Schädliche Auswirkungen des Autoverkehrs reduzieren - durch Tempolimit und Fahrradfahrer-freundliche Infrastruktur

  • Nein. Ich hielte das für ein radverkehrspolitisches Eigentor.
    Auch denke ich, dass sich die Position der Petenten nicht verbessert, wenn ihre Petition bei den vielen Unterstützern einen auffallend hohen Anteil an ortsfremden Unterzeichnern hat, die mehr oder weniger offensichtlich über das Internet akquirierte Aktivisten ohne eigenen Bezug zum Hannoveraner Radverkehr sind. Relevant für den politischen Erfolg ist nicht nur mathematisch und juristisch (sondern auch psychologisch) die Unterstützung durch eine möglichst breite Bevölkerungsschicht vor Ort.

    Wie kommst du zu der Einschätzung, es handele sich um ein "radverkehrspolitisches Eigentor"? Vielleicht konnte dich das genannte Beispiel Radverkehrsführung Am Schwarzen Bär in Hannover nicht so recht überzeugen? Die Lage dort ist tatsächlich sehr unübersichtlich und ich kann schon verstehen, dass du als Ortsfremder keine "Möge" hast, in die Details vor Ort all zu tief einzusteigen. Allerdings wunderte ich mich schon ein bisschen, dass dich dass "krumm gefahrene" Verkehrsschild, Zeichen 209-20, Vorgeschriebene Fahrtrichtung - rechts, jetzt so in Rage brachte. Das Verkehrsschilder "angefahren" werden, kommt leider immer wieder vor, hat aber nun höchstens in so weit mit der Petition zu tun, als es bei Tempo 30 voraussichtlich seltener vorkommt. (In dem konkreten Fall auf dem Foto war es wohl beim Rangieren passiert.)

    Ich hab hier noch mal ein anderes Beispiel aus Hannover rausgesucht, das die Notwendigkeit verdeutlicht, Verbesserungen der Radverkehrssituation auch durch eine öffentlichkeitswirksame Petition zu unterstützen. In der Egestorffstraße, Höhe Stadtbahnhaltestelle "Lindener Marktplatz", gab es bis zum zurückliegenden Sommer die Situation, dass der Radweg zunächst auf der Straße geführt wurde, dann aber über eine Absenkung im Bürgersteig auf einen viel zu schmalen Hochbordradweg gelenkt wurde. Der ist zwar nicht benutzungspflichtig gewesen, aber die Alternative auf der Fahrbahn weiterfahren, beinhaltete, im Gleisbereich der Straßenbahn weiterzufahren. Da sind viele Radler lieber auf den eindeutig zu schmalen Hochbordradweg ausgewichen.

    Inzwischen wurden die Parkplätze aufgelöst, die einer Weiterführung des Radweges auf dem (jetzt ehemaligen) Parkstreifen im Wege waren. Selbstverständlich wurde das ganze begleitet von den üblichen heißen Diskussionen über "verloren gegangene" Parkplätze. Und genau hier setzt die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", doch an, so heißt es in der Begründung: "...statt den Ausbau des öffentlichen Nahverkehr zu intensivieren und den Bau breiter, sichtbarer Radverkehrsanlagen massiv zu fördern, wird am System „Auto“ festgehalten".

    Das Foto entstand, als ein PKW den bis dahin nur bruchstückhaft angelegten Radweg blockierte.Im Bild rechts neben dem schwarzen parkenden Auto kann man den abgesenkten Bürgersteig sehen und den alten, viel zu schmalen Hochbordradweg. Inzwischen kommt es nur noch sehr selten vor, dass der neue, inzwischen durchgängige Radweg, von parkenden Autos blockiert wird.

