Pedelec, Fahrrad und ÖPNV

  • Ein Omnibus (lat. für Alle) wird nicht mit zusätzlicher Energie angetrieben, zusätzlich zu der Energie, die der Fahrgast selbst aufbringt, um sein Individualfahrzeug zu beschleunigen.

    Ich lasse mich zu der Behauptung hinreißen, dass das nicht stimmt.

  • Was machen wir dann mit Leuten, die zum Beispiel gerne in Menschenmengen baden? Wie verhindern wir, dass sehr extrovertierte Menschen gerne Zug fahren und dann Freude empfinden an der Fahrt und Gesellschaft? Maskenpflicht?

    Dass Verkehr keinen Spaß machen soll, war deine Idee, nicht die von Knoflacher. Wie du das mit deinem Intimpartner, oder deiner Intimpartnerin umsetzen willst, bleibt dir überlassen. :saint:

    Zum Radfahren schreibt Knoflacher: "Radfahren macht allen Menschen Spaß. Sie brauchen dazu lediglich Platz und ein sicheres Umfeld."

    Hermann Knoflacher: Warum das Auto die Welt furchtbar macht
    Hermann Knoflacher (78) ist der geistige Vater der weitgehend autofreien Wiener Innenstadt. Der Professor für Verkehrswissenschaften bezeichnet das Auto als…
    www.manager-magazin.de

    Diejenigen Fahrradfahrerinnen, die sehr schnell mit dem Fahrrad fahren, die müssen sich dafür auch ganz schön anstrengen. Die große Mehrheit der Bevölkerung fährt mit dem Fahrrad selbst bei guten Bedingungen (kein Gegenwind, ebenes Gelände, keine Kreuzungen, keine Ampeln) aus eigener Kraft eher im Bereich 15-20 km/h. Knoflacher sagt dazu: "Der öffentliche Verkehr ist ab zwölf km/h das effizienteste Verkehrsmittel. Bis zu vier oder fünf km/h ist es der Fußgänger. Dazwischen liegt die Nische des Radverkehrs, der einen großen Teil der städtischen und auch der ländlichen Mobilität abdecken kann. Aber man braucht entsprechende Anlagen dafür."

    Die Fahrradfahrer*innen, die aufgrund regelmäßigen Trainings auf höhere Geschwindigkeiten kommen, haben dafür ja auch etwas Besonderes geleistet. Deren Anzahl ist begrenzt und ihre Reflexe und Umsicht dürften überdurchschnittlich sein, die stellen also kein Problem dar. Knoflacher ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass ein Individualverkehrsmittel nicht durch "zusätzliche Energie" angetrieben wird.

  • Ich lasse mich zu der Behauptung hinreißen, dass das nicht stimmt.

    Da müssen wir mal zusammen Omnibus fahren und Sie zeigen mir, wo das Gaspedal für die Fahrgäste versteckt ist. Ich habe bisher noch keines gefunden. In diesem Sinne ist Knoflacher zu verstehen. Selbstverständlich ist zusätzliche Energie nötig, dass ich mit dem Bus fahren kann, zusätzlich zu der von mir aufgebrachten Eigenenergie, denn die ist beim Omnibusfahren gleich Null. Aber es ist eben nicht so wie bei einem Individualverkehrsmittel, dass ich mit geringem Kraftaufwand auf ein Pedal drücke oder an einem Griff drehe und das Fahrzeug schießt davon.

    Die Energie wiederum, die ich aufbringen musste, um mir einen Fahrschein kaufen zu können, damit der Omnibusfahrer bezahlt werden kann und die vom Bus verbrauchte Energie und die Fahrzeugkosten usw., ist in der Betrachtung nicht gemeint.

  • Zum Radfahren schreibt Knoflacher: "Radfahren macht allen Menschen Spaß. Sie brauchen dazu lediglich Platz und ein sicheres Umfeld."

    also ehrlich: mir macht Radfahren oft genug überhaupt gar-keinen Spaß.

    Ich wohne an einem Fluss, der sich im Laufe der Zeit recht beträchtlich in sein Sandsteinbettchen eingegraben hat. Von ungefähr Talsohle bis auf Höhe der umgebenden Landschaft sind es ca. 150 Höhenmeter. "oben" gibt es einen großen Supermarkt, der hin und wieder preislich attraktive Angebote hat. Es macht mir genau NULL Spaß, auch bei für mich angenehmsten Temperaturen auf einer leeren, gut asphaltierten Fahrbahn, diese 150 Höhenmeter zurückzulegen.

