Fahren Hannovers Schulwegheldinnen und -helden nicht mit dem Fahrrad? Oder ist das aus Sicht der Landeshauptstadt Hannover unerwünscht?

  • So bleibt es dann bei zugeparkten Kindergartentüren, wo die Kinder zwischen den parkenden Autos auf eine "verkehrsberuhigte" Straße laufen, auf der kaum ein Auto langsamer als 20km/h fährt, viele eher 30km/h oder schneller. Als es vor zwei Jahren an dieser Stelle in der Altstadt gebrannt hat, musste die Feuerwehr erst ein falsch parkendes Fahrzeug abschleppen lassen, um den Einsatzort zu erreichen. So viel Zeit muss sein und der letzte große Stadtbrand in Stade war ja bereits 1659. Da kann statistisch gesehen gar nichts mehr passieren...

    Trotzdem könnte man mal bei der Feuerwehr nachfragen, was Sie von diesen Falschparkern hält. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn da nicht das Parkverbot aufgrund des VBB wäre, man den Fluchtweg aus dem Kindergarten mit einer Brandschutzzone sichern müsste.

  • Wer VBBs schlecht gestaltet, erhält dann auch irgendwann die Quittung. Leider sehe ich hier keinen einheitlich gestalteten Straßenraum, sondern 3 recht deutlich voneinander abgegrenzte Zonen, die die übliche Straßenaufteilung suggerieren. Im Verkehrsportal würde man vermutlich sogar genug Gründe finden, weshalb der rot gepflasterte Bereich eine Parkflächenmarkierung darstellt.

    Das ist leider richtig, dass der abgesetzte Bereich leicht für einen markierten Parkstreifen gehalten werden könnte. Und überhaupt sind VBB eher für Wohnbereiche vorgesehen und für solche Situationen wie hier in der Altstadt eher verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche. Schlecht geplant, schlecht umgesetzt, schlecht kontrolliert. Die Konsequenzen tragen die Kindergartenkinder, gehbehinderte Menschen, die auf die glatt gepflasterte Fläche angewiesen sind und im Brandfall die Anwohner.

  • Ohne nörgeln zu wollen: Anfrage an das Ordnungsamt war "könnten Sie dort mehr kassieren"?

    Ich schlage vor, die Eltern des Kindergartens zu mobilisieren um das Parkverbot in der verkehrsberuhigten Zone durchzusetzen. Wir haben eine solche vor der Tür, dort wird geblitzt (ab 10km/h .. das ist schon recht knackige Schrittgeschwindigkeit, aber ich will mal nicht klagen) und annähernd täglich das Parkverbot bezettelt. Das geht schon, es muss aber halt mehr als ein wütendes Schreiben sein um Bedarf zu zeigen...

  • Könnte es sein, dass es noch weitere Plakate gibt, die du nicht kennst?

    Habe dieser Tage zwei neue Schulweghelden-Plakate in Hannover entdeckt. Kinder mit Fahrrädern sind immer noch nicht drauf, aber immerhin ein Tretroller:

    Neu ist auch der Hinweis "OHNE ELTERNTAXIS"

    Hier noch mal die alten von vor zwei Jahren zum Vergleich:

    Gibt es vergleichbare Plakataktionen auch andernorts?

  • Und das sind die Plakate 2020:

    Immerhin eine Tretrollerfahrerin.

    Kinder als Fahrradfahrer*innen sind anscheinend noch immer nicht bei den Plakatmachern angekommen.

    Wie findet Ihr die Motive?

    Ich finde bei den ersten beiden, Mädchen mit Tretroller, Junge mit Handy, kommen die Autofahrer zu gut bei weg. Besonders bei dem Tretrollermotiv sieht es so aus, als habe der LKW-Fahrer keine Chance, das Mädchen auf dem Tretroller zu sehen. Eigentlich müsste er das Mädchen über den Rampenspiegel sehen können.

    Und hätte beim dritten Plakat der Motorradfahrer nicht längst seinen Fuß auf der Erde haben müssen?

    Die Plakataktion ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Region Hannover zur Verkehrssicherheit.

    https://www.hannover.de/Leben-in-der-R…lichkeitsarbeit

  • Messpunkte sind hierbei die Haustür der Schülerin oder des Schülers sowie der auf dem Schulweg nächste und benutzbare Eingang des Schulgebäudes, in welchem der Unterricht in der Regel stattfindet.

    Haha, das ist bei uns auch so. Und tatsächlich latschen Mitarbeiter der Stadt den Weg mit einem Messrad ab, wenn man im "Grenz-Entfernungsbereich" liegt.