    Es gibt übrigens kein Grund zur Sorge, dass die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", überwiegend von Auswärtigen unterstützt werden würde. Der Anteil der Unterzeichner, die nicht aus Hannover kommen, liegt derzeit gerade mal bei knapp über 5%. Zwar ist die Petition sehr pauschal formuliuert, aber sie hat selbstverständlich auch Auswirkung auf die vielen kleinen "Vor-Ort-Diskussionen", in denen sich Befürworter einer Radverkehr-freundlichen Verkehrsraumgestaltung immer wieder gegen offene und versteckte Anfeindungen aus der Autofahrerschaft zu Wehr setzen müssen. So wurde im vorliegenden Fall (Bild) beispielsweise gegen die nun getroffene Verkehrsführung argumentiert, der Hochbordradweg hinter den parkenden Autos sei zwar "etwas schmal", aber für Radfahrer doch sehr viel sicherer als die Fahrt auf der Fahrbahn.

    radwegvorlindenerrath7nsn7.jpg

    Und, ja leider gibt es neben dem gezeigten positiven Beispiel immer noch zahlreiche negative Beispiele, bei denen Handlungsbedarf besteht. Und da ist es gut, eine Rückendeckung zu haben, wie zum Beispiel durch die genannte Petition, auch wenn nicht alle Unterschriften dafür aus Hannover stammen, vielmehr gerade auch dann, wenn einige auswärtige Unterschriften dabei sind. Die Regelung für die Petition sieht übrigens vor, dass nur die Stimmen aus Hannover angerechnet werden für das genannte Quorumsziel (dunkelblaue Kennzeichnung). Unterschriften aus anderen Städten und Kommunen (hellblaue Kennzeichnung) tauchen aber auf und werten die Petition auf.

  • Umweltministerin Hendricks (SPD) forderte diese Woche ein Fahrverbot für Diesel-PKW die besonders giftige Abgase ausstoßen. Ihr Parteikollege im Wirtschaftsressort fällt ihr jedoch prombt in den Rücken: "Hendricks bekommt aber auch Gegenwind aus der eigenen Partei: Wirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel äußerte sich zurückhaltend zu ihren Plänen und sagte, man solle doch erst mal damit beginnen, den öffentlichen Nahverkehr auf schadstoffarme Motoren und Elektroantrieb umzustellen. "Das wäre mein Vorschlag, damit mal direkt anzufangen.""

    Wenn so offensichtlich die Tatsachen verdreht werden und diejenigen die umweltfreundlich mit dem ÖPNV unterwegs sind und unter den giftigen Abgasen leiden, dann auch noch vom Opfer zum Täter gemacht werden, dann darf man sich schon fragen, wie weit noch die Tatsachen verdreht werden und dann die Radfahrer zu den eigentlich Schuldigen an der ganzen Abgas-Misere erklärt werden?
    Warten wir's ab? Oder tun wir was:

  • Ist doch im Grunde die gleiche Reaktion, wie von von anderen stinknormalen Autofahrern auch, wenn Fahrverbote oder ähnliches gefordert werden:
    - "Erstmal sollte ÖPNV besonders schadstoffarm werden!"
    - "Und was machen dann die ganzen Gebrechlichen?"
    - "Schön! Dann gibt es in der Stadt eben keine Lebensmittel mehr!"
    - "Handwerker fahren dann mit dem Lastenfahrrad herum oder wie?"

    Es ist einfach leider die übliche Ausweichreaktion.

    Dabei zeigt schon eine kleine Überschlagsrechnung, dass diese Forderung nicht funktionieren kann. Auf einer großen Ausfallstraße fahren irgendwas um die 50.000 Fahrzeuge pro Tag. Davon (grob überschlagen):
    - 2.500 LKW (bei denen die Abgasreinigung übrigens auch im Alltag funktioniert)
    - Zu Stoßzeiten alle 5 Minuten ein Bus, also vielleicht 200 am Tag.
    - 40.000 PKW
    - Ein paar "Sonstige"

    Und Gabriel möchte also das Stickoxidproblem lösen, indem er die 200 Busse auf Strom umstellt.

