Staubsauger am Theodor-Heuss-Ring

  • Das mit den Stickoxiden ist richtig, deswegen haben ja moderne Diesel SCR-Katalysatoren und Harnstoff-Tanks.

    Genau da lag ja der "Diesel-Skandal" bzw. der Betrug. Angefangen hat das, weil man vermeiden wollte dass der Kunde den Harnstoff selber wieder auffüllen muss, deswegen den Verbrauch desselbigen so weit vermindert bis der Tankinhalt von Inspektion zu Inspektion reichte.

  • weil man vermeiden wollte dass der Kunde den Harnstoff selber wieder auffüllen muss

    Wobei ich mich ja wundere, was dafür denn wohl die Motivation war. Da muss ja mehr dahinterstecken als diese Diskrepanz, dass ein Kunde einen Wagen für mehrere zehntausend Euro kauft und dann das Gefühl bekommt, Urin reinkippen zu müssen.

  • Da muss ja mehr dahinterstecken als diese Diskrepanz, dass ein Kunde einen Wagen für mehrere zehntausend Euro kauft und dann das Gefühl bekommt, Urin reinkippen zu müssen.

    Ich würde als Autohersteller auch gerne vermeiden, das als erster von meinen Kunden zu verlangen. Wie wirkt denn das auf die Kunden, wenn der Käufer eines Mercedes das regelmäßig machen muss, der von einem BMW aber nicht?

    Außerdem hätte es das Zeug gerade am Anfang wohl noch nicht an jeder Tankstelle gegeben, was es für die eigenen Kunden noch unbequemer macht.

    Das schlechte Gewissen der Hersteller hielt sich sicherlich auch in Grenzen, da mindestens europaweit jeder betrogen hat.

  • Zum Thema Stickoxid steht eigentlich alles in der Wiki.

    Stickoxide

    [...]

    Die Aussage, dass NOx an 3-Wege-Kats zu Stickstoff reduziert wird, irritiert mich. 3-Wege-Kats sind Oxidationskatalysatoren, die mit Überschuß-Sauerstoff unverbrannte Kohlenwasserstoffe und CO oxidieren. NOx kann man damit m.E. nicht mindern, eher im Gegenteil noch zur NO-Belastung beitragen.

    Wie das geht, steht auch in der Wiki. :evil: Als Reduktionsmittel wird das im Abgas ebenfalls enthaltene Kohlenmonoxid verwendet.

  • Wobei ich mich ja wundere, was dafür denn wohl die Motivation war. Da muss ja mehr dahinterstecken als diese Diskrepanz, dass ein Kunde einen Wagen für mehrere zehntausend Euro kauft und dann das Gefühl bekommt, Urin reinkippen zu müssen.

    Neben dem am Anfang schlecht verfügbar (In USA ist ja schon Diesel nicht so üblich wie hier in Europa), gibs sicher auch um

    -> "Pipi" ins neue Auto füllen müssen

    -> Tanks/Einfüllstutzen nicht immer gut erreichbar bei PKW

    -> am schlimmsten, es kostet.

    Wenn man sich für 60k-€ einen neuen Diesel gegönnt hat weil der angeblich 0,3l Diesel weniger verbraucht wie sein Vorgänger, was sich oft schon mehreren Hundertausend Kilometer bezahlt macht, dann ist das ein schlechtes Gefühl, bei jeder 8-10. Tankung ab und an 10-15€ wegen AdBlue zusätzlich zu bezahlen.

  • Genau da lag ja der "Diesel-Skandal" bzw. der Betrug. Angefangen hat das, weil man vermeiden wollte dass der Kunde den Harnstoff selber wieder auffüllen muss, deswegen den Verbrauch desselbigen so weit vermindert bis der Tankinhalt von Inspektion zu Inspektion reichte.

