Fahrradstraße am Schrevenpark

  • Gestern gab es hier wieder ein sogenanntes "Arbeitsgespräch Radverkehr". Daran nehme ich schon länger nicht mehr teil, weil das aus meiner Sicht nicht nur Zeitverschwendung ist und bislang zu keinen konkreten Ergebnissen geführt hat, sondern weil diese Gespräche regelmäßig auch noch dazu missbraucht werden, gegen meine Interessen zu entscheiden und anschließend noch zu behaupten, es sei ja schließlich in den "Arbeitsgesprächen" mit den Radfahrern abgestimmt worden. Dass dabei keine Einigung erzielt wurde, lässt man dann unter den Tisch fallen.

    Aktuelles Beispiel, das mir von gestern berichtet wurde: Die Stadtverwaltung beruft sich auf ein Positionspapier des ADFC, das sich verkürzt auf den Nenner bringen lässt: Radfahrer im Mischverkehr nur bei Tempo 30 km/h und sonst Separation auf dem Hochbord.

    Das passt der Verwaltung natürlich prima in den Kram, weil sie damit begründen kann, an den ganzen unzulässigen "Radwegen" festzuhalten. Schließlich sei das ja sogar vom "Interessensverband" der Radfahrer so gefordert. Warum sollte man sich dann also an die Vorgaben der VwV-StVO halten, wenn die Radfahrer "Radwege" wollen und die Autofahrer auch keine Radfahrer auf der Fahrbahn haben wollen?

    Das kommt dabei heraus, wenn man Hochbordradwege fordert: Freie Fahrt für den Kfz-Verkehr auf Kosten der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern. Aber immerhin fühlen sich ahnungslose (aka "unsichere") Radfahrer wohler, bevor sie vom rechts abbiegenden 40-Tonner plattgefahren werden. Danach kann der ADFC dann Abbiegeassistenten fordern und Ghostbikes aufstellen: Stört keinen, aber behebt auch nicht die Ursache.

    So wird das alles nichts mit der Verkehrswende :(

  • Diese Diskussionen gibt es auch in Hannover. Und es ist ein leichtes, durch eine verkürzte Darstellung solcher Diskussionen den falschen Eindruck zu erwecken, der ADFC fordere ein starres Festhalten am Separieren des Radverkehrs.

    Aber trifft das zu?

    Du schreibst: "Die Stadtverwaltung beruft sich auf ein Positionspapier des ADFC, das sich verkürzt auf den Nenner bringen lässt: Radfahrer im Mischverkehr nur bei Tempo 30 km/h und sonst Separation auf dem Hochbord." Was steht denn genau in dem Positionspapier drin? Wird dort das Wort "Separation" tatsächlich benutzt? Oder hat das die Verwaltung benutzt? Oder wer?

    Ich hatte schon an anderer Stelle Wiesbaden als Beispiel für eine Stadt erwähnt, wo sich zum Beispiel Fahrbahnradler eigentlich nur wohlfühlen kann. Dort gibt es einfach keine oder fast keine Hochbordradwege. Mir ist es trotzdem kein angenehmes Radfahren dort. Umbraust vom Autoverkehr, auf den Hauptverkehrsstraßen dort fast überall Tempo 50.

    In der Nachbarstadt Mainz dagegen ist jetzt auf Hauptverkehrstraßen in der Innenstadt Tempo 30 angeordnet worden. Geht doch! An vielen Stellen ist es allerdings immer noch unangenehm auf mehrspurigen Hauptverkehrrsstraßen sich mit dem Fahrrad zu behaupten zum Beispiel hier an der Rheinstraße:

  • Diese Diskussionen gibt es auch in Hannover. Und es ist ein leichtes, durch eine verkürzte Darstellung solcher Diskussionen den falschen Eindruck zu erwecken, der ADFC fordere ein starres Festhalten am Separieren des Radverkehrs.

    Aber trifft das zu?

    Du schreibst: "Die Stadtverwaltung beruft sich auf ein Positionspapier des ADFC, das sich verkürzt auf den Nenner bringen lässt: Radfahrer im Mischverkehr nur bei Tempo 30 km/h und sonst Separation auf dem Hochbord." Was steht denn genau in dem Positionspapier drin? Wird dort das Wort "Separation" tatsächlich benutzt? Oder hat das die Verwaltung benutzt? Oder wer?

    Bei Geschwindigkeiten über 30 km/h und auf Straßen mit Tempo 30 und viel Autoverkehr sind sie auf Radfahrstreifen unterwegs. Auf baulich getrennten Wegen fahren sie bei Geschwindigkeiten über 50 km/h.

    Also ja. Klare Positionierung zur Separierung bei schnellem und/oder zahlreichem Autoverkehr. Auch wenn das Wort Separation vermieden wird.

  • Also ehrlich gesagt finde ich Fahrbahnen mit 2 Fahrstreifen pro Richtung eher entspannt zu fahren.

    Und als Autofahrer würde ich das auch so sehen, da ich beim Überholen "nur" in den Rückspiegel schauen muss. Platz? Blinken, Spurwechsel, vorbei, blinken, Spurwechsel.

    Gegenverkehr? egal.

    1,50m oder weniger? reicht das? egal, Spurwechsel.

    Wenn ich dagegen in den T30-Zonen unterwegs bin, hab ich oft das unterschwellige: "Fahr schon!" im Nacken. Wenn die Fahrbahn wirklich nur 3m schmal ist, juckt mich nicht. Aber bei den "hässlichen" ca. 4,5m-Querschnitten führt das Mitte-Radeln dann zu Hupen oder dem Einsatz der "Brechstange", obwohl gemäß StVO das Überholen eh nicht drin wäre (2mAuto <-1,5mAbstand-> 1mRadfahrer <-0,8mAbstand> |Begrenzung|)

    Andere machen da "Platz" und schon wird erwartet, dass man selbst auch direkt Platz macht. brumbrumm, drängel, hup, durch!

  • Und es ist ein leichtes, durch eine verkürzte Darstellung solcher Diskussionen den falschen Eindruck zu erwecken, der ADFC fordere ein starres Festhalten am Separieren des Radverkehrs.

    Aber trifft das zu?

    Ja!

    Es fing an, als Syberg Vorsitzender wurde. Vorher haben sich Tourenfahrer und Verkehrspolitiker gegenseitig in Ruhe gelassen. Syberg Kalkül war einfach: Tourenfahrer waren die überwältigende Mehrheit. Also richten wir den Club vollständig nach ihnen aus also auch in der Verkehrspolitik, um mehr Mitgliedern zu gewinnen. Auf die paar verkehrspolitisch Interessierten können wir dann locker verzichten.

    Den ersten unleugbaren Ausdruck brachte dann das Verkehrspolitische Programm. Im ersten Entwurf wurde noch nicht einmal die Aufhebung der Benutzungspflicht als Ziel genannt. Damals gab es noch clubinternen Widerstand. Aber viel mehr als dieses eine Ziel konnte nicht in das Programm gebracht werden. Herausgekommen sind viele Seiten auf denen die Wörter Mischverkehr und Fahrbahn an sage und schreibe 2 Stellen vorkommen. Eine Stelle war, dass Eltern ihre Kinder auf der Fahrbahn und dem Gehweg begleiten können soll. Da das auf der Fahrbahn schon möglich war, ... hat diese Stelle kein Relevanz. Die andere wurde schon angedeutet. Fahrbahn nur bei wenigen und langsamen Autos. Aber viele wollen auch dann Radwege. Selbst an dieser Stelle bekommt der ADFC den Bogen zur Separation.

    Mit der Zeit wurden die verkehrspolitisch interessieren hinauskomplimentiert. (Ist der AK Verkehr, das ehemal zentrale Organ der Verkehrspolitik und letzter Hort des Widerstandes, inzwischen ausgelöst?) Die Positionspapiere wurden sogar noch deutlicher. Und auch hat sich der Vorstand selbst gelobt, weil sie ihren Anteil an der Herausnahme von Radfahrstreifen und ausserörtlichen Radwegen von den Hürden des § 45(9) gehabt hätten. Was im Widerspruch zum eigenen Programm, zum ungewünschtem Teil steht.

    Was der ADFC macht, spricht ein deutliche Sprache, der das Wort SEPARATION komplett groß geschrieben wird.

  • Was der ADFC macht, spricht ein deutliche Sprache, der das Wort SEPARATION komplett groß geschrieben wird.

    Wieso erinnert mich das immer an "separate but equal" und die entsprechenden Fotos dazu? Eine getrennte Infrastruktur, die auf dem Papier gleichwertig sein soll, in Wahrheit aber bestenfalls akzeptabel, schlimmstenfalls aktiv schädlich ist, auf die es kaum einen durchsetzbaren Rechtsanspruch gibt und wenn dann nur teuer und aufwendig, und die im Grunde nur dazu dient, eine gesellschaftlich unbeliebte Gruppe zu stigmatisieren und an den Rand zu drängen - Parallelen sind natürlich nur reiner Zufall.

    Wir sollten vielleicht einen Verein gründen, den Allgemeinen Deutschen Lastkraftwagen Club, kurz ADLC, und dann endlich für sauber getrennte Lastkraftwagenstraßen kämpfen... es kann ja nicht angehen, dass man mit LKW immer noch auf nicht-getrennten Fahrbahnen fahren muss, kein Wunder dass so viele schlimme Unfälle passieren! Auch würde ein deutschlandweites Lastkraftwagenbahn-Netz mit dem Stau auf deutschen Autobahnen Schluss machen - wer braucht schon die A7, wenn er die viel bessere L7 direkt daneben hat, Einfahrt nur ab 3,5 Tonnen Lebendgewicht! Vor allem soll der LKW-Verkehr in Zukunft ja noch steigen, da wird es höchste Zeit, dass auch die letzte Landstraße in Sachsen-Anhalt endlich ihren begleitenden LKW-Weg bekommt, ansonsten sehe ich schwarz. Ich denke, die lokalen Bauunternehmer und der Verkehrsminister sind bereits auf meiner Seite, jetzt muss nur noch die Öffentlichkeit von dieser absoluten Notwendigkeit überzeugt werden. ^^

  • Wir sollten vielleicht einen Verein gründen, den Allgemeinen Deutschen Lastkraftwagen Club, kurz ADLC, und dann endlich für sauber getrennte Lastkraftwagenstraßen kämpfen...

    Als ADLC würde ich mich an bewährten Konzepten orientieren:

    separate PKW-Spuren fordern, damit der PKW-Verkehr mit seinem "überwiegenden Freizeitcharakter" nicht den "richtigen" Verkehr stört. Güterverkehr muss Vorrang vor Urlaubsfahrten haben!einself!

    Das muss man ein paar Jahrzehnte durchziehen, dann beginnt der ADAC von selbst "protected car lanes" zu fordern und Verkehrsapartheid wird zum Selbstläufer.

    "I've noticed that the majority of traffic 'safety' campaigns seem to focus on everything except the bull in the china shop - the automobile." copenhagenize.com

  • Als ADLC würde ich mich an bewährten Konzepten orientieren:

    separate PKW-Spuren fordern, damit der PKW-Verkehr mit seinem "überwiegenden Freizeitcharakter" nicht den "richtigen" Verkehr stört. Güterverkehr muss Vorrang vor Urlaubsfahrten haben!einself!

    Das muss man ein paar Jahrzehnte durchziehen, dann beginnt der ADAC von selbst "protected car lanes" zu fordern und Verkehrsapartheid wird zum Selbstläufer.

    Der ADAC hat doch längst "protected car lanes" durchgesetzt: §7 StVO: "(3c) Sind außerhalb geschlossener Ortschaften für eine Richtung drei Fahrstreifen mit Zeichen 340 gekennzeichnet, dürfen Kraftfahrzeuge, abweichend von dem Gebot möglichst weit rechts zu fahren, den mittleren Fahrstreifen dort durchgängig befahren, wo – auch nur hin und wieder – rechts davon ein Fahrzeug hält oder fährt. Dasselbe gilt auf Fahrbahnen mit mehr als drei so markierten Fahrstreifen für eine Richtung für den zweiten Fahrstreifen von rechts. Den linken Fahrstreifen dürfen außerhalb geschlossener Ortschaften Lastkraftwagen mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 t sowie alle Kraftfahrzeuge mit Anhänger nur benutzen, wenn sie sich dort zum Zwecke des Linksabbiegens einordnen."

    Gerade das Vorhandensein von Autobahn wird immer wieder gerne mit wirtschaftlichen Argumenten begründet. Angeblich garantieren nur breite Autobahnen die notwendige Verkehrsinfrastruktur in einem hochindustrialisierten Land. Das ist natürlich kompletter Unfug, weil die meisten Autobahnen mit zwei Spuren und Tempo 80 max. breit genug wären, um den bestehenden Wirtschaftsverkehr aufzunehmen. (Und davon könnte außerdem noch einiges auf Schienen- und Wasserwege verlagert werden.) PKW-Verkehr mit "Freizeitcharakter" auf Autobahnen ist komplett überflüssig. Es gibt wahrlich schönere und umweltverträglichere Formen der Freizeitgestaltung.