ausgelagert aus dem Corona-Thread

  • Also bremsen wir jetzt: es kostet das gleiche und es sterben weniger Menschen.

    Es kostet sogar weniger, weil die Maßnahmen nicht so lange anhalten müssen. Wir haben den Schlamassel jetzt durchgehend seit 7 Monaten, während man in Neuseeland nur mal tageweise alles dicht gemacht hat.

    Es ist richtig, dass man eine Pandemie auf einer Insel ohne direkt angrenzende Nachbarn besser kontrollieren kann, aber der Fehler bestand meiner Meinung nach in Deutschland darin, die Inzidenzwerte zu lange ansteigen zu lassen, und dann zu halbherzig gegenzusteuern, bzw. in Anbetracht einer sich bereits klar abzeichnenden 3. Welle, die durch die britische Mutante getrieben wird, vor Ende der 2. Welle die Beschränkungen zu schnell aufzuheben.

    Anstatt im Februar noch zwei Wochen länger die Inzidenzwerte zu drücken, haben wir stattdessen gelockert und über drei Monate eine dritte Welle erlebt, die sowohl mehr schwer Erkrankte, mehr Tote und größeren wirtschaftlichen Schaden verursacht hat.

  • Es kostet sogar weniger, weil die Maßnahmen nicht so lange anhalten müssen.

    Das gilt für Neuseeland, weil sie die Einschleppung ins Land auf fast Null reduzieren können. Dadurch haben sie virenfreie Phasen, in denen überhaupt keine Einschränkungen mehr gelten müssen.

    In Deutschland hingegen wird es durch Einschleppung von außen ständig neue Fälle geben, so dass wir die Maßnahmen praktisch dauerhaft durchhalten müssen. Sobald der R-Wert über 1 geht, bricht es wieder aus.

    Genau genommen ist eine niedrige Inzidenz trotzdem einfacher zu halten, weil die Kontaktverfolgung besser funktioniert als bei hohen Inzidenzen. Bei niedrigen Inzidenzen kann man als etwas (!) mehr lockern.

  • Ganz ohne Maßnahmen geht es ja auch in NZL nicht. Bei niedrigen Inzidenzen können die Maßnahmen aber gezielter ausfallen, z.B. durch Isolation von Kontaktpersonen oder regionale Beschränkungen, anstatt das ganze Land dicht zu machen. Dass man NZL nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar ist, ist mir klar.

  • Wird Sylt das neue Ischgl?

    Diese Befürchtung äußerte der Landrat von Sylt in der Berliner Morgenpost vom 21.5.2021.

    Hintergrund 300 Urlauber mussten in Quarantäne nachdem Kontaktnachverfolgungen ergaben, dass sie dieselben Lokalitäten besucht hatten wie ein infiziertes Ehepaar, bei dem eine Coronainfektion festgestellt wurde.

    https://www.morgenpost.de/vermischtes/ar…aub-corona.html

    Bin ich zu zimperlich, wenn ich mir sage, bleib' besser noch etwas zu haus, denn selbst wenn dich Corona nicht anfällt, dann kann es dir passieren, dass du in Quarantäne musst. Für wieviel Tage wäre denn das dann? Darüber erfährt man leider nichts in dem Artikel.

    Reicht es in einem solchen Fall einen negativen PCR-Test vorweisen zu können, um wieder die Quarantäne verlassen zu dürfen?

    Worüber in dem Artikel auch nichts gesagt wird: Waren tatsächlich 300 Urlauber betroffen, oder gab es darunter auch viele, die falsche Angaben gemacht hatten, so dass sie letztlich nicht ermittelt wurden?

  • Autogenix Ups. Eine Woche Arbeitsausfall für Nix, wenn sich dann herausstellt, dass es blinder Alarm war. Die PCR-Testauswertung dauert ja auch nochmal einen Tag. Da muss jeder, der gern ein Partylöwe ist, sich jetzt aber doppelt und dreifach in Acht nehmen, darüber bei der Arbeit kein Wort zu verlieren.

  • Und die dritte Welle gab es, weil man vorher die Maßnahmen zu früh gelockert hat und als die Zahlen wieder rapide gestiegen sind (was vorhersehbar war und vorhergesehen wurde) zu lange gewartet hat, gegenzusteuern. Aber da war ja noch Platz auf den Intensivstationen, den man noch ausnutzen musste.

  • Das ist völlig richtig. Mich stört in diesen Diskussionen nur immer, dass quasi so getan wird als folgen Maßnahmen und damit verbundene Schäden automatisch und quasi per Naturgesetz den Infektionswellen. Dem ist aber nicht so. Maßnahmen zu machen ist immer eine Politische Entscheidung, die auch als solche zu verantworten ist. Man könnte sich durchaus auch bei hoher Inzidenz gegen Maßnahmen entscheiden (was dann natürlich auch Konsequenzen hätte, das bestreite ich ja gar nicht). Am Ende sind Maßnahmen immer ein Ergebnis politischer Willensbildung (in der das Infektionsgeschehen ja durchaus ein Grund für eine gewisse Entscheidung sein kann bzw. ist, aber eben nicht die Willensbildung ersetzt).

  • ...immer eine Politische Entscheidung, die auch als solche zu verantworten ist.

    Politik und Verantwortung: Zwei große Begriffe, die miteinander ungefähr soviel zu tun haben wie

    • "Rücktritt, der (Substantiv, maskulin): Als Konsequenz aus persönlichem Versagen freiwillig sein Amt niederlegen" und
    • "200.000 Euro Übergangsgeld aus der Staatskasse".
  • Mich stört in diesen Diskussionen nur immer, dass quasi so getan wird als folgen Maßnahmen und damit verbundene Schäden automatisch und quasi per Naturgesetz den Infektionswellen.

    Nein, die Infektionswellen folgen den Maßnahmen. Keine Maßnahmen = unkontrollierte Ausbreitung des Virus bis zur Überlastung des Gesundheitssystems, solange keine ausreichende Herdenimmunität besteht.

    Sollte es nicht Ziel politischer Entscheidungen sein, den Schaden durch die erforderlichen Maßnahmen gering zu halten? Das ist keine ganz einfache Entscheidung, weil dabei gegenläufige Interessen eine Rolle spielen. Letztlich geht es immer wieder um dn Konflikt zwischen kurzfristigen Gewinnen und langfristigen Konsequenzen. Ein 2-wöchiger harter Lockdown hat sicherlich gravierende wirtschaftliche Konsequenzen, aber ein 7-monatiger Teil-Lockdown auch. Was ist am Ende schlimmer?

    Die zweite Welle hat man sich erst entwickeln lassen, dann mit einem "Lockdown light" es gerade mal geschafft, den weiteren Anstieg zu stoppen, dabei von Weihnachten ohne Einschränkungen fantasiert und am Ende sowohl großen wirtschaftlichen Schaden als auch viele Tote gehabt und Weihnachten teilweise mit Ausgangssperre, sowie aus Sachsen bereits Intensivpatienten in andere Bundesländer verlegt, weil da alles am oder schon über dem Limit war. Für mich klingt das so, als hätte man das Schlechteste aus allen möglichen Szenarien kombiniert.

    Und was hat man daraus gelernt, als sich abzeichnete, dass die britische Mutation in der abflauenden 2. Welle bereits schon wieder exponentiell angestiegen ist und es ohne Gegensteuern auf eine dritte Welle hinauslaufen wird? Nichts, sondern man hat gelockert, damit sich die dritte Welle voll entfalten konnte. Schließlich war ja wieder Platz auf den Intensivstationen, die man offenbar wieder voll kriegen wollte, anstatt die Infektionszahlen so weit zu senken, bis man wieder die Kontrolle hat und einzelne Infektionsherde identifizieren und isolieren kann.

  • Sollte es nicht Ziel politischer Entscheidungen sein, den Schaden durch die erforderlichen Maßnahmen gering zu halten? Das ist keine ganz einfache Entscheidung, weil dabei gegenläufige Interessen eine Rolle spielen. Letztlich geht es immer wieder um dn Konflikt zwischen kurzfristigen Gewinnen und langfristigen Konsequenzen. Ein 2-wöchiger harter Lockdown hat sicherlich gravierende wirtschaftliche Konsequenzen, aber ein 7-monatiger Teil-Lockdown auch.

    Die Corona-Pandemie steht ja wohl weder im Koalitionsvertrag, noch in den Wahlprogrammen der Parteien, nehme ich an. Warum kommt eigentlich niemand auf die Idee, sein eigenes Volk zu fragen, was man da jetzt am besten tun sollte?

    Woher kommt diese Vorstellung, 80 Mio. halbwegs gebildete Bürger seien zusammen nicht schlauer als eine Handvoll von Personen, die sich ausschließlich durch jahrzehntelanges politisches Gelaber in irgendwelche Ämter gebracht haben?

    Ich sehe nichts, was wir nicht selbst besser evaluieren, entscheiden, verantworten könnten. Auch alle Experten sind ein Teil von uns, nicht von denen. Wofür genau brauchen wir diese Fuzzis eigentlich?

  • Ich sehe nichts, was wir nicht selbst besser evaluieren, entscheiden, verantworten könnten.

    Wäre das so, hätten "wir" die Pandemie einfach selbst beendet und Maßnahmen getroffen, "uns" nicht anzustecken oder das Virus zu verbreiten. Offenbar haben das aber nicht ausreichend viele von "uns" getan.

  • Ein 2-wöchiger harter Lockdown hat sicherlich gravierende wirtschaftliche Konsequenzen, aber ein 7-monatiger Teil-Lockdown auch. Was ist am Ende schlimmer

    1.: Der 2-wöchige harte Lockdown würde in der Hinsicht nicht viel bringen. Man könnte ja nach dem harten Lockdown auch nicht erheblich mehr Öffnungen machen als davor, da es bei einer hohen und bei einer niedrigen Inzidenz ungefähr gleich schwierig ist den R-Wert bei 1 bzw. darunter zu halten. Und wenn man das nicht tut, wäre die niedrige Inzidenz auch bald wieder Geschichte (siehe Beitrag von Epaminaidos ). Das man also einfach einen harten Lockdown machen kann (mit dem man die Inzidenz deutlich senkt) und danach dann relativ sorglos öffnen kann, ohne dass die Infektionen wieder steigen, ist eine Illusion.

    2.: Du hast hier ein wenig getrickst, in dem du von vornherein nur eine sehr reduzierte Auswahl an Handlungsoptionen gegenübergestellt hast. Es gibt neben den von dir genannten Möglichkeiten ja auch noch die Möglichkeit, ohne Rücksicht auf das Infektionsgeschehen, zu öffnen. Das wäre wohl wirtschaftlich die Option mit den geringsten Folgen gewesen. Der Preis wären dann eben deutlich mehr Tote (rein wirtschaftlich wäre es ggf. sogar positiv, wenn der demografische Wandel dadurch korrigiert wird) und gesundheitlich geschädigte. Da wäre man dann wieder bei einer Grundsatzdiskussion, wie viel einem das Leben derjenigen dann wert ist im Vergleich zum wirtschaftlichen Schaden.

  • Wäre das so, hätten "wir" die Pandemie einfach selbst beendet und Maßnahmen getroffen, "uns" nicht anzustecken oder das Virus zu verbreiten. Offenbar haben das aber nicht ausreichend viele von "uns" getan.

    Ich bin da auch eher kulturpessimistisch und halte eine direkte Demokratie für alles andere als wünschenswert. Was nicht heißt, dass ich in unserer repräsentativ-parlamentarischen keine Verbesserungsmöglichkeiten sähe.

    "Die Bild / B.Z. Deutschland war mit rund 1,24 Millionen verkauften Exemplaren im ersten Quartal 2021 die überregionale Tageszeitung in Deutschland mit der höchsten verkauften Auflage."

    Quelle: https://de.statista.com/statistik/date…tageszeitungen/

  • Es gibt neben den von dir genannten Möglichkeiten ja auch noch die Möglichkeit, ohne Rücksicht auf das Infektionsgeschehen, zu öffnen. Das wäre wohl wirtschaftlich die Option mit den geringsten Folgen gewesen. Der Preis wären dann eben deutlich mehr Tote (rein wirtschaftlich wäre es ggf. sogar positiv, wenn der demografische Wandel dadurch korrigiert wird) und gesundheitlich geschädigte. Da wäre man dann wieder bei einer Grundsatzdiskussion, wie viel einem das Leben derjenigen dann wert ist im Vergleich zum wirtschaftlichen Schaden.

