Beiträge von Th(oma)s

    [Dass die Angst vor dem Auto von hinten angeboren wäre,] ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, Unsinn. Ohne dass vorher jemand Radfahrer mit dem „Radwege-sooo-sicher“-Virus infiziert, kommt keiner auf die Idee, Autos von hinten könnten ein Problem sein.

    Mal ein schönes aktuelles Beispiel wie dieses Animpfen mit dem Auto-von-hinten-Virus so abläuft:

    Schlagzeile "Immer wieder tödliche Unfälle: das sind die Gefahrenstellen für Radfahrer in Frankfurt"

    Reality Check: es gab in 11,5 Jahren 29 Tote beim Radeln in FFM, wovon nur 14 mit Beteiligung von fahrenden KFZ innerorts waren. Die Ereignisse verteilen sich wahllos über das gesamte Stadtgebiet, die Unterstellung, es gäbe besondere "Gefahrenstellen" ist somit Blödsinn.

    Einleitender Satz des Redakteurs:

    Zitat

    "Bei Unfällen zwischen Autos und Radfahrern ziehen letztere oft den Kürzeren – mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen."

    "Oft" ist angesichts der bereits erwähnten niedrigen Zahl der Toten unangemessen. Aber auch bei Schwerverletzten trifft diese quantitative Angabe nicht zu. Der Destatis Unfallatlas gibt für FFM im Mittel über die letzten 8 Jahre 62 Schwerverletzte unter Beteiligung von KFZ an. Das ist für eine Metropole von der Größe FFMs mit 20% Radanteil nicht "oft" sondern "selten". Auch streuen die Schwerverletzten ohne erkennbare Schwerpunkte anders als vom Aufmacher suggeriert gleichmäßig über das ganze Stadtgebiet (eigene grafische Auswertung der Opendata aus dem Unfallatlas).

    Nach den einleitenden Nebelkerzen schreiten nun die "Experten" (hüstel) zur Stellungnahme. Zuerst der Fachmann der NGO "Ghostbike Frankfurt":

    Zitat

    "Die Hauptursachen für tödliche Fahrradunfälle liegen laut „Ghostbike Frankfurt“ im Verhalten der Autofahrer. Das Nichteinhalten des vorgeschriebenen Abstandes von mindestens 1,50 Meter beim Überholen [...] sowie Ablenkung durch Handynutzung seien häufige Unfallursachen. Die Organisation betont die Notwendigkeit einer besseren Verkehrsinfrastruktur, wie baulich getrennte Radwege"

    Wir lernen also: "Überholen (und Handy) ganz schlimm tödlich". Realtity Check: Von den 14 Todesfällen mit KFZ war genau nullmal Handy im Spiel und nullmal Unterschreitung des Mindestabstandes. Zudem dürfte der Leser mit "Autofahrern" wohl auch nur PKW-Lenker assoziieren, da waren es dann ohne Ansehen des Unfallhergangs auch eh nur noch 6 Fälle, einer davon ein Frontalzusammenstoß auf einem innerörtlichen Autobahnabschnitt.

    Dann folgt der Auftritt des Experten von der Polizei:

    Zitat

    "Zu den häufigsten Unfallursachen zählen nach Angaben der Polizei [...] Fehler beim Überholen [und] falsche Fahrspurwahl"

    Reality Check: unter den schweren und tödlichen Fällen mit KFZ-Beteiligung im Unfallatlas finden sich 6 Ereignisse jährlich mit dem Unfalltyp "im Längsverkehr" und den Unfallarten "seitlich nebeneinander" bzw. "von hinten gerammt". Ein unbekannter Teil dieser Unfälle beruht zudem noch auf Kollisionen, die auf Fehlverhalten des beteiligten Radfahrers resultierten. "Falsche Fahrspurwahl" klingt ebenfalls schwer nach "im Fahrbahnmischverkehr" und "von hinten", ist aber gar keine amtliche Unfallursache. Der Experte meint da vielleicht die Ursache 10 aus dem amtlichen Katalog (= "Benutzung der falschen Fahrbahn, auch Richtungsfahrbahn oder verbotswidrige Benutzung anderer Fahrbahnteile") was gerne als Auffangtatbestand für das nicht als eigenständige Ursache eistierende radwegetypische Gehweg-, Gehweggeister- und Radweggeister-Radeln eingetragen wird.

