsgläubigkeit in den 50er und 60er Jahren war anfangs ungebrochen. Total! Was ja auch sehr eindringlich in dem oben zitierten Text deutlich wird!

    Die Verkehrskreisel sind keine Modeerscheinung, sondern zwei "technischen" Faktoren zu "verdanken". Es ist eine Möglichkeit größere Mengen von Verkehr einigermaßen störungsfrei und schnell abzuwickeln, so lange die Verkehrsdichte das noch zulässt. Ab einer bestimmten Verkehrsdichte funktioniert das dann nicht mehr.

    Und in den 50er-Jahren waren Ampeln noch längst nicht so weit verbreitet wie heute, dafür aber deutlich teurer und im Vergleich zu heute nur sehr begrenzt automatisch steuerbar und sie waren nicht vernetzt.

    Entscheidender dürfte aber auch damals schon der psychische Faktor gewesen sein: Warum sonst beschreibt der Autor des Spiegelartikels die Verkehrskreisel als "mächtig" und vergleicht sie mit "Turbinenrädern", mit gewaltigen, riesigen Turbinenrädern, die in der Lage sind "Autos wegzuschaufeln"?

    Vielen die ganz unkritisch auf die Vergangenheit schauen mit einem verklärten Blick, denen scheint es so zu ergehen, dass sie das nicht gar nicht wahrhaben wollen, dass sich Dinge ändern können. Und die finden dann auch heute noch Kreisel ganz toll.

    Und tatsächlich funktioniert er ja auch, so ein bisschen jedenfalls, bei geringen Verkehrsmengen bei Einspurigkeit, wenn am besten gar kein Radverkehr stattfindet und nur sehr wenig Fußverkehr.

    Vor allem aber funktioniert er als überdimensionierte Verkehrsanlage, die zeigen soll: Wir können uns das leisten, so einen Kreisel zu bauen. Das ist uns der fließende Autoverkehr wert. Als ein "Fortschrittssymbol" sozusagen.

    Nachhaltige Mobilität für alle Menschen dagegen funktioniert ganz ohne Privat-PKW-Verkehr und Kreisel braucht es auch nicht.

    Aber wer weiß vielleicht täusche ich mich ja? Gibt es Beispiele für eine reine Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur, in der Kreisel vorkommen?

  • Übrigens: Wenn man die Suchworte "Ampel nach tödlichem Unfall" eingibt, dann kommen sehr viele Suchergebnisse in denen beschrieben wird, dass nach schweren, oft tödlichen Unfällen an den Unfallorten Ampeln errichtet werden.

  • Wo ist das Popcorn? :)

    https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-panora…sch-ist_a174866

    Mail an den Redakteur:

  • Du hast freundlicherweise und vermutlich auch wohlweislich :) den pädagogischen Zeigefinger weggelassen ("Ihr Presseorgan könnte dazu beitragen, den Stader Bürgern die Verkehrsregeln zu erläutern"), den ich bei sowas gerne im Gepäck habe. Aber es ist halt eine blöde Situation, den Leuten sagen zu müssen: "Ihr habt 23 Jahre lang so ziemlich alles falsch gemacht, was ihr falsch machen konntet; ihr habt euch von der Straßenverkehrsbehörde hinters Licht führen lassen; und kein Redakteur hat es für nötig gehalten, sich sachkundig zu machen und die Dinge klarzustellen" ...

  • "Drahtesel-Nutzer". So was ärgert mich regelmäßig. In Bayern wird in der Presse beim Fahrradfahren desöfteren sogar vom "Strampeln" gefastelt. Entsprechende Verblödungs-Euphorismen wie "Brumm-Brumm-Macher" bei Autofahrern hab ich noch nicht gelesen. Schon in seiner Sprache zeigt der Redakteur, was der "richtige" Verkehr ist.

  • Ich bin mal gespannt, ob der Redakteur antwortet. Mit dem war ich kürzlich schon in Kontakt, als es um unsere Vereinsgründung ging. Auch in dem dann erschienenen Artikel kamen solche Verballhornungen wie "Pedalritter" und "Drahtesel-Enthusiasten" vor. Sicherlich nicht in böser Absicht, aber ich werde künftig darauf bestehen, dass ich ein Fahrrad fahre und daher ein Radfahrer bin und kein Drahtesel-Treiber.

    Für mich ist das ein Indiz, wie weit diese Stadt davon entfernt ist, Radfahrer wirklich ernst zu nehmen. Aber steter Tropfen...

  • Ich vermute, es liegt auch an den ungeschriebenen Gesetzen des guten Textens, dass man nicht -zigmal einfach nur "der Radfahrer" schreibt als ständige Wiederholung ... Man müsste mal vergleichen mit Artikeln, wo x-mal "Autofahrer" vorkommen täte, ob man da auch Ersatzworte sucht ...

  • Für den Autoverkehr fallen mir auch viele Verballhornungen ein: Brumm-Brumm-Machen, Schrankwand-Fahren, Giftgas-Verspühen.

    Für Fußgänger könnte man auch Rumschlurfer, Latscher, Trottoir-Abnutzer, etc. verwenden.

    Kommt in der Presse seltsamerweise nie vor. Diskriminierendes Handeln wird im Denken und Sprechen vorbereitet.

  • Wenn ich so aus der Entfernung mir einen Hinweis erlauben darf: Deine Mail an die Redaktion ist gut und so weit ich das beurteilen kann auch alles richtig.

    Wo sich aber beide drum herum drücken, sowohl der Autor des Zeitungsartikel, als auch du in deiner Mail:

    Es gibt nicht den einen Radfahrer, der immer der selbe Fahrradtyp ist.

    In dem Artikel wird das an einigen Stellen deutlich, wenn zum Beispiel der Autor schreibt, dass die jungen eher bereit sind was Neues auszuprobieren, die Alten aber lieber an ihren Gewohnheiten festhalten wollen.

    Sollen Sie doch! Und die Verkehrsregelungen für den Radverkehr dürfen gerne unterschiedliche Radverkehrsführungen für unterschiedliche Radlertypen anbieten.

    Wenn Frau Lienhard, die in dem Artikel genannt wird, seit Jahrzehnten bestimmte Radel-Gewohnheiten pflegt, dann muss man ihr doch nicht von heute auf morgen komplett alles verbieten, was sie bisher für richtig hielt, zumindest nicht immer und überall. Und das geschieht ja auch nicht in Stade. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann sind bestimmte "eingefahrene Wege" weiterhin erlaubt. Zitat: "An anderer Stelle können Radfahrer, die sich auf der Fahrbahn unsicher fühlen, weiterhin auf dem ehemaligen Radweg unterwegs sein." Ist doch gut so!

    An anderen Stellen herrscht Eindeutigkeit, zum Beispiel aufgrund des Fußgängerschutzes im Kreisel-Gehwegbereich. Der Kreisel muss jetzt wie von einem Auto umfahren werden.

    Leider versucht der Autor zu sehr alle Radfahrer auf eine Linie einzuschwören: "Was gilt denn nun - Straße oder Radweg?", " Nun wird an dem Kreisel sozusagen "Freestyle" geradelt.", "Hier herrscht Chaos, weil niemand weiß, wie man sich als Radfahrer jetzt richtig verhält." alles Zitate aus dem von dir zitierten Zeitungsartikel.

    Klar spielt es dabei eine Rolle, dass man als Zeitung der Obrigkeit es mal so richtig schön zeigen kann, was für ein "Stuss" (auch ein Zitat) sie da angeblich verzapft.

    Ich denke am besten reagiert man, so wie du es auch machst mit geduldiger Aufklärungsarbeit. Aber vielleicht auch ein bisschen verstärkt damit, dass es nicht immer nur den einen richtigen Königsweg gibt.

    Hier noch mal ein Beispiel aus Hannover, dass sehr deutlich zeigt, dass an vielen Stellen verschiedene Wege möglich sind:

  • Trotz der erfreulichen Neuerungen rund um den Bahnhof und der Ankündigung, die Neubourgstraße noch in diesem Jahr zur ersten Stader Fahrradstraße auszuweisen, bekommt die Stadt dennoch jetzt die überfällige Fachaufsichtsbeschwerde. Gegenüber der Presse bekommt die Verwaltung von mir auch Unterstützung, wenn es einen Shitstorm gegen überfällige Änderungen gibt. Im Großen und Ganzen hat sich aber dennoch nicht wirklich was geändert.