    Da kann man doch nur drüber lachen.

  • Die Minister könnten auch bei sich selbst anfangen und anstelle der sauteuren und sauschweren spritschluckenden Dienstwagen mal den ÖPNV benutzen, bevor sie wieder über Dinge reden, mit denen sie sich nicht auskennen.

    Im Prinzip ein guter Vorschlag, brächte aber genau so wenig oder sogar noch deutlich weniger ein, als wenn man alle Dieselbusse durch Batteriebusse ersetzte. Außerdem wäre der Minister vermutlich auf eine schwere, gut gepanzerte Limousine angewiesen, wenn er denn tatsächlich einen substanziellen Beitrag lieferte, um die "Automania" einzudämmen. Er hat zwar mal eine sanfte Seifenblase in diese Richtung steigen lassen: "In diesen Sommerferien freuen sich die Autofahrer über die niedrigen Preise an den Zapfsäulen. Gerade in der Urlaubszeit ist dies eine Ausnahme. Die Urlaubskasse wird damit nicht zusätzlich belastet. Seit Wochen sind die Spritpreise im Keller..." Doch wenn es nach Wirtschaftsminister Gabriel ginge, soll bald Schluss mit den Dauertiefpreisen sein. Im Klartext: Es soll eine "Flexi-Steuer" her. Sinkt der Benzinpreis, dann soll sich automatisch die Spritsteuer erhöhen. Der Verbraucher hätte somit nichts von günstigen oder sinkenden Spritpreisen." n-tv, 5.8.2016, Gabriel will eine flexible Spritsteuer,

    Aber vermutlich sind ihm darauf hin dermaßen die Blöd-book-Einträge um die Ohren geflogen, dass er auf weitere Vorstöße in diese Richtung verzichtete. Zumal ohnehin völlig unklar ist, ob es ihm dabei tatsächlich darum ging, den Sprit teurer zu machen. Vielleicht ging es ihm ja nur darum, im Falle steigender Rohölpreise den Sprit durch Verzicht auf Besteuerung günstig zu halten.

    Würde der Minister allerdings wirklich die Spritpreise erhöhen oder sonstwie wirksam den ausufernden MIV eindämmen, und gleichzeitig vorbildhaft nur noch Bus und Bahn benutzen, dann könnte das glatt Autofahrer dazu verleiten das ebenfalls zu tun. Jedoch nicht um dem guten Vorbild zu folgen, sondern um dort Gabriel aufzulauern und ihn zu belatschern, die Spritpreiserhöhung rückgängig zu machen. Schließlich ist so ein ÖPNV-Verkehrsmittel ein bisschen ein öffentlicher Raum, zumindest ein bisschen öffentlicher als eine Dienst-Limousine.

    Hin und wieder aber hat auch Gabriel schon die Bahn benutzt. Hat ihm dann letztlich aber auch geschadet: "Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Doch „Reden und Handeln lagen bei Gabriel schon immer meilenweit auseinander“, ... Der räumte früher schon ein, dass sein Dienstwagen bisweilen neben dem ICE herfährt, um den Minister am Ankunftsort zu empfangen und ihn zu den Terminen zu chauffieren. Schließlich liege nicht jede Stadt an einem ICE-Bahnhof, rechtfertigte Gabriel sich ärgerlich." aus focus online, 15.3.2008,


    Kurz und knapp, ich halte es für Unfug, bei solchen Themen auf die Vorbildfunktion derjenigen zu setzen, die die Beschlüsse zu fassen haben, die zu einer wirklichen Verkehrswende beitragen. Wichtig ist doch, dass die Beschlüsse gefasst werden! Und ob das nun Politiker tun, die einen schweren Dienstwagen fahren oder ob die ständig mit der Bahn unterwegs sind (da werden sie dann wohl vermutlich Erste Klasse reisen - ist das dann auch verwerflich?) ist doch völlig "wumpe"! Letztlich geht es auch bei focus-online nur darum, die massenhafte "Automania" mit immer größeren und PS-stärkeren PKW zu rechtfertigen. Guck mal, wenn der Umweltminister das darf (damals war Gabriel noch Umweltminister), dann darfst du als einfacher Bürger das auch!


    Trotzdem finde ich es natürlich sympathisch, wenn auch gewählte Volksvertreter Bus und Bahn oder das Rad benutzen. Auch wenn das bisweilen sehr in Szene gesetzt wirkt: "Im Sattel wirbt Aygül Özkan für „Mit dem Rad zur Arbeit“." in HAZ, 8.5.2010 , Sozialministerin Özkan im Terminstress,

  • Kurz und knapp, ich halte es für Unfug, bei solchen Themen auf die Vorbildfunktion derjenigen zu setzen, die die Beschlüsse zu fassen haben, die zu einer wirklichen Verkehrswende beitragen.

    Wasser predigen und Wein trinken ist aber auch keine Lösung.

    P.S.: warum schreist Du eigentlich immer. Genügt Dir die normale Typografie nicht?

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Da kann man eigentlich (!) nur noch drüber lachen! Aber wir leben im postfaktischen (Wort des Jahres 2016) Zeitalter. Und da wird einiges für bare Münze genommen, was bei näherem Nachdenken klar als Humbug entlarvt werden könnte.
    Ich fürchte es gibt keine andere Möglichkeit die Schein-Gegenargumente gegen eine Verkehrswende durch echte Argumente zu entkräften, und dabei darauf zu achten, nicht ebenfalls ins "postfaktische" abzugleiten, und trotzdem "cool" rüberzukommen!

    - "Erstmal sollte ÖPNV besonders schadstoffarm werden!" - Der ÖPNV ist bereits vergleichsweise schadstoffarm!

    - "Und was machen dann die ganzen Gebrechlichen?" - Die überwiegende Mehrzahl der Gebrechlichen fahren Bus und Bahn und haben gar kein eigenes Auto!

    - "Schön! Dann gibt es in der Stadt eben keine Lebensmittel mehr!" - Lebensmittel können auch mit schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert werden!
    - "Handwerker fahren dann mit dem Lastenfahrrad herum oder wie?" - Das machen bereits jetzt einige Handwerker und die Post stellt gerade auf E-Fahrzeuge um: "Deutsche Post setzt auf E-Autos" BR, 24.8.16,

    usw., usw. ... Mühsames Geschäft, aber unvermeidbar!

  • Lebensmittel können auch mit schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert werden!

    Lebensmittel werden sogar bereits mit (relativ) schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert. Habe gerade gestern zufällig wieder die Reportage (Frontal21) dazu gesehen.
    Die haben den NOX-Ausstoß von einem 40-Tonner von Daimler mit dem einer C-Klasse verglichen. Jeweils im Alltagsbetrieb und in absoluten Zahlen:
    - 40-Tonner: 250mg/km
    - C-Klasse: 750mg/km

    Der 40-Tonner ist übrigens nur so sauber, weil es bei LKWs vor 10-15 Jahren genau den gleichen Abgasskandal gab, den wir heute bei PKWs erleben.

  • Lebensmittel werden sogar bereits mit (relativ) schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert. Habe gerade gestern zufällig wieder die Reportage (Frontal21) dazu gesehen.Die haben den NOX-Ausstoß von einem 40-Tonner von Daimler mit dem einer C-Klasse verglichen. Jeweils im Alltagsbetrieb und in absoluten Zahlen:
    - 40-Tonner: 250mg/km
    - C-Klasse: 750mg/km

    Der 40-Tonner ist übrigens nur so sauber, weil es bei LKWs vor 10-15 Jahren genau den gleichen Abgasskandal gab, den wir heute bei PKWs erleben.

