LKW-Unfälle, soziale Marktwirtschaft und Kapitalismus (aus: Medienhinweise)

  • Und Radfahrer fühlen sich moralisch überlegen und fahren deswegen immer bei Rot.

    Das ist genau die gleiche Art der Argumentation.

    Natürlich gibt es in allen Bevölkerungsgruppen Betrüger. Hat das irgendjemand bezweifelt? Nur wenn jemand Millionen oder Milliarden hat, fällt das halt besonders deutlich auf.

  • Stimmt ja. Ich habe gar nicht geschaltet, wen ich damit treffe :)

    Die Zahlen unter dem Link sind sehr interessant. Insbesondere der Zielkonflikt, dass wirtschaftspolitisch eigentlich höhere Konsumsteuern (und geringere Einkommensteuer und SV-Beiträge) wünschenswert wären, wird besonders deutlich.

  • Absolut jeder Mensch in Deutschland hat Anspruch auf:

    Eine beheizte und möblierte Wohnung

    Schön, daß dieser Anspruch besteht. Immerhin. Für alleinstehende Männer existiert er faktisch nicht mehr, sobald man als solcher sein Obdach erst einmal verloren hat.

    Außerdem ist bei der Verteilung von Wohltaten zu beachten, dass irgendjemand die ganzen Sozialleistungen (immerhin inzwischen 40% des Bundeshaushalts) auch erwirtschaften muss (z.B. https://www.epochtimes.de/genial/humor/d…r-a1998186.html).

    Der Punkt ist doch, daß man für Wertschöpfung

    • immer weniger Menschen benötigt (Produktionsfaktor Arbeit(skraft)), weil deren Produktivität exponentiell steigt
    • für einen Ausgleich dieses Mangels durch noch stärkeres Wachstum schlicht und einfach absehbar die Naturressourcen fehlen, womit das derzeit noch aufgefangen wird, was eines der wesentlichen Probleme darstellt. Ein Wachstum durch rein "virtuelle" Güter gelingt bisher nicht.

    Absehbar notwendige Folge: In kapitalistischer Marktlogik scheiden immer mehr Menschen als Produktionsfaktor aus. Das muß aber nicht schlimm sein, sofern die Gesellschaft sich darauf vorbereitet und das Sozialsystem entsprechend umgestaltet.

    Tatsache bleibt, daß der Ressourcenverbrauch der Menschheit drastisch sinken muß, um als Ganzes zu überleben. Allein der Energieverbrauch pro Person auf der Welt und Jahr muß auf etwa 17.000 kWh sinken. Für alles! Herstellung aller verbrauchten Güter, Heizung, Transporte aller Art, Entsorgung. Derzeit verbrutzelt man die schon allein nur mit seinem Kleinwagen mit 30.000km Laufleistung im Jahr. Höhere Verbräuche ermöglicht erst, wenn überhaupt, die Kernfusion, alle anderen Energieträger haben einen zu hohen, langfristig immer (mal mehr, mal weniger, aber langfristig immer) schädlichen Umwelteinfluß, bei entsprechendem Umfang eben auch Solarpanels in der Sahara.

    Langfristig wird der Transferanteil in den Staatshaushalten, also auch der Transferanteil am Bundeshaushalt steigen müssen, die Richtung der Umverteilung muß sich wieder umkehren von oben nach unten, weil die insgesamt verteilbare Menge sinkt. Oder vielmehr: Sinken muß.


    Tante Edit meint:

    Ich sehe gerade, daß hier im Thread negative Votes verteilt werden. Meiner Meinung nach ist hier, in diesem Thread, kein Post aufgeschlagen, das derart mißraten ist, um das zu rechtfertigen. Eine gegenteilige Meinung rechtfertigt in meinen Augen keine negative Bewertung.

    Leute, gewöhnt Euch dran. Das ist ein Forum - da diskutiert man! Manchmal eben auch off-topic und mit gegensätzlichen Meinungen, sonst ist es keine Diskussion.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Können? Ja. Sollte? Nein.

    Es mangelt einfach an der übergeordneten Instanz, die zuverlässig "Konsumschrott" von "sinnvollen" Dingen unterscheiden kann.

