Warum wir dringend ISA verbindlich für alle Autos brauchen!

  • ISA ist die Abkürzung für Intelligent Speed Assistant, bzw. Intelligent Speed Adaption. Es gibt dazu einen Wikipedia-Artikel

    https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligent_Speed_Adaption

    "ISA ist ein Fahrerassistenzsystem zur Unterstützung des Fahrers bei der Einhaltung des aktuellen Geschwindigkeitslimits auf dem augenblicklich befahrenen Straßenabschnitt." (Wikipedia, s. o.)

    Es ist technisch möglich, ISA so zu verbauen, dass es entweder gar nicht möglich ist, ISA abzuschalten, oder das Abschalten zeitlich eng zu begrenzen oder das Abschalten damit zu verbinden, dass die Fahrt mit abgeschaltetem ISA in einer "Blackbox" dokumentiert wird. Verschieden andere Konfigurationen sind ebenfalls vorstellbar.

    Aktueller Anlass an dieser Stelle zu berichten sind die immer wiederkehrenden Unfallberichte aus denen hervorgeht, dass ein ständig aktiviertes ISA, das sich nicht einfach abschalten lässt, einen positiven Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten kann.

    Darüber hinaus gibt es einen weiteren aktuellen Grund: Immer wieder werden Geschwindigkeits-Messstationen der Verkehrs-Behörden von wütenden Autofahrern demoliert:

    Vandalismus im Straßenverkehr, Wenn der Ärger über den Blitzer eskaliert, 05.04.2021, dpa

    "Vandalismus: Wenn der Ärger über den Blitzer eskaliert.

    Mit dem Auto geblitzt zu werden, ist ärgerlich. Manch einer übertreibt es mit der Wut darüber aber deutlich: Immer wieder wird randaliert, gesprayt – und mittlerweile sogar geschossen.

    Sie kommen mit Spraydosen, schwerem Werkzeug oder sogar Schusswaffen: Blitzeranlagen werden in Deutschland oft beschädigt. Immer wieder gibt es Berichte über Vandalismus bei den Messanlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung.

    Beispielsweise in Bielefeld in Nordrhein-Westfalen: Dort sorgte die Tempo-50-Beschränkung an einer Baustellenausfahrt für Lastwagen offenbar für einigen Ärger bei Autofahrern und anderen. Erst wurden nur Schilder übermalt oder abmontiert. Die Folge: Zahlreiche Radarfotos mussten für ungültig erklärt werden, weil das Tempolimit für die Fahrer nicht zu erkennen war.

    230.000 Euro Schaden nach Attacke mit Spitzhacke

    Anfang Februar ging es dem teilstationären Blitzer "Bernhard" dann an den Kragen. Vermutlich mit einer Spitzhacke wurde auf die rund 230.000 Euro teure Anlage eingeschlagen."

    https://www.t-online.de/nachrichten/pa…-eskaliert.html

    Solche Attacken auf Geschwindigkeitsmess-Stationen werden freilich zunächst weitergehen, wenn es zu einer verbindlichen Einführung eines Intelligenten Geschwindigkeitsbegrenzers kommt, der nicht abgeschaltet werden kann.

    Aber es würde deutlich werden, dass sich die Menschen, die sich korrekt im Verkehr verhalten, nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen von Rüpeln, Dränglern und Randalierern. Leider glauben viele Verkehrsteilnehmer immer noch, dass Geschwindigkeitsvorgaben bestenfalls so eine Art Hinweis darstellen, wie schnell man fahren könnte, wenn man es gerade einmal nicht eilig hat.

    In deren Augen ist der Vandalismus gegenüber Geschwindigkeitsmessstationen so eine Art "Befreiungskampf".

    Diesen Deckmantel können sich die Randalierer nicht mehr umhängen, wenn vom Gesetzgeber für alle Autofahrer das Einhalten von Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht mehr einfach nur angeordnet wird, sondern auch durch die vorhandenen technischen Möglichkeiten verbindlich die Einhaltung gewährleistet wird.

