09.11.2017: Herbstverkehr - „Potenziale und Anforderungen durch autonome Fahrsysteme in der Stadt“ Dr. Philip Engler ARGUS Stadt und Verkehr

  • Im Rahmen der VSVI-Veranstaltungsserie "Herbstverkehr" ging es gestern im Kesselhaus Hafencity um autonomes Fahren. Insbesondere darum, was es für das Stadtbild bedeutet. Die Veranstaltung sollte von 18 bis 19 Uhr gehen und 15€ Eintritt kosten. Bis 18:35 fummelte man am Beamer herum. Letztlich lag es daran, dass das falsche Kabel im Notebook war. Der Referent, Dr. Philip Engler ist Dip[l]om Geograf und bei ARGUS - Stadt und Verkehr in Hamburg im Bereich „Konzepte“ tätig und war von einer Handvoll Schergen umgeben. Aber wer schon das "l" im Diplom in seiner Ankündigung vergisst, naja...

    Seine Kompetenz ging nahtlos ins Thema über. Im wesentlichen freute sich Herr Engler über 20% mehr Autos, die er in Parkflächen unter bekommt. Später sprach er von extra markierten Spuren für den autonomen Verkehr und riet zu Maßnahmen Fußgänger und RADFAHRER von der Straße zu halten. Auch der Stand-des-Wissens über die autonome Technologie war in etwa Grundschulniveau.

    Da ich noch einen Folgetermin hatte, bin ich um 19 Uhr schreiend geflüchtet. Aber ich glaube, ich habe nichts weiter verpasst. Der Vollständigkeit erwähne ich, dass ich zuvor morgens in einem Vortrag zum Stand der Technik von künstlicher Intelligenz, autonomen System und Kameraoptik war. Ich hatte Herrn Engler dort nicht gesehen.

    Nein, wir brauchen die Radfahrer nicht von der Straße halten. Wir brauchen keine Extraspuren. Aber wie wäre es, den potentiellen Platzgewinn, den wir alle erhoffen, in ergonomische Fahrradinfrastruktur zu verwandeln? Ich bin ganz froh, dass die ARGUS noch etwas Zeit hat, bis der autonome Verkehr kommt. Vielleicht legen sie ja noch eine steile Lernkurve hin...

  • Das habe ich schon länger befürchtet. Zuerst wurden auch von Radfahrern Hoffnungen in autonomes Fahren gelegt. Autonome Autos würden Abstände einhalten, einen nicht so leicht übersehen, weil sie schlicht stehen bleiben, wenn nicht klar ist, dass sie fahren können. Kein Konzern würde es sich trauen Autos zu bauen, die mögliche Kollisionen in Kauf nehmen um sich das Warten zu sparen. So etwas machen dann doch nur menschliche Fahrer.

    Aber, jetzt passiert langsam etwas leider auch vorhersehbares. Die Städte und Menschen sollen sich an das Auto anpassen und nicht anders herum. Das ist bereits lange traurige Norm:

    • Nicht genug Parkfläche? Große SUV verzeichnen Rekordabsätze und bei illegalem Parken, illegal errichteten Parkmöglichkeiten wird nur gesagt," irgendwo müssen die ja parken". Fußgänger müssen sich über zu enge Gehwege schlängeln, damit leben durch die unnötig hohen SUV in der Übersicht eingeschränkt zu sein, Rollstuhlfahrer/Kinderwaagen kommen teilweise gar nicht mehr durch, Radfahrer geraten aufgrund der Enge in die Dooring Zone. Siehe auch:
    • Tempo 30 in der Stadt überall würde nur minimale Einschränkungen für den Kfz Verkehr bedeuten, der so oder so die meiste Zeit durch Staus verliert, aber einen großen Gewinn an Sicherheit für alle Anderen bedeuten. Es wird an Tempo 50 fest gehalten, damit Autofahrer gefühlt schneller unterwegs sind, wenn sie von Ampel zu Ampel fahren.
    • Abgaswerte werden an die technische Machbarkeit angepasst und nicht an die Anforderungen der Menschen an die Atemluft. Die Grenzwerte / Prüfverfahren werden so gestaltet, dass sich optimal immer wieder neue und unnötig Große/Schwere/Starke PKW verkaufen lassen. Seit über einem Jahr ist bekannt, dass Menschen gesundheitliche Schäden bis hin zum früheren Tot erleiden, weil haufenweise manipulierte PKW viel zu viel Schadstoff ausstoßen. Lösungen lassen auf sich warten, weil man weder Gewinne der Konzerne noch, die unnötig hohen Motorleistungen antasten will.
    • Asymmetrisches Abblendlicht für angenehmeres Rasen in der Nacht bessere Sicht ist seit Jahrzehnten Standard. Gleichzeitig aber auch linksseitige Radwege, was zu erheblicher Blendung führt. Währen Radfahrer nur recht schwache Lichter haben dürfen und sich die Gesetze erst nach Jahrzehnten langsam anpassen, werden bei PKW Lichtsysteme zu gelassen, die gar nicht ausgereift sind. Die modernen Matrix-Lichter blenden bei Radfahren und besonders bei Fußgängern nicht zuverlässig bzw. erst viel zu spät ab. Da sie es bei anderen Kfz aber wohl machen sind sie zu gelassen.
    • Moderne Autos werden immer unübersichtlicher. Schickes Design und für die Insassen verstärkte (gleich dicke) Säulen sorgen eben auch dafür, dass die Rundumsicht immer schlechter wird. Statt diesen Unsinn nicht zu zu lassen, werden Gefahren für Fußgänger/Radfahrer durch übersehen werden einfach in Kauf genommen.
    • Extra für sehr PS starke gibt es Reglungen, dass diese lauter sein dürfen. Da muss wohl erst die EU kommen und die Menschen hier vor unnötigem Lärm schützen:

    Vermutlich habe ich noch einige Punkte in dieser Liste vergessen. Es ist wenn man diese Punkte betrachtet aber nicht verwunderlich, dass es Forderungen geben wird, die Städte an die autonomen Autos an zu passen. Es ist eigentlich verwunderlich, dass dies nicht schon früher passiert ist. Evt. will kein Konzern so direkt zu geben, dass deren Ideen von autonomen PKW im derzeitigen Verkehrssystem für Sie gar nicht umsetzbar ist. Trotzdem besteht die konkrete Gefahr, dass Fußgänger/Radfahrer noch weiter ein geschränkt / an den Rand gedrängt werden für eigentlich unnötige PKW Technik. Es wäre nichts Neues, es würde nur ein bestehendes Schema weiter geführt.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Ich bin überrascht. Ich war der Ansicht 3W/6V wären die Bestimmungen für Fahrradbeleuchtung (sagt auch Wikipedia noch: ).

    In der steht aber nur noch: "Die Nennspannung der Energiequelle muss verträglich mit der Spannung der verwendeten aktiven lichttechnischen Einrichtungen sein."

    Ich sehe da zunächst keine Einschränkung mehr. Wobei natürlich 100W Lichtleistung schon eher nicht mehr alltagstaugliches Fahren ermöglichen...

  • 2,4 Watt. Das (illegale) 3-Watt-Birnchen musste ich bis 22 km/h überbrücken und erst „dazuschalten“, wenn ich schneller war.
    Heute ist mir föllich(TM) unklar, wie ich so lang mit so etwas fahren konnte.

    Gruß

    Christoph

    "I've noticed that the majority of traffic 'safety' campaigns seem to focus on everything except the bull in the china shop - the automobile." copenhagenize.com

  • "Audi rammt in Wohngebiet sechs Pkw und überschlägt sich", berichtet das Göttinger Tageblatt vom 13.11.18:

    "Alkoholisiert und mit viel zu hoher Geschwindigkeit war ein Audi-Fahrer am Montagabend im Potsdamer Wohngebiet am Kirchsteigfeld unterwegs. Die Folge: Sein Fahrzeug rammte sechs geparkte Pkw und überschlug sich." http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Pa…erschlaegt-sich

    Die Technik für eine automatische Begrenzung der Geschwindigkeit entsprechend den jeweils auf den befahrenen Straßenabschnitten geltenden Vorgaben ist ein wichtiger Baustein für autonomes Fahren. Und diese Technik für das Einhalten vorgegebener Tempolimits ist bereits so weit entwickelt, dass sie zu relativ überschaubaren Kosten in jedes Auto das neu produziert wird, mit eingebaut werden könnte. (Sicherheitsgurte werden ja auch überall serienmäßig mit eingebaut.)

    Es muss ja nicht gleich ein komplett autonom fahrendes Auto entwickelt sein, um Bausteine dafür jetzt schon einzusetzen. Der Einpark-Assistent wird ja auch schon in vielen Fahrzeugen serienmäßig mit eingebaut.

    Warum also dieses Zögern bei der Möglichkeit, die Geschwindigkeit des Fahrzeuges automatisch so zu begrenzen, dass vorgegebene Tempolimits nicht überschritten werden können?

    Vermutlich braucht es dafür auch keine gravierenden Änderungen des geltenden Verkehrsrechtes. Der Einpark-Assistenz entspricht ja ebenfalls den geltenden Vorgaben.

    Und selbst wenn der automatische Geschwindigkeitsbegrenzer nicht sofort für verbindlich erklärt wird, wie das beim Sicherheitsgurt der Fall ist; die Autoversicherungen könnten deutliche Preisnachlässe gewähren, wenn ein Versicherungskunde von dieser Möglichkeit des automatischen Tempobegrenzers verbindlich Gebrauch machte.

    Glücklicherweise scheinen bei dem Unfall in Potsdam keine weiteren Verkehrsteilnehmer verletzt worden zu sein. In dem Artikel heißt es: "In dem Fahrzeug befanden sich mindestens zwei Personen, wobei Anwohner auch von vier Insassen berichteten. Vor Ort traf die Polizei jedenfalls zwei leicht verletzte Männer an, die durch Glassplitter und umherfliegende Flaschen und Gegenstände im Fahrzeug Verletzungen erlitten hatten." Vermutlich haben Sicherheitsgurte und möglicherweise auch Airbags schlimmere Verletzungen der Fahrzeuginsassen verhindert. Wie es dagegen einem Passanten ergangen wäre, der von dem umherschleudernden Fahrzeug getroffen worden wäre, das mag ich mir lieber nicht ausmalen.

    Hinweis: Ich habe bei nochmaliger Durchsicht des Forums, diesen Beitrag auf den Thread "Geschützte Infrastruktur" Geschützte Infrastruktur noch einmal eingestellt. Ich vermute, das ist ein besserer Ort für die Diskussion, weil es hier ja um einen speziellen Termin geht.