    Du betest doch selber eine "übergeordnete Instanz" an - und nennst jene "freier Markt"...!? :P Warum bist du überhaupt so unentspannt? Hast du etwa Angst vorm "Gespenst des Kommunismus"? :evil:

    Die Art und Weise, wie (latent aggressiv) du auf meine "blasphemische" Kritik an unserer vorherrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsform reagierst, ist irgendwie beispielhaft dafür, was mich an nicht wenigen Radverkehrsfreunden so nervt: Grundlegendes wird nie infrage gestellt. Das ist so - und kann nicht anders. Da werden Verkehrsprobleme beklagt und Lösungen dafür gesucht, obwohl man wesentliche Grundlagen dafür, warum sich so viele Menschen ein Auto zulegen, ignoriert. Autos sind immer noch eins der wichtigsten Statussymbole (und besonders für jene, die in wirtschaftlich schwächeren Regionen leben) - und eben auch ein gewaltiger Wirtschaftszweig, der - würde man ihn von heute auf morgen "verbieten" / stillegen - zum totalen Zusammenbruch genau jenes Wirtschaftssystems führen würde, welches du vollkommen unkritisch(!) in den Himmel hebst. Wahrscheinlich, weil du selber zu den Profiteuren zählst...!?

    Aber egal. Das, was "wir" hier inzwischen haben, ist wie Explosiv korrekt angemerkt hat alles, nur keine "soziale Marktwirtschaft" mehr. Und ich verschließe auch nicht die Augen vor den erbärmlichen Arbeitsbedingungen, die insbesondere LKW-Fahrer in diesem Superduper-Allen-gehts-gut-System erleiden müssen. Mein Vater war selber Fernfahrer - und das schon vor der Zeit, als der "Markt" von Billiglohn-Brummi-Sklaven aus Osteuropa überschwemmt wurde. Fahr wenn du Zeit hast einfach mal an einem Sonntag an einem größeren LKW-Parkplatz vorbei - und schau dir die Leute an, sprich vielleicht mal mit ihnen. Und wenn du mutig bist, kuckste dir am Rand des Parkplatzes die ganzen Alk-Flaschen an; die saufen sicher alle nur wie die Löcher, weil es ihnen so gut geht. In ihrem kleinen Verschlag hinter dem Vorhang! Im Transportgewerbe gilt nämlich auch: Wenn du deine "Leistung" nicht bringst, dann sucht sich Cheffe einen anderen. Und dann fährste halt "effektiv". Wenn es dann halt mal wieder jemanden erwischt (auch wenn mal wieder ein eingeschlafener Trucker in ein Stauende rauscht), sind das in meinen Augen systemisch eiskalt einkalkulierte Kollateralschäden.

    Wenn es aber mal wieder einen Rechtsabbiege-Unfall gibt, sind wir wieder alle total betroffen und verdammen den Lasterfahrer dafür, dass er nicht gekuckt hat. Der Lasterfahrer (dem man den Beifahrer vorenthält, denn der senkt ja den Gewinn) ist eben für mich allerdings auch nur das letzte Glied in der Kette von "suboptimalen" Voraussetzungen...! Aber das Prinzip "haltet den Dieb" war ja schon immer erfolgsversprechend. Es wird ja auch immer von Leuten angewandt, die von den Schattenseiten "kapitalistischer Effizienz" ablenken wollen, indem sie Schreckgespenster über alternative Wirtschaftssysteme an die Wand malen...!

    Und ich finde es auch ziemlich seltsam, wenn das aggressive Verkehrsklima und vor allem die Platzkämpfe darin nicht in Zusammenhang mit der wesentlichen Triebfeder unseres Gesellschaftssystems gebracht werden: "Wenn jeder nur an sich denkt, ist an alle gedacht" - oder "Jeder ist seines Glückes Schmied". Man kann nicht den Egoismus zur Tugend erheben - und sich dann wundern, dass auf der Straße die Hölle los ist!

    Soviel noch einmal von mir zu diesem Thema. Ich werde versuchen, mich zu zügeln. ;) Im Gegensatz zu vielen anderen belasse ich es halt nicht bei Symptomkritik!

    Peter Viehrig - ach, ich find die "negativen" Daumen ganz praktisch; so muss man nicht viel Worte verlieren. Mir geht die "gefällt-mir"-Kultur generell eh auf die Nüsse...! ;) Ich fühl mich da diskriminiert - weil mir wesentlich mehr miss- als gefällt!

    Einmal editiert, zuletzt von Gelöschtes Mitglied (5. November 2018 um 19:07) aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Hast du etwa Angst vorm "Gespenst des Kommunismus"?

    Vor Gespenstern muss niemand Angst haben. Die Ablehnung das letzte gescheiterte Experiment dieser Art in diesem Land zu Wiederholen ins Lächerliche zu ziehen ist völlig unangebracht.

    Die Art und Weise, wie (latent aggressiv) du auf meine "blasphemische" Kritik an unserer vorherrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsform reagierst, ist irgendwie beispielhaft dafür, was mich an nicht wenigen Radverkehrsfreunden so nervt: Grundlegendes wird nie infrage gestellt.

    Ich finde es schon lustig, dass ausgerechnet Du dich über den Ton beschwerst. Im Übrigen ist es kein Problem Grundlegendes auch mal Frage zu stellen. Ich kann dir aber versichern: Ein Zentralkomitee ist nicht der Stein der Weisen.

    Autos sind immer noch eins der wichtigsten Statussymbole

    Ich kann dir versichern: Das geht auch wunderbar ohne Kapitalismus.

    Und wenn du mutig bist, kuckste dir am Rand des Parkplatzes die ganzen Alk-Flaschen an; die saufen sicher alle nur wie die Löcher, weil es ihnen so gut geht.

    Und auch das geht ohne Kapitalismus.

    Es ist ja bei weitem nicht alles in bester Ordnung in der Welt im allgemeinen und hier im Land im speziellen. Aber eindimensional so zu tun als müsse nur der Kapitalismus weg und schön bräche das Paradies auf Erden aus ist in meinen Augen eine intellektuelle Bankrotterklärung.

    Ein guter Teil der Missstände, die Du anbringst, könnten erheblich eingedämmt werden, wenn die auf dem Papier geltenden Regeln mal tatsächlich kontrolliert und Verstöße sanktioniert würden. Nur mal so als Denkanstoß ohne gleich die große Revolution bemühen zu müssen...

  • Vor Gespenstern muss niemand Angst haben. Die Ablehnung das letzte gescheiterte Experiment dieser Art in diesem Land zu Wiederholen ins Lächerliche zu ziehen ist völlig unangebracht.

    Q. e. d. für ein "Haltet den Dieb"...!

    Ich kann dir versichern: Das geht auch wunderbar ohne Kapitalismus.

    Sicher. Aber nicht in diesen Ausmaßen...! Im Westen hat man doch auch erst sein globales ökologisches Gewissen entdeckt, als die Inder und Chinesen auch plötzlich in nennenswerter Zahl mit dem Autofahren anfingen...

    Es ist ja bei weitem nicht alles in bester Ordnung in der Welt im allgemeinen und hier im Land im speziellen. Aber eindimensional so zu tun als müsse nur der Kapitalismus weg und schön bräche das Paradies auf Erden aus ist in meinen Augen eine intellektuelle Bankrotterklärung.

    Genau, weil "WIR SIND DIE GUTEN!" Das hier ist auch ein ganz klassischer, altbekannter Strohmann. Ich fordere nirgends, "den Kapitalismus" abzuschaffen. Das geht auch gar nicht, vor allem nicht von heute auf morgen. Mir würde es schon reichen, wenn man dieses blutrünstige Biest zu meinen Lebzeiten wieder in einen (halbwegs stabilen) Käfig bekäme... aber für Freunde des freien Marktes gibt es ja bekanntermaßen nur schwarz und weiß!

    Ich belasse es aber nun beim bereits angeklickten gesenkten Daumen! :P

  • Ich belasse es aber nun beim bereits angeklickten gesenkten Daumen! :P

    Das ist einfach nur albern, sorry.

    Wenn jemand auf die eigens angezettelte, ins off-topic führende Diskussion schon adäquat ( = jemand greift die Argumente auf und setzt sich damit auseinander) eingeht, kann man sich auch einfach dankbar zeigen. Oder wenigstens diesen Quatsch der Negativ-Votes lassen.

    Ich für meinen Teil mache gelegentlich folgendes: Positive Votes für Meinungen, die ich für falsch halte, zu verteilen, weil mich jemand trotzdem mit seinen Gedanken bereichert, meinen Horizont erweitert oder einfach gepflegt mit anderen umgeht. Das gefällt mir und bringt mich weiter. Pampigkeit überzeugt nicht - nirgends.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Wenn jemand auf die eigens angezettelte, ins off-topic führende Diskussion schon adäquat ( = jemand greift die Argumente auf und setzt sich damit auseinander) eingeht, kann man sich auch einfach dankbar zeigen.