    Nach deiner Definition wäre ja ein toter Rentner sogar positiv zu bewerten. An dieser Stelle bin ich raus, sorry.

  • Ich bin da auch eher kulturpessimistisch und halte eine direkte Demokratie für alles andere als wünschenswert. Was nicht heißt, dass ich in unserer repräsentativ-parlamentarischen keine Verbesserungsmöglichkeiten sähe.

    "Die Bild / B.Z. Deutschland war mit rund 1,24 Millionen verkauften Exemplaren im ersten Quartal 2021 die überregionale Tageszeitung in Deutschland mit der höchsten verkauften Auflage."

    Quelle: https://de.statista.com/statistik/date…tageszeitungen/

    Die ADAC-Motorwelt hat eine Auflage von 4 Millionen Exemplaren. Erscheint allerdings neuerdings nur noch vierteljährlich. (Früher monatlich.) Für 1979 wird eine Auflagenzahl 5.906.960 Stück angegeben. (Das ist allerdings hauptsächlich der zusätzlichen Verbreitung über das Internet geschuldet, dass die Auflagen-Zahlen heute so "niedrig" sind.)

    "Durch die hohe Reichweite trägt die Zeitschrift auch zur Meinungsbildung in Deutschland bei. Aussagen wie „Freie Bürger fordern freie Fahrt“ (im Zusammenhang mit der Einführung von Tempolimits) wurden durch den ADAC geprägt."

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/ADAC_Motorwelt

    Offiziell ist der ADAC ein "gemeinnütziger Verein". :D;(X(:cursing:

    Bisher hat mir noch kein ADAC-Mitglied erklären können, was daran gemeinnützig sein soll, das Raser-Unwesen zu legitimieren. Da kann ich cubernaut nur unterstützen mit seiner Aussage: "Was nicht heißt, dass ich in unserer repräsentativ-parlamentarischen Demokratie keine Verbesserungsmöglichkeiten sähe."

  • Ich bin da auch eher kulturpessimistisch und halte eine direkte Demokratie für alles andere als wünschenswert.

    Die Vorstellung, das eigene Staatssystem funktioniert nur dann, wenn man Bürger aktiv davon abhält, mitzubestimmen, und zusammenbricht, sobald man echte Demokratie einführen würde, finde ich immer wieder interessant. Das einzige, was dabei zusammenbricht, ist das politische System, deshalb wird vom etablierten System direkte Demokratie abgelehnt. Ich finds schade, dass es auch heute wieder so viele willfährige Helfer dafür gibt und zähle auf die Jugend.

  • Da du Dinge in meinen Beitrag hineinlegst (bewusst oder unbewusst), die dort nicht stehen, und daraus Folgen ableitest, die äußerst binär in ihrer Herleitung sind und auch sprachlich für meinen Geschmack pauschalisierend und eskalierend verfährst ("willfährige Helfer"), habe ich an einem weiteren Austausch mit dir zu diesem Thema kein Interesse. Es fehlt eigentlich nur noch der von dir auch gern gezogene Vergleich zur NS-Zeit oder dem Rassismus in der Apartheid oder der Verweis auf Anarchie ...

  • Nach deiner Definition wäre ja ein toter Rentner sogar positiv zu bewerten.

    Rein wirtschaftlich: Ja. Es ging mir zunächst mal nur darum zu zeigen, dass dieses Narrativ "Lockdown ist auch für die Wirtschaft die bessere Lösung" nicht stimmt. Zumindest nicht, wenn man mal über den Tellerrand schaut und sich eben nicht nur die Varianten "harter Lockdown" und "halbgarer Dauerlockdown" anschaut.

    Ob man diese rein wirtschaftliche Perspektive nun einnehmen will ist dann die nächste Frage. Es gibt sicher auch gute Argumente dafür keine Menschenleben für ein paar € mehr BIP zu opfern.