    Das bedeutet also, ein 40-Tonner Diesel-LKW stößt nur ein Drittel der Schadstoffmenge aus, die ein Diesel-PKW ausstößt? Oder andersrum: Ein Diesel-PKW stößt dreimal soviel Schadstoffe aus wie ein LKW oder ein Omnibus?
    Das hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet, dass Diesel-PKW so krass dreckiger sind als Diesel-LKW oder Omnibusse. Kannst du einen Link zu der Frontal21 Sendung veröffentlichen? Und welche Begründung wurde darin genannt? Ich habe es bisher so verstanden, dass die hohen Stickstoffdioxydwerte bei Diesel-PKW dadurch entstehen, dass diese Fahrzeuge einen viel zu kleinen AdBlue-Tank haben, bzw, dass der viel zu selten nachgefüllt wird, weil die Autoproduzenten das ihren Diesel-PKW-Kunden nicht zumuten wollten. Aber ist das wirklich so oder am Ende auch nur "postfaktisch"? Wurde dazu was in der Sendung erläutert?
    "Geizen Hersteller mit AdBlue - wegen Kosten für die Autofahrer?
    Hinzu kommt laut Michael Niedermeier vom ADAC noch ein anderer Faktor, der den Schadstoffausstoß moderner Diesel bei uns beeinträchtigt:

    • Über die SCR-Systeme müsste AdBlue dem aktuellen Fahrzustand entsprechend zugemischt werden – also etwa beim Beschleunigen oder bei hohem Tempo deutlich mehr.
    • „Die Hersteller möchten aber größere Wartungsintervalle, und sie möchten, dass die Tanks für AdBlue dazwischen nicht vom Autofahrer selbst nachgefüllt werden müssen.“
    • Auch wenn es niemand offen sagt, kann das also dazu führen, dass der Einsatz von AdBlue auch in Situationen auf Sparflamme gefahren wird, in denen eigentlich das Gegenteil erforderlich wäre."

    Quelle: Focus-online, 5.8.15, "Wird zu wenig AdBlue eingesetzt?",

    Diese Darstellung, dass ein Diesel-PKW dreimal so viel Schadstoffe ausstößt wie ein Diesel-LKW oder Diesel-Omnibus, ist in jedem Fall ein Argument, das gehört wird und Aufmerksamkeit erregt. Aber wird es auch angenommen? Zumindest kann es einen überzeugten "Auto-Jünger" gehörig ins Wanken bringen! Eigentlich bin ich ja kein so technikversessener Auto-Freak, aber seit ich feststelle, dass man die Autofahrerschaft gehörig verunsichern kann, wenn man im Gespräch anfängt zu fachsimpeln und dann auf überraschende Fakten hinweist, ...

    Hast du übrigens auch einen Link zu diesem LKW-Diesel-Skandal, den du erwähnt hast?

  • - "Schön! Dann gibt es in der Stadt eben keine Lebensmittel mehr!" - Lebensmittel können auch mit schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert werden!

    Und man könnte noch erwähnen das es auch heutzutage in Deutschland noch Supermärkte gibt, die mit Pferdefuhrwerken beliefert werden. Hab das zuletzt noch vor 2,5 Jahren selbst gesehen. Okay, war nur ein sehr kleiner, aber es geht. Das Pferdefuhrwerk wurde übrigens im Hafen vom Schiff aus beladen. Auf Juist.

    Ja, ich bin Kampfradler! Nein, ich fahre nicht aggressiv!
    Denn ich kämpfe mit den Waffen des Wortes, des Papiers und des Toners, meine Verbündeten sind die Regeln und Normen der StVO und VwV-StVO.

    Radfahren ist nicht gefährlich, Radwege schon!

  • Kannst du einen Link zu der Frontal21 Sendung veröffentlichen?

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    Und welche Begründung wurde darin genannt?