    Hmmm. Nein. Für sowas bin ich nicht "dankbar", das ist einfach nur "Meinung" / Glaube / platter Antikommunismus ohne jeden sachlichen Kern. Ich habe mich im Beitrag (aus dem sich orvio die für ihn brauchbarsten Aussagen rausfiletiert hat...) auch bemüht, es grade mit den Verweisen auf die Zustände im Transportgewerbe nicht im reinen OT zu belassen. Aber darauf wird ja eben nicht eingegangen. Sondern mir unterstellt, ich wolle "den Kapitalismus" abschaffen. Nur, weil ich etwas Licht auf dessen Schattenseiten richte...!

    Tumbes "Kapitalismus=gut-alles-andere=Kommunismus=böse" ist mir einfach zu doof. Mit der Entkräftung von "Argumenten" dieser Art hab ich schon gefühlte 20 Jahre meines Lebens verschwendet. Das geb ich mir einfach nicht mehr. Wer glauben will, dass wir stets in der besten aller denkbaren Welten leben, soll das tun. Er wird seine Meinung eh nie mehr ändern. Außer, er fällt von seinem hohen Ross dann doch mal runter...

    Also nochmal Verzeihung, dass ich Ketzerei betrieben habe! :evil:

  • Tumbes "Kapitalismus=gut-alles-andere=Kommunismus=böse" ist mir einfach zu doof.

    Derart simpel gestrickt, um das so zu sehen, ist hier auch niemand, nicht mal der genannte. Klassische Fehlinterpretation, meine ich. Manche gewichten nur einzelne Ausprägungen des Kapitalismus anders (ich übrigens auch), so, daß das Gesamtergebnis einer Bewertung auch ein anderes ist. Daraus abzuleiten, das sei tumb, ist es selbst.

    (aus dem sich @orvio die für ihn brauchbarsten Aussagen rausfiletiert hat...)

    Na schau mal einer an, so wird man reflektiert, und merkt es nicht mal.

    Also nochmal, pfleglich und ohne persönliche Angriffe mit den Diskutanten umzugehen, das ist Streitkultur. Eine feine Sache und eine große Errungenschaft. Darauf legen hier die meisten durchaus einigen Wert, ich eingeschlossen. Oder, um es mit Hagen Rether zu sagen:

    Zitat

    "'Ach... Ich bin ja gar kein Pavian' Das muß dann aber auch kommen!"

    Da darf eine Aussage auch filetiert werden, solange sie nicht verfälscht wird. Und nein, verfälscht hat hier in diesem Thread bisher niemand.

    Mit der Entkräftung von "Argumenten" dieser Art hab ich schon gefühlte 20 Jahre meines Lebens verschwendet. Das geb ich mir einfach nicht mehr.

    Das sind dann die Mühen der Ebene, wenn man die scheut, sollte man mit der "Ketzerei" gar nicht erst anfangen. Jeder Selbstmordattentäter ist im Grunde ein selbstverliebter und fauler, vor allem denkfauler, Sack. Heute wird man in Europa aber nicht mehr verfackelt, wenn man Ketzerei betreibt. Mal eben mit Opferpathos einen schnellen Abgang machen, funktioniert nicht mehr. Keiner sieht mehr den Helden, die meisten aber die arme Wurst. Wieder und wieder den argumentativen Acker bestellen, dabei freundlich bleiben und runzlig werden, das ist nunmal der Weg. Zivilisation, sie ist mühsam. Und manchmal wunderbar zugleich.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Dumeinegüte. Könnt ihr mal wieder runterkommen? Ich glaube, soo weit seid ihr in Wirklichkeit gar nicht voneinander entfernt: Die totale Marktwirtschaft ist scheiße, genause wie die totale Planwirtschaft. Man braucht irnkwas dazwischen. Um das mal wieder ein bisschen in Richtug OnTopic zu lenken: Im Moment ist in der Verkehrsplanung offenbar die Prioritätenliste KfZ-langenix-Fußverkehr-Radfahrer. Das müsste umgekrempelt werden in Fußverkehr-Radverkehr-KfZVerkehr. MaW: Verkehrsplanug für Fußgänger, dann für Radfahrer und was übrigbleibt für den KfZ Verkehr. *träum* Ob man das dann sozialistisch oder kapitalistisch macht, ist mir hier erstmal vollkommen wumpe.