    Quintessenz: der oberflächliche Zeitungsleser (und wer wäre das nicht) nimmt von dem ganzen Sermon nur die Message "Fahrbahn = Selbstmord" mit, fertig ist die nächste Umdrehung im Teufelskreis aus nichtangeborener Fahrbahnangst und Fahrbahnmeidung.

    Wie hoch ist denn die Prozentzahl, bei dem den Autofahrer*innen die Hauptschuld angelastet wird, wenn man nur die tödlichen Fahrradunfälle betrachtet, an denen ein KFZ beteiligt war?

    Für außerorts kannst du das doch schon aus der eingebetteten Grafik berechnen: 111 von 198 unter Beteiligung von Krad, PKW oder "LKW" (alles ab 3,5 t, incl. Traktor). Die Hauptschuldquote der KFZ beträgt bei PKW wie LKW 33% (29/89 bzw. 6/18).

    Innerorts überwiegt die KFZ-Hauptschuld (49/87 bzw. 56% bei PKW, 28/38 bzw. 74% bei LKW).

    In der Gesamtabrechnung für alle Ortslagen überwiegt jedoch bei PKW weiter die Radfahrer-Schuld (78/176 bzw. 44% PKW-Schuld), während wegen der vielen innerörtlichen Rechtsabbiegeopfer mit 34/56 bzw. 61% die LKW-Schuld dominiert.

    Generalabrechnung alle KFZ alle Ortslagen 117/241 (49%) KFZ Schuld, alle KFZ-Schuld-Fälle am Gesamtaufkommen 117/474 bzw. 25%.

    PS: Deutschland ist AFAICS weltweit die einzige Nation, wo derlei Fingerpointing überhaupt möglich ist. Alle anderen erfassen die Schuldquoten entweder nicht oder halten sie im Giftschrank.

    Zitat

    Benutzungspflicht sehe ich grundsätzlich nicht.

    Die RiMs sind idR unbeschildert und zudem über längere Anteile beidseits mit unterbrochenen Markierungen ausgestaltet. Sie sind als "Radverkehrsführung" im Zuge einer Kreuzung und nicht mehr als Radweg zu betrachten, weswegen sie überhaupt erst durch KFZ-Spurwechsler tangential überquert werden dürfen. Die Benutzungspflicht ergibt sich für markierte Führungen im Kontext von Kreuzungen ausschließlich für den Teil der Radfahrer, der abbiegen möchte, und das auch nur in dem Sinne, dass man wenn man einmal auf einer Radverkehrsführung angefangen hat abzubiegen (was man nicht muss), diese nicht mehr verlassen darf. Die StVO nimmt also lediglich das Recht dafür, mitten auf der Kreuzung von indirektem auf direktes Abbiegen zu wechseln.

    Interessant, zwei derart seltene Merkmale in Kombination sind zumindest auffällig – hast du andere RA mit der "MirrorCam"?

    Ich habe insgesamt 5x Abbiege-Assistent notiert, neben den zwei RiM-Fällen noch einmal Hamburg (2023), Berlin (2020) und Alfeld (2021). In allen drei Fällen wurden zwar im Text der Meldungen die Assistenten erwähnt, aber beim Nachschauen zeigen die Fotos der LKW konventionelle Rückspiegel an den Türen.

    Die Frage ist aber doch eigentlich, ist es denn überhaupt ein Problem. Wie viele Unfälle mit Radlhänger gibts denn, wo die Bremsleistung das entscheidende Kriterium war?

    Ist das stark ansteigend?

    Nein, beim täglichen Durchmustern der Unfallmeldungen gibt es praktisch nichts mit Anhängern. In meiner Liste mit Todesfällen habe ich unter >5200 Fällen in elfeinhalb Jahren 5x notiert, dass ein Fahrrad mit Anhänger beteiligt war, 2x saßen Kinder drin. Verstorben war aber stets nur der Lenker der Fuhre. Die Unfallhergänge entsprechen dem bekannten Mix an Hergängen und hatten scheinbar nichts mit dem Hänger bzw einem von dessen Gewicht negativ beeinflussten Fahrverhalten zu tun.

    In Österreich gab es einen spektakulären Fall mit zwei gestorbenen Kindern im Hänger. Da spielte aber erstens das Bremsverhalten auch keine Rolle, denn es war ein Auffahrunfall von hinten, zweitens hing der Hänger nicht an einem Fahrrad, sondern illegal an einer Elektro-Vespa, drittens passierte der Crash bei Dunkelheit und der Hänger war unbeleuchtet und verdeckte das Rücklicht des Mopeds.