    Bei uns hat das dazu geführt, dass wir die Fahrkarte grade noch bekommen haben, die Kinder im Nachbarhaus nicht. So sind zwar die Kinder beider Häuser jeden Tag genau den gleichen Weg zur nächstgelegenen Bushaltestelle gelatscht (wobei die, die die Buskarte nicht bekamen, sogar ein paar Meter weitergehen mussten), aber die einen hatten ne "freie" Buskarte, die anderen mussten Fahrkarten kaufen.

    Alle Vernunftbegabten sind sich einig, dass die maßgebliche Entfernung für die Fahrkarte natürlich die Entfernung zwischen nächstgelegener Haltestelle und Schule sein sollte, die Lage der Haustür ist dabei völlig schnuppe.

  • Eines Sozialstaats würdig wäre allerdings einzig und allein die Regelung: Schülerinnen und Schüler fahren kostenlos.

    Ich denke nicht, dass das eines Sozialstaates würdig wäre. Im Gegenteil. Das wäre ein Signal dafür einen komplett anstrengungsfreien Weg durchs Leben vorzuzeichnen. Letztlich auch ein Dämpfer für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die zu Fuß zur Schule gehen oder einen Tretroller oder ein Fahrrad benutzen.

    Und es wäre ein Signal dafür, den ÖPNV noch einmal in seinem Ansehen zu schädigen. Quasi ihn zu einer Art "Resterampe im Personentransportwesen" machen, die für die gesellschaftlich und wirtschaftlich Abgehängten" gut ist, aber nicht für "Mamas Liebling", der im SUV zur Schule gefahren wird und komplett asozial im absoluten Halteverbot aussteigen darf.

    Allerdings muss endlich eines geschehen: Die Schule muss die Möglichkeit haben als Institution und für ihre Schüler diese mit Fahrkarten zu versorgen, die die Schule an die Schüler ausgibt. Ebenso wie ein Mittagessen. Die Schulen müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden, die Kinder die sie beschulen auch so zu versorgen, dass sie dort die Leistungen vollbringen können, die man von ihnen erwartet.

    Das ist was anderes als "kostenlos" fahren. Es bedeutet: Wir wollen, dass du zur Schule kommst und dafür bekommst du eine Fahrkarte, mit der du auch zum Sportverein oder zur Bücherei usw. fahren kannst. Die ist nicht kostenlos oder umsonst, sondern verknüpft mit der Erwartung, dass du sie sinnvoll benutzt.

  • Besteht in Hannover keine Schulpflicht?

    Im Prinzip ja, in Hannover und in ganz Niedersachsen.

    Aber gerade die zurückliegenden Corona-Wochen haben gezeigt, dass die Schulpflicht massiv vernachlässigt wird.

    Plötzlich wird deutlich, dass die Schulen und die Schüler gar nicht ausreichend ausgestattet sind mit digitalen Endgeräten. Das Land sagt, für die Ausstattung der Schulen seien die Kommunen zuständig. Und die spielen den Ball zurück und sagen: Das Land muss erst mal Bildungspläne schreiben, in denen digitale Datenverarbeitung in den heute üblichen Formen enthalten ist und dann die Kommunen in die Lage versetzen, die dafür notwendigen Geräte anzuschaffen.

    Immerhin für die Grundschulen und die Sekundarstufe 1 gibt es Schülerfahrkarten. (Mit den bereits weiter oben beschriebenen Einschränkungen.) Will aber ein Lehrer einen Ausflug mit seiner Klasse machen, dann muss er erst mal überprüfen, wer von den Schülern eine Fahrkarte hat und wer nicht und dann ggf. bei den Eltern das Geld dafür eintreiben.

    Das ist dann natürlich immer eine gute Gelegenheit, Eltern zu verdeutlichen, warum der Besuch eines Museums oder eines Betriebes usw. wichtig ist für die Bildungslaufbahn ihrer Kinder. Es ist ja nicht so, dass die Eltern das alle so sehen. Kostet aber eben auch die Lehrer sehr viel Zeit, diese zusätzliche Elternarbeit.

    Dieses Karten einzeln kaufen hat natürlich auch den Vorteil, dass sich die Lehrer mal so richtig intensiv mit dem Tarifsystem des ÖPNV beschäftigen.

    Und sie erfahren dann so nebenbei, dass der eine oder andere seiner Schüler ein Sozialticket-Anspruch hat, was dann für diesen Schüler eine andere Fahrkarte erforderlich macht als für die anderen.

    Das Land und die Kommunen tun schon einiges dafür, ihrer Schulpflicht nachzukommen. ;) Schließlich lernen so Lehrer und Schüler eine Menge dazu. Allerdings bleibt dafür anderes auf der Strecke und schließlich stehen doch Kommune und Land in der Pflicht, in der "Schulpflicht" nämlich, gefälligst mehr zu tun, um eine gute Ausbildung der Landeskinder zu gewährleisten.

