Woche 23 vom 2. bis 8. Juni 2025

  • Dann wird zukünftig die Anzahl der Radfahrer bundesweit sehr stark abnehmen. Denn was ist es denn, wenn Radfahrer über rot fahren, auf nicht freigegebenen Verkehrsflächen (Gehwegen) fahren, in die falsche Richtung fahren oder im dunkeln ohne Licht fahren, wenn dadurch nicht der eindeutige Nachweis erbracht ist, dass denen die Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr mit erlaubnisfreien Fahrzeugen fehlt. Und dafür brauchen sie nicht einmal Alkohol oder Drogen konsumiert haben.

  • Mein Halbwissen dazu:
    Eine echte Kraftfahrstraße muss bereits eine entsprechende Widmung haben. Man kann also nicht einfach beliebig an eine "normale" Straße ein entsprechendes Schild hinstellen. Also kann man schon, macht auch die Stadt Köln, aber bei Einführung der LKW-Maut wurden explizit für die damals imho vier Straßen, die das deutschlandweit betroffen hat (zwei waren davon in Köln!), Ausnahmen ins Gesetz geschrieben.

    Das ist also recht selten, im Bestand. Bei Neubau mag das anders aussehen, um von Anfang an gar keine Diskussionen zu haben. Auch um die E-Roller und anderes Gesocks auszuschließen.

    (Funfact: Zudem heißt es Kraftfahrstraße und nicht Kraftfahrfahrbahn, was andere wieder so interpretieren, dass ein Radweg entlang einer Kraftfahrstraße nicht erlaubt ist. Tada: https://maps.app.goo.gl/cpv8VmpQsuF9YNq87 )

  • So werden Fahrradfahrer*innen ausgegrenzt, auch ohne "Radweg-Blauschilder":

    Na dann wurden beispielsweise hier die 0,1% für Hannover gefunden. Bereits für den Rest dieser Kreuzung und auch den großen Rest der Stadt Hannover bezweifele ich, daß man daraus einfach Kraftfahrstraßen oder Autobahnen machen kann. Und um die geht es zunächst ja. Aber wenn sich darüberhinaus jemand dort für eine Radverkehrsfreigabe engagiert, befürworte ich das ausdrücklich.

    und auf der Hans-Böckler-Allee würde man die Fahrspuren damit [Zeichen 254] ausschildern.

    Das wird schwierig, weil das Vz 254 die gesamte Straße einschließlich der Seitenräume für den Radverkehr sperrt. Man hätte in einem solchen Fall gute Aussichten, das rechtlich anzugreifen.

    Es würde vermutlich sehr wenig das Fahrradfahrer*innen-Verhalten verändern. Zum Beispiel auf der oben gezeigten Hans-Böckler-Allee. Und es würde auch nicht dazu beitragen, dass signifikant mehr Fahrradverkehr statt Autoverkehr stattfände, befürchte ich.

    Und ab hier drehen wir uns dann im argumentativen Kreis. Bisher kann es sich nicht ändern.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Und ab hier drehen wir uns dann im argumentativen Kreis. Bisher kann es sich nicht ändern.

    nunja, bisher kann es sich an den Abschnitten ändern, die mit "sonstigen Radwegen" oder "Gehweg, Radverkehr frei" garniert sind

    Es ist sicherlich nur ein Bauchgefühl mit Tendenz, aber: wo immer solche Konstrukte vorhanden sind, strampelt der Großteil der Radfahrer nicht auf der Fahrbahn herum.

    Daran würde vermutlich auch eine Abschaffung jeglicher BPflicht nichts ändern. X/

  • jetzt verbieten die Grünen schon Fahrbahnen für KFZ!!!!!

    oh... ich mein natürlich CDU. und Radwege.

    Radweg an der Berliner Kantstraße soll weg: Fahrradverbände und Grüne kritisierten Verkehrssenatorin Bonde
    Um Platz für die Feuerwehr zu schaffen, soll der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den Pop-up-Radweg auf der Kantstraße entfernen. Die Anordnung des Senats…
    www.tagesspiegel.de

    ^^

    zonk, weg damit wegen Feuerwehr.

    morgen kümmert sich die CDU dann um die behindernd parkenden KFZ in den Wohngebieten. "morgen". :rolleyes:

  • Wie breit ist der Radweg? Das könnte mit einem Feuerwehrauto gefühlsmäßig knapp werden, aber wenn er 10-20 cm breiter wäre und von Falschparkern freigehalten wird, könnte das der ideale Weg für die Feuerwehr am Stau vorbei sein.:/

  • Ich persönlich begrüße den quasi "Rücktausch" zwischen Parkstreifen und Radweg. Denn ein Radweg, der sich hinter parkenden Kfz tarnt, hat an jeder Einmündung die zu erwartenden Konflikte mit aus den Seitenstraßen einfahrendem und aus der Hauptstraße abbiegendem Fahrverkehr. Und eine mit dem Radverkehr geteilte Busspur links der Stehzeuge ist im Vergleich dazu erheblich besser.

    Aber das Vollzugsdefizit ggü. Falschparkern in zweiter Reihe wird dann wieder stärker wirksam. Denn in der zweiten Reihe zu parken, war mit der bisherigen Gestaltung kaum noch machbar, denn das blockierte den Kfz-Verkehr jedesmal komplett. Letztlich ist es aber auch hier ein rechtliches Defizit: Die Bußgelder betragen nur 10% einer vernünftigen Sollgröße und ein Abschleppvorgang sollte bei jedem Falschparker möglich sein, unabhängig von sonstigen, bisher notwendig hinzukommenden Faktoren.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Reden wir eigentlich über den selben Artikel? Ich habe dort nichts von einem "sicheren Radweg" lesen können, sondern allenfalls, wie die angedachte Radinfrastruktur Radfahrer benachteiligt.

    Die Floskel "sicherer Radweg" kommt in der Polemik nicht wortwörtlich vor. Indirekt steht sie bzw. ihre unvermeidliche implizite Antithese "gefährliche Fahrbahn" natürlich schon unübersehbar wie ein Wolkenkratzer im Hintergrund:

    Autofahrer = Raubtier, Löwe, rollende Wüteriche

    Fahrbahn = den Autos vorbehaltener Raubtierkäfig, Schauplatz einer angeblichen verkehrstechnischen "Evolution" (Survival of the Strongest?)

    Radfahrer = Vollidioten, Rennradrowdys, halbstarke Testosteronprotze, Schmeißfliegen, Fußgängerschrecks (und das, obwohl die Polemik angeblich die Perspektive der Radfahrer einnimmt).

    Am Ende der Polemik dürfen die Verweise auf den steigenden *Anteil* der getöteten Radfahrer nicht fehlen (suggeriert geschickt und alarmierend -aber eben auch wahrheitswidrig- steigende Absolutzahlen, und im Kontext speziell auch steigende Absolutzahlen durch innerstädtische PKW-Opfer aufgrund mangelnder "Infrastruktur"). Danach kommt -ohne dem Leser das so mitzuteilen- die Schuldquote für PKW-Fahrradunfälle aller Schweregrade, was im Kontext beim oberflächlichen Leser den irreführenden Eindruck erweckt, "die Autofahrer" (wer soll das sein? Jeder, der mal einen Zündschlüssel herumdreht?) seien irgendwie für 75% aller Fahrradtoten verantwortlich. Tatsächlich beträgt der Anteil der Radtoten mit PKW-Beteiligung innerorts nur 17% (76 von 446 in 2023) und die Quote der unschuldig innerhalb von allen Dörfern, Klein-, Mittel- und Großstädten gestorbenen radelnden PKW-Opfer an der Gesamtsumme der gestorbenen Radfahrer liegt bei gerade mal 9% (39 von 446 in 2023).

    Wie schön die wohlkalkulierte Aufhetzung funktioniert hat, kann man dann beim Studium der Drunter-Kommentare bewundern ("Liebe Leserinnen und Leser, woran liegt der ewig währende Konflikt zwischen Radfahrern und Autofahrern im Straßenverkehr Ihrer Meinung nach?").

    Und dann regen sich Journalisten scheinheilig darüber auf, dass sich die Menschen in den sozialen Medien radikalisieren.:evil:

  • Die Floskel "sicherer Radweg" kommt in der Polemik nicht wortwörtlich vor. Indirekt steht sie bzw. ihre unvermeidliche implizite Antithese "gefährliche Fahrbahn" natürlich schon unübersehbar wie ein Wolkenkratzer im Hintergrund:

    Autofahrer = Raubtier, Löwe, rollende Wüteriche

    Fahrbahn = den Autos vorbehaltener Raubtierkäfig, Schauplatz einer angeblichen verkehrstechnischen "Evolution" (Survival of the Strongest?)

    Ich lese da mehrfach von der Benachteiligung, die sich durch die Separation ergibt (Konflikte mit Fußgängern, Abbiegekonflikte). Der Autor schreibt, dass er dann lieber auf die Fahrbahn ausweicht. Würde er wohl nicht machen, wenn seine Intention das wäre, was du darin siehst. Dass man in solchen Situationen den Aggressionen der Wüteriche hinterm Steuer ausgesetzt sein kann, bezweifelt hier wohl niemand.

    Außerdem lese ich, dass die Auto-Wüteriche, die glauben, die Fahrbahn sei ihre ganz private Exklusivfläche, eben gerade nicht im Recht sind.

    Damit hebt sich der Artikel von dem üblichen ADFC-Selbstmitleidsgeheule ab, dass man ohne separierte Infrastruktur auf dem Fahrrad dem sicheren Tod geweiht ist. Daher sehe ich als Quintessenz nicht die übliche Forderung nach mehr oder "besserer" Separation, sondern nach mehr Akzeptanz und Gelassenheit. Das Gegenteil von Radikalisierung.

  • Er weicht dahin aus, obwohl es vorgeschrieben ist, in der Baustelle den schmalen Randweg zu benutzen. Weißt du, dass das vorher nicht benutzungspflichtig war? Oder ist jetzt schon der Vorwurf, dass er auf benutzungspflichtigen Radwegen fährt?

  • nunja, bisher kann es sich an den Abschnitten ändern, die mit "sonstigen Radwegen" oder "Gehweg, Radverkehr frei" garniert sind

    Auch das hatte ich schon abgehandelt. Wenn man an *jeder* Einmündung ein Radar aktivieren muß, um eventuelles Blaublech hinter einer Hecke zu erspähen bzw. dessen Fehlen zu verifizieren, des weiteren abgleicht, ob es ein fahrbahnbegleitender Radweg ist oder aufgrund zu großen Abstandes zur Fahrbahn oder wegen von dieser abweichender Vorfahrtsregelung vielleicht doch nicht (merkste selbst, gell?), bleibt man halt oft auf dem Radweg und spart sich das (wenn man die Details der Regelungen überhaupt kennt). Und man spart sich die ewigen Diskussionen, in der man einem Wüterich im Blech anhand obiger Parameter zu erklären sucht, daß man das aus diesen und jenen Gründen jetzt darf.

    Das entfällt dann, denn man darf es immer. Und jeder weiß das (bald).

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Es ist sicherlich nur ein Bauchgefühl mit Tendenz, aber: wo immer solche Konstrukte vorhanden sind, strampelt der Großteil der Radfahrer nicht auf der Fahrbahn herum.

    Daran würde vermutlich auch eine Abschaffung jeglicher BPflicht nichts ändern. X/

    Ja. Die Durchsetzung der Fahrbahnverbote liegt seit annonazi in der Zuständigkeit der Kraftfahrerschaft. Das schöne an dieser informellen Rolle ist ja, dass es dafür noch nie der formalen rechtlichen Benutzungspflicht bedurfte. Es reicht, wenn der Staat Radwege baut und was von "sicheren Radwegen" faselt - und dann einfach wegschaut und die Leute gewähren lässt. Am Ende haben die Radfahrer dermaßen die Hosen voll, dass sie selber am lautesten nach dem vermeintlich rettenden Ufer schreien.

  • Außerdem lese ich, dass die Auto-Wüteriche, die glauben, die Fahrbahn sei ihre ganz private Exklusivfläche, eben gerade nicht im Recht sind.

    Der Punkt ist, dass die Polemik das so erscheinen lässt, als ob ja eigentlich auch gar nicht der Wüterich schuld an seiner Wut ist. Sondern entweder der unbotmäßige Radfahrer, oder aber jedenfalls die Exekutive, die keine friedenstiftende Infrastruktur auf die Kette kriegt. So schanzt man der Kraftfahrerschaft die moralische Oberhoheit über "ihre" Fahrbahn (alternativ hier auch als "autogerechter öffentlicher Raum" gelabelt) zu, und framet Kragenplatzen wegen radelnder Bodenlurche, die sich auf die Fahrbahn wagen, damit letztlich als durchaus legitim.

  • Der Punkt ist, dass die Polemik das so erscheinen lässt, als ob ja eigentlich auch gar nicht der Wüterich schuld an seiner Wut ist. Sondern entweder der unbotmäßige Radfahrer, oder aber jedenfalls die Exekutive, die keine friedenstiftende Infrastruktur auf die Kette kriegt

    Das alles lese ich da nicht. Aber egal, genug damit.