    Die in Deutschland verkauften EA189 hatten laut Wikipedia keine Harnstoffeinspritzung, sondern bloß einen NOx-Speicherkatalysator. Die Harnstoff-basierte SCR-Entstickung war offenbar den Versionen für den US-Markt (und nur ~5% der verkauften EA189 hierzulande) vorbehalten. Grund: in den USA gibt es keine besondere Abgas-Norm mit NOx-Rabatt für die Emissionen bei Dieselmotoren. Infolgedessen mussten die Diesel sich auch an die viel strengeren Maßgaben für Benziner (31 anstatt 180mg/km wie in der EU) halten können. Es scheint, als ob die Prüfstandserkennung auch nur für diese Versionen vorgesehen war und auch nur beim US-Test aktiviert wurde. Dafür spricht in meinen Augen jedenfalls, dass das Entfernen des Abschalt-Algorithmus aus der Software bei den Realemissionen in Deutschland relativ wenig Einfluss auf die NOx-Emission der Nicht-SCR-Modelle hatte.

  • Der Diesel-Skandal begann aber in den USA und den SCR-Kats. Sonst hätte hier niemand nachgemessen.

    Solange ein Autohersteller nicht muss, spart er sich natürlich die teure SCR-Lösung, bzw. die war nur in den gehobenen Klassen zu haben.

    Das nicht jeder popelige VW einen SCR-Kat hat, ist eine Kostenfrage und deswegen hat und drückt sich VW immer noch um die Nachrüstung.

    Das eh, "nicht ausnützen" der Kapazitäten der NOx-Kats hat andere Gründe, da gehts um Probleme mit Belag in der AGR, sozusagen Versottung.

    Also um Bauteileschutz und den schlechten Ruf.

  • Gemessen wird immer der Summenparameter NO/NO2. Eine Unterscheidung ist nicht sinnvoll, da sich das Verhältnis der beiden Spezies schnell verschieben kann - je nach Temperatur, Lichteinstrahlung, Luftfeuchte, Partikelkonzentration, usw.

    Das ist ja im wesentlichen der Kern meiner Frage: Die Grenzwerte (40 µg/m3 usw.) beziehen sich m.W. nur auf NO2. Das Mehrfache an NO, das drumrum wabert, interessiert dabei nicht? Macht doch irgendwie keinen Sinn, wenn sich NO in NO2 umwandelt.

    Aber was macht bei der ganzen legalisierten bzw. konsequenzenfreien Grenzwert-Missachtung an der Quelle überhaupt noch Sinn?

  • Das ist ja im wesentlichen der Kern meiner Frage: Die Grenzwerte (40 µg/m3 usw.) beziehen sich m.W. nur auf NO2. Das Mehrfache an NO, das drumrum wabert, interessiert dabei nicht? Macht doch irgendwie keinen Sinn, wenn sich NO in NO2 umwandelt.

    Wenn es sich doch sowieso ineinander umwandelt, kann man sich auch auf die apparativ einfachere Messung nur eines Parameters verständigen. Wenn der runtergeht, geht halt auch der andere mit runter, und umgekehrt. Also hat man sich für den Stoff zur Überwachung entschieden, der (u.a. wegen des Potentials zur direkten Ozonbildung) vermeintlich das größere toxikologische Potential hat.

    Warum NO im auf der Straße messbaren Spurenbereich als "good guy" ein hochwirksamer Gegenspieler des "bad guy" NO2 ist: Stickstoffmonoxid ist "physiologisch". D.h., der Körper bildet es erstens selbst, und er verfügt zweitens auch über entsprechend empfindliche Sensoren dafür. NO entspannt glatte Muskulatur, was nicht nur bei der Erektion unverzichtbar ist, sondern auch systemisch eine Blutdrucksenkung sowie eine Weitung der Bronchien bewirkt. NO ist der aktive Wirkstoff, der aus Nitroglycerin freigesetzt wird, wenn man damit einen Angina Pectoris-Anfall lindern will. Asthmatiker bilden in ihren Bronchien vermehrt NO, so dass die ausgeatmete Luft der Asthmatiker ein Mehrfaches der inhalierten NO-Konzentration besitzen kann.