    Es macht mir auch NULL Spaß, mit dem Reiseeinkaufsrad den Wocheneinkauf (okok, die Angebotskiste Radler) von der Talsohle die 40 Höhenmeter bis zur Wohnung hochzuwuchten.

    Die Aussage von Knoflacher ist überspitzte generalisierte Behauptung.

  • OK, dann ist also nur der Busfahrer asozial :D

    Sozusagen, ja. ^^ Aber auch wieder eher nicht, da hat die Nahverkehrsgesellschaft vorgesorgt. Omnibusse haben eingebaute Limitierungen, die ich mir übrigens auch für Autos wünsche.

    Beim Pedelec, aber auch beim S-Pedelec und selbst beim E-Bike gibt es ja auch die eingebauten Limitierungen, anders als bei vielen Autos. Und beim häufigsten, am weitesten verbreiteten "E-Bike", beim Pedelec, ist die Tempo-Limitierung, bei der der Unterstützermotor aufhört zu unterstützen, auch relativ niedrig. Vermutlich sind also zumindest keine schweren Fälle von Auto-Virus zu befürchten.8)

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (10. April 2024 um 18:44) aus folgendem Grund: Rechtschreib-Korrektur

  • also ehrlich: mir macht Radfahren oft genug überhaupt gar-keinen Spaß.

    Ich wohne an einem Fluss, der sich im Laufe der Zeit recht beträchtlich in sein Sandsteinbettchen eingegraben hat. Von ungefähr Talsohle bis auf Höhe der umgebenden Landschaft sind es ca. 150 Höhenmeter. "oben" gibt es einen großen Supermarkt, der hin und wieder preislich attraktive Angebote hat. Es macht mir genau NULL Spaß, auch bei für mich angenehmsten Temperaturen auf einer leeren, gut asphaltierten Fahrbahn, diese 150 Höhenmeter zurückzulegen.

    Es macht mir auch NULL Spaß, mit dem Reiseeinkaufsrad den Wocheneinkauf (okok, die Angebotskiste Radler) von der Talsohle die 40 Höhenmeter bis zur Wohnung hochzuwuchten.

    Die Aussage von Knoflacher ist überspitzte generalisierte Behauptung.

    Vielleicht trifft da eine dieser Aussagen Knoflachers zu Pedelecs auf dich zu: "Sie sind okay, wenn man das Auto ersetzen will, und auch für ältere oder weniger sportliche Menschen, die Höhenunterschiede überwinden wollen." (aus dem bereits weiter oben verlinkten Interview mit Knoflacher)

  • Was nun schneller oder bequemer?

    Beides zusammen – wobei man die Geschwindigkeit berechnen kann, während die Bequemlichkeit stark subjektiv ist. Ein überfüllter Bus, Scheißwetter auf dem Fahrrad oder ein Einbahnstraßen-Irrgarten mit dem Auto machen auch ein eigentlich schnelles Verkehrsmittel unattraktiv. Und deswegen gibt es eben auch Menschen, die in Amsterdam mit dem Auto und in Duisburg mit dem Fahrrad fahren – beides erfordert eine masochistische Neigung…

  • Pedelec, gebräuchlicher E-Bike, heißt es in dem Film bei Minute 0:45.

    Ich finde das sollte man sauber trennen, gerade auch im Hinblick auf den Aspekt Bewegung. Das E-Bike im eigentlichen Sinne fährt schließlich auch ohne Treten. Erfreulich: In dem Film wird recht konsequent der richtige Begriff, nämlich Pedelec, für das Pedelec benutzt.

    Bei Minute 1:16 wird herausgestellt, dass viele Menschen gerade durch das Pedelec wieder zum Radfahren motiviert werden. Allerdings wird genau an diese Stelle eine Szene gezeigt, in der mehrere Pedelecfahrer im flotten Tempo auf einem gemeinsamen Fuß- und Radweg im Slalom um Fußgänger*innen herum fahren.

    Schwerpunkt im Film sind Menschen mit chronischen Erkrankungen von denen viele aussagen, dass sie das Pedelec dazu motiviert Fahrrad zu fahren. Von einigen wird es geradezu als zweiter Frühling beschrieben.

    Es wird mehrfach darauf hingewiesen, dass das Pedelec gerade ältere Menschen wieder dazu bringt, sich in den Sattel zu schwingen. Leider wird nicht darauf eingegangen, warum die Menschen nicht einfacher langsamer Fahrrad fahren, wenn es halt nicht mehr so schnell geht, wie vielleicht bei anderen gesünderen, jüngeren, fitteren Fahrradfahrer*innen. Ein Fall von Alters-Eitelkeit? Starke Steigungen und Gegenwind überwinden, darin sehe ich allerdings tatsächlich einen gewichtigen Grund dafür zum Pedelec zu greifen.

    Hier noch mal der Link: https://www.ardmediathek.de/video/doc-fisc…ZXgvbzE4NTc2Mzk

  • Was muss ich eigentlich tun, damit meine Umfrage mal von einem Moderator oder einer Moderatorin freigegeben wird? Titel der Umfrage ist:


    Elektrische Unterstützung bei Pedelecs bis zu welcher Geschwindigkeit?

  • Leider wird nicht darauf eingegangen, warum die Menschen nicht einfacher langsamer Fahrrad fahren

    Ich spekuliere mal...

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor gegen den Wind zu fahren als 20 Minuten mit Motor gegen den Wind zu fahren.

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor einen Berg hinauf zu fahren als 20 Minuten mit Motor einen Berg hinauf zu fahren.

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor zur Arbeit* zu fahren als 20 Minuten mit Motor zur Arbeit* zu fahren.

    *statt zur Arbeit auch überall sonst hin

    Falls es regnet: Man wird in 20 Minuten Radfahrt weniger nass als in 30 Minuten.

    Falls es kalt ist: Man ist nach 20 Minuten Radfahrt schneller wieder im Warmen als nach 30 Minuten.

    Falls es sehr heiß ist: Man ist nach 20 Minuten Radfahrt schneller wieder im Kühlen als nach 30 Minuten.

    Falls man in Hannover wohnt: Man ist mit Motor schneller dort weg als wenn man ohne Motor langsamer fährt.

  • Ich spekuliere mal...

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor gegen den Wind zu fahren als 20 Minuten mit Motor gegen den Wind zu fahren.

    Gegenwind ist tatsächlich eine sehr hässliche und mitunter heimtückische Sache. Bei einem Fahrradausflug auf einer Nordseeinsel mit Bio-Bike hatte mich das ganz schön an die Grenze gebracht. Weg vom Ferienquartier mit viel Rückenwind. Aber der Rückweg, der zog sich ganz schön lange hin. Und es ist irgendwie entmutigend mit voller Tretleistung doch nur sehr langsam voranzukommen. Da bin ich inzwischen vorsichtiger geworden. Und eine ähnliche Tour mit Pedelec verlief erfreulicher. Zumal ich den Akkustand gut im Blick gehalten hatte und für die Hinfahrt etwa Ein-Viertel der Akkukapazität einkalkuliert hatte. Das hatte sich bewährt, denn der noch Dreiviertel volle Akku reichte dann für die Rückfahrt. Aber sehr viel mehr Kilometer wären nicht mehr drin gewesen. In Hannover machen die Windverhältnisse mitunter auch zu schaffen, aber eher selten und deutlich weniger stark als an der Küste.

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor einen Berg hinauf zu fahren als 20 Minuten mit Motor einen Berg hinauf zu fahren.

    Kenne ich gut aus meiner alten Mittelgebirgs-Heimat. Und aus Städten wie Wiesbaden und Stuttgart, wo ich schon Bio-Bike Ausflüge im Bereich bis um die 30 km Gesamtstrecke gemacht habe. Beim Festlegen der Etappenziele ist das unbedingt zu berücksichtigen. Schwieriger wird es bei einer festgesetzten Zielvorgabe:

    Es ist anstrengender, 30 Minuten ohne Motor zur Arbeit* zu fahren als 20 Minuten mit Motor zur Arbeit* zu fahren.