  • Weitere Beispiele aus Niedersachsen, die absolut dafür sprechen, einen verbindlichen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten in Autos einzubauen:

    "Ein Raser ist am Ostermontag vor einer Verkehrskontrolle quer durch Niedersachsen geflüchtet. Nach Angaben einer Sprecherin der Polizei wollten ihn die Beamten an der Bundesstraße 1 bei Hildesheim überprüfen. Daraufhin fuhr der Mercedes mit hohem Tempo davon, erst durch kleinere Ortschaften, später dann über die Autobahn 7 nach Hannover. Dabei erreichte der Wagen den Angaben zufolge Geschwindigkeiten von bis zu 230 Stundenkilometern."

    NDR-Info vom 5.4.21: Mit Tempo 230: Autofahrer flüchtet vor Polizeikontrolle

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…nnover8160.html

    Ein weiteres Beispiel, ebenfalls vom Ostermontag, aber erst in den Abendstunden:

    "Kurz vor der Ausfahrt gab der 55-jährige Fahrer jedoch wieder Gas und beschleunigte weiter in Fahrtrichtung Hannover und entzog sich der Verkehrskontrolle. Der Passatfahrer ignorierte weiterhin die deutlichen Anhaltesignale der Funkstreifenwagen und fuhr unbeirrt mit hoher Geschwindigkeit weiter. Im Bereich der Anschlussstelle Hannover- Buchholz kam es darüber hinaus zu einer leichten Berührung zwischen dem flüchtenden VW Passat und einem Funkstreifenwagen, bei dem Unfall wurde keiner verletzt. Es entstand leichter Sachschaden am Polizeiauto. Letztendlich fuhr der 55-Jährige über die BAB 7 und die Bundesstraße 65 nach Sehnde. Auch innerorts düste der 55-Jährige mit bis zu 100 km/h durch die Ortschaft, obwohl die Straßen teilweise schneebedeckt waren und die Temperaturen nur leicht über dem Gefrierpunkt lagen. Im Anschluss hielt der Mann aus der Region Hannover nach einer 90 Kilometer langen Verfolgungsfahrt an und ließ sich widerstandslos festnehmen."

    Presseportal, 6.4.2021, Polizeidirektion Hannover:

    POL-H: Bundesautobahn (BAB) 2: Verfolgungsfahrt von Herford bis nach Sehnde

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/4882189

    Und hier ein Ausschnitt aus einem Einsatzbericht am sogenannten Car-Freitag, an dem immer wieder die Liebhaber PS-starker Fahrzeuge durch Geschwindigkeitsübertretungen und illegale Rennen auffallen:

    "Gegen 15:15 Uhr fiel einer zivilen Polizeistreife im Rahmen des Sondereinsatzes in Höhe der Kreuzung Willmerstraße ein stark motorisierter Mercedes Benz auf, dessen TÜV-Plakette augenscheinlich abgelaufen war. Im Bereich Neckarstraße musste der 25 Jahre alte Mercedes-Fahrer an einer roten Ampel auf dem rechten der zwei geradeaus führenden Fahrspuren halten. Zeitgleich fuhr ein 40 Jahre alter Hannoveraner mit seinem Volkswagen Polo an die Ampel heran und wechselte auf den Linksabbieger-Fahrstreifen in Richtung der Straße "An der Wollebahn". Nachdem die Ampel auf Grün geschaltet hatte, beschleunigte der 40-Jährige sein Fahrzeug stark und setzte seinen Fahrweg jedoch geradeaus in Richtung Laatzen fort. Der Mercedes-Führer wurde augenscheinlich durch das Auftreten des VW Polo provoziert und beschleunigte sein Fahrzeug ebenfalls stark. Der zivile Streifenwagen nahm die Verfolgung auf. Nur wenige Hundert Meter weiter konnten die Beamten zunächst den Mercedes-Fahrer im Bereich Hildesheimer Straße feststellen. Auch sein Kontrahent konnte von der Polizei im weiteren Verlauf kontrolliert werden. Nun ermittelt die Polizei gegen beide Fahrer wegen illegalen Straßenrennens."