    IMO ist die Initiative an den autofahrenden Teil der Wähler gerichtet: „Seht her, wir regieren durch gegen diese Fahrradanarchisten!“.

    Ob es Zufall war, dass die Anregung zur StVZO-Änderung quasi gleichzeitig mit der Publikation des Stiftung Warentest-Tests herauskam? Dass 10 von 10 durchfielen, dürfte sich sofort herumgesprochen haben, dass das jedoch vorwiegend an der Verwendung von im Kontakt ungiftigen Fluorchemikalien zur Imprägnierung lag und in keinem einzigen Fall Zuladung und Bremsverhalten kritisiert wurden, wohl eher nicht).

    Auffällig: Die Unfallzahl hat seit 2021 deutlich zugenommen, während konventionelle RA durch die Schrittgeschwindigkeit massiv abgenommen haben – und das, wo RiM durch ihren schlechten Ruf kaum noch gebaut werden.

    Mindestens 2 der wenigen RiM-Fälle passierten mit den immer noch recht seltenen Kamera-basierten Rückspiegeln, die es wohl nur in Kombination mit Abbiegeradar/Toter-Winkel-Warner gibt, 2021 in Hamburg und 2024 in München. Haben die Abbiegeassistenten womöglich ein RiM-Problem?

    Ich sag' mal so: Gäbe es keinen KFZ-Verkehr, dann gäbe es auch keine Unfälle mit Fahrrad und KFZ.

    Es gäbe auch keine KFZ-Unfälle mit dem KFZ-Verkehr. Was allerdings nicht weggeht, wenn man die KFZ einfach weitermachen lässt und bloß Radfahrer von der Fahrbahn nimmt: Radunfälle mit KFZ. Dann bleiben die vielen schlimmen KFZ-KFZ-Unfälle (wir reden nach wie vor über außerorts) und ein paar Unfallhergänge mit Fahrbahnradlern werden seltener, während etliche neuartige Unfallhergänge erst möglich werdem, die es ohne die Separierung noch gar nicht oder viel seltenr gab (Seitenwechsel Radweg, Frontalkolisionen oder Überholunfälle mit Beteiligung von anderen Radfahrern, zB).

    Ein Trugschluss ist es jedenfalls nicht, dass an tödlichen Radunfällen mehrheitlich die KFZ-Führer schuld sind.

    Solange man Kausalität nicht durch irgendeine esoterische Erbsünde-Rhetorik ersetzt, ist es ein Trugschluss.

    Wir hatten 2022 474 tote Radfahrer, wovon nur 127x (27%) dem KFZ-Führer die Hauptschuld angelastet wurde. Außerorts gab es 198 Tote, wovon 40x (20%) das KFZ Hauptschuld hatte.

    Es ist die gleiche Logik wie "mit einem Porsche kann ich auch mit 150 über die Landstraße fahren; ich hab schließlich ein besseres Fahrwerk." Und Rennradfahrer reagieren auf die kleinste Unebenheit EXAKT GENAUSO wie die Tiefer-Breiter-Blöder-Prolls auf Speedbumps.

    Der Unterschied ist, dass die außerörtliche Höchstgeschwindigkeit nach §3 StVO nicht nur Porschefahrer trifft, sondern alle Fahrzeuge abriegelt. Es gibt keinen einzigen aktuellen PKW, für den 100 keine Deckelung wären, und auch bei Krafträdern ist es nur ein kleinerer Teil, der nicht schneller könnte, wenn er dürfte. Für LKW über 7,5t wiederum sind die höchstens erlaubten 60 ein Klacks. Auch die implizite Begrenzung der Geschwindigkeit durch das Sichtfahrgebot oder die Witterungsbedingungen betreffen alle, ganz zu schweigen davon, dass die StVO nicht danach unterscheidet, welche Antriebsart Anlässe zum Verzögern aufweisen. Es ist aber nicht nur wegen der unzutreffenden Aussage über Sportwagen nicht die gleiche Logik. Radfahrer auf der Fahrbahn sind auch keine Bodenwellen.

