Umfrage zum Radfahrverhalten und Bedüfnissen von Radfahrenden

  • Ein weiterer schwammiger Sammelbegriff ist "Radweg". Darunter wird gerne auch alles Mögliche zusammengefasst:

    • Gemeinsamer Geh- und Radweg
    • Radweg / getrennte Geh- und Radwege
    • Radfahrstreifen
    • Schutzstreifen
    • Fahrradstraße
    • Veloroute (was ja lediglich eine Radroute ist, in deren Verlauf auch das Fahrbahnradeln Bestandteil sein kann)
    • u.U. sogar Gehwege, auf denen "Radfahrer" schieben sollen
  • Was bei der Studie weiterhin fehlte: Die Angabe, ob bei meiner Entscheidung die Radwege b-pflichtig wären oder nicht. Wäre so ein "Radweg" b-pflichtig, würde ich mich u.U. anders verhalten als ohne B-Pflicht.

    Mal abgesehen von Radfahrerinnen und Radfahrern, die in solchen Foren wie diesem unterwegs sind und vielleicht noch einige, die sehr aufmerksam die aktuelle Medienberichterstattung zu Fahrradthemen verfolgen, ist vermutlich weitgehend unbekannt oder zumindest nicht ganz klar, wie die aktuelle Rechtslage (bezüglich Radwegebenutzungspflicht) denn aussieht.
    Und dann gibt es noch diejenigen, denen die Rechtslage zwar mehr oder weniger klar ist, sie aber nicht gutheißen.
    Und diejenigen, denen die Rechtslage wurscht ist und die sich sagen, sollen die Leute sich doch einfach vernünftig verhalten, dann passiert schon nichts.
    Und von denen wiederum halten es einige für absolut unvernünftig, einen angebotenen Radweg auszuschlagen egal ob der benutzungspflichtig ist oder nicht.
    Ich vermute mal, dass es nur wenige Verkehrsteilnehmer aller Arten gibt, denen klar ist, dass es benutzungspflichtige Radwege und nichtbenutzungspflichtige Radwege gibt.
    Gibt es darüber eigentlich auch Untersuchungen?

    Wenn ich im (nicht Radverkehrsthemen-affinen) Bekanntenkreis mal auf Radverkehrsthemen und entsprechende aktuelle rechtliche Regelungen zu sprechen komme, dann heißt es schnell: "Ullie lass stecken, es macht doch sowieso jeder, was er will. Und je nach Ausrichtung sind entweder sowieso die Radfahrer an allem Schuld oder die Autofahrer. (Oder die Fußgänger. Die werden aber nur selten genannt.)

    (Da fällt mir ein Witz aus den dreißiger Jahren ein, den ich kürzlich gelesen hatte:
    Wird ein älterer Jude, der auf einem Fahrrad fährt, von Nazis angehalten und verprügelt. Anschließend fordern ihn die Nazis auf: "Nun sag mal: Wer ist an allem schuld?"
    Sagt der Jude: "Die Juden (kurze Pause) und die Fahrradfahrer."
    Fragt einer der Nazis: "Warum die Fahrradfahrer?"
    Antwortet der Jude: "Warum die Juden?")

  • Um mal ein Beispiel zu geben: Wer regelmäßig die Mitgliedszeitung des ADFC-Hannover liest, der weiß in etwa, was es mit der Regelung betreff benutzungspflichtiger Radwege auf sich hat: Siehe Seite 16!

    Wer aber regelmäßig die "Auto-Bild" liest, ... siehe Seite 30 der angegebenen Ausgabe!

  • Ich mache übrigens bei der Sammlung von Vergleichsdaten mit. Dabei nimmt man seine gefahrenen Strecken auf und füllt jeden Tag einen Fragebogen aus (ob man anders gefahren ist, Radinfrastruktur gemieden hat und warum, welche gefährlichen Situationen man erlebt hat). Wie bei der vorherigen Umfrage gibt es da auch ein paar Designprobleme. Man wird am Anfang einmal gefragt, wie man gefährliche Situationen einschätzt. Da gibt es dann Bilder von Situationen, in die ich mich entweder eh nicht begeben würde oder die ich größtenteils verhindern könnte oder bei denen ich eh nichts machen kann. Da soll man dann bewerten, wie sicher die Situation für den Radfahrer ist und ob bzw. wie gut man aufgrund der eigenen Fähigkeiten die Situation meistern würde. Z.T. auch die Frage, ob man eine solche Strecke meiden würde.