    Ich hatte die Fachaufsichtsbeschwerde vor meinem Urlaub geschrieben und der Stadt im Vorfeld Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äußern. Nur für den Fall, dass ich nichts davon mitbekommen habe, dass demnächst alle unzulässigen Regelungen aufgehoben werden. So, wie die Maßnahmen zuletzt aber im Detail umgesetzt wurden, brauchte man sich keine Hoffnung machen, dass die Stader Verwaltung zwischenzeitlich eine Fortbildung besucht hat.

    Im Anhang der Fachaufsichtsbeschwerde habe ich Beispiele für unzulässige Benutzungspflichten, linksseitige Benutzungspflichten und illegale Verkehrshindernisse angefügt.

    Gestern habe ich eine Antwort des Verkehrsplaners erhalten, die mich darin bestätigt hat, dass an einer Fachaufsichtsbeschwerde kein Weg vorbei führt. Aus seiner Antwort folgendes Zitat:

    Zitat

    In den Arbeitsgesprächen „Radverkehr in Stade“ berichten wir regelmäßig über durchgeführte und geplante Maßnahmen. Das führt zwar häufig zu zum Teil kontroversen Diskussionen, aber auch häufig zu Einvernehmen. Die Anregungen und Vorschläge aus diesen Diskussionen fließen dann in unsere weitere (Planungs-)Arbeit ein und werden, wenn möglich, berücksichtigt bzw. umgesetzt.

    Dass wir dabei nicht immer einer Meinung sind, ist verständlich, ja sogar begrüßenswert, denn so konnten in mehrere unserer geplanten Maßnahme noch wichtige Änderungen einfließen.

    Wir haben aber als Verwaltung immer die Aufgabe, die Belange aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen, nicht nur die der Radfahrer, und das zwingt uns an vielen Stellen zu Abwägungen und Kompromisslösungen.

    Man ist also auch weiterhin nicht bereit, sich konsequent an die Vorgaben zu halten, wenn nicht die Belange aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt sind. Im Klartext: Wenn es den Autoverkehr beeinträchtigen würde, nimmt man sich das Recht, auf Kosten der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern gegen die Vorgaben der VwV-StVO zu verstoßen. Genau das ist aber der Kern meiner Fachaufsichtsbeschwerde, der durch die Antwort des Verkehrsplaners noch bestätigt wird.

    Um mir zu zeigen, dass man doch eigentlich auf einem guten Weg sei, werden dann noch 3 geplante Maßnahmen aufgezählt, über die wir schon seit mindestens zwei Jahren diskutieren. Ich habe den Eindruck, als würde man jede Maßnahme so lange hinauszögern, damit man jederzeit behaupten kann, dass man doch eigentlich daran arbeitet. Man macht immer genau so wenig, dass niemand behaupten kann, es würde gar nichts geschehen. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dann hat Stade aber auch dann noch keine regelkonforme Infrastruktur, wenn die Nordsee hier 3m hoch in der Altstadt steht.

    Dass unsere Vorschläge und Anregungen bei den Arbeitsgesprächen bislang nicht im Geringsten berücksichtigt oder umgesetzt wurden, steht noch auf einem anderen Blatt. Ich habe daher schon nach dem ersten Treffen dafür meine Zeit nicht mehr verschwendet und nehme an den Gesprächen gar nicht mehr teil. Im Gegenteil wurde zuletzt auf den Ausschusssitzungen behauptet, dass die vorgestellten Planungen zum Kreisverkehr Schiffertor in den Arbeitsgesprächen abgestimmt seien, aber es wurde verschwiegen, dass wir dagegen waren. Die Gespräche dienen also vor allem als Feigenblatt, um gegenüber dem Stadtrat den Eindruck zu erwecken, als gäbe es einen konstruktiven Dialog zwischen uns und der Verwaltung. Dafür gebe ich mich nicht her.