    Ansonsten filtere ich bewusst auf 1. tödlich (was die UVD nicht macht und damit die riesigen Fallzahlen erzeugt, die die Panik-Presse nur zu gerne aufgreift…) und 2. von einem Autofahrer verschuldet. In dieser machen die Längs-Unfälle außerorts sogar über 50%.

    Man kann sich seinen Unfalltyp nicht vorher aussuchen. Wer vorher schon bescheid wüsste, würde erst gar keinen Unfall haben. Abgesehen davon hoffe ich sehr, dass dir nicht nur dein eigenes Schicksal am Herzen liegt, sondern auch das deiner radelnden Kinder oder deiner radfahrenden Eltern (die viel eher den radwege-typischen Fallen zum Opfer fallen als jemand, der wie du hier regelmäßig mitliest).

    Ignoriert man die Schwere der Unfälle, kommen solche tollen Ideen wie "Radfahrstreifen in Mittellage heraus" – da vermeidet man dann 50 Leute, die über das Vorderrad absteigen;

    Umgekehrt: ignoriert man die Schwere der Unfälle, kommt man zu dem Trugschluss, an tödlichen Radunfällen seien mehrheitlich die KFZ-Führer schuld.

    E-Scooter: Kritiker nennen neue Regeln »grobe Attacke« auf Fußgänger - DER SPIEGEL

    Da schreibt mal jemand "Fahrbahn" statt "Straße" und macht es damit gleich wieder falsch. :rolleyes:

    Die Einhaltung der Schrittgeschwindigkeit auf [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] wird auch bei den E-Scootern sicherlich ganz toll funktionieren (nicht).

    Nach Destatis waren 21 der 22 Toten die Scooterfahrer selber, der verbleibende Fall war ein Radfahrer, der in Gelsenkirchen im Dunkeln über einen auf dem Radweg liegenden herrenlosen Scooter stürzte. Fußgänger waren nicht betroffen.

    wie viele Wischmob-Unfälle gab es denn bislang auf den RFS-in-Mittellage-Dingern? :/

    Nicht so viele, wie die Schmutzkampagnen dagegen glauben lassen.

    Ich komme auf 8 RiM-Opfer bislang seit 2013, davon 2 auf der selben Führung (Heinrich-von-Stephan-Straße x B36 in Freiburg, hier wurde die RiM mittlerweile aufgelöst und zum Radfahrstreifen rechts neben der Rechtsabbiegerspur zurück-markiert, gleichzeitig wurde separates Grün für Rechtsabbieger geschaltet - was sich sicher stärker auf die Sicherheit auswirken wird als jede Markierung).

    In Berlin gab es dieser Tage einen Unfall im Zuge einer RiM, wo nach Spurenlage die lebensgefährlich verletzte Radfahrerin die Fußgängerfurt benutzt haben muss, da sie ansonsten sehr viel weiter hinten beim Spurwechsel über die RiM auf die Rechtsabbiegerspur getroffen worden wäre. Will sagen: Unfälle mit RiM sind oftmals auch Unfälle durch unvernünftiges RiM-Meiden - was wiederum vom Kesseltreiben des Anti-RiM-Kampaignings als vollauf gerechtfertigt bestärkt wird.

    Da Rechtsabbieger-Unfälle mit LKW auch bei weitem nicht die einzige Unfallform an Kreuzungen sind, muss für eine vergleichende Sicherheitsbilanz aber vor allem auch der Einfluss auf das gesamte Unfallgeschehen betrachtet werden. Dazu gibt es eine Studie der TU-Berlin, die zeigte, dass die fahrleistungsnormierte Unfallgefahr in der Reihenfolge [eingefärbte RiM -> Hochbordradweg -> ungefärbte RiM] *an*steigt; wobei die Unfälle mit RiM vorwiegend auf Gehwegradeln beruhten. Dieses Schlussfolgerung wurde natürlich nicht öffentlich kommuniziert, sondern nur das nachteilige, jedoch vom Studien-Auftraggeber gewünschte Ergebnis bei gemeinsamer Auswertung aller RiM vermarktet:

    Bild

    Link zum Video:

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    Es gibt viele PKW-Fahrer*innen, die deshalb die Autobahn meiden. Würdest du jetzt sagen, die schaffen sich ihr eigenes Ghetto?

    Indirekt schon: wer so eine Autobahn-Phobie hat, leidet wahrscheinlich allgemein an Fahrangst und fährt dann im Alltag mehr Fahrrad, wofür er (die Phobie geht ja vom Meiden der Konflikte nicht weg) Ghettos zu brauchen meint.

