Anhänger, Lasten & Transport

  • Als Kleingärtner hat man auch ab und zu mal etwas Holz zu transportieren, so zum ausbessern morscher Bretter usw.

    Jetzt hätte ich die langen Bretter ohne lange nachzudenken mit dem Kombi transportieren können, aber wozu hat man denn ein Fahrrad? Zuerst war angedacht, einen neuen Hänger selbst zu bauen. Aber da ich zu geizig sparsam bin und Bastel-Zeit Mangelware ist, habe ich beschlossen, den vorhandenen Hänger zu modifizieren: Deichselverlängerung!

    War eine Stunde Arbeit und hat mich ca. 10 € gekostet. Nun kann ich 3 Meter lange Bretter transportieren. Vom Gewicht her klappt das auch, Das Holz wog ca. 30 Kilo, der Hänger ist für bis zu 40 Kilo ausgelegt.

    Also hin zum Baumarkt meines Vertrauens, Holz gekauft und auf dem Hänger festgeschnallt. Hinten noch ein "Long-Vehicle-Fähnchen" befestigt und ab geht die wilde Fahrt!

    Nach den ersten Metern auf dem Baumarkt-Parkplatz: ein merkwürdiges Fahrgefühl. Ich schau nach hinten und sehe, wie der ganze Hänger wild am schlingern ist. OK, wahrscheinlich zu schnell die Kurve genommen, dann fahr mal etwas ruhiger um die Kurven. Nix zu wollen, ab 6-7 km/h schaukelt sich der Hänger - auch bei Geradeausfahrt - derart auf, dass mir fast die Deichsel abreißt.

    Also erstmal geschockt abgestiegen und geschoben, zwischendurch dann in ruhigen Straßenzügen mit ca. 5 km/h weitergefahren, ist weniger anstrengend als schieben... Strecke war auch nicht so weit, 1,5 km in knapp 20 Minuten.

    Für die nächsten Transporte dieser Art muss ich mir mal ernsthaft Gedanken machen. Habe da schon ein paar Ideen... Oder ich mach das gleich ordentlich mit geeignetem Hänger-Selbstbau.

  • Da gab es mal einen (mittel) länglichen Artikel zu schwankendem Gepäck:

    Die Lösungsansätze wären dann: höhere Geschwindigkeit (auch wenn das zunächst nicht sicher erscheint), bessere Federung und geringerer Luftduck (als "billige" Federung, sozusagen).

  • Fahrverhalten evtl besser, wenn die Deichsel nicht oben am Fahrrad ansetzt sondern in etwa an der Hinterachse bzw. links am Hinterbauständer.

    Die Deichsel ist mit zwei Schrauben am Hängergestell befestigt und sehr empfindlich, was seitliche Bewegungen angeht. Macht nichts, wenn der Schwerpunkt der Last im Hänger ist und sie Last nicht noch 1,2 m nach vorn oder hinten übersteht.

    Entweder stabilere Deichsel(-Befestigung) montieren oder die Bretter vorne noch mal fest mit der Deichsel verbinden.

  • Ah, ich meinte den Ansatz der Deichsel am Zugfahrrad. :whistling:

    Beschleunigen halte ich bei sich aufschaukelnden Systemen für den falschen Ansatz. Mit Wohnanhängern versuchen das jeden Sommer einige Dutzend unerfahrene Kraftfahrer. X/ Das Beschleunigen führt dem ins Schwingen geratenen physikalischen System weitere Energie zu!

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Ich hätte genauso, wie von Nuernberg-steigt-ab vorgeschlagen die Deichsel am Gepäckträger zu befestigen anstatt an der Sattelstange. Zumindest behauptet dieser Hersteller von Kinderradnachläufern, dass aus diesem Grund seine Anhänger bei Stiftung Warentest wesentlich besser abgeschnitten haben.

    Was auch helfen müsste, ist eine Streckbremse, wie sie teilweise bei LKW eingesetzt wird. So eine nutzen z.B. in Skandinavien die Holztransporter, um bei Bergabfahrten einen schlingernden Anhänger wieder einzufangen. Dabei wird der Anhänger gebremst, um ein Auflaufen zu verhindern und so fahrphysikalisch mehr Stabilität zu gewährleisten. Ein schönes Erklärvideo von Volvo dazu.
    Ich vermute, dass durch das Pedalieren (unrundes Beschleunigen) eine Oszillation angeregt wird, die den Anhänger zum Schaukeln bringt.
    Natürlich muss man sich überlegen, ob man den Anhänger wirklich mit dauerhaft schleifender Bremse fahren möchte.

  • Mir scheint bei der im Foto gezeigten Art der Beladung das Schaukeln ganz unvermeidlich: Wenn du 3 m lange Bretter mit einem Gesamtgewicht von 30 kg auf einen Anhänger packst, schön symmetrisch (Räder genau in der Mitte), dann schaukelt sich das schon bei kleinen Unregelmäßigkeiten auf (das Trägheitsmoment der Bretter ist enorm).
    Das Schaukeln sollte geringer werden, wenn die Last nicht genau symmetrisch zu den Rädern verteilt ist, sondern unsymmetrisch (die Räder z.B. im hinteren Drittel der Last), z.B. indem du die Deichsel noch länger machst. Erhöht natürlich die Stützlast auf der Anhängekupplung.

  • Ich hätte genauso, wie von Nuernberg-steigt-ab vorgeschlagen die Deichsel am Gepäckträger zu befestigen anstatt an der Sattelstange. Zumindest behauptet dieser Hersteller von Kinderradnachläufern, dass aus diesem Grund seine Anhänger bei Stiftung Warentest wesentlich besser abgeschnitten haben.