    Es wurde bei den Gesprächen auch nicht im Vorfeld über geplante Maßnahmen berichtet, sondern der Murks, den die Stadt verzapft hat, musste im Nachhinein mehrfach korrigiert werden. Würde die Stadt die Arbeitsgespräche ernst nehmen, hätte man es auch gleich richtig machen können. Die Überleitung vom "Radweg" auf die Fahrbahn in der Salztorscontrescarpe ist zum Beispiel auch nach der dritten Korrektur immer noch mangelhaft und der neu fertig gestellte Kreisverkehr Glückstädter-/Schölischer Straße eigentlich ein Fall für eine Satiresendung. Nichts davon war vor der Umsetzung Thema der "Arbeitsgespräche".

    Zur letzten Ratssitzung hatte ich eine Einwohnerfrage zum Thema Geisterradeln gestellt und gefragt, ob und wenn ja: wie die Stadt gegen das in Stade massiv zu beobachtende Radfahren auf der falschen Straßenseite vorgehen möchte. Als Antwort des Bürgermeisters erhielt ich dazu:

    Zitat

    Geisterradeln: Dies einzudämmen ist eine Aufgabe der Verkehrserziehung. Angeordnete Benutzungspflichten im Zweirichtungsverkehr sind kein Geisterradeln, sondern gehorchen einer Notwendigkeit, auch wenn hierbei unerwünschte Nebeneffekte entstehen können.

    Ich übersetze mal: Es ist eine Notwendigkeit, gegen die Vorgabe der VwV-StVO zu verstoßen, dass innerorts grundsätzlich keine Benutzungspflicht auf linksseitigen Radwegen angeordnet werden soll, auch wenn dadurch Unfälle ("unerwünschte Nebeneffekte") passieren.

    Alleine dafür hat die Stadt die Fachaufsichtsbeschwerde verdient.

    Ich werde in diesem Jahr noch mehrere Anträge auf Neuverbescheidung stellen: Von einfach umsetzbaren Maßnahmen bis hin zu Anordnungen an Hauptstraßen, wo sich die Stadt sehr schwer damit tun wird, die bestehenden Regelungen aufzuheben. Daran sehe ich dann, wo die Schmerzgrenze bei der Stadt ist, ab der man dann nur noch auf dem Klageweg weiterkommt.

  • Wenn Frau Lienhard, die in dem Artikel genannt wird, seit Jahrzehnten bestimmte Radel-Gewohnheiten pflegt, dann muss man ihr doch nicht von heute auf morgen komplett alles verbieten, was sie bisher für richtig hielt, zumindest nicht immer und überall.

    Frau Lienhard hat sich ganz offensichtlich bisher nicht an die Verkehrsregeln gehalten und wird das auch in Zukunft nicht tun. Es ist nicht die Aufgabe einer Verkehrsbehörde, gefährliches Fehlverhalten zu legalisieren, sondern die Vorgaben umzusetzen, die der Verkehrssicherheit dienen (auch der Sicherheit von Frau Lienhard). Wenn sie lieber weiter auf dem Gehweg fährt, ist das ihr Problem und sie muss dafür die Konsequenzen tragen, wenn sie auf dem Gehweg mit ihrem Pedelec Fußgänger gefährdet.

  • Ich finde, das ist ein schönes Beispiel für unser heutiges Dilemma: Frau Lienhard und Co. wollen nicht auf der Fahrbahn fahren, weil sie wissen, was sie dort erwartet: Ein Autoverkehr, dem 50+ Jahre suggeriert wurde, dass die Fahrbahn ihm allein gehört und der deshalb mit Fahrradfahrern überhaupt nicht umgehen kann.

    Sie würden es bevorzugen, wenn sie und alle anderen weiterhin auf einem kombinierten Geh/Radweg(?) fahren müssten (aus ihrer Sicht dürften), auch wenn das absolut nicht zukunftsfähig ist.

    Eine radikale Einschränkung des Autoverkehrs (z.B. Temp 20) und Mischverkehr - vielleicht sogar Vorrang von Radverkehr und Fußgängern vor den Autos - wollen sie evtl. gar nicht.

  • Und gleichzeitig sind die Sorgen solcher Leute natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die weiter die autogerechte Stadt voran treiben wollen: "Seht ihr: die Leute wollen doch gar nicht auf der Fahrbahn fahren und sind mit den Kack-Radwegen aus den 1970er Jahren zufrieden." Wegen solcher Leute ändert sich nichts.