  • Ich fordere nirgends, "den Kapitalismus" abzuschaffen.

    Zitat

    Auch "Schuld" ist auch ein krankes Wirtschaftssystem, welches von der Mehrheit weiterhin nicht infrage gestellt werden will.

    Nun ja. Ich wüsste nicht, wie das zweite Zitat anders zu verstehen ist.

    Du betest doch selber eine "übergeordnete Instanz" an - und nennst jene "freier Markt"...!?

    Das ist keine "übergeordnete Instanz" im Sinne von einem Gremium, das entscheidet, was für die Menschen gut ist und was nicht. Genau auf letzteres läuft aber Deine Forderung nach einem Verbot und unsinnigem Konsum hinaus.

    Warum bist du überhaupt so unentspannt?

    Offen gesagt: Es ist eine Mischung aus: "Nicht schon wieder!" und "Warum habe ich nicht einfach die Klappe gehalten?".

    Noch nie hat diese Diskussion auch nur ansatzweise dazu geführt, dass ich von irgendeiner gangbaren Alternative zu unserer aktuellen Wirtschaftsordnung erfahren habe.

    Auf der anderen Seite finde ich Deine Meinung gefährlich und möchte sie nicht ohne Gegenstimme stehen lassen. Denn unser aller Wohlstand gründet sich auf dieser Wirtschaftsordnung. Keine andere auf der Welt war bisher auch nur ansatzweise in der Lage, den heutigen Wohlstand zu erzeugen.

    Sämtliche in den letzten 100 Jahren ausprobierten Alternativen sind kolossal gescheitert. Und zwar an allen Fronten: Wohlstand, Lebenserwartung, Umwelt, Lebensqualität. Alles ging vor die Hunde.*

    Aber aus irgendeinem Grund ist es immer mal wieder en Vogue, dem Kapitalismus nun wirklich jeden Missstand in die Schuhe zu schieben. Teilweise ja anscheinend sogar nicht verteilte Parktickets. Und ich halte es für wichtig, dem Fakten entgegen zu setzen. Denn das rüttelt tatsächlich an den Grundfesten unseres Staates.

    Vielleicht hat es Churchill ganz gut getroffen:

    "Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind."

    Statt "Demokratie" kann man auch "soziale Marktwirtschaft" schreiben. Ist im Endeffekt das gleiche.

    *Aktuell haben anscheinend die Chinesen ein recht erfolgreiches System gefunden, das trotz aller marktwirtschaftlichen Reformen immer noch am ehesten als Alternative zählt. Mehr Details, wie es den Menschen dabei geht, wären interessant. Bin noch nicht dazu gekommen, mir das genauer anzuschauen.

  • Denn unser aller Wohlstand gründet sich auf dieser Wirtschaftsordnung. Keine andere auf der Welt war bisher auch nur ansatzweise in der Lage, den heutigen Wohlstand zu erzeugen.

    Den zweiten Satz würde ich sofort unterschreiben. (Fun Fact: Das steht ausführlicher und mit vielen Beispielen auch im »Kommunistischen Manifest«.)

    Zum ersten Satz frage ich mal zurück: Wer sind »wir alle«? Gehören die Leute, die in Berlin die Mall gebaut haben und um den Lohn betrogen wurden, auch dazu? Die wie Vieh gehaltenen Fremdarbeiter bei der Meyer-Werft in Papenburg? Die Leute, die Günter Wallraff in seinen Büchern porträtiert hat?

    Und was ist erst mit den Mittelamerikanern, die gerade Richtung gelobtes Land ziehen? Hatten die zuhause »Wohlstand«? Würdest Du den ersten Satz auch afrikanischen Bauern sagen, denen subventionierter US-Mais und EU-Textilien die Existenzgrundlage rauben? Soll ich mit Textilarbeitern in Bangladesh weitermachen, denen existenzsichernde Löhne verweigert werden, weil dadurch der Preis des Shirts bei kik oder Primark von 1,99 auf 2,07 Euro steigen würde?

    So, und nun kriege ich hoffentlich die Kurve zu Fahrrädern made in China statt made in Sangerhausen ...

