Tödlicher Unfall mit Betonmischer und Klimaprotest

  • Apropos ...

    Wir haben hier in KA eine Tram mit hohem Anteil eigener Gleiskörper.

    In einigen Straßen gab es neben dem Gleiskörper zweispurige Fahrbahnen, die inzwischen oft zu einem Fahrstreifen zzgl. Radfahrstreifen wurden (oder auch als Neubau mit Tram so angelegt wie bei der umgebauten Kriegsstr.).

    Das zieht zwar auch Falschparker magisch an, allerdings ermöglicht das auch das Ausweichen des Kfz-Verkehrs an den Rand, wenn von hinten Rettungsfzg. kommen, sooo viele Radler sind ja nicht immer unterwegs ...

    Protected Bike Lanes gibt's hier noch nicht, aber die wären bzgl. Rettungsdienste doch eher kontraproduktiv, da dann weder Kfz, noch Rettungsdienste im Notfall die Radspuren nutzen könnten?!

  • In einem so genannten Qualitätsmedium gab es vor ein paar Wochen einen Beitrag, der nach meinem laienhaften Dafürhalten schon ein bisschen zu sehr in Rechtsberatung abdriftete, der nämlich meinte, man dürfe als Kraftfahrer innerhalb der Grenzen des Notwehrrechts die Versammlung der so genannten Klimakleber beenden, zu deutsch, die Kleber von der Fahrbahn kratzen.

    Das fand natürlich in den einschlägigen gesellschaftlichen Medien den entsprechenden Anklang, bei der sich dann die Zielgruppe an den eigenen Gewaltfantasien gütlich tat von wegen man werde die Leute einfach überfahren oder die Hand mit der Kettensäge abtrennen und so weiter und so fort. Das ist, wie ich meine, auch ein schönes Beispiel dafür, was mit „die Grenzen des Sagbaren verschieben“ gemeint ist. Mir ist erst vor wenigen Jahren klar geworden, dass man mittlerweile sowohl im Netz als auch draußen in der Realität ungestraft Dinge sagen oder schreiben darf wie „morgen fahr ich dich tot, du dreckiger *%&§$#“.

    Trotz alledem halte ich es nach wie vor für eine ungünstige Idee, die Leute einfach eigenmächtig von der Fahrbahn zu entfernen oder totzufahren, so sehr es auch im rechten Fuß jucken möge. Und wenn ich mir die Berichte aus Berlin oder München durchlese, scheinen die Maulhelden auf Facebook draußen auf der Straße dann doch ganz artig im warmen Auto sitzen zu bleiben.

    Im Verfassungsblog gibt es eine Einschätzung von Tobias Gafus zu der Thematik, in den Kommentaren findet auch eine kurze Diskussion mit einem Autor des besagten Qualitätsmediums statt:

    Gewaltfantasien und Gewaltmonopol
    Auf Welt.de ist vor kurzem ein Stück Service-Journalismus der besonderen Art erschienen. Der Redakteur Constantin van Lijnden hat die „Rechte der ausgebremsten…
    verfassungsblog.de
  • Was würde der WELT-Redakteur wohl schreiben, wenn ausgebremste Radfahrer Autos, die den Radweg blockieren, auf die Seite kippen, den Seitenspiegel abtreten, oder die Insassen rauszerren und das Auto auf die Mittelspur rangieren?

  • Zitat

    Jörg Alt eignet sich für Schlagzeilen wie diese: „Pater verschenkt Diebesgut aus Supermarkt-Müllcontainern, um gegen die Kriminalisierung des Containerns zu protestieren“. Oder diese: „Pater klebt sich auf die Straße vor dem Nürnberger Hauptbahnhof, um gegen die Untätigkeit der Bundesregierung im Kampf gegen den Klimawandel zu protestieren“. Oder, oder, oder …

    Fast ein Jahr später, am 16. August, sitzt Jörg Alt Seite an Seite mit Henning Jeschke auf der Straße vor dem Nürnberger Hauptbahnhof. Er trägt Baseballcap gegen die Sonne und das Kollar, den Stehkragen der Pfarrer. Auf seiner linken Hand, die auf dem Asphalt aufliegt, steht das Wort „Klebt“. Der Schulstreik, das sagt Alt bereits bei unserem Besuch im Mai, habe sich abgenutzt. „Die politisch Verantwortlichen reden zwar wie die Fridays, aber sie handeln nicht. Wenn ich Politik und Gesellschaft irritieren will, muss ich drastischere Mittel anwenden.“

    An diesem Tag klebt er selbst auf der Hauptverkehrsader der fränkischen Großstadt. Der Verkehr steht, die Demonstrierenden genießen den Applaus, halten die Beleidigungen aus. Meist spricht der junge Henning Jeschke, immer wieder unterbrochen vom Pfarrer: „Dieses Jahr sind schon 10 000 Menschen in Deutschland wegen der Hitze verstorben. Dieses Jahr wird ein milder Sommer sein, wenn wir zurückblicken“, ruft Alt der Menge zu, im Hintergrund baut sich bereits die Ordnungsmacht auf, Frauen und Männer in dunkelblauen Uniformen, die ihn und die anderen in wenigen Minuten in einen Streifenwagen tragen werden.

    Rebellion und Gottvertrauen — Jörg Alt
    Pfarrer Jörg Alt bricht das Gesetz, um die Schöpfung zu bewahren.Über die Vereinbarkeit von Kirche und Aktivismus.
    veto-mag.de
  • Zu der Thematik passt auch noch dieser Artikel:

    Umgang mit Klimaprotesten: Politik der Doppelmoral
    Lkw-Blockaden? Kein Problem! Klimablockierer? Härte des Rechtsstaats! Warum manche Formen zivilen Ungehorsams Politiker besonders provozieren.
    taz.de

    Ein paar Jahr vor meiner Zeit wurden offenbar Autobahnen von wütenden Lkw-Fahrern blockiert. Die gesellschaftliche Antwort lautete damals allerdings ganz anders.

  • Als Vertreter der älteren Generation kann ich sagen: dieses FJS-Happening auf der Inntal-Autobahn "in meiner Zeit" war für ökologisch und friedenspolitisch Bewegte eine absolute Provokation.

    Blockaden von Atomwaffendepots wie in Mutlangen wurden als Nötigung verfolgt (und abgeräumt), Brokdorf, Gorleben, Wackersdorf ... brutale Staatsgewalt.

    Und dann pilgerte FJS zu den LKW-Blockierern ...

    Übrigens hat die CSU selber mal blockiert, 1980 das Straßentheater des "Anachronistischen Zuges" bei der Abfahrt in Sonthofen, dadurch wurde die Aufführung des Brecht-Gedichtes in seiner Geburtsstadt Augsburg verhindert. Anwesend u. a. der Ortspfarrer und der spätere Bundesminister Ignaz Kiechle (CSU). Aus den Reihen der CSU-Blockierer durften wir uns in Sichtweite der Napola den Spruch "Euch hat man vergessen zu vergasen" anhören, ohne dass die Polizei dagegen einschritt.

  • Übrigens hat die CSU selber mal blockiert, 1980 das Straßentheater des "Anachronistischen Zuges" bei der Abfahrt in Sonthofen, dadurch wurde die Aufführung des Brecht-Gedichtes in seiner Geburtsstadt Augsburg verhindert. Anwesend u. a. der Ortspfarrer und der spätere Bundesminister Ignaz Kiechle (CSU). Aus den Reihen der CSU-Blockierer durften wir uns in Sichtweite der Napola den Spruch "Euch hat man vergessen zu vergasen" anhören, ohne dass die Polizei dagegen einschritt.

    Meiner Meinung nach bisher durch nichts übertroffen: :)

    Otto Wiesheu, seines Zeichens Generalsekretär der CSU, verursachte 1983 stockbesoffen mit seiner BMW-Dienstlimousine einen Verkehrsunfall, bei dem einer starb (Paul Rubinstein) und ein anderer schwer verletzt wurde. 1990 von Streibl ins Kabinett berufen, 1993 von Stoiber zum - Trara - bayerischen Verkehrsminister ernannt.

    2005 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Lebt. m.W. immer noch.

  • Meiner Meinung nach bisher durch nichts übertroffen: :)

    Otto Wiesheu, seines Zeichens Generalsekretär der CSU, verursachte 1983 stockbesoffen mit seiner BMW-Dienstlimousine einen Verkehrsunfall, bei dem einer starb (Paul Rubinstein) und ein anderer schwer verletzt wurde. 1990 von Streibl ins Kabinett berufen, 1993 von Stoiber zum - Trara - bayerischen Verkehrsminister ernannt.

    2005 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Lebt. m.W. immer noch.

    Wer eine Dienstlimousine hat, der hat auch einen Fahrer. Setzt er sich selbst ans Steuer, dann zeigt das vor allem eines: Autofahren ist keine notwendige Form von Mobilität, die man nicht zum Spaß macht, wie es gerne immer wieder von den Verteidigern des Autowahns behauptet wird. Im Gegenteil: Ich bin sicher, Autofahren machen die meisten deshalb, weil es ihnen so viel Spaß macht.

    Am liebsten sind mir dabei die Rennfahrer, die ausschließlich nur auf nicht öffentlichen Rennstrecken Auto fahren. Besonders dann, wenn die nicht mit dem Rennwagen zur Rennstrecke fahren. Solche Rennstrecken sollten eigentlich so gebaut werden, dass sie ausschließlich nur mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar sind. Zufahrtwege ausschließlich nur für Betriebszwecke.

  • Aus den Reihen der CSU-Blockierer durften wir uns in Sichtweite der Napola den Spruch "Euch hat man vergessen zu vergasen" anhören, ohne dass die Polizei dagegen einschritt.

    Bitte nicht falsch auffassen, aber es beschäftigt mich. Ist es strafrechtlich denn irgendwie relevant, wenn jemand zum Ausdruck bringt, dass er jemand anderes für nicht lebenswert erachtet, wenn dies nicht mit einem Aufruf zu Gewalt einhergeht?

    Moralisch ist das natürlich unterste Schublade und kann je nach Kontext extrem verletzend sein. Ich spreche aus persönlicher Erfahrung.