    Radfahrstreifen im Türbereich: Sehr unsicher. Würde ich das meistern? Ja, klar: Ich würde da nämlich gar nicht fahren (das kann ich nicht angeben, aber ich hoffe, dass die Autoren erkennen, dass Super unsicher + Super meistern nur das Vermeiden solcher Situationen meinen kann...). Würde ich woanders fahren? Kommt drauf an, wie meine Laune und das weitere Klima in der Straße sind. Bei zwei Spuren in der gleichen Richtung und wenig Autos auf dem Bild also: eher nicht?

    Einen Radfahrstreifen verkehrt herum befahren: Sehr unsicher und würde ich mit Bravour meistern (=nicht machen).

    Von einem Radfahrer megaeng überholt werden (schien mir bei dem Foto nicht vermeidbar): sehr unsicher und ob man das meistern kann (im Sinne von: kommt es zur Kollision) oder nicht hängt ja nur zu einem geringen Teil von den eigenen Fähigkeiten ab. Also: teils-teils?

    Immerhin kann ich mal irgendwo alle kritischen Situationen aufschreiben^^ Ich hoffe, dass auch genug Immer-Nicht-Fahrbahn-Radler teilnehmen, damit auch die kritischen Situationen abseits der Fahrbahn erfasst werden. Aus meinen Angaben könnte man die falschen Schlüsse ziehen, wenn man wollte...

  • Ich mache übrigens bei der Sammlung von Vergleichsdaten mit. Dabei nimmt man seine gefahrenen Strecken auf und füllt jeden Tag einen Fragebogen aus (ob man anders gefahren ist, Radinfrastruktur gemieden hat und warum, welche gefährlichen Situationen man erlebt hat).

    Einen Radfahrstreifen verkehrt herum befahren: Sehr unsicher und würde ich mit Bravour meistern (=nicht machen).

    Ist das sehr zeitaufwendig, bei dieser Sammlung von Vergleichsdaten mitzumachen? Und gibt es da noch Bedarf an Teilnehmern?

    Ich habe hier mal was fotografiert, was ich gerade letztes Wochenende selbst erlebt hatte. Ich war mit dem Fahrrad beim Niedersächsischen Landesmuseum. Die Straße davor wurde gerade neu angelegt. Ich kam aber nicht über diese Straße, sondern vom Maschpark her. Da gibt es einen Parkweg der frontal auf das Museum zuführt.

    Als ich mit dem Landesmuseum durch war, wollte ich auf diesem Radweg auf der Seite vor dem Museum losfahren. Ich war etwas verwirrt, ob es sich hier um einen Zwei-Richtungen-Radweg handelt, oder ob nur in Fahrtrichtung fahren erlaubt ist. Denn ich kam ja ursprünglich aus dem Park. Und direkt vor dem Museum gab es keine Schilder.

    Jetzt das erste Foto:

    Links im Bild erkennt man einen Radler oder eine Radlerin, die auf dem Radweg an der Maschparkseite hinter den geparkten Autos ganz offensichtlich in die entgegengesetzte Fahrtrichtung fährt. Ob erlaubt oder nicht kann ich nicht beurteilen, denn es gab darauf keine Hinweise, die ich von meiner Position aus sehen konnte.

    Derweil ich noch mit Aufschließen beschäftigt war, sehe ich diese kleine Gruppe von Radlern, die auf der Museumsseite entgegengesetzt der Fahrtrichtung unterwegs war:

    Was also tun? Auf beiden Seiten Radler gesehen, die entgegengesetzt der Fahrtrichtung radeln. Aber keinen Hinweis, ob das erlaubt ist.

    Natürlich bin ich auf Nummer sicher geagangen und bin auf der Radwegseite weitergefahren, die meiner Fahrtrichtung entsprach.

    Andererseits: "Hand auf's Herz!" Ich hatte Zeit und zum Erreichen meines Ziels wäre es so oder so kein Umweg gewesen. Vielleicht hätte ich der Versuchung möglicherweise den Radweg unerlaubt in Gegenrichtung zu benutzen in einer anderen Situation nicht widerstanden.

    Aber würdest du diese Aufgabe auch mit Bravour meistern? Auch bei Zeitdruck und wo doch der Radweg so schön breit aussieht? Es gibt in Hannover schmalere Radwege, die in beide Richtungen befahren werden dürfen!

    Ich denke wir erleben da eine Umbruch-Situation. Neue Radwege, die nur in eine Richtung befahren werden dürfen, sind mitunter breiter als andere, die in beide Richtungen freigegeben sind.

    Einen kleinen Hinweis, was die Frage angeht, ob es sich um einen Zweirichtungradweg handelt, gibt es im zweiten Bild schließlich doch noch, aber den hast du sicher schon entdeckt?

  • Daran, dass im zweiten Bild nur auf einer Seite eine Haltlinie vor der Ampel aufgebracht ist, entnehme ich, dass der Radweg nur in einer Richtung befahren werden darf. Was andere Radfahrer machen ist leider kein sicherer Hinweis.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Man wird am Anfang einmal gefragt, wie man gefährliche Situationen einschätzt. Da gibt es dann Bilder von Situationen, in die ich mich entweder eh nicht begeben würde oder die ich größtenteils verhindern könnte oder bei denen ich eh nichts machen kann. Da soll man dann bewerten, wie sicher die Situation für den Radfahrer ist und ob bzw. wie gut man aufgrund der eigenen Fähigkeiten die Situation meistern würde. Z.T. auch die Frage, ob man eine solche Strecke meiden würde.

    Ich mache auch mit und hatte das selbe Problem, dass als Antwortmöglichkeit fehlte, dass ich mich in die gezeigten Situationen möglichst gar nicht begeben würde.

    Bei der täglichen Umfrage gebe ich alle benutzungspflichtigen Radwege an, die ich nicht befahre. Kann manchmal etwas länger dauern...

    Ich hatte für mich selbst schon mal ein halbes Jahr lang eine Art Fahrradtagebuch geführt, wo ich festgehalten habe, wo und wann ich kritische Situationen erlebt habe. Radweg : Fahrbahn hat 39 : 5 "gewonnen", obwohl ich gerade mal knapp die Hälfte meiner täglichen Strecke auf dem Radweg fahre. Eine einzige Situation habe ich selbst verschuldet, alle anderen 43 die LKW- oder Autofahrer. An erster Stelle steht das Missachten der Vorfahrt durch Kfz-Fahrer, die aus Nebenstraßen oder Ausfahrten ohne auf Radfahrer zu achten bis an die Fahrbahn fahren, gefolgt von Rechtsabbiegern.

    Das Aufschreiben der Situationen hat dazu geführt, dass ich mir selbst über Gefahrenpunkte besser bewusst geworden bin. Ich bin dort inzwischen noch aufmerksamer und missachte häufiger die Blauschilder. In der Straße, wo ich demnächst gegen die Benutzungspflicht klagen werde, hat das dazu geführt, dass die Zahl kritischer Situationen von vorher 1-2 pro Monat auf 0 in den letzten 7 Monaten zurückgegangen ist. Die außerordentliche Gefahrenlage ist dort behördlich angeordnet in Form von [Zeichen 240].

  • Bei der täglichen Umfrage gebe ich alle benutzungspflichtigen Radwege an, die ich nicht befahre. Kann manchmal etwas länger dauern...

    Ich gebe alle Radwege an (die ich nicht befahre, bisher war nur ein benutzungspflichtiger dabei) und anscheinend gibt es da ein Limit. Nach 5 oder so war Schluss. Ich habe sogar schon Abschnitte mit Radwegen vergessen, weil ich die gar nicht mehr als solche wahrgenommen habe (T-30-Zone teilweise bis vollständig überwuchert oder beparkt). Ich hatte überlegt, ob ich die Fahrradsternfahrt (bzw. Sternchenfahrt) angebe, aber das war mir dann zu blöd. Außerdem hatte ich die Strecke gar nicht aufgezeichnet.

    Nach Tag zwei habe ich das Formular am Ende der Umfrage vollgeschrieben und im Wesentlichen etwas ausführlicher die Punkte von oben angeführt. Ich hatte auch angemeckert, dass das Abweichen von der Strecke nicht klar trennt zwischen Umwegen und "Straßenteil"(?) und dass die Wahl des Straßenteils nicht klar hervorgeht (deswegen habe ich das immer noch extra als Grund angegeben: "Die Fahrbahn ist besser als der Radweg"). Eigentlich speicher ich von sowas immer eine Kopie. Diesmal habe ich es vergessen. Für den Aufwand des Projekts finde ich die Fragebögen zu undurchdacht. Das ist ja keine kleine Bachelorarbeit.

    Ullie Man kann da nicht von sich aus teilnehmen. Die Verantwortlichen haben Leute aus den vorherigen Umfragen zu der Vergleichsstudie eingeladen.