  • Zunächst einmal:

    Q. e. d. für ein "Haltet den Dieb"...!

    Genau, weil "WIR SIND DIE GUTEN!" Das hier ist auch ein ganz klassischer, altbekannter Strohmann.

    Buzzword Bingo.

    Auf deine Behauptung nirgends zu fordern den Kapitalismus abzuschaffen ist Epaminaidos ja schon eingegangen.

    Und das hier ist wirklich bemerkenswert:

    aber für Freunde des freien Marktes gibt es ja bekanntermaßen nur schwarz und weiß!

    Aber nun gut. Bislang hast Du dich recht allgemein negativ zum Kapitalismus insgesamt geäußert und an verschiedenen Stellen hier im Forum Spitzen gegen den Markt verteilt. Wie stellst du Dir denn die Alternativen vor?

  • Aber nun gut. Bislang hast Du dich recht allgemein negativ zum Kapitalismus insgesamt geäußert und an verschiedenen Stellen hier im Forum Spitzen gegen den Markt verteilt. Wie stellst du Dir denn die Alternativen vor?

    Ach. Dieser arme, arme Markt. Muss der es doch immer wieder ertragen, dass irgendwelche Ketzer Spitzen gegen ihn verteilen...! Zeigt ungewollt, dass ihr es mit der Personifizierung eurer Gottheit wohl wirklich ernst meint...!? :P

    Alternativen? Das hier ist ein Radverkehrsforum. Aber ich zitiere mich selbst:

    Mir würde es schon reichen, wenn man dieses blutrünstige Biest zu meinen Lebzeiten wieder in einen (halbwegs stabilen) Käfig bekäme...

    Es gäbe genügend Ansätze für (punktuelle) "Alternativen". Ich bin wie gesagt kein Anhänger derer, die meinen, es könne da einen, großen Schnitt geben. Wird es nicht. Außer dann, wenn der Laden bei der nächsten größeren Krise dann völlig zusammenbricht. Die große Finanzkrise wurde ja auch schon wieder völlig vergessen - und das Zinsniveau ist nicht umsonst seit Jahren so miserabel. Es gilt das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. "Der Kapitalismus" wird sich also vielleicht sogar selber abschaffen...

    Man könnte diese Diskussion wirklich abtrennen und in das "Dies & Das"-Forum verschieben.

  • Gehören die Leute, die in Berlin die Mall gebaut haben und um den Lohn betrogen wurden, auch dazu? Die wie Vieh gehaltenen Fremdarbeiter bei der Meyer-Werft in Papenburg? Die Leute, die Günter Wallraff in seinen Büchern porträtiert hat?

    Die interessante Frage ist eher, was mit diesen Leuten in anderen Systemen passieren würde. Bei uns wurden viele darauf aufmerksam und die Missstände werden Stück für Stück behoben.

    Und was ist erst mit den Mittelamerikanern, die gerade Richtung gelobtes Land ziehen? Hatten die zuhause »Wohlstand«?

    Habe ich behauptet, dass es überall Wohlstand gibt oder geben kann? Der Großteil der Flüchtlinge scheint aus Honduras zu kommen. Ein Land mit 9 Millionen Menschen, dessen Geschichte sich ziemlich verworren liest.

    Würdest Du den ersten Satz auch afrikanischen Bauern sagen, denen subventionierter US-Mais und EU-Textilien die Existenzgrundlage rauben?

    Ich bin sofort dabei, Subventionen zu streichen. Sie bewirken nur sehr selten etwas gutes.

    Soll ich mit Textilarbeitern in Bangladesh weitermachen, denen existenzsichernde Löhne verweigert werden, weil dadurch der Preis des Shirts bei kik oder Primark von 1,99 auf 2,07 Euro steigen würde?

    Ich frage mich, warum die Menschen in den Fabriken arbeiten, wenn die Löhne so niedrig sind. Die einzige mir einfallende Erklärung ist, dass die Alternative vor Ort noch schlechter ist. Insofern ist die Textilindustrie ein Schritt in die richtige Richtung.

    Auch andere Länder haben ihre Industrialisierung mit der Textilindustrie begonnen und sind jetzt wesentlich weiter. Laut Wikipedia steht Bangladesh auf der Liste der "Next Eleven"-Länder. Eine Liste von Ländern, die wahrscheinlich vor einem massiven wirtschaftlichen Aufschwung stehen.

    Dass die Arbeiter momentan so wenig verdienen, ist natürlich nicht schön. Ich bin mir aber gar nicht mal so sicher, dass künstlich erhöhte Löhne positiv für das Land insgesamt wären. Dann hätte man plötzlich priviligierte Arbeiter, die mehr verdienen als viele andere. Das sorgt eventuell auch für innere Spannungen, Korruption und ähnliche Probleme.

  • immer weniger Menschen benötigt (Produktionsfaktor Arbeit(skraft)), weil deren Produktivität exponentiell steigt

    Wir haben in Deutschland (laut offiziellen Zahlen) die niedrigste Arbeitslosigkeit seit langem.

    Ich habe aber das Gefühl, dass viele Leute irgendwelche Bullshit-Jobs machen. Bei meinem eigenen Job überlege ich noch, ob's einer ist.

    Selbst wenn immer mehr automatisiert und rationalisiert wird, die Bullshit-Jobs werden überleben.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Selbst wenn immer mehr automatisiert und rationalisiert wird, die Bullshit-Jobs werden überleben.

    Also die Theorie, dass die Produktivität Arbeitsplätze dauerhaft vernichtet, ist ja so alt wie die Industrialisierung selbst. Bisher lag sie ja offensichtlich immer daneben. Die Frage ist, ob "diesmal" irgendetwas grundlegend anders ist. Ich sehe es bisher noch nicht.

    Falls es irgendwann tatsächlich soweit sein sollte, ist die dann nötige Gesellschaftsordnung sicherlich interessant: Auf der einen Seite die Fachkräfte, die noch Jobs haben und auf der andere Leute, die trotz bestem Willen nichts besser können als irgendein Roboter. Keine Ahnung, wie eine derartige Gesellschaft funktionieren kann.

  • Falls es irgendwann tatsächlich soweit sein sollte, ist die dann nötige Gesellschaftsordnung sicherlich interessant: Auf der einen Seite die Fachkräfte, die noch Jobs haben und auf der andere Leute, die trotz bestem Willen nichts besser können als irgendein Roboter. Keine Ahnung, wie eine derartige Gesellschaft funktionieren kann.

    Die Gesellschaft muss für materielle Absicherung sorgen. Also entsprechende Sozialsysteme. Es soll bitte niemand erzählen, dafür wäre kein Geld da. Deutschland hatte 2017 ein Pro-Kopf-BIP von etwa 3300€/Monat. Das Geld ist also da, man muss es bloß richtig verteilen.

    Es muss außerdem jeder das Gefühl haben, gebraucht zu werden bzw. etwas sinnvolles zu tut. Das braucht keine Lohnarbeit zu sein, auch ein Ehrenamt kann erfüllend sein.

    Ich denke, dass es genügend sinnvolle Aufgaben gibt und immer geben wird, und für viele sind keine besonderen Qualifikationen nötig. Aber nicht für jede Aufgabe möchte auch jemand bezahlen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ach. Dieser arme, arme Markt. Muss der es doch immer wieder ertragen, dass irgendwelche Ketzer Spitzen gegen ihn verteilen...! Zeigt ungewollt, dass ihr es mit der Personifizierung eurer Gottheit wohl wirklich ernst meint...!? :P

    Alternativen? Das hier ist ein Radverkehrsforum. Aber ich zitiere mich selbst:

    Es gäbe genügend Ansätze für (punktuelle) "Alternativen". Ich bin wie gesagt kein Anhänger derer, die meinen, es könne da einen, großen Schnitt geben. Wird es nicht. Außer dann, wenn der Laden bei der nächsten größeren Krise dann völlig zusammenbricht. Die große Finanzkrise wurde ja auch schon wieder völlig vergessen - und das Zinsniveau ist nicht umsonst seit Jahren so miserabel. Es gilt das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. "Der Kapitalismus" wird sich also vielleicht sogar selber abschaffen...

    Man könnte diese Diskussion wirklich abtrennen und in das "Dies & Das"-Forum verschieben.

    Ich muss sagen: Es ist schon interessant zu sehen, dass Du offenbar einerseits über eine blühende Phantasie verfügst, wenn es darum geht Aussagen kreativ zu interpretieren, andererseits aber unfähig bist auch nur eine dieser ominösen in genügender Anzahl vorhandenen Alternativen wenigstens im Groben zu skizzieren.