    Aber es ist ja auch so einfach für das Land hier den Schmalfuß zu machen, denn viele Eltern sind so drauf, dass sie es für selbstverständlich halten, dass das Kind durch das Elternhaus ausgestattet mit dem neuesten technischen Gerät jeden Tag mit dem Mamataxi vor die Schultür gekutscht wird. X/

    Es besteht ja schließlich Schulpflicht! Und wenn andere Eltern da nicht mithalten können und in den Schulen Mangelverwaltung herrscht, dann sind natürlich die Eltern der ohnehin schon bildungfernen und benachteiligten gesellschaftlichen Schichten selber Schuld, wenn bei deren Kindern der Schulerfolg ausbleibt.

  • Sind in Niedersachsen nicht schon Ferien? Hier in Bayern gehen sie - glaub ich - in einer Woche los. Die armen Lehrer könnens vermutlich kaum erwarten nach dem Corona-Stress. Sie können in den folgenden 6 Wochen endlich die leeren Pizzaschachteln und Bierflaschen entsorgen und wieder bezahlte Nachhilfe geben...

  • Meine Frage gibt wohl an Ihnen vorbei: Sie verlangten, Schulfahrkarten nur an solche Schüler auszugeben, die auch zur Schule gehen ("Ich denke nicht, dass das eines Sozialstaates würdig wäre." - auf den Kommentar "Schüler und Schülerinnen fahren kostenlos"). Sie wollen nicht, dass Schüler ein kostenloses Ticket bekommen, sondern nur solche, die zu Fuß gehen könnten?

    Ihre Gesamtargumentation war so wirr, der konnte ich nicht folgen. Keine Fahrkarten für Schüler die sie brauchen, weil sie sich sonst so fühlen als wäre nur der ÖPNV eine Lösung? Fußgänger werden benachteiligt, weil sie zwar nur 300m von der Schule wohnen, aber keine Karte bekommen?

    Das ist doch alles, mit Verlaub, totaler Bullshit. Was wollen Sie eigentlich?

  • Fahrbahnradler forderte: "Schülerinnen und Schüler fahren kostenlos."

    Und dem halte ich entgegen:

    Schülerinnen und Schüler fahren nicht einfach kostenlos, sondern sie lernen in der Schule, dass der ÖPNV nicht etwas ist was einfach kostenlos ist, sondern etwas wertvolles, das allen Menschen Mobilität ermöglicht, eine zivilisatorische Errungenschaft.

    Und Schülerinnen und Schülern ist das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas leisten, nicht in der Form wie heute so oft üblich in Form von guten Noten. Oder gar wie in Bayern besonders unheilvoll verbreitet in der Form: Wer schon früh gute Noten schreibt, sichert damit seine Schullaufbahn auf dem Gymnasium.

    Schülerinnen und Schüler leisten bereits eine ganze Menge, indem sie den ÖPNV benutzen oder zu Fuß gehen oder mit dem Rad zur Schule fahren, was aber von kaum jemandem gewürdigt wird in der Institution Schule. Ich bin da echt ziemlich sauer, weil ich es erleben musste, dass einige Lehrer einfach den Eltern sagten, sie haben ihren Kindern für Schulausflüge Einzelfahrkarten mitzugeben, obwohl es Gruppenkarten gibt, die viel billiger sind. Immerhin haben diese Lehrer mit den Kindern Schulausflüge mit Bus und Bahn gemacht, anderen war das ganz einfach zu unbequem, die sind erst gar nicht mit den Kindern raus.

    Vielen in der Institution Schule und dafür Verantwortlichen ist es auch ziemlich schnuppe, dass viele Kinder mit dem Auto gebracht werden, anstatt dass die Kinder Sebstständigkeit lernen in einem Lernfeld, in dem sie autonom handeln können und eigentlich dafür ertüchtigt werden sollten, das sehr bewusst zu tun.

    Es reicht eben nicht aus zu sagen: Sozialstaat heißt: "Kinder fahren kostenlos mit Bus und Bahn", sondern die Mobilitätsfrage muss ein Schwerpunkt pädagogischer Arbeit sein. Diese Welt ist zu klein und zu wertvoll, als dass darauf genug Platz wäre, damit jeder Mensch mit von Jahr zu Jahr größer und schwerer werdenden Autos mit immer mehr PS diese Erde und ihre Ressourcen auf's Äußerste strapaziert.

    Und deshalb ist es wichtig den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln: Es ist wichtig und gut, dass ihr zur Schule kommt und es ist nicht egal wie ihr hierherkommt, sondern es kommt darauf an, dass das so geschieht, das Alle gefahrlos kommen können. Wenn man sich das tägliche Verkehrschaos rund um so manches Schultor anschaut, dann ist doch ganz augenfällig, das da zur Zeit gründlich was schief läuft.

  • Beitrag von Nbgradler (19. Juli 2020 um 04:17)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Wird ncihts, egal. (19. Juli 2020 um 04:18).