    Das alleine kann es nicht sein. Ich bin eine Zeit lang fast täglich mit Singletrailer gefahren und nutze jetzt regelmäßig einen Mule. Inkl. Zuladung sind das auch oft um 30 kg. Selbst bei einem lebhaften Kind im Anhänger hat da nix in seitlicher Richtung gewackelt - trotz Befestigung der Deichsel an der Sattelstütze. Die Dämpfung und vor allem die Konstruktion mit nur einem Rad sorgen für erstaunlich ruhiges Fahrverhalten. Wenn das Gewicht nicht wäre, könnte man glatt vergessen, dass hinten noch was dran hängt. (Das ist mir einmal passiert. Den vorne locker umfahrenen Pfosten habe ich hinten mit dem Singletrailer glücklicherweise nur gestreift. Das gab ordentlich Gemecker vom Nachwuchs ;) )

    Anhänger mit zwei Rädern neigen naturgemäß deutlich eher zum Aufschaukeln, insbesondere wenn die Lasten über den Anhänger hinausragen und der Schwerpunkt so hoch ist wie bei @Fredmanns Transportversuch. Mit Schwerpunkt knapp über der Achse hätte es vielleicht klappen können, aber derart mit Balken beladen keine Chance... Ein paar Tipps zum Lastentransport finden sich im älteren Artikel Schwertransport per Rad? Ein Profi berichtet.

    Wenn man bereit ist, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und häufiger sperrige Lasten transportieren muss, lohnt sich ein Blick auf den Carrie M.e von Roland oder die Optionen von hinterher. Den Mule kann ich dem gemeinen Straßenradler nur empfehlen, wenn nicht mehr als eine große Tasche, eine Klappbox oder Getränkekisten transportiert werden soll. Man kann zwar gut 35 kg zuladen, aber ohne flache Ladefläche sind die Einsatzmöglichkeiten einfach begrenzt.

  • Ich behaupte mal das das Problem nicht der Schwerpunkt sondern das große Trägheitsmoment der Langhölzer in Verbindung mit der niedrigen Steifigkeit der Langdeichsel war: Das System hatte eine tiefe Eigenfrequenz die Du durch Dein Pedalieren angeregt hast. Ich behaupte das sich das Ganze legen würde wenn Du die Hölzer vorne nochmal an der Deichsel festknallst und damit die "Drehfeder" Deichsel lahmlegst.

    ...sagt jemand der schon öfter 4m Kajaks (25 kg + Paddelklamotten als Inhalt) mittels einer sehr ähnlichen Konstruktion bewegte. Der einzige Unterschied war das das Boot nicht nur in der Mitte sondern auch am vorderen Griff an der Deichsel hing.

  • Was würde eigentlich die Rennleitung zu so einem Transport sagen?

    (In den 1980ern habe ich mit einem Fahrradanhänger auch immer den Baumarkt geplündert: aus Holz, Grundfläche so groß, dass zwei Bierkästen reinpassen, ungefedert, Deichsel an der Sattelstütze. Es ist immer gutgegangen, auch auf der Bramfelder Chaussee ... - den Hänger habe ich heute noch.

  • Das ist doch nichts.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Ich bin vom untersten Foto des obigen Links beeindruckt - ich dachte immer, der letzte, der mit zwei Anhängern herumgefahren ist, sei mein Vater gewesen, 1947, mit dem Büssing von Krempe aus Hamburg mit Kartoffeln beliefern ... :D

  • Sein Nick spricht ja auch Bände (Gigaliner).

    Die Grenze existiert meist wirklich nur im Kopf. Bin ja selbst seit 2014 mit dem Lastenradvirus infiziert.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Was würde eigentlich die Rennleitung zu so einem Transport sagen?

    Viel. Das ist schließlich noch seltener als Fahrbahnfahren oder Beinahunfälle und da sagen sie ja schon viel.

    Die StVO sagt in §22(4) allerdings das Züge bis zu 20 m lang sein dürfen und die Ladung (bei Transportentfernung unter 100 km) bis zu 3 m hinten herausragen darf.Wenn die Ladung zu breit ist muß sie zusätzlich noch markeirt werden, aber alles bis 2,55 m Breite darf auf öffentliche Straßen.

    Mist, irntwie klemmt die Edit gerade hier?!

  • Ich behaupte das sich das Ganze legen würde wenn Du die Hölzer vorne nochmal an der Deichsel festknallst

    Werde ich gern mal versuchen. Entweder Holz vorne bis zur Deichsel hochziehen und festzurren (wenn dadurch nicht der hintere Teil der Ladung auf dem Boden schleift) oder irgendeine stabile Verbindung von der Deichsel zum Holz schaffen...

  • So: Projekt "Ich und mein Holz" ist abgeschlossen. Habe den Hänger nochmal beladen und Bretter vorne oben an der Deichsel befestigt. Bin auf schlechtem Untergrund bis 20 km/h gefahren: Kein Schlingern, kein Wackeln.

    Und noch ein Vorteil: Die Gesamt-Gespannlänge konnte ich von 4,85 m auf 4,35 m reduzieren.

    Danke für die Tipps, Vorschläge und Erklärungen der physikalischen Gegebenheiten usw... :thumbup:


  • Wenn ich noch kurz anmerken darf das Du den maximalen Effekt keinesfalls auf schlechtem Untergrund (= hohe Dämpfung) sondern auf glattem Asphalt und maximal aufgepumpten Reifen kriegst (wenig Dämpfung). Aber sonst ist es ja mal schön das Theorie und Praxis so gut übereinstimmen.