    Für mich sind allerdings auch Rennräder kein Maßstab: Wenn du für den Radweg zu schnell bist oder dein fragiles Rad an jedem Ast einen Rahmenbruch riskiert, dann gehört nicht die Benutzungspflicht abgeschafft, sondern deine Fahrweise der Umgebung angepasst. Nach der gleichen Logik sind Landstraßen bestimmt auch eine Diskriminierung von Porsche-Fahrern…

    Das ist gerade nicht die "gleiche" Logik. Du argumentierst da auf dem Niveau von "Was beschwerst du dich darüber, dass du für ein Brötchen 5 ct mehr bezahlen sollst als ich? Ich darf dem Bäcker doch auch nicht in die Kasse greifen!"

    Zitat

    Der andere Punkt ist indes mehr als eindeutig: Überholunfälle sind außerorts leider extrem häufig, während von Autofahrern verschuldete Kreuzungs-Unfälle sehr selten sind (und übrigens häufiger ohne als mit Radweg), weil die entsprechenden Konfliktpunkte sehr selten sind.

    Überholunfälle mit Fahrradbeteiligung sind auch außerorts nicht "extrem häufig". Es gibt etwa 20 tödliche Fälle mit Auffahren von hinten p.a., wovon gut 19 noch nicht einmal Überholen sind (sondern Tunnelblick, Ablenkung, Alkohol, Drogen, Sichtverhältnisse). Das ist weder in absoluten Zahlen noch relativ zum übrigen Unfallgeschehen außerorts "extrem häufig". Bei Unfällen mit Schwerverletzten ist der Anteil der Längsverkehrsunfälle am Gesamtgeschehen noch geringer. Das ergibt sich (entgegen der in den medien verbreiteten Botschaft) tatsächlich auch genau so aus der jüngsten UDV-Studie.

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    Nur 422 von 1756 Toten außerorts waren demnach in den 11 Jahren 2010-2020 im Längsverkehr, wovon noch alle LV-Unfälle mit Nicht-KFZ abzuziehen sind und vom verbleibenden Rest 1/3 Frontalkollisionen waren (vgl. Abb. 39 der UDV-Studie).

    Der Kardinalfehler ist aber wie immer die vorab getätigte willkürliche Filterung auf die Unfallpaarung "KFZ vs Fahrrad". Das blendet nämlich aus, dass die Anzahl der schweren und tödlichen Längsverkehrsunfälle "KFZ vs KFZ" erheblich höher ist als der Kleinkram bei Fahrrädern, und dass dieser Unterschied auch groß genug ist, dass dies wohl auch nach Normierung auf die Verkehrsleistung so bleiben dürfte (insbesondere für Krafträder).

    Richtig! Die Radfahrer, die das versucht haben, liegen jetzt unter der Erde. Umso besser ist mein obiger Vorschlag.

    Gebetsmühle: Radfahrer sterben nicht und starben nie, weil ihre Interessen von eiligen Autofahrern im Fahrbahnlängsverkehr ignoriert werden. Auch außerorts nicht. Todesfälle, soweit überhaupt PKW beteiligt sind, sind Folge von Vorrangfehlern, Vorrangfehlern oder Vorrangfehlern. Auffahrunfälle sind Einzelfälle und treten zudem auch nie da auf, wo Autos so häufig sind, dass sie wegen Gegenverkehr nicht unverzüglich überholen könnten.

    Tja, die allgemeine Handlungsfreiheit in Art. 2 GG gilt nun einmal auch für Autofahrer. Es braucht da keinen sachlichen Grund, um dieses Recht wahrzunehmen.

    Muskelantrieb ist allerdings ebensowenig ein sachliches Kriterium für eine nicht-Einschränkung der Handlungsfreiheit von Autofahrern wie geblümte Unterhosen bei den anderen Fahrzeugführern. Dass es die Diskriminierung trotzdem gibt, hat zwei Gründe: erstens, das Diskriminierungskriterium ist superleicht sicher von außen zu erkennen. Und zweitens, die Diskriminierten leisten keinen Widerstand, sondern fordern ihre Diskriminierung selber.

    Lies, was ich zu 30-Zonen geschrieben hab. Ich bezweifle, dass dich deine Eltern auf der B 73 spielen ließen.

    Nicht spielen, aber ganz sicher fahren.

    Bevor jetzt jemand anführt, dass in den sechziger und siebziger Jahren ja auch sehr viele tote radfahrende Kinder gab: ja, das stimmt. Aber erstens wurden auch damals Radfahrer im Allgemeinen und Kinder im Besonderen nicht einfach von hinten angefahren, sondern bei Vorfahrtfehlern/Fahrbahnquerungen getötet. Und zweitens war der Straßenverkehr seinerzeit auch für die Autofahrer selbst mörderisch, was einmal mehr zeigt, dass der Muskelantrieb keine spezifischen Risiken bedingte.

    Tust du auf der Fahrbahn aber: Bei jedem Auto, dass mit höherer Geschwindigkeit und viel Lärm von hinten ankommt, sagt das Gehirn "Achtung, da will dich einer fressen". Das ist ein menschlicher Ur-Instinkt, den man nicht einfach wegdiskutieren kann.

    Das ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, Unsinn. Ohne dass vorher jemand Radfahrer mit dem „Radwege-sooo-sicher“-Virus infiziert, kommt keiner auf die Idee, Autos von hinten könnten ein Problem sein. Und mehr noch, ohne dass jemand Autofahrer mit dem Radwege-sooo-sicher--Virus animpft kommen auch Autofahrer nicht in Versuchung, ihren Sadismus gegenüber Radfahrern ausleben zu wollen. Erwähnte ich schonmal, dass ich in Wuppertal das Radfahren lieben gelernt habe?

    Zitat

    Ich sage mal so: Es spricht nichts dagegen, dass eine sichere Fahrradverkehrsinfrastruktur auch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.

    Dagegen spricht, dass sichere Fahrradinfrastruktur ein Oxymoron ist.

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    Möchtest du wirklich Fahrradfahrer*innen unter Dauerstress setzen, damit deren volle Aufmerksamkeit und Konzentration ständig auf das Fahren fokussiert ist? So kannst du vielleicht einige Adrenalinjunkies für das Fahrradfahren begeistern. Aber das war's dann auch.

    Ich möchte, dass Radwegfreunde aufhören, die Radfahrerschaft in Dauerstress zu versetzen, indem sie den (be)trügerischen Eindruck vermitteln, dass es da insgeheim doch eine okkulte Kongruenz zwischen gefühlter und realer Sicherheit von Infrastruktur (eigentlich ja genauer "gefühlter und realer Unsicherheit von Mischverkehr") gäbe.

    Dieses trügerische Sicherheitsgefühl halte ich übrigens für einen nicht unerheblichen Grund, warum das Unfallrisiko auf Radwegen so hoch ist. Manchen Unfug, den man auf "Radwegen" beobachten kann, machen die Leute einfach nicht, wenn sie auf der Fahrbahn fahren. Das kommt zu den objektiven Risiken (in der Regel schlechtere Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Geradeausverkehr rechts neben Rechtsabbiegern) noch hinzu.

    Das ist diese "Gefühlte Sicherheit", von der immer alle reden, dass sie so wichtig wäre.

    Wer Beispiele für kognitive Verzerrung sucht, wird mühelos für jede denkbare Spielart bei den Ansichten zum Radverkehr was finden. Mitlesende selbstverständlich ausgenommen 8o

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Cognitive_bias_codex_en.svg

    Ich habe in DK auch sehr viele mit Helm gesehen. Zumindest in Kopenhagen ist mir allerdings bezüglich der Kleidung aufgefallen, dass nur sehr wenige in Funktionskleidung unterwegs waren. Wahnwesten habe ich nur einmal bei deutschen Touristen gesehen (auf dem Rücken der Aufdruck irgendeiner ADFC-Ortsgruppe).

    Einmal mehr eine Frage von Ursache und Wirkung. NL und DK haben keine NGOs, die das Radfahren unermüdlich öffentlich gefährlich quatschen, und sie haben eine grundsätzlich entspannte Einstellung zur Verkehrsunfallstatistik, die einerseits aus der Nichterfassung der bei uns das Geschehen stark dominierenden leichten Unfälle und andererseits aus der Nichterfassung(?)/Nichtveröffentlichung der Unfallschuld resultiert. Damit fehlt der breiten Bevölkerung auch der Aufreger, der zum Bangemachen benutzt werden könnte.