• Hallo zusammen,

    in der letzten Zeit stolpere ich vermehrt über eine Anweisung, wie ein Autofahrer Dooring-Unfälle vermeiden kann. Also solche, bei denen der Radfahrer der sich öffnenden Autotür nicht mehr ausweichen kann.
    Der Trick soll sein, die Tür mit der "falschen" Hand zu öffnen. Dadurch soll man den Oberkörper drehen und Radfahrer rechtzeitig sehen.

    Seit dem frage ich mich, ob der Tipp nicht totaler Quatsch ist.
    Hätte diese Technik irgendeinem Radfahrer aus dem Video geholfen?
    Die waren doch beim Beginn des Türöffnens praktisch alle noch außerhalb des Bereichs, den der Fahrer durch die Seitenfenster sehen kann.

    Habe ich gerade ein Brett vor dem Kopf, oder ist der Tipp tatsächlich Blödsinn?

    Ich habe mir statt dessen angewöhnt, vor dem Aussteigen einen Blick in den linken Rückspiegel zu werfen. Dafür sind die Dinger ja da. Dazu noch einen normalen Schulterblick und die Sache ist erledigt.

    Habe ich jetzt etwas vollkommen falsch verstanden?

  • Man soll beim "Dutch reach" die Welt ja nicht nur durch die Seitenscheibe betrachten und dann die Tür weit aufstoßen, sondern sie langsam öffnen und dabei durch den sich öffnenden Spalt zwischen Tür und B-Säule gucken.

  • sondern sie langsam öffnen und dabei durch den sich öffnenden Spalt zwischen Tür und B-Säule gucken.

    Das höre ich zum ersten mal. In den Artikeln, die ich dazu gelesen habe, steht nichts davon.
    Selbst dutchreach.org beschreibt das nicht so. In der Animation könnte man erahnen, dass das so gedacht ist. Und im Video ist wie zufällig das Fenster offen und der Fahrer steckt den Kopf durch.

  • Klar. Und wenn das Fenster nicht offen ist (wer lässt das Fenster denn offen, wenn er den Wagen verlässt?), kann er nicht den Kopf durchstrecken. Man sieht ihn durch die hintere Seitenscheibe gucken, und der Kopf bleibt in dieser Blickrichtung, während er die Tür öffnet - und dabei geht sein Blick dann zwischen Türrahmen und B-Säule hindurch.


  • Was ja aber auch eher so nicht ganz optimal ist, denn wenn sich irgendwo vor mir eine Tür einen Spalt weit öffnet, rechne ich ja damit, dass sie gleich sperrangelweit offensteht und ich den Abflug mache.

    Deswegen hältst Du ja auch mindestens einen Meter Abstand und fährst nicht wie die Idioten, die mit dem rechten Lenkerende schwarze Striemen an den Außenspiegeln hinterlassen wollen. ;)

  • Beim Autofahren versuche ich immer den "Dutch Reach" beim Aussteigen anzuwenden - so eine Verhaltensänderung ist gar nicht so leicht in den Kopf reinzukriegen.

    Ich denke jenseits der Diskussion, ob man nun besser in den Außenspiegel oder durchs Seitenfenster oder durch den Türspalt guckt, ist der große Vorteil des "Dutch Reach" die ständige Erinnerung beim Öffnen der Fahrertür:

    AUFMERKSAM! RADFAHRER KÖNNTE KOMMEN!

  • Was ja aber auch eher so nicht ganz optimal ist, denn wenn sich irgendwo vor mir eine Tür einen Spalt weit öffnet, rechne ich ja damit, dass sie gleich sperrangelweit offensteht und ich den Abflug mache.

    Solche Reaktionszeiten habe ich nicht mehr. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die jemals hatte. Wenn sich irgendwo in meinem Fokusbereich eine Tür einen Spalt weit öffnet, dann kann ich vermutlich nur mit treudoofen Augen zuschauen wie sich etwas ändert. In einer Sekunde fange ich dann möglicherweise an irgend etwas zu machen. Mir hilft nur konsequent weit genug weg zu fahren - muss ja auch nebenbei noch so ein klein bisschen auf den Verkehr vor und neben mir achten, und den Straßenbelag im Auge haben. In die Autos schauen kannst da eh vergessen.

  • Das ist eine nette Idee, aber kein wirksamer Schutz. Das wird man nicht in alle Köpfe von Autofahrern und Beifahrern hinein bekommen. Abstand zu halten allerdings auch nicht in alle Köpfe von Radfahrern und dies zu zu lassen schon gar nicht in die von Autofahrern. Das einzige was wirklich helfen würde wäre es konsequent das parken auf öffentlichen Straßen, konsequent zu verbieten. Das würde auch viele andere Unfallarten reduzieren und die Straßen würden deutlich schöner.

    Leider wäre dies umsetzbar, da auf nicht öffentlichem Grund gar nicht genug Parkflächen zur Verfügung stehen.

    Ich sehe da nur einen Weg hin, alle öffentlichen Straßen müssten mit einer Parkgebühr für mehrspurige Fahrzeuge belegt werden. Diese Gebühr müsste dann langsam steigen. So würden nach und nach mehr private Stellflächen entstehen.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • (...)Abstand zu halten allerdings auch nicht in alle Köpfe von Radfahrern (...)

    Das ist eigentlich das größte Problem. Ich habe eine sehr enge, beidseits beparkte (Einbahn)-Straße auf meinem täglichen Weg. Dort kann man zum einen von links und von rechts getürt werden, andererseits ist die zur Verfügung stehende Fahrbahn eindeutig zu eng, als dass ein Überholen (nicht einmal ein freches) üblicherweise möglich ist. Sprich, das "äußerst rechts" Fahren ist genauso "im Weg"-Rumfahren wie einfach mittig fahren. Hält aber die meisten Radfahrer nicht davon ab, trotzdem die Außenspiegel der rechts parkenden Fahrzeuge mit dem Lenker anzuklappen.

  • Es ist einfach in vielen Köpfen tief verankert, dass Radfahrer sich gefälligst so zu verhalten haben, dass sie den Kfz-Verkehr nicht behindern. Wenn ich mir hier anschaue, auf welche Randstreifen sich Radfahrer verkriechen, um bloß nicht auf der Fahrbahn zu fahren, dann wundert es mich auch nicht, dass viele aus Angst, zu knapp überholt zu werden, dem Kfz-Verkehr möglichst viel Platz lassen wollen.

    Dass dieses Verhalten der eigenen Sicherheit abträglich ist, muss man erst mal lernen. Und man benötigt halt auch ein dickes Fell, um sich nicht von den Aggressionen von Autofahrern beeindrucken zu lassen, die einen von "ihrer" Fahrbahn weghupen wollen.