    Presseportal, 3.4.2021, Polizeidirektion Hannover:

    POL-H: Car-Friday: Polizei ahndet rund 600 Verkehrsverstöße in Hannover und der Region

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/4880886

    Die in den Berichten erwähnten Autofahrer stellen eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, wer mit 100 km/h durch Ortschaften rast, der nimmt es billigend in Kauf, dass dabei Menschen totgefahren werden. In allen drei geschilderten Fällen hätten die Fahrzeuge nicht auf diese gefährlich hohen Geschwindigkeiten beschleunigt werden können, wenn sie mit einem entsprechend konfigurierten Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA) ausgestattet gewesen wären. Für die Autofahrerinnen und Autofahrer, die regelkonform fahren, ist ISA dagegen ein Assistent, von dem sie gar nichts bemerken werden.

  • Die in den Berichten erwähnten Autofahrer stellen eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, wer mit 100 km/h durch Ortschaften rast, der nimmt es billigend in Kauf, dass dabei Menschen totgefahren werden.

    Ist in unserer" Wertegemeinschaft" eingepreist. Ein Bußgeld i.H.v. einmal Volltanken und einmal Pizzaessen und - OMG, wie gemein - ein Pünktchen für ungehöriges Benehmen.

    "Life matters" zählt bei uns nicht wirklich - wieviele sind seit Anfang 2021 im Mittelmeer ersoffen? Kümmert keine Sau.

  • Über die bereits weiter oben geschilderte Raserei eines Autofahrers am Ostermontag-Morgen berichtete inzwischen auch Auto 24 vom 08.04.2021: "Mercedes-Raser flüchtet 120 Kilometer vor Polizei – darum ist er nicht zu stoppen"

    "Hildesheim – Szenen wie aus einem „Fast & Furious“-Streifen: Eine Wahnsinns-Hatz hat die niedersächsische Verkehrspolizei hinter sich – und das auch noch erfolglos. Bei einer versuchten Verkehrskontrolle tritt ein Mercedes-Fahrer voll aufs Gaspedal und rast davon. Die eingesetzten Beamten nehmen sofort die Verfolgung auf. Sie heften sich über 120 Kilometer an die Fersen des Flüchtenden – der mit immer waghalsigeren und lebensgefährlichen Manövern versucht, davon zu kommen. Schließlich gelingt es ihm: Den Polizisten wird das Tempo zu heiß – und die Gefahr für sich und andere bei Graupelschauern und starkem Regen zu groß. Sie verlieren den skrupellosen Verkehrs-Rowdy schließlich aus dem Blick. Wie kann es dazu kommen?"

    https://www.24auto.de/news/raser-flu…html?cmp=defrss

    Wie es dazu kommen kann, und wie so ein Fahrzeug doch zu stoppen wäre, darüber berichtet Auto 24 nichts. Dafür über Einzelheiten der Raserei: "Der flüchtige Rowdy beschleunigt seinen Boliden dabei selbst in durchquerten Ortschaften auf mehr als 150 km/h – über die Landstraßen brettert er gar mit Tempo 200." Das müsste nicht sein. Ein entsprechend konfigurierter ISA-Geschwindigkeitsassistent könnte eine solche besinnungslose Raserei zuverlässig verhindern. Und die Polizei hätte die Chance mit einer Einsatzfahrt mit Martinshorn und Blaulicht und ausgeschaltetem ISA einen solchen Autofahrer vergleichsweise deutlich ungefährlicher zu stellen und festzunehmen.

    Wem die Berichterstattung auf Auto 24 zu reißerisch geklungen hat, der kann sich auch die entsprechende Pressemeldung der Polizei vom 5.4.2021 auf dem Presseportal durchlesen. Hier ein Ausschnitt: "Der flüchtige PKW erreicht dabei innerorts Geschwindigkeiten von ca. 150 km/h und auf den Landstraßen Geschwindigkeiten von ca. 200 km/h." Und hier der Link:

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/57621/4881521

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (9. April 2021 um 08:55) aus folgendem Grund: Einfügen des Zitats aus der Polizei-Pressemeldung und Link

  • Manche Dinge, die Sie sich vorstellen sind einfach.

    Andere Dinge, von denen Sie voller Zuversicht behaupten das könne man einfach einbauen sind nicht Stand der Technik. Dort braucht es Jahre und ein gutes Forschungsteam.

    Also genau das, was im Comic beschrieben wird.

  • "Die Straßen dieser Welt sind ein Schlachtfeld, ein Schauplatz des täglichen Gemetzels, die Waffen sind unsere Autos. Über eine Million Tote und 50 Millionen Verletzte im Jahr – weltweit fordert der Straßenverkehr mehr Opfer als alle kriegerischen Konflikte zusammen. 26.000 Menschen starben 2013 auf den Straßen der EU, in Deutschland waren es 3.339. Muss man sich mit diesem Preis für die Mobilität abfinden?

    Man muss nicht. Zwar spielen technische Mängel an den Fahrzeugen in vielen industrialisierten Ländern so gut wie keine Rolle mehr, in Deutschland sind sie nur für 0,9 Prozent der Unfälle verantwortlich. Ein wirkliches Problem aber ist der Mangel an Technik. Speziell eine Technologie könnte ohne großen Aufwand sehr viele Leben retten – wenn sie denn endlich eingebaut würde: ISA, Intelligent Speed Adaptation.

    So heißt ein schlauer Tempomat, der schon seit Ende der neunziger Jahre zur Verfügung steht – und genauso lange von der Boulevardpresse als "Zwangs-Bremse" beschimpft wird. Seine Technik ist in verschiedenen Varianten ausgereift. Alle Versionen unterstützen den Fahrer mehr oder weniger nachdrücklich dabei, sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu halten. Gezwungen wird er dazu nicht. ISA macht den Verkehr sicherer, flüssiger, leiser. Das Assistenzsystem spart Treibstoff, senkt die Feinstaub- und CO₂-Emissionen. Und niemand wird mehr geblitzt.
    Über das Navigationssystem weiß das Assistenzsystem ISA (Intelligent Speed Adaption), wo das Auto gerade fährt und welches Tempo dort erlaubt ist. Zusätzlich erfassen kleine Kameras die Verkehrszeichen am Rand der Fahrbahn, damit auch kurzfristige Änderungen an Baustellen berücksichtigt werden, die auf der Navi- Karte noch nicht verzeichnet sind.

    Dass ISA nicht längst in jedem Auto steckt, ist ein Skandal.

    Die letzte vergleichbare flächendeckende Einführung einer Sicherheitstechnik liegt 40 Jahre zurück, sie wurde ähnlich hartnäckig bekämpft. Auch gegen die Ausrüstung der Pkw mit Sicherheitsgurten hatten sich die Automobilindustrie und ihre Lobby lange gewehrt."

    Quelle: Zeit.de vom 15. Jan. 2015

    https://www.zeit.de/2015/03/tempom…verkehr-technik

    Meines Erachtens ist die Behauptung, man könne den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten nicht so programmieren, dass er solche Rasereien, wie in den Beispielen beschrieben, wirksam unterbindet, eine reine Schutzbehauptung der Autohersteller.

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten zu konfigurieren. Was derzeit (noch) möglich ist, die Option, den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten komplett dauerhaft abzuschalten ist darauf zurückzuführen, dass die Automobilindustrie und ihre Lobby sich gegen eine weitergehende Verbindlichkeit wehrt, so wie es auch der Autor des zitierten Zeitartikels, Dirk Asendorpf, beschreibt.

  • "Dass ISA nicht längst in jedem Auto steckt, ist ein Skandal.

    Die letzte vergleichbare flächendeckende Einführung einer Sicherheitstechnik liegt 40 Jahre zurück, sie wurde ähnlich hartnäckig bekämpft. Auch gegen die Ausrüstung der Pkw mit Sicherheitsgurten hatten sich die Automobilindustrie und ihre Lobby lange gewehrt."

    Quelle: Zeit.de vom 15. Jan. 2015"

    https://www.zeit.de/2015/03/tempom…verkehr-technik

    Das ist eine der Quellen, die ich anführe, um deutlich zu machen, warum ich den Eindruck gewonnen habe, dass es eine Schutzbehauptung der Autohersteller ist, man könne den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten nicht so programmieren, dass er solche Rasereien, wie in den Beispielen beschrieben, wirksam unterbindet.

    Die Karikatur, die sie jetzt schon zum zweiten Mal ohne weitere Erläuterung posten, beschäftigt sich dagegen mit einer ganz anderen Problematik.

  • Ullie:

    Welche Fahrzeugmodelle mit ISA bist du denn bis jetzt gefahren oder hast dich in solchen fahren lassen, um zu wissen, dass genau dieses System die Lösung aller Probleme ist?

    Um welche Stufe des ISA handelte es sich jeweils und wie waren deine persönlichen Erfahrungen bezüglich der "Treffsicherheit" was die Erkennung der jeweils gültigen zHG angeht?

  • MTL

    Zunächst mal sollten wir uns auf eines verständigen: Nämlich dass es für die Diskussion hier völlig unerheblich ist, ob ich überhaupt schon jemals in einem Auto gefahren bin, oder selber eines gefahren habe. Ein Einvernehmen darüber, dass das bei Niemandem der hier mitdiskutiert, eine Rolle spielen darf, ob er jemals schon ein Auto gefahren hat oder in einem mitgefahren ist, ist eine wichtige Voraussetzung, die eine Diskussion überhaupt erst möglich macht.

    Natürlich können Sie trotzdem gerne danach fragen, aber nicht in dem Stil wie Lindner, wenn er über die Fridays For Future Aktivist*innen sagt, Umweltschutz sei eine Sache für Profis.

  • Ich bin gegenteiliger Meinung ;)

    Wenn man über technische Lösungen diskutieren will bzw. sie wie in diesem Fall quasi einfordert, sollte man aus meiner Sicht entweder ein sehr tiefes technisches Verständnis dafür mitbringen, also um die beteiligten Komponenten, deren Möglichkeiten und Limits und die Gesamtkomplexität des Systems wissen und/oder zumindest einen Eindruck davon haben, wie sich das jeweilige System in der Praxis verhält.

    Wenn man sich damit bewusst machen würde, wie überfordert aktuelle Systeme im deutschen Schilderwald derzeit z.T. noch sind, käme man gar nicht auf die Idee, die Maximalvariante, also das geschlossene System, in Betracht zu ziehen.

    Auch sind automatisch abregelnde ISAs nichts, was man bei Bestandsfahrzeugen mal eben wie das Navi hinter die Windschutzscheibe klemmt, sodass, selbst wenn man das geschlossene ISA ab morgen zur Pflicht erklären würde, immer noch Millionen Fahrzeuge "ungehemmt" unterwegs wären. Daneben wäre es naiv zu glauben, dass sich diese Technologie nicht auch genauso einfach in Eigeninitiative abschalten ließe, wie die z.B. eine Start-Stopp-Automatik oder das 25km/h-Tempolimit beim Pedelec.

    Insofern braucht es gar nicht die explizite "Mittäterschaft" der Automobilkonzerne, um Sensationsmeldungen wie die oben zusammenkopierten auch künftig zu ermöglichen.

  • Ich bin gegenteiliger Meinung ;)

    Wenn man über technische Lösungen diskutieren will bzw. sie wie in diesem Fall quasi einfordert, sollte man aus meiner Sicht entweder ein sehr tiefes technisches Verständnis dafür mitbringen, also um die beteiligten Komponenten, deren Möglichkeiten und Limits und die Gesamtkomplexität des Systems wissen und/oder zumindest einen Eindruck davon haben, wie sich das jeweilige System in der Praxis verhält.

    Ich nenne mal folgendes Gegenbeispiel:

    Vor ziemlich genau 60 Jahren lieferte zum ersten mal in Deutschland ein Atomkraftwerk Strom ins deutsche Stromnetz. Das war in Kahl am Main, nahe Aschaffenburg.

    Viele, viele Menschen haben seitdem sehr viel in Bewegung gesetzt, bis vor rund 10 Jahren nach einem Ausstieg aus der Atomkraft, einem Ausstieg aus dem Ausstieg, und dann wiederum einen Ausstieg aus dem Wiedereinstieg in die Atomkraftnutzung endlich ein Ausstieg aus der Atomkraftnutzung geschafft war, der voraussichtlich dazu führen wird, dass im nächsten Jahr das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz geht.

    Mitdiskutiert, mit vorangetrieben und aktiv ihre Meinung in diesen Prozess eingebracht haben Millionen von Menschen, die keine technische Ausbildung hatten, die nie in einem Atomkraftwerk gearbeitet haben, und die sich nicht den Schneid haben abkaufen lassen von Leuten, die sich für "Spezialisten" hielten, und die trotzdem nicht verhindern konnten, dass genau diese Unfälle eingetreten sind, von denen sie immer behaupteten, dass sie praktisch ausgeschlossen seien.

    Dabei muss man bedenken, dass bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie nur ein Bruchteil der Menschen bei Unglücken ("Störfällen") ums Leben gekommen sind im Vergleich zur Autonutzung.

    Nein so läuft das nicht, MTL. Wenn man über die Autonutzung diskutieren will, dann muss man zuallererst anerkennen, dass es sich dabei um eine extrem gefährliche Technologie handelt, bei der diejenigen, die diese Technologie vorantreiben sich höchst unbequemen Fragen stellen müssen, die sie nicht damit beantworten können: Wer über den Autoverkehr mitreden will, der muss selber aktiver Teilnehmer dieses Mobilitätssystems sein. Wer so tut, als sei es wichtig dafür Autofahrer zu sein, um auszuloten und zu erörtern, was ein Intelligenter Geschwindigkeitsassistent möglicherweise leisten kann oder eben nicht, der gibt damit Preis, dass ihm diese Diskussion mit den Opfern des Autoverkehrs unangenehm ist und er dieser Diskussion ausweichen will.

  • Eine Abkehr von den Blechlawinen in Städten hätte es nach meiner Überzeugung schon vor Jahrzehnten gegeben, wenn die Menschen bei Wahlen nicht nur ein Sammelsurium-Analphabetenkreuzchen machen dürften, sondern *inhaltlich* über Sachfragen abstimmen könnten/müssten.

    Nein, dass demnächst in D das letzte Atomkraftwerk stillgelegt wird, ist m.E. *kein* Erfolg der Bürger. Genausowenig, dass Homosexuelle inzwischen standesamtlich heiraten dürfen. Der Widerstand dagegen kam nie von den Bürgern, sondern von Leuten, die lustigerweise verfassungsgemäß eigentlich gar nichts zu sagen haben, aber ihre Kumpel, - die sog. Volksverteter - unter Kontrolle haben.

    Hätte es - zum Beispiel - jemals eine verbindliche Bürgerbefragung bzgl. der betäubungslosen Kastration von Ferkeln gegeben: Zack und Weg, ohne Wenn und Aber. Das Abstimmungsergebnis der "Regierungsfraktionen" - von Schlewig-Holstein bis Bercherstgaden - einstimmig dafür. Abstimmungsempfehlung des Fraktionsvorstandes? Seltsam, oder?

    Wer beschliesst eigentlich, ob es sowas wie ISA geben soll oder nicht? Ich nicht, du auch nicht und auch sonst keiner, den ich kenne. Ich bin aber überzeugt, dass es eine Form der "Verkehrswende" schon lange gäbe (oder eine andere Form der Eindämmung des Autoverkehrs) wenn alle Bürger darüber abstimmen könnten.

  • In dem Zusammenhang: Wie genau hat die "Bundesregierung" beim Thema "30 innerorts" überhaupt ein Mitspracherecht? Nach meinem "Erkenntnisstand" hat die Exekutive dabei genau Null komma null komma null Mitspracherecht. Die Exekutive mag zwar seit den 1950ern ermächtigt sein, eine STVO zu machen - wozu sie offenbar ja nachweislich nicht im Stande ist - aber das Thema "30 innerorts" ist jetzt und heute ein Thema, über das die Bewohner dieses Landes zu entscheiden haben - und sonst niemand.

    https://www.heise.de/news/Bundesreg…ts-4934299.html

    Bin ich der einzige, der nicht mehr schnallt, warum die Dullis überall mitreden sollen könnten? Wie seht ihr das?

  • Ullie

    Den Vergleich von Autoverkehr mit der Kernkraft und deren Störfällen meinst nicht ernst, oder?

    Die Rückstände der zahlreichen Unfälle in kerntechnischen Anlagen haben das Potenzial sich noch (hundert-)tausende Jahre ihre Opfer zu suchen, auch wenn diese Verluste dann längst nicht mehr der (vermeintlich) ursächlichen Technologie zugeschrieben werden.

    Bei Autounfällen gibt es diese Langzeitwirkung meines Wissens nicht, insofern halte ich deine These wonach "[...] bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie nur ein Bruchteil der Menschen bei Unglücken ("Störfällen") ums Leben gekommen sind im Vergleich zur Autonutzung" perspektivitisch gesehen mindestens für recht gewagt.

    Aber das Thema "Kernkraft" war ja vermutlich eh nur wieder als Ablenkungsmanöver geplant, um sich nicht weiter mit etwaigen technischen Unzulänglichkeiten der geforderten ISA-Systeme beschäftigen zu müssen oder magst du dich noch dazu äußern, wie du dir die Realisierung deiner Forderung vorstellst und wie genau damit Zeitungsmeldungen, wie die von dir zusammengestragenen, künftig vermieden werden?

    Die verpflichtende Einführung von ISAs ab 2022 bzw. 2024 ist innerhalb der EU meines Wissens ja schon beschlossene Sache, bloß wie stellt man sicher, dass ab den jeweiligen Stichtagen tatsächlich nur noch abgeregelte / "sichere" Fahrzeuge unterwegs sind? Müssen dann alle Altfahrzeuge verschrottet werden und wer weiterhin automobil unterwegs sein möchte, muss sich ein Neufahrzeug kaufen?

    Bezüglich der Blitzer geht ja dann irgendwann das marktwirtschaftliche Interesse zurück oder verlagert sich vielleicht sogar dahin, rasende Radler per biometrischer Gesichtserkennung dingfest zu machen. ;) Wenn die KFZ-Blitzer dann aber wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergeben und zugunsten von z.B. Baumpflanzungen abgebaut werden, haben diejenigen vereinzelten Charaktere, die es heute in deine gesammelten Zeitungsmeldungen geschafft haben, dann ja nur noch mehr Gelegenheit über die Stränge zu schlagen.

    Siehst du es kritisch, dass mit jedem "Sicherheitsfeature", das der Autoindustrie vorgeschrieben wird, auch immer eine Begründungsgrundlage mitgeliefert wird, warum Autos immer größer und schwerer werden müssen?

  • Ich frage mich ja, ob diese Systeme nicht besser werden, wenn die Hersteller verpflichtet sowas in Neufahrzeuge einzubauen. Und es wird dann sicher eine laaaange Übergangsfrist geben, bis auch das letzte KFZ damit ausgestattet sein muss. Die Blitzer werden also so schnell nicht überflüssig.

  • Ullie

    Den Vergleich von Autoverkehr mit der Kernkraft und deren Störfällen meinst nicht ernst, oder?

    Die Rückstände der zahlreichen Unfälle in kerntechnischen Anlagen haben das Potenzial sich noch (hundert-)tausende Jahre ihre Opfer zu suchen, auch wenn diese Verluste dann längst nicht mehr der (vermeintlich) ursächlichen Technologie zugeschrieben werden.

    Bei Autounfällen gibt es diese Langzeitwirkung meines Wissens nicht, insofern halte ich deine These wonach "[...] bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie nur ein Bruchteil der Menschen bei Unglücken ("Störfällen") ums Leben gekommen sind im Vergleich zur Autonutzung" perspektivitisch gesehen mindestens für recht gewagt.

    Aber das Thema "Kernkraft" war ja vermutlich eh nur wieder als Ablenkungsmanöver geplant, um sich nicht weiter mit etwaigen technischen Unzulänglichkeiten der geforderten ISA-Systeme beschäftigen zu müssen oder magst du dich noch dazu äußern, ...

    Der Verweis auf die Atomkraft-Debatte sollte vor allem eines zeigen: Man muss kein Atomkraftwerk selbst hochfahren können oder selbst in einem Atomabfall-Endlager arbeiten, um sich dazu ein Urteil zu bilden. Das hast du denn ja auch gezeigt, daher können wir gerne weiter über technische Details zu Geschwindigkeitsassistenzsystemen diskutieren, wenn dabei nicht so getan wird, als müsse man selber ein Autofahrer sein, um dazu was Qualifiziertes sagen zu können.

    Im Übrigen meine ich das sehr ernst, diesen Vergleich mit den Autounfällen und den Störfällen. Aber keineswegs in dem Sinne, dass wir ja problemlos an der friedlichen Nutzung der Atomkraft zur Energiegewinnung festhalten könnten. Ich habe es schon in Diskussionen erlebt, dass Leute sagen, man könne doch an der friedlichen Nutzung der Atomkraft festhalten, schließlich zeige die sehr niedrige Zahl der Todesopfer im Vergleich zum Autoverkehr, dass es sinnvoller wäre den Autoverkehr abzuschaffen, als die Atomkraftwerke abzuschalten. Manch einer, der so argumentiert, rechnet damit, dass du den Autoverkehr für so unverzichtbar hältst, dass dir sofort einleuchtet, dass es Sinn macht, an der friedlichen Atomkraftnutzung festzuhalten. (Ich will mal an der Stelle die Problematik außen vorlassen, dass eine friedliche Atomkraftnutzung sehr eng verknüpft ist mit dem Atombombenbau.)

    Aber was spricht dagegen, sowohl die friedliche Nutzung der Atomkraft aufzugeben, als auch das Verkehrsmittel Auto ad acta zu legen, das nachweislich für deutlich mehr Tote verantwortlich ist, als die friedliche Nutzung der Atomkraft.

    Zurück zum intelligenten Geschwindigkeitsassistenten: Die Weigerung der Automobilproduzenten und der Vermarkter, verbindlich arbeitende ISA-Systeme einzuführen, hat unter anderem den Grund, dass es dann schwerer würde, immer größere und schwerere und PS-stärkere Autos zu verkaufen und damit immer höheren Profit zu erzielen. Die üblichen Geschwindigkeitsassistenten arbeiten so, dass sie keine höheren Geschwindigkeiten zulassen, als die, die erlaubt sind. Zumindest kann man sie in diesem Sinne benutzen, oder eben abschalten oder teilabschalten oder bei manchen Modellen auch die erreichbaren Geschwindigkeiten nach eigenem Gutdünken nach oben korrigieren. Sozusagen sich selbst neue Geschwindigkeitslimits setzen, die dann um eine bestimmten Prozentsatz über den amtlich vorgegebenen Tempolimits liegt. Bislang sind die Abschaltmöglichkeiten in den entsprechenden Gesetzen und Verordnungen sehr weitgehend ausgelegt. Hier muss sehr schnell und deutlich eine Engführung stattfinden.

    Und das von dir angesprochene Problem des Altwagen-Bestandes lässt sich dadurch in den Griff bekommen, dass vereinfachte Varianten von ISA Vorschrift werden. Ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent, der durch Warnsignale auf zu hohe Geschwindigkeiten hinweist, gibt es ja längst schon als Handy-App. Natürlich findet dabei kein Eingriff in die Motorsteuerung statt. Wer jedoch mit einem Altwagen mit einem einfachen Geschwindigkeitsassistenten durch Geschwindigkeitsverstößen auffällt, der hat nur eine Chance, weiter Auto zu fahren, indem er auf ein neueres Fahrzeug mit verbindlich arbeitenden ISA umsteigt. Entsprechend ist die Verkehrsrechtsprechung zu gestalten.

    Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Gestaltungsspielräume, die endlich genutzt werden müssen, um eine Entwicklung einzuleiten, die den Fußverkehr, den Fahrradverkehr und den ÖPNV deutlich begünstigt und sicherer macht und den Autoverkehr sukzessive komplett ablöst. Angefangen beim privaten Autoverkehr bis hin zum Wirtschaftsverkehr in einem maximal möglichen Umfang.

  • Zitat

    Zurück zum intelligenten Geschwindigkeitsassistenten: Die Weigerung der Automobilproduzenten und der Vermarkter, verbindlich arbeitende ISA-Systeme einzuführen, hat unter anderem den Grund, dass es dann schwerer würde, immer größere und schwerere und PS-stärkere Autos zu verkaufen und damit immer höheren Profit zu erzielen.

    Sind sie wirklich so doof, wie es den Anschein hat?

    Die Hersteller der "Premium"-Marken haben ein IGA-ähnliches System an Bord. Das sind genau die mit schweren und hoch-PS-igen Fahrzeugen. Ihr Kreuzzug gegen Autos scheitert an Ihrem erheblichen Mangel an Grundverständnis.