    Du benennst das Problem schon: Die Hersteller müssen AdBlue sparen.
    Ein LKW benötigt ca. 5-7% der verbrauchten Kraftstoffmenge an AdBlue, um gute Abgaswerte zu haben. Das müsste beim PKW ähnlich sein. Ein PKW müsste bei dieser Beimischung dann einen Tank von um die 70l AdBlue haben, um halbwegs zuverlässig ein Jahr ohne Nachfüllung zu überstehen. Tatsächlich wurden vor dem Abgasskandal eher Tanks mit 5-10l verbaut.

    *Pause*

    Ich habe jetzt noch ein bisschen in anderen Foren über Erfahrungswerte zum Verbrauch von AdBlue bei aktuelleren Autos gelesen: die Teilnehmer berichten recht übereinstimmend von ca. 1,5% Verbrauch von AdBlue. Ist also immer noch recht knapp bemessen.

    *Noch eine Pause*

    Habe mal meine eigenen Angaben von oben nochmal mit dem Video abgeglichen. Ein Fehler ist mir unterlaufen, auf den ich noch hinweisen möchte: Der LKW war nur ein 18-Tonner.

  • auch heutzutage in Deutschland noch Supermärkte gibt, die mit Pferdefuhrwerken beliefert werden. Hab das zuletzt noch vor 2,5 Jahren selbst gesehen

    Nette Anekdote, aber wohl kein Modell, um dieses Geschäft hier zu versorgen. Ich stelle mir die Kolonnen von Pferdewagen auf den kleinen Nebenstraßen vor (die vierspurige Bundesstraße gibt es leider nur für Kraftverkehr). Und auch in der Innenstadt vermag ich mir das nicht als gangbaren Weg vorzustellen.
    Weniger stinken würde es auch nicht.
    <X

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Nette Anekdote, aber wohl kein Modell, um dieses Geschäft hier zu versorgen.

    Mal ganz ohne Ironie: Solche "Supermärkte" funktionieren doch nur,

    - weil es PKW gibt,
    - weil sie Kaufkraft aus den Innenortslagen abziehen und außerorts bündeln.

    Das muß ja nicht so bleiben.

    Weniger stinken würde es auch nicht.

    Mal einen Pferdestall entmistet? Das riecht kaum. (Pro-Tip: Man kann bei einigen Koppeln und/oder Pferdebesitzern recht günstig eine Reitbeteiligung im Gegenzug zu Ausmist- und Pflegearbeiten erwerben. Da kann man die relative Geruchsarmut selber hautnah feststellen.)

    Und im Vergleich zu den explosionsbedingten Abgasen ist es (jedenfalls im freien) nahezu ungiftig.

    ebayForumKopfverkl.jpg
    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Mal einen Pferdestall entmistet? Das riecht kaum.

    Mal am Brandenburger Tor neben den ganzen Pferdekutschen geradelt? Ich finde, das riecht ganz gewaltig.

    Vielleicht rieche ich aber auch Abgase nur nicht mehr so gut :)

    Aber wir müssen hoffentlich nicht ernsthaft diskutieren, die Versorgung wieder auf Pferdekutschen umstellen. Ich halte das für lächerlich.

  • Mal am Brandenburger Tor neben den ganzen Pferdekutschen geradelt? Ich finde, das riecht ganz gewaltig.

    Natürlich bin ich da schon geradelt, das ist *die* Achse, um zügig aus dem Osten zu entkommen. 8)

    Es riecht, ja. Im wesentlichen nach Silage. Unangenehm finde ich das nicht. Ich finde, es ist sogar ein eher angenehmer Geruch. Bei Pferden, die regelmäßig nur Gras und Heu bekommen (Silage ist nur im Winter als kräftigendes Zusatzfutter nötig), riecht man wirklich nahezu nix bis wenig, solange man die Nase weiter als einen Meter von den Ausscheidungen fernhält. Nur die Tiere selbst riechen etwas. Das tun Großtiere halt, mal mehr, mal weniger. Wirklich unangenehm ist das nicht, allenfalls ungewohnt für feine, nur synthetische Duft- und Aromastoffe gewohnte Großstadtnasen.

    Aber wir müssen hoffentlich nicht ernsthaft diskutieren, die Versorgung wieder auf Pferdekutschen umstellen. Ich halte das für lächerlich.


    Ich nicht. Jedenfalls nicht generell. Komplett umstellen ginge nicht, klar, aber ein nennenswerter Anteil schon.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Aber wir müssen hoffentlich nicht ernsthaft diskutieren, die Versorgung wieder auf Pferdekutschen umstellen. Ich halte das für lächerlich.


    Das will Peter auch ganz sicher nicht.

    Ernsthaft diskutieren kann man aber definitiv über diesen Teil:

    Mal ganz ohne Ironie: Solche "Supermärkte" funktionieren doch nur,

    - weil es PKW gibt,
    - weil sie Kaufkraft aus den Innenortslagen abziehen und außerorts bündeln.

    Das muß ja nicht so bleiben.


    Das sehe ich ganz genau so.

    Würde der MIV nicht indirekt so stark subventioniert und dadurch entsprechend teuer, würden sich solche Mega-Konsum-Tempel auf der grünen Wiese überhaupt nicht lohnen. Tante Emma würde es freuen.

  • Stop. Nicht zu voreiligen Schlüssen hinreißen lassen.

    Das ist kein Konsumtempel, sondern ein Großversorger. Der, zu dem Tante Emma hinfahren muss, um ihren Laden zu füllen. Weil das sonst der Lastwagen vor Tante Emma direkt machen muss und so ... Und so ein Teil einer sinnvollen Verteilstruktur ist notwendig (für Tante Emma).

  • Ja, so gesehen die richtigen Argumente zum falschen Beispiel. Aber einen Großmarkt vor den Toren der Stadt als Beispiel heran zu ziehen, wenn von einem "sehr kleinen Supermarkt" berichtet wird, der von einem Pferdefuhrwerk beliefert wurde... Na ja. Die Anlieferung per LKW an einen Großmarkt in einem Industriegebiet habe ich noch nie als wirklich problematisch wahrgenommen. Nach meinem Erleben hier im Forum auch sonst niemand.

    Richtiger wäre in dem Fall wohl eher die Betrachtung des Kundenverkehrs. Und die Kunden der Metro dürften hauptsächlich Gastronomen, Kioske und ähnliche Gewerbe sein, vielleicht auch noch eine eventuell übrig gebliebene "Tante Emma". Die übrig gebliebenen Supermärkte sind doch heute ihr eigener Großhandel. Bei den Metros, die ich kenne, werden die Waren jedenfalls hauptsächlich mit dem PKW, nicht mit dem LKW abtransportiert. Was die Zahl an alternativen Transportmitteln deutlich vergrößert. Und damit sind wir schon wieder bei @Ullie : "Lebensmittel können auch mit schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert werden!"

    Im Endeffekt ist das aber eine Diskussion auf einem absolouten Nebenkriegsschauplatz. Nach dem Motto "Da hat einer Unrecht im Internet!" Ich gehe mal davon aus, dass die Geschichte mit dem Pferdefuhrwerk von @Schaumburger nur genau das war, was du darin gesehen hast @Spkr darin gesehen hat. Eine nette Anekdote. Und die muss man nicht zerpflücken. In den wirklich relevanten verkehrspolitischen Punkten sind unsere Meinungen sicherlich ganz dicht beisammen.

  • Du benennst das Problem schon: Die Hersteller müssen AdBlue sparen.Ein LKW benötigt ca. 5-7% der verbrauchten Kraftstoffmenge an AdBlue, um gute Abgaswerte zu haben. Das müsste beim PKW ähnlich sein. Ein PKW müsste bei dieser Beimischung dann einen Tank von um die 70l AdBlue haben, um halbwegs zuverlässig ein Jahr ohne Nachfüllung zu überstehen. Tatsächlich wurden vor dem Abgasskandal eher Tanks mit 5-10l verbaut.

    *Pause*

    Ich habe jetzt noch ein bisschen in anderen Foren über Erfahrungswerte zum Verbrauch von AdBlue bei aktuelleren Autos gelesen: die Teilnehmer berichten recht übereinstimmend von ca. 1,5% Verbrauch von AdBlue. Ist also immer noch recht knapp bemessen.

    *Noch eine Pause*

    Habe mal meine eigenen Angaben von oben nochmal mit dem Video abgeglichen. Ein Fehler ist mir unterlaufen, auf den ich noch hinweisen möchte: Der LKW war nur ein 18-Tonner.

    Am Ende des Film-Beitrages sagt der LKW-Fahrer, dass es ihn überrascht, dass ein Vierzig-Tonner-LKW weniger giftige Stickstoff-Dioxide ausstößt als ein PKW, wie zum Beispiel dieser PKW mit AdBlue-Technik: siehe Foto
    Der "Trick" des Bundeswirtschaftsministers, der versucht, dem ÖPNV mit Omnibussen die Schuld an den zu hohen Stickstoffdioxid-Abgaswerten in die Schuhe zu schieben, ist doch gelinde gesagt ein "ganz fauler Trick".

    bluemotionpkwhannoverunkay.jpg

    Vielen Dank für den Link zum Film!

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  • ...wie zum Beispiel dieser PKW mit AdBlue-Technik: siehe Foto

    Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass inzwischen so gut wie jeder Pkw irgend ein Schild mit dem Wortteil "blue" am Heck hat. Auch die tonnenschweren Panzer der einschlägigen Luxusmarken. Die verheerende Gesamteregiebilanz eines Autos ändert sich dadurch aber nicht! Bis ein Durchschnitts-Pkw im Laden steht, hat er bereits, je nach Modell, 20 bis 30 Tonnen Rohstoffe verbraucht. Bei der ganzen Diskussion um Stickoxide und CO2 wird das - natürlich - nicht erwähnt. Auch ist die höhere Besteuerung von älteren Fahrzeugen eine Farce: Die Gesamtenergiebilanz eines Autos ist insgesamt umso besser, je länger es gefahren (also nicht durch einen Neuwagen ersetzt) wird.

    Ebenfalls wird - natürlich - stets unterschlagen, dass das Auto extrem (ca. 60-80 Mrd. Euro/Jahr) subventioniert wird! Warum soll der Käufer eines Elektroautos mehrere Tausend Euro vom Staat dazu kriegen, der Käufer eines E-Bikes hingegen keinen Cent?

    Warum wird die Kfz-Steuer in ihrer bestehenden Form nicht abgeschafft und auf den Literpreis aufgeschlagen? Wer viel fährt zahlt proportional mehr. Automatisch würden so auch Spritschlucker teurer. Das wäre gerechter, als das, natürlich bewusst so praktizierte, gegenwärtige Modell. Besonders deutlich wird der staatlich betriebene Schwachsinn bei den "Schadstoffklassen": Als ob es die Natur (und die menschlichen Lungen) interessiert, dass ein hoher Spritverbrauch "nicht so schlimm" ist, weil es sich ja um einen Panzer Cayenne handelt und damit "fahrzeufspezifisch" relativ gering ist?

    Warum muss Wohnraum bezahlt werden, während der Platz für ein auf öffentlichem Grund geparktes Auto umsonst ist? Vor Jahren hat mal der Münchener Stadtkämmerer ausgerechnet, dass ein Parkplatz in Mänchen (rund um die Uhr!) fünf D-Mark pro Stunde kosten müsste, um kostenneutral zu sein.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov