Heizen mit Wärmepumpe

  • Ja, man muss schauen, was geht und wie es geht. Das vermisse ich in der öffentlichen Debatte, wo die Fossile immer nur behaupten, dass Wärmepumpen nur bei Neubauten möglich wären. Das ist genauso Quatsch wie zu behaupten, dass Wärmepumpen immer und überall die optimale Lösung darstellen.

    Eine schlechte Isolierung führt auch jetzt schon zu erhöhten Heizkosten. Bei der Wärmepumpe kommt dann halt noch der abnehmende Wirkungsgrad obendrauf. Aber eine energetische Sanierung würde sich in vielen Fällen auch beim Beibehalten einer Gas- oder Ölheizung lohnen. Warum wehren sich die Leute dagegen so vehement?

  • Kostet Geld, hier ist Deutschland.

    Warum haben die Leute Diesel gekauft -> weil sie sich bei jeder Tankfüllung diebisch gefreut haben zwischen 4-10€ gespart zu haben.

    Leider funktioniert das komischerweise beim Radl nicht. Wenn man den Leuten da vorrechnet, eine Fahrt nach München und zurück kostet 7€ Sprit und mit dem Radl maximal 1 Bier extra, also 1,5€, dann zieht das Rad trotzdem nicht.

  • Warum wehren sich die Leute dagegen so vehement?

    Historische Klinkerfassade mit hartgebrannten Ziegeln im märkischen Verband. Sowas klebt man halt nicht mit dem Sondermüll von morgen zu. Gleiches gilt aus meiner Sicht für Fachwerk-, Jugendstil- und ähnliche Fassaden, die Straßenzüge sehenswert machen.

  • Freilich gibt's Alternativen wie Kerndämmung, wenn man ein geeignetes zweischaliges Mauerwerk hat; ist aber nicht in jedem Fall möglich und geht meistens auch einher mit etlichen Bohrlöchern in der Fassade.

    Oder halt Innendämmung, aber die macht man auch nicht mal eben im bewohnten Zustand und gleichzeitig schafft es im Altbau potenzielle Probleme mit Kältebrücken und all deren Folgen, vor allem wenn nicht 100%ig auf alle Details geachtet wird.

  • Na, wenn man nicht will, dann lässt man das halt bleiben und zahlt mehr an Heizung. Die "historischen" Klinkerbauten sind aber überschaubar an Anzahl im Vergleich zu 1950-1980 Ein- und Mehrfamilienhäusern.

  • Historische Klinkerfassade mit hartgebrannten Ziegeln im märkischen Verband. Sowas klebt man halt nicht mit dem Sondermüll von morgen zu. Gleiches gilt aus meiner Sicht für Fachwerk-, Jugendstil- und ähnliche Fassaden, die Straßenzüge sehenswert machen.

    Ich wohne selbst in einem denkmalgeschützten Haus aus den 1820er Jahren. Natürlich kann man da nicht einfach die Fassade mit Styroporplatten dämmen, aber auch solch ein Altbau hat noch einiges Potenzial. Wir haben zum Beispiel in den letzten Jahren die Fenster auf der Rückseite des Hauses erneuert, alles denkmalschutzkonform. Derzeit sind wir dabei, ein Bad zu sanieren und haben in dem Zuge die Isolierung der Dachschräge verbessert. Da gäbe es bei den anderen Räumen im Dachgeschoss auch noch was zu tun.

    Aber genau deine Reaktion meine ich: Anstatt zu schauen, was geht, wird erstmal pauschal behauptet, dass es nicht geht.

  • naja, ich hätte da kein "geht nicht" herausgelesen,

    eher ein: "du willst die Optik erhalten, dann machst du das [Außendämmen] nicht"

    Nicht von der Hand zu weisendes Problem: das Heizen von ungedämmten Gebäuden kostet mehr Energie als das Heizen des selben Objektes, wenn es gedämmt ist.

    tjo.

    Man kann auch überlegen, das mit der Dämmung aus Gründen sein zu lassen, und das Mehr an Energieaufwand einfach zu akzeptieren, oder an anderer Stelle zu kompensieren.

    In dem man z.B. andere Speichermöglichkeiten schafft/nutzt, in die im Sommer Energie gepumpt wird (überschuss), die man im Winter dann nutzen kann.

    Es hängt eben vom Einzelfall ab. :)

  • naja, ich hätte da kein "geht nicht" herausgelesen,

    eher ein: "du willst die Optik erhalten, dann machst du das [Außendämmen] nicht"

    Es wurde aber nur genannt, was nicht geht (Außendämmung). Dass auch eine Innendämmung bauphysikalisch problematisch ist, stimmt auch. Unser Altbau hat aber deutlich dickere Wände als z.B. ein Haus, das in den 1950er oder 60er Jahren schnell und billig hochgezogen wurde. Als Mittelhaus in einer Reihe von Gebäuden haben wir auch nur zwei Außenwände und nicht vier. Anstatt darüber zu jammern, dass wir unsere Fassade nicht dämmen können, schaue ich halt, was man an anderer Stelle machen kann.

    Was problemlos geht: Dämmung des Dachs, Geschossdecke zum Dachboden, Fenster. Damit erreicht man zwar nicht den Standard eines Neubaus, aber trotzdem in den meisten Fällen eine signifikante Verbesserung. Was aber in der ganzen öffentlichen "Debatte" immer wieder genannt wird: "geht gar nicht, kostet zu viel, lohnt sich nicht, ...", während man gleichzeitig von Wasserstoffheizungen fantasiert und damit dafür sorgt, dass noch möglichst lange am fossilen System festgehalten wird. Wasserstoffheizungen sind der Vorwand, für den man die Gasnetze weiterhin braucht, die nämlich ansonsten irgendwann genauso hinfällig sind wie das damit verbundene Geschäftsmodell. Das gilt genauso für die E-Fuels: Die Debatte soll nur sicherstellen, dass es auch in 20 Jahren noch eine ausreichend große Nachfrage nach brennbaren Flüssigkeiten gibt.

    Und im gleichen Atemzug wird kritisiert, dass die Leute verunsichert sind. Ja, warum wohl, wenn man ihnen immer nur jeden Tag die selbe gequirlte Kacke vorbetet, "Technologieoffenheit" predigt und gleichzeitig die effizienteste Technologie als "Ideologie" diffamiert? Können wir damit bitte einfach mal aufhören und die Hetzkampagnen der Bild-"Zeitung", das dumme Gequatsche von Jens Spahn, Markus Söder, Hubert Aiwanger oder Frank Schäffler als das sehen, was es ist? Populistischer Bullshit!

    Was wir doch eigentlich bräuchten anstelle der Polarisierung: Dafür sorgen, dass fossile Heizungen in 20 Jahren verschwunden sind. Das muss man den Leuten ehrlich und deutlich sagen, dass ihre Gasheizung in 20 Jahren unbezahlbar sein wird, aber dass es jetzt schon gute Alternativen gibt.

    Natürlich muss das Ganze "technologieoffen" sein und war es ja auch schon immer. Wärmepumpen sind aber in vielen / den meisten Fällen die effizienteste Technologie. Dafür muss man vor allem das elektrische Netz ausbauen.

    Dort, wo es mit Wärmepumpe nicht geht, muss man Alternativen schaffen. Bei uns in der Altstadt ist das meines Erachtens weniger ein Problem des historischen Gebäudebestands, sondern ein Problem, auf dem engen Raum geeignete Wärmequellen anzuzapfen. Da begrüße ich sehr, dass die Stadt ein Nahwärmenetz für die Altstadt plant, an das wir uns mal anschließen lassen können (und das übrigens aus Groß-Wärmepumpen gespeist werden soll). Es wird auch ein Förderprogramm aufgelegt und Beratungsangebote speziell für die energetische Sanierung von Altbauten geschaffen.

  • Unser Altbau hat aber deutlich dickere Wände als z.B. ein Haus, das in den 1950er oder 60er Jahren schnell und billig hochgezogen wurde.

    Eben! VIele Altbauten muss man daher gar nicht "einschäumen", während bei den Fenstern oft noch recht viel zu holen ist, je älter umso mehr, und eben ...

    Was problemlos geht: Dämmung des Dachs, Geschossdecke zum Dachboden,

    Wasserstoffheizungen sind der Vorwand, für den man die Gasnetze weiterhin braucht, die nämlich ansonsten irgendwann genauso hinfällig sind wie das damit verbundene Geschäftsmodell.

    Für Industrie und Gewerbe wird man sicher in einigen Bereichen zum Umwandeln und Verarbeiten von Dingen wegen der Temperaturen oder aus anderen Gründen Gase zum Verbrennen einsetzen müssen, oder Wasserstoff als Speichermedium, also die bundesweiten Gasnetze und die Verteilung zum Gewerbe wird man sicher noch länger brauchen. Privathaushalte setzen es zwar teils auch gerne zum Kochen ein, soll angeblich seine Vorteile haben, aber wirklich unersetzlich ist es im Privatbereich nicht. Sollte man abschaffen, dann macht's auch weniger oft ungewollt oder gewollt Wumms und ganze Häuser sind weg ...

  • Für Industrie und Gewerbe wird man sicher in einigen Bereichen zum Umwandeln und Verarbeiten von Dingen wegen der Temperaturen oder aus anderen Gründen Gase zum Verbrennen einsetzen müssen, oder Wasserstoff als Speichermedium, also die bundesweiten Gasnetze und die Verteilung zum Gewerbe wird man sicher noch länger brauchen.

    Ja, das Fernnetz meinte ich auch gar nicht, sondern das örtliche Gasnetz zur Versorgung der Haushalte. Wir werden Wasserstoff vor allem für Industrieanwendungen benötigen, die sich nicht elektrifizieren lassen und auch das dafür erforderliche Netz wasserstofftauglich umbauen müssen, Stichwort Wasserstoffversprödung metallischer Werkstoffe - Fraunhofer IWM.

    Was den Bullshit der Wasserstoffheizungen angeht, sollte man auch bedenken, dass das dann tatsächlich eine Zwangsumrüstung mit hartem Datum für alle angeschlossenen Haushalte bedeuten würde. Es dürfte nämlich ab dem Tag, an dem der Wasserstoffanteil im örtlichen Gasnetz einen Wert übersteigt, der von einer konventionellen Gasheizung nicht mehr sicher genutzt werden kann, keine solche ungeeignete Heizung oder sonstiger Verbraucher mehr am Gasnetz angeschlossen sein und das gesamte Netz von der Einspeisung bis zum letzten Verbraucher muss dann "H2-ready" sein.

    Das Ziel dieser Desinformation, durch die man den Leuten suggeriert, dass sie schon irgendwie so weitermachen können wie bisher, kann eigentlich nur darin bestehen, dass man bewusst auf diesen Punkt zusteuert, um dann erstaunt festzustellen, dass eine Umstellung auf Wasserstoff noch gar nicht möglich oder nicht sinnvoll ist, um dann weiter Erdgas zu verkaufen. Das wird alle, die darauf hereinfallen und sich jetzt aus renitenter Bockigkeit noch schnell eine neue Gasheizung kaufen, teuer zu stehen kommen.

  • Eben! VIele Altbauten muss man daher gar nicht "einschäumen", während bei den Fenstern oft noch recht viel zu holen ist, je älter umso mehr, und eben ...

    In unserer Kieler Wohnung, aus der wir im Februar 2021 ausgezogen sind, waren die Fenster nach meiner Kenntnis aus dem Jahr 1970 — die mussten zwangsweise ersetzt werden, nachdem 2,5 km Luftlinie entfernt der Getreidespeicher in die Luft geflogen ist. Die Wärmeenergie ging in der Wohnung aus der Heizung gleich durchs geschlossene Fenster wieder raus. Nachdem wir ausgezogen sind, wurde die Bude komplett saniert (bestimmt auch die Miete tüchtig angehoben), die Nachmieterin musste im letzten so genannten Krisenwinter kaum heizen — die Fenster hielten die Wärme zurück, der Rest der schlotterigen Bausubstanz aus dem Jahr 1933 hält wohl gut genug. Ob das nun wirklich allein an den Fenstern lag, kann ich als Laie natürlich nicht beurteilen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das wirklich einen ganz signifikanten Anteil ausmacht.

  • Was den Bullshit der Wasserstoffheizungen angeht, sollte man auch bedenken, dass das dann tatsächlich eine Zwangsumrüstung mit hartem Datum für alle angeschlossenen Haushalte bedeuten würde.

    Sowas gab es in alten Gasnetzen ja schon 1-2x ... Ganz früher gab s ja "Stadtgas", was, wie ich eben las, schon zu großen Teilen aus Wasserstoff bestand, und dann gibt es immer noch Gasnetze mit Gasen unterschiedlichen Brennwerten (glaub L und H), die immer mal wieder umgestellt werden (glaub nur auf H) und bei jeder dieser Umstellung müssen Netz und Verbraucher mehr oder weniger aufwändig umgestellt werden und paar Geräte werden wohl auch dabei jeweils über den Jordan gehen müssen ... Also nix Neues ....

    Auch noch Versprödung? Die kannte ich glaub noch nicht ... Aber das von Wasserstoff immer viel von diffundiert, weil er eben als Atömchen so lütt ist und fast überall durchpasst irgendwann irgenwie ... Also nix für Wenigfahrer von Wasserstoffautos, die müssen dann womöglich erst mal zur Tanke schieben ... ;)

  • 1970

    Im Bremerhavener Altbau, in dem ich aufwuchs, dürfte in dem Dreh rum die Fenster erneuert worden sein, seitdem gab's keine Eisblumen mehr am Schlafzimmerfenster ...

    Danach wurde nix mehr dran gemacht ... Gerüchteweise steht es noch, ich weiß aber nicht, warum noch ... *flöt* ;)

    Aus genau 1970 ist m.W.n. das Haus, in dem ich hier in Karlsruhe wohne, Das wurde vor paar Jahren wärmesaniert mit neuen Fenstern und Balkontüren (letztere 4 in meiner Bude zu 3 Balkonen!) und Wände mit dem typischen Styroporzeugs, sofern überhaupt viel Wand da war (nach vorne raus fast nur Fenster und Balkontüren ;) ).

    Das hat für Mittellieger mit unterkühlter norddeutscher Herkunft wie mich viel gebracht, seitdem heize ich kaum noch, den letzten Winter war sie nur äußerst selten an, in anderen Wintern nie ...

    Den Abrechnungen nach heizen aber die Nachbarn mich wohl von oben und der Seite mit ... ;)

    Letzte NK-Abrechnung kam gerade gestern, wartet noch auf Prüfung und Weiterverarbeitung ... War aber flüchtig betrachtet nur ein sehr moderater Schock ... ;)

  • Ob das nun wirklich allein an den Fenstern lag, kann ich als Laie natürlich nicht beurteilen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das wirklich einen ganz signifikanten Anteil ausmacht.

    Freunde wohnen in einem Haus aus dem Jahr 1902, das mit dem Nachbarhaus mehr oder weniger identisch ist. Jedenfalls wurden beide Häuser nach dem selben Grundriss zur selben Zeit gebaut. Die Nachbarn haben den dreifachen (!!!) Energiebedarf für die Heizung und zahlen sich gerade dumm und dämlich. Und zwar nicht, weil sie die Bude ständig auf 25°C heizen, sondern weil es aus der Hütte an allen Enden und Ecken einfach nur so rauspfeift und sie das Haus im letzten Winter überhaupt nicht mehr richtig warm bekommen haben. Das ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Sanierungsstaus und das wird natürlich teuer, wenn man das nun auf einen Schlag alles nachholen will.

    Aber der krasse Unterschied zeigt schon, was mit einem ansonsten baugleichen Altbau möglich ist und unsere Freunde haben dabei noch nicht einmal ihre Fassade isoliert. Der Unterschied liegt in einer veralteten und schlecht gewarteten Heizungsanlage, beim Dach, bei den Fenstern (sogar nur Kastenfenster mit Einfachverglasung) und der Tatsache, dass es aus dem Nachbarhaus durch Risse aus dem Mauerwerk rauspfeift. Auch bei unseren Freunden ist sicherlich noch reichlich Potenzial.

  • Aber genau deine Reaktion meine ich: Anstatt zu schauen, was geht, wird erstmal pauschal behauptet, dass es nicht geht.

    In meinem Fall eher "Anstatt zu schauen, was (noch) geht, ..."

    Fenster und Dachdämmung wurden schon in den 90er erledigt, wie bei vielen anderen Häusern in den neuen Bundesländern, weil da der Sanierungsstau nach 40 Jahren Mangelwirtschaft flächendeckend groß war und von findigen Handwerksbetrieben nach der Wende abgearbeitet wurde. Dann kam es halt auf den Geldbeutel an, ob eine Heizung eingebaut wurde, die von Gesetzeswegen demnächst raus muss oder noch so lange laufen kann bis die Elektronik stirbt.

    Ansonsten halte ich kleine Einzelmaßnahmen ohne individuell abgestimmte Kompensationsmaßnahmen im Altbau immer für ein Risiko, denn jeder Eingriff in die jahrzehntelang bewährte Bauphysik macht sich früher oder später bemerkbar. Im einfachsten Fall resultiert z. B. der Einbau superdichter Fenster aus dem Hocheffizienzhausbereich nur darin, dass sich durch die veränderte Luftfeuchtigkeit plötzlich Türen verziehen, die 100 Jahre lang gut schlossen, im schlechteren Fall hat man nach Wasserkränzen an den Scheiben dann irgendwann einen schwarzen Pelz hinter der Tapete.

  • Privathaushalte setzen es zwar teils auch gerne zum Kochen ein, soll angeblich seine Vorteile haben, aber wirklich unersetzlich ist es im Privatbereich nicht. Sollte man abschaffen, dann macht's auch weniger oft ungewollt oder gewollt Wumms und ganze Häuser sind weg ...

    Ich glaub, zünftige Fettexplosionen (wir kippen Wasser auf den Fettbrand in der Fritteuse/Pfanne) sind bundesweit häufiger als Gasexplosionen ;)