  • Ich finde, das ist ein schönes Beispiel für unser heutiges Dilemma: Frau Lienhard und Co. wollen nicht auf der Fahrbahn fahren, weil sie wissen, was sie dort erwartet: Ein Autoverkehr, dem 50+ Jahre suggeriert wurde, dass die Fahrbahn ihm allein gehört und der deshalb mit Fahrradfahrern überhaupt nicht umgehen kann.

    Sie würden es bevorzugen, wenn sie und alle anderen weiterhin auf einem kombinierten Geh/Radweg(?) fahren müssten (aus ihrer Sicht dürften), auch wenn das absolut nicht zukunftsfähig ist.

    Eine radikale Einschränkung des Autoverkehrs (z.B. Temp 20) und Mischverkehr - vielleicht sogar Vorrang von Radverkehr und Fußgängern vor den Autos - wollen sie evtl. gar nicht.

    Und wenn Frau Lienhard und Co. dann vom Hochbord aus die Fahrbahn queren müssen und dabei von einem unachtsamen Autofahrer umgenietet werden, sagen sie womöglich noch "Ich hab' ja immer gesagt, dass die Fahrbahn gefährlich ist".

  • Und gleichzeitig sind die Sorgen solcher Leute natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die weiter die autogerechte Stadt voran treiben wollen: "Seht ihr: die Leute wollen doch gar nicht auf der Fahrbahn fahren und sind mit den Kack-Radwegen aus den 1970er Jahren zufrieden." Wegen solcher Leute ändert sich nichts.

    Sei froh, dass es Leute wie die Frau Lienhardt aus dem Artikel gibt, die fährt wenigstens Fahrrad.

    Und es ist bestimmt nicht die Schuld von Frau Lienhardt und Co., dass sich nichts ändert, sondern die Schuld des Autors des Artikel, der zwar Frau Lienhardt zu Wort kommen lässt, aber nicht zum Beispiel das Pärchen, dessen Verhalten der Autor immerhin beschreibt: "Ein jüngeres Paar wiederum ist unentschlossen: Er schwenkt auf den Fußweg, sie bleibt im Kreisel auf der Straße." Dabei wäre es viel interessanter gewesen, diese beiden zu interviewen, um herauszufinden, warum sich einer der beiden so, der andere so entscheidet.

    Richtig gut wäre es gewesen, wenn nicht der Mann sondern die Frau auf der Fahrbahn gefahren wäre. Denn so wie es in dem Artikel beschrieben ist, wird bei vielen Lesern das Vorurteil verfestigt: Die jungen Männer fahren mal wieder leichtsinnigerweise mit dem Rad auf der Fahrbahn, die Frau ist natürlich sehr viel vernünftiger und fährt nicht auf der gefährlichen Fahrbahn. Hätte sich der Autor richtig engagiert, dann hätte er sicher zwei Fahradfahrer*innen gefunden, die ihre jeweilige Motivation die Fahrbahn zu nutzen, bzw. nicht zu nutzen, dargelegt hätten. Und vielleicht hätte er es sogar geschafft eine ältere Dame zu finden, die die Fahrbahn nutzt und einen jungen Burschen, der den Gehsteig nutzt. Und mit ganz viel Geschick hätte er den jungen Burschen sogar so dargestellt, dass er als Gefährder der Fußgänger auf dem Gehweg dasteht.

    Die eigentlichen Gefährder, oder zumindest diejenigen, die den Radverkehr ungemütlich machen, sind doch diejenigen Verkehrsplaner, die meinen der Autoverkehr müsse immer und überall möglichst schnell fahren dürfen. Und diejenigen Autofahrer, die Geschwindigkeitsbegrenzungen und deren Kontrolle und entsprechende Sanktionen bekämpfen. Allen voran Auto-Lobby's Liebling, "Unser Andy mit Benzin im Blut". Was das heißt, Benzin im Blut zu haben kannst du auf diesem Video sehen:

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    Es ist wichtig, nicht vorschnell, die falschen "Schuldigen" zu benennen, weil sich sonst die echten Verbrecher entspannt zurücklehnen können.