    *statt zur Arbeit auch überall sonst hin

    Wenn zum Beispiel der einzig erreichbare Einkaufsmarkt weit weg ist, dann ist das Pedelec eine feine Sache. Andererseits wohne ich so, dass ich mehrere Einkaufsmärkte in zum Teil deutlich weniger als 20 Minuten auch zu Fuß erreiche, sodass ich manchmal gar nicht erst Lust habe, das Fahrrad aufzuschließen, und vor dem Markt wieder abzuschließen usw., weil ich manchmal eine ganz schön faule Socke bin, frage ich mich dann und wann, wozu ich heute zu faul bin auf- und abschließen oder zu Fuß gehen.

    Ich fasse den Rest mal so zusammen: Wenn es darum geht, notwendige Wege in vorgegebenen Zeitrahmen zurückzulegen, dann kann das Pedelec ein angenehmer Helfer sein. Wenn ich allerdings einen ohnehin kurzen Arbeitsweg habe und das Fahrradfahren dorthin ohnehin Teil des täglichen Fitnessplanes darstellt, dann sind ein paar Zusatzminuten Training kein Problem.

    Und wenn ich das Fahrrad vor allem als Sportgerät benutze, um damit irgendwo in der Gegend herumzufahren, dann ist es doch egal, ob ich das ein bisschen schneller mit einem Pedelec oder ein bisschen langsamer mit einem Bio-Bike mache.:saint: Entscheidend ist doch die Zeit, in der ich mich bewege und nicht die Strecke, die ich dabei zurücklege.

  • Wegen des Geschwindigkeitsrausches von 20-45 km/h – auf einem Fahrrad!2drölf!

    "Das Auto: Ein Virus im Stammhirn
    „Knoflacher kritisiert seit gut 50 Jahren die Fehlentwicklung unserer Autogesellschaft und der ihr unterworfenen und damit ebenso fehlgeleiteten Verkehrsplanung. Schuld daran sei das menschliche Stammhirn. Dieses versucht Energie zu sparen und redet uns deswegen sozusagen ein, das Auto etwa dem Rad vorzuziehen."

    „Virus Auto 4.0“: Lesenswert!
    „Entgegen dem weitläufigen Begriff des ›weißen alten Mannes‹ ist Hermann Knoflacher ein weiser alter Mann, der trotz aller Gegenwehr mit unfassbar viel Charme,…
    www.freitag.de

    Trifft Knoflachers These zu, dann stellt sich unweigerlich die Frage, wo denn das Auto beginnt.

    Wer Knoflachers These auf das Auto engführen will, der könnte sagen. Knoflacher ist für diese Pedelec-Diskussion irrelevant, denn er redet ja nur von Autos, nicht von Pedelecs.

    Wer aber bereit ist, sich auf Knoflachers These einzulassen, der muss zugeben, dass eine Geschwindigkeit von 20-45 km/h vermutlich keinen Rauschzustand auslöst wie z. B. 200-450 km/h. Aber es ist ein Tempo das für die meisten Menschen auf einem Bio-Bike nur erfahrbar ist, wenn sie dafür in einem hohen Maß trainiert haben. Oder einen Berg hinunterfahren. Den Berg aber müssten sie zuvor erklommen haben.

    Auch wenn mit einem normalen Pedelec lediglich 25 km/h durch Motorunterstützung ermöglicht wird, das ist bei den meisten Menschen, selbst bei vielen die regelmäßig Fahrrad fahren, bereits schneller als ganz ohne Motorunterstützung. Es ist diese Motorunterstützung, die beim Verkehrsmittel Pedelec zum selben Problem führt wie beim Auto.

    Das von Knoflacher diagnostisierte Krankheitsbild, das bei der Autonutzung auftritt, ist ja nicht an ein 400 PS SUV mit 2,8 t Eigengewicht gebunden. Letztlich kommt das Virus dann ins Spiel, wenn schnell und dabei mühelos mit einem Verkehrsmittel gefahren wird, weil ein Hilfsmotor (beim E-Bike Motor) in Betrieb ist. Beim S-Pedelec und erst Recht beim E-Bike bricht das Virus durch. Und wer ganz ohne Mühe mit dem Bio-Bike 20 bis 45 km/h fährt, der wird ohnehin nicht auf die Idee kommen, auf ein S-Pedelec umzusteigen.