Nein. Ich hielte das für ein radverkehrspolitisches Eigentor.
Auch denke ich, dass sich die Position der Petenten nicht verbessert, wenn ihre Petition bei den vielen Unterstützern einen auffallend hohen Anteil an ortsfremden Unterzeichnern hat, die mehr oder weniger offensichtlich über das Internet akquirierte Aktivisten ohne eigenen Bezug zum Hannoveraner Radverkehr sind. Relevant für den politischen Erfolg ist nicht nur mathematisch und juristisch (sondern auch psychologisch) die Unterstützung durch eine möglichst breite Bevölkerungsschicht vor Ort.
Wie kommst du zu der Einschätzung, es handele sich um ein "radverkehrspolitisches Eigentor"? Vielleicht konnte dich das genannte Beispiel Radverkehrsführung Am Schwarzen Bär in Hannover nicht so recht überzeugen? Die Lage dort ist tatsächlich sehr unübersichtlich und ich kann schon verstehen, dass du als Ortsfremder keine "Möge" hast, in die Details vor Ort all zu tief einzusteigen. Allerdings wunderte ich mich schon ein bisschen, dass dich dass "krumm gefahrene" Verkehrsschild, Zeichen 209-20, Vorgeschriebene Fahrtrichtung - rechts, jetzt so in Rage brachte. Das Verkehrsschilder "angefahren" werden, kommt leider immer wieder vor, hat aber nun höchstens in so weit mit der Petition zu tun, als es bei Tempo 30 voraussichtlich seltener vorkommt. (In dem konkreten Fall auf dem Foto war es wohl beim Rangieren passiert.)
Ich hab hier noch mal ein anderes Beispiel aus Hannover rausgesucht, das die Notwendigkeit verdeutlicht, Verbesserungen der Radverkehrssituation auch durch eine öffentlichkeitswirksame Petition zu unterstützen. In der Egestorffstraße, Höhe Stadtbahnhaltestelle "Lindener Marktplatz", gab es bis zum zurückliegenden Sommer die Situation, dass der Radweg zunächst auf der Straße geführt wurde, dann aber über eine Absenkung im Bürgersteig auf einen viel zu schmalen Hochbordradweg gelenkt wurde. Der ist zwar nicht benutzungspflichtig gewesen, aber die Alternative auf der Fahrbahn weiterfahren, beinhaltete, im Gleisbereich der Straßenbahn weiterzufahren. Da sind viele Radler lieber auf den eindeutig zu schmalen Hochbordradweg ausgewichen.
Inzwischen wurden die Parkplätze aufgelöst, die einer Weiterführung des Radweges auf dem (jetzt ehemaligen) Parkstreifen im Wege waren. Selbstverständlich wurde das ganze begleitet von den üblichen heißen Diskussionen über "verloren gegangene" Parkplätze. Und genau hier setzt die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", doch an, so heißt es in der Begründung: "...statt den Ausbau des öffentlichen Nahverkehr zu intensivieren und den Bau breiter, sichtbarer Radverkehrsanlagen massiv zu fördern, wird am System „Auto“ festgehalten".
Das Foto entstand, als ein PKW den bis dahin nur bruchstückhaft angelegten Radweg blockierte.Im Bild rechts neben dem schwarzen parkenden Auto kann man den abgesenkten Bürgersteig sehen und den alten, viel zu schmalen Hochbordradweg. Inzwischen kommt es nur noch sehr selten vor, dass der neue, inzwischen durchgängige Radweg, von parkenden Autos blockiert wird.
Es gibt übrigens kein Grund zur Sorge, dass die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", überwiegend von Auswärtigen unterstützt werden würde. Der Anteil der Unterzeichner, die nicht aus Hannover kommen, liegt derzeit gerade mal bei knapp über 5%. Zwar ist die Petition sehr pauschal formuliuert, aber sie hat selbstverständlich auch Auswirkung auf die vielen kleinen "Vor-Ort-Diskussionen", in denen sich Befürworter einer Radverkehr-freundlichen Verkehrsraumgestaltung immer wieder gegen offene und versteckte Anfeindungen aus der Autofahrerschaft zu Wehr setzen müssen. So wurde im vorliegenden Fall (Bild) beispielsweise gegen die nun getroffene Verkehrsführung argumentiert, der Hochbordradweg hinter den parkenden Autos sei zwar "etwas schmal", aber für Radfahrer doch sehr viel sicherer als die Fahrt auf der Fahrbahn.
Und, ja leider gibt es neben dem gezeigten positiven Beispiel immer noch zahlreiche negative Beispiele, bei denen Handlungsbedarf besteht. Und da ist es gut, eine Rückendeckung zu haben, wie zum Beispiel durch die genannte Petition, auch wenn nicht alle Unterschriften dafür aus Hannover stammen, vielmehr gerade auch dann, wenn einige auswärtige Unterschriften dabei sind. Die Regelung für die Petition sieht übrigens vor, dass nur die Stimmen aus Hannover angerechnet werden für das genannte Quorumsziel (dunkelblaue Kennzeichnung). Unterschriften aus anderen Städten und Kommunen (hellblaue Kennzeichnung) tauchen aber auf und werten die Petition auf.