Ich bin ja für meine unendliche Ruhe und Gelassenheit bekannt, aber manchmal platzt mir dann doch der Kragen.
Die Kurzfassung lautet: Die Hinfahrt kann ich nicht stornieren, denn da finden ja keine Bauarbeiten statt. Die Rückfahrt kann ich auch nicht stornieren, aber umbuchen — aber auch nur unter Kulanz, weil wir eben einen Sparpreis Europa gebucht haben.
Auf jeden Fall kam ich mit dem Typen im Reisezentrum überein, dass eine nächtliche Pause von fünf Stunden in Tingleff unzumutbar ist. Und der dänische Schienenersatzverkehr nimmt auch definitiv keine Fahrräder mit, das stand wohl sogar irgendwo in irgendwelchen internen Notizen so drin.
Unsere Möglichkeiten sind nun begrenzt: Aus Kulanz gestattete der Vorgesetzte im Reisezentrum eine Umbuchung des Sparpreises auf eine andere Fahrt.
Aber auch nur irgendwie so ziemlich ausnahmsweise, normalerweise hätten wir anscheinend Pech gehabt. Ich hab’s nicht so ganz rausbekommen, aber anscheinend waren wieder mal unsere Fahrräder die entscheidenen Faktoren: Es wird ja grundsätzlich ein Schienenersatzverkehr angeboten, wenn wir Fahrräder mitschleppen, deren Mitnahme ausgeschlossen ist, wäre das eben unser eigenes Problem. Ich mein, irgendwie muss es ja auch Lösungen geben, wenn die Fahrt komplett ausfällt, da kann doch nicht einfach nur aus Kulanz des Vorgesetzten eine Umbuchung möglich sein, weil wir, Ätschibätschi, einen Sparpreis Europa gekauft haben.
Nun gut. Die sinnvollen Reisemöglichkeiten von Kopenhagen nach Hamburg sind begrenzt: Zu jeder geraden Stunde auf Minute 52 geht’s los, dann je nach Verbindung zwei oder drei Mal umsteigen, fünf bis sechs Stunden später in Hamburg ankommen.
Die Zeit zum Umsteigen ist, kein Witz, jeweils sechs oder acht Minuten. Nun mag die Dänische Staatsbahn pünktlicher fahren als die Deutsche Bahn, aber wenn ich mir auf Google Maps den Weg in Fredericia von Gleis 4 zu Gleis 7 anschaue, dann ist das mit zwei Rädern und einem kleinen Fahrradanhänger schon knapp.
Der Zug um 14:52 Uhr ab Kopenhagen ist der letzte, der noch irgendwie sinnvoll ist, denn danach kommen wir erst superspät in Kiel an, weil zwischen Neumünster und Hamburg Schienenersatzverkehr ist. Sinnvollerweise müssten wir also um 10:52 Uhr oder 12:52 Uhr aufbrechen, um wenigstens noch einen verpassten Umstieg kompensieren zu können. Das wird mit den reservierungspflichtigen Sitzplätzen und Fahrradstellplätzen schon schwierig genug.
Und dann stelle ich mir ja schon die Frage, warum wir denn nicht einfach schon am Vortrag den IC 430 um 23 Uhr nehmen. Ursprünglich wollten wir ja noch den ganzen Sonnabend in Kopenhagen verbringen und nicht direkt nach dem Aufstehen in den Zug springen, dann hätten wir uns die letzte Übernachtung samt Frühstück auch sparen können. Einen dreitägigen Aufenthalt einfach mal um einen Tag zu kürzen ist ja schon nicht so ganz die reine Geilheit.
Bla.
Aber Moment — was interessiert uns denn der Schienenersatzverkehr zwischen Neumünster und Hamburg, wenn wir ohnehin nach Kiel fahren?
Der interessiert uns insofern, als dass wir zwar aus Kulanz eine andere Verbindung, aber keine andere Strecke wählen dürfen. Die dänischen IC-Verbindungen halten tagsüber zwar alle in Flensburg, von dort aus könnten wir mit dem RE 72 direkt nach Kiel rumpeln, aber müssten dann selbst eine Fahrkarte für Lischen-Radieschen für 14,50 Euro und eine Fahrradkarte für 4,30 Euro kaufen. Gut, daran soll es nicht scheitern, schließlich bekommt man in Kopenhagen für 20 Euro gerade mal ein Frühstück. Trotzdem nervt mich das natürlich mega, denn erst verlieren wir mindestens einen halben Tag in Kopenhagen und zahlen noch tüchtig drauf, wenn wir nicht noch mehrere Stunden sinnlos durch die Gegend gondeln wollen.
Bla.
Aber Moment — warum sollen wir denn stundenlang sinnlos durch die Gegend gondeln, wenn wir von Flensburg über Neumünster nach Kiel fahren könnten? Schließlich gilt im Nahverkehr ja keine Zugbindung und solange die Fahrtrichtung stimmt, können wir ja jeden beliebigen Zug nehmen.
Tja: Weil wir darum in Kopenhagen so früh aufbrechen müssen. Schließlich funktioniert die Umbuchung ja nur, wenn wir weiterhin eine Route über Hamburg wählen. Weil wir aber zwei Fahrräder dabei haben, kommen nur Routen in Frage, die vor dem Einsatz des Schienenersatzverkehrs den Abschnitt zwischen Neumünster nach Hamburg und zurück befahren haben. Im Nahverkehr gilt zwar keine Zugbindung, wohl aber im Fernverkehr, der ja so früh in Flensburg ankommen muss, dass wir theoretisch von Flensburg mit dem RE 7 über Neumünster bis Hamburg fahren können, um dort mit dem nächsten RE 7 von Hamburg über Neumünster nach Kiel zu gurken.
Ansonsten könnten wir uns auch einen schönen Tag in Kopenhagen machen, dort erst viel später aufbrechen, dann einfach in Flensburg 20 Euro für Lisas Fahrkarte in den Automaten knallen und einigermaßen pünktlich in Kiel ankommen.
Alles klar?
Ich habe meine Fahrkarten erstmal wieder mitgenommen. Es gibt nämlich noch eine weitere Alternative: Wir treten die Fahrt nicht an und senden die Fahrkarten an das Servicecenter Fahrgastrechte, um dann auf eine Erstattung zu hoffen. Die Chancen dafür stehen zwar aus den oben bereits angeführten Gründen eher schlecht und die Fahrkarten sind dann halt auch einfach „weg“, aber… tja.
Mir ist klar, dass weder mein Gesprächspartner im Reisezentrum noch den Vorgesetzten noch jemand anderen eine Schuld an diesem Verfahren trifft. Aber insgesamt ist das System Deutsche Bahn so seltsam aufgestellt, dass ich wohl wirklich der Dumme bin, wenn ich meinen Urlaub einigermaßen klimaneutral mit der Bahn bestreiten möchte.
Und ich weiß noch immer nicht, was ich nun tun soll. Am liebsten wenigstens die Rückfahrt im Servicecenter Fahrgastrechte stornieren lassen und einfach nur aus Trotz mit der Fähre zurück fahren.