    NO und NO2 gibt es in der Straßenluft stets im halbwegs proportionalen Mix, so dass die entspannende Wirkung des physiologischen Botenstoffes NO bei verkehrsüblicher Dosierung der beiden Gase wirksam verhindert, dass die (bei Einzelgabe von NO2 in wesentlich höheren Dosen durchaus messbare...) bronchienverengende Wirkung des NO2 sich unter dem Strich auf der Straße jemals durchsetzen kann.

    Sowohl NO wie auch NO2 bilden bei Kontakt mit Wasser unstreitig Säuren. Die Säuren werden auf der feuchten Lungenoberfläche bei üblichen Straßenkonzentrationen der Gase allerdings vollständig weggepuffert; die dabei verbleibenden Nitrit- und Nitrat-Anionen sind gut wasserlöslich. Sie entstehen auch im Körper selbst oder werden mit der Nahrung aufgenommen, und können über die Niere problemlos ausgeschieden werden.

  • Der Messung des Summenparameters NOx geht eine Oxidation des NO zu NO2 voraus. Steht übrigens auch in der Wiki.

    Das Äquivalent kann man man dann als NO2 angeben, es ist aber dennoch ein Summenparameter.

    Die Umwandlung von CO/NO zu CO2/N2 findet in der Anlagentechnik tatsächlich Anwendung, allerdings braucht es dazu keinen Dreiwegekat, sondern einen Adsorber. Ein beladener DPF kann in der Tat als Adsorber wirken. Den Wirkungsgrad in einem Motor bei wechselnden Lasten würde ich aber in erster Näherung als nicht hinreichend einschätzen.

    Mir wäre es neu, wenn Dieselmotoren mit Dreiwegekats betrieben werden, aber da lerne ich gerne dazu.

    Das mit der heilsbringenden Wirkung des "physiologischen" NO würde ich nicht so unterschreiben. Salzsäure ist auch physiologisch, trotzdem kämen nur Exoten auf die Idee, damit morgendliche Gesichtspflege zu betreiben. Und auch die Vorstellung, einer Erektion mittels Schnüffeln am Dieselauspuff nachzuhelfen, mutet doch eher abseitig an.

    Im Ernst: ja, NO ist Botenstoff, wird aber in pharmazeutischen Produkten immer "in-situ" verabreicht - also gebunden an einen Rest. Die Kunst ist es, den Rest so zu gestalten, dass der Botenstoff zur richtigen Zeit am richtigen Platz und in der richtigen Menge entsteht. Meist werden NO-Präparäte in fester Form verabreicht. Es gibt auch wenige gasförmige Verbindungen, die z.B. in der Intensivmedizin gegeben werden. Eine direkte Gabe ungebundenen NO gibt es meines Wissens nicht. Wäre m.E. auch wenig erfolgversprechend, weil das NO beim Übergang in der Lunge sofort assoziiert.

    Wer schon einmal das Vergnügen hatte, frisch erzeugten nitrosen Gasen ausgesetzt zu sein, der vergisst das wahrscheinlich niemals. Wenn man im Winter mit dem Fahrrad hinter einem Schummeldiesel im Stadtverkehr steht oder fährt, stellt sich ein Hauch dieser Erinnerung ein.

  • Ein beladener DPF kann in der Tat als Adsorber wirken. Den Wirkungsgrad in einem Motor bei wechselnden Lasten würde ich aber in erster Näherung als nicht hinreichend einschätzen.

    Ein 3 Wege-Kat in einem Benziner wirkt ja auch nur unter bestimmten Lastbedingungen ordentlich. Bei Lambda 1. Also bei einem erheblichen Anteil des Fahrens in der Realität nicht richtig. Deswegen sind die Prüfzyklen ja auch so gestaltet, also relativ langsam und die Beschleunigung lächerlich gering.

    Für einen klassischen 3-Wege Kat ist beim Diesel zu viel Luft im Abgas. DPF sind nur Partikelfilter und werden mit SCR-Kats kombiniert. Oder mit Oxi-Kats.

    Es gibt aber auch für den Diesel Speicherkats, die NO2 anlagern für die Reaktion. Die brauchen dann auch vorher einen Oxikat-Teil, um NO in NO2 zu wandeln. Diese Katalysatoren werden dann immer wieder durch kurzes anfetten des Gemischs geladen.

  • Wer schon einmal das Vergnügen hatte, frisch erzeugten nitrosen Gasen ausgesetzt zu sein, der vergisst das wahrscheinlich niemals. Wenn man im Winter mit dem Fahrrad hinter einem Schummeldiesel im Stadtverkehr steht oder fährt, stellt sich ein Hauch dieser Erinnerung ein.

    Seltsamerweise korrelliert die NO2-Belastung der verkehrsnahen Messstationen eher mit steigenden Temperaturen.

    Entweder, das "Temperaturfenster" und seine behauptete Auswirkung ist eine Legende. Oder PKW-Diesel tragen weniger als gedacht zur NO2-Belastung der Luft bei.

  • Seltsamerweise korrelliert die NO2-Belastung der verkehrsnahen Messstationen eher mit steigenden Temperaturen.

    Zwischen Emission und Immision gilt es genauso feinsinnig zu unterscheiden wie zwischen Kausalität und Korrelation.

    Auf die Gefahr hin, hier mit Besserwisser-Attitüde rüberzukommen: die mechanistische Betrachtung im Parameterraum Luftschadstoff - Feinstaub - Wetter - Mikroklima ist nicht trivial. Schlussfolgerungen wie:

    Entweder, das "Temperaturfenster" und seine behauptete Auswirkung ist eine Legende. Oder PKW-Diesel tragen weniger als gedacht zur NO2-Belastung der Luft bei.

    sind da m.E. voreilig.

    Als gesichert kann aber gelten, dass der KfZ-Verkehr Hauptquelle der NOx-Belastung ist. Und in dieser Kohorte ist der Diesel ohne SCR ganz weit vorne.

  • Seltsamerweise korrelliert die NO2-Belastung der verkehrsnahen Messstationen eher mit steigenden Temperaturen.

    Man müsste noch eine Verkehrszählung daneben legen. Eventuell er klärt das schon die Schwankungen.

    Leider habe ich gerade keine entsprechenden Zahlen gefunden.

  • Im Ernst: ja, NO ist Botenstoff, wird aber in pharmazeutischen Produkten immer "in-situ" verabreicht - also gebunden an einen Rest. Die Kunst ist es, den Rest so zu gestalten, dass der Botenstoff zur richtigen Zeit am richtigen Platz und in der richtigen Menge entsteht. Meist werden NO-Präparäte in fester Form verabreicht. Es gibt auch wenige gasförmige Verbindungen, die z.B. in der Intensivmedizin gegeben werden. Eine direkte Gabe ungebundenen NO gibt es meines Wissens nicht. Wäre m.E. auch wenig erfolgversprechend, weil das NO beim Übergang in der Lunge sofort assoziiert.

    Nö, das Inhalieren funktioniert doch ganz ordentlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (19. Mai 2021 um 10:34) aus folgendem Grund: Falschen Link repariert

  • Danke für den Link, das ist neu für mich.

    Die Therapieansätze wurden augenscheinlich nicht weiterverfolgt.

    Ich habe noch dazu gefunden, dass mit Konzentrationen im Bereich <30ppm getestet wurde. Das ist etwa das 1000fache des Grenzwertes für Außenluft.

    Exponiert wurde zweimal täglich für max. 30 min.

    Wirklich interessant, mich würde ehrlich interessieren, wie die Ergebnisse bewertet wurden und warum nicht weiter geforscht wurde.