Beiträge von Alf

    Normalerweise nehme ich Leserbriefe in der Tagespresse zum Thema Radverkehr durchaus aufmerksam wahr, verweise in diesem Forum auf solche aber eigentlich nicht. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob dies in diesem Forum zulässig bzw. gewünscht ist. Heute mache ich da mal eine Ausnahme. Denn ein Leserbrief im Münchner Merkur vom 10. Juni 2023 bedient mal wieder auf ganzer Breite das Klischee der nicht-fahrradfahrenden Gesellschaft und Verfechter des Kraftverkehrs.

    Grundtenor ist demnach, dass das Gerichtsurteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, wonach der Radentscheid Bayern als unzulässig abgewiesen wurde, dem Leserbriefschreiber offensichtlich nur recht kommt. Man unterstützt in diesem Leserbrief ganz klar nicht die Ziele der viele Radfahrer, die für den Bürgerentscheid unterschrieben haben. Die eingeforderte Verbesserung der Sicherheit des Radverkehr sowie der Ausbau der Radinfrastruktur (ob nun sinnvoll oder nicht) wird der Radfahrgemeinde pauschal erstmal komplett aberkannt.

    Verbesserungen stehen Radfahrern demnach nicht zu, solange Radfahrer Autofahrer beschimpfen und beleidigen, solange Pedelecs und Elektrokleinstfahrzeuge (???) keine Nummernschilder haben, solange Radfahrer keine Versicherung und Steuern zahlen (zieht ebenfalls Nummernschild nach sich...) und solange Radfahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten.

    Tja, also: Ich finde, hier wird in wenigen Zeilen eigentlich alles gesagt. Wie sagt man so schön: In der Kürze liegt die Würze.

    Und ich wette, würde es hier zu einem Bürgerentscheid kommen, welcher über die Durchsetzung des Inhalts dieses Leserbriefs zu entscheiden hätte: Er würde wohl wesentlich mehr als 100.000 Unterschriften erhalten. Wenn das Wahllokal dann auch noch mit einem Drive-in-Schalter ausgestattet wäre, dürfte die 5-Mio-Schallgrenze wohl leicht geknackt sein.

    Leider ist dem Leserbrief nicht zu entnehmen, WARUM Autofahren denn immer als die Bösen dargestellt werden und warum sie von Radfahrern beschimpft und beleidigt werden. Kann es sein, dass Kraftfahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten und mit diesem Verhalten Radfahrer gefährden oder gar verletzen? Wäre die Reaktion der Radfahrer in solchen Momenten nicht sogar nachvollziehbar? Welcher Radfahrer empört sich nicht lauthals, wenn er von Rechtsabbiegern von der Radwegefurt gefegt wird?

    Der Vorwurf mit nicht zahlender Steuer ist gefühlt wohl genauso alt wie das Fahrrad selbst. Wobei Radfahrer ja eigentlich genau die selben Steuern zahlen, wie Kraftfahrer. Einzig die KFZ-Steuer zahlen Radfahrer halt nicht. Oder vielleicht doch? Es soll ja tatsächlich Radfahrer geben, die gleichzeitig auch ein zugelassenes Kraftfahrzeug besitzen. Kommt gar nicht so selten vor. Steht solchen Radfahrern dann die Verbesserung gemäß Volksbegehren dann wohlmöglich doch durchaus zu? Dann würde es ja passen. Glück gehabt.

    Wie müssen sich Radfahrer eigentlich fühlen, wenn man ihnen mal vorrechnet, in welchem Umfang sie mit ihren gezahlten Steuern eigentlich den Ausbau und den Unterhalt der Kraftfahr-Infrastruktur mittragen? Ich schätze, das sind sich weder die vielen Radfahrern noch ist sich dem Leserbriefschreiber bewusst. Ansonsten kann ich mir den geäußerten Vorwurf einfach nicht erklären. Hier geht man wohl aber immer noch von der Mär aus, dass all unseren Straßen einzig von der KFZ-Steuer der Kraftfahrer finanziert werden. Aha...

    Alles, was einen Motor hat, soll ohnehin "wie ein Auto betrachtet werden". Das klingt in der Hinsicht auch sehr interessant, als dass Autos ja bekanntermaßen keine Radwege benutzen dürfen. Ich finde die Idee gar nicht so schlecht. Damit kann man Fahrbahnbenutzungsverbote bereits mit dem Kauf eines Pedelecs umgehen und nicht erst mit dem Kauf eines S-Pedelecs. Nur dumm, dass der Leserbriefschreiber dann genau solche Fahrzeugarten dann wieder direkt vor sich fahren hat, die es dann wiederum gilt, legal und unter Einhaltung des vorgeschriebenen Überholabstands zu überholen.

    Naja, und dass Nummernschilder nicht unbedingt das Verhalten von Kraftfahrzeugführern positiv beeinflussen: Ich glaube, dass muss ich hier wohl nicht weiter ausführen. Das blöde an der ganzen Sache ist: Es gibt halt niemanden, welcher sich die Kennzeichen notiert und die Vergehen dokumentiert und verfolgt. Klappt bei Kraftfahrzeugen so gut wie nie und wird bei Radfahrern auch nicht klappen. Nur werden Kraftfahrer dann ganz schnell lernen, dass es nicht unbedingt ausreicht, Regelbrecher unter den Radfahrern dem Ordnungsamt zu melden, wohlmöglich noch mit Foto. Ernüchterung unter Kraftfahrern würde sich recht schnell breit machen, spätestens nach dem ersten Bußgeldbescheid wegen des Verstoßes gegen Datenschutzrichtlinien.

    Einzig den Vorwurf, Radfahrer halten sich nicht an die Verkehrsregeln, würde ich da tatsächlich durchaus noch gelten lassen. Allerdings nicht bezogen auf die Berechtigung der Forderungen des Radentscheids, sondern ganz pauschal auf einen gefühlt wirklich großen Anteil von Radfahrern. Von denen ist nämlich leider vielen immer noch völlig egal, ob sie über Rot fahren, ob sie in die falsche Richtung fahren, ob sie auf Gehwegen fahren oder ob sie im Dunkeln ohne Licht fahren. Das ist für das Einfordern von Maßnahmen natürlich nicht besonders förderlich und ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich peinlich. Es wirft einen wirklich dunklen Schatten auf alle Radfahrer, wenn viele sich nicht mit den Regeln auseinandersetzen wollen und den übrigen Radfahrern damit in den Rücken fallen. Ich selber finde so ein Verhalten untragbar und werde damit nicht nur belästigt, sondern vielfach auch behindert, gefährdet, im schlimmsten Falle sogar verletzt. Und wenn es ganz dumm läuft, bin nicht ICH es, der anschließend in der Kreisklinik liegt, sondern wohlmöglich mein Kind. Und dazu braucht es nicht einmal einen blind rechts abbiegenden Kraftfahrer, sondern einfach nur einen schimpfenden und sich nicht an die Regeln haltenden Radfahrer, der nicht einmal Steuern zahlt.

    Dann brauchen wir nur noch ein funktionierendes Organ, welches renitente Kraftfahrer abstraft, welche der Meinung sind, Fahrbahnradler sanktionieren zu müssen.

    Nachdem in Bayern nun schon vor einiger Zeit gut 100.000 Bürger mit ihrer Unterschrift für einen geplanten Radentscheid gestimmt haben, entscheidet am 7. Juni nun der Verfassungsgerichtshof, ob das Volksbegehren tatsächlich zugelassen wird oder nicht, nachdem das Innenministerium den Inhalt des Zulassungsantrags aufgrund angeblicher Formfehler für unzulässig ansieht. Gleichzeitig wurde als Reaktion auf die Vorbereitungen des Volksbegehrens durch die Bayerische Staatsregierung am 22. Mai ein alternativer Radgesetzentwurf vorgestellt, welcher im Juli beschlossen werden soll. Hierin wird unter anderem der Bau von Radwegen auch auf Kosten von Parkplätzen und schmaleren Straßen angekündigt. Auch soll die Bauordnung dahingehend verändert werden, dass Bauherren weniger Parkplätze für Autos nachweisen müssen, wenn dafür eine größere Anzahl von Fahrrad-Abstellplätzen gebaut werden. Außerdem sollen viele weitere Einzelmaßnahmen mit dem Ziel der Radverkehrsförderung enthalten sein.

    Ging die erste Stufe des Volksbegehrens mit der Sammlung der Unterschriften vielleicht noch relativ unspektakulär und für das breite Volk fast unbemerkt über die Bühne, so erfährt der ahnungslose Bürger nun in der Tagespresse, was die Regierung ihrerseits als Alternativmaßnahme mit dem vorhandenen Verkehrsraum nun vorhat, um mehr Verkehrsteilnehmer auf das Fahrrad umsteigen zu lassen. Dabei kann man auf den Leserbriefseiten der bayerischen Tageszeitungen teils sehr aufschlussreiche Reaktionen nachlesen, in denen sich ganz klar offenbart, welche Ansichten man gegenüber Radfahrern bis heute offenbar pflegt. So wird Radfahrern vorgeworfen, absichtlich auf Hauptverkehrsstraßen zu fahren und damit die Autoschlange immer länger werden zu lassen. Auch wird der gesetzlich vorgeschriebene Überholabstand grundsätzlich in Frage gestellt, weil dieser eine Gefahr für Autofahrer darstelle. Schließlich gäbe es ja Gegenverkehr! Aber auch der Bau von weiteren Radwegen wird angeprangert, weil dies dem Steuerzahler schließlich viel Geld koste. Die Neuaufteilung des Verkehrsraums wird als "Radl-Hammer" beschrieben, weil durch den Bau weiterer Radwege die Sicherheit in Frage gestellt wird. Überhaupt sei Radfahren sowieso nur mit Gefahren verbunden und es sei unverantwortlich, dass so viele Radfahrer keine Helme tragen. Und überhaupt würden Radfahrer sowieso immer nur fahren, wo und wie sie wollen: an wartenden Autos vorbei, über Gehwege und Fußgängerampeln, natürlich immer über Rot und dann auch noch bei Sturm, Regen, Schnee und Eis.

    Einerseits bin ich wieder einmal erstaunt, wie tief sich der Graben zwischen Auto- und Radverkehr in die Gesellschaft gegraben hat, um selbst einschlägige StVO-Vorschriften zulasten des Kraftverkehrs als irrsinnig oder überflüssig zu betrachten. Andererseits erweist ein nicht geringer Anteil von Radfahrern der restlichen Radfahr-Liga einen Bärendienst. Denn durch das Ignorieren der Regeln im Straßenverkehr fallen vor allem solche Radfahrer auf, die eben wie selbstverständlich auf Gehwegen, über Rot, in die falsche Richtung oder im Dunkeln ohne Licht fahren und damit tagtäglich massenweise Öl ins Feuer gießen, wofür sich die Kontra-Radverkehr-Fraktion natürlich fleißig bedankt. Die in geringer Anzahl noch vorhandenen Radfahrer, welche regelkonform unterwegs sind, werden damit praktisch unsichtbar. Und das teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes, wenn in einschlägigen Polizei-Unfallberichten oder Presseartikeln beschrieben wird, wie der einspurige Unfallgegner aus völlig unerklärlichen Gründen einfach nur "übersehen" wurde.

    Leider ist in unserer Gesellschaft noch immer kein Umkehrpunkt erkennbar, welcher zweifelsfrei belegt, dass der Besitz bzw. die Verwendung von Kraftfahrzeugen ökologisch und auch ökonomisch in einer Vielzahl von Mobilitätsfällen einfach nur völliger Irrsinn sind. Die aