Im Diskussionsstrang Velo und Bahn ... entbrannte eine Diskussion über Vergleichsberechnungen zwischen verschiedenen Mobilitätssystemen. Um das Thema eingehender zu untersuchen eröffne ich diesen Diskussionsstrang mit einem Hinweis auf einen FAZ-Artikel, der das Thema in der Tiefe durchdringt und zugleich philosophische Horizonte aufzeichnet.
Pseudomobilität – sind wir mit dem Auto wirklich schneller?
6. März 2012 von Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia
"Der Theologe und Philosoph Ivan Illich befand 1973, man sei mit dem Auto kaum schneller als mit dem Fahrrad - bei korrekter Berechnung. (...) Am bekanntesten ist der österreichisch-amerikanische Theologe heute für seine Schätzung, daß der Mensch in den 1970er Jahren mit dem Auto nach Einbezug wirklich aller Kosten – auch der indirekten – kaum schneller mit dem Auto vorankam als zu Fuß oder mit Fahrrad. (...) Denkt man darüber nach, sind gerade die kleinen Implikationen erstaunlich: zu Fuß sind tatsächlich fast alle Menschen zwischen 15 und 65 annähernd gleich – auf Fahrrädern ergeben sich erste Unterschiede zwischen einer Rostlaube und einem rassigen Colnago, aber erst bei Autos geht die Schere wirklich auseinander – ein VW Fox ist schließlich nicht mit einer S-Klasse zu vergleichen. In keiner Hinsicht. Technisierung macht irgendwie tatsächlich ungleich. Gleichzeitig passen sich Politik und Infrastruktur an die neuen Gegebenheiten an: mehr Strassen, geradere Strassen, schnellere ICE-Trassen, keine ineffizienten Kopfbahnhöfe mehr – sogar Fahrradwege werden ja im Dienste der schnellen Fortbewegung eingeführt."
Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass Illich korrekt gerechnet hat und im wesentlichen auch noch unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts seine Berechnung zutrifft.
Nachtrag: Der Link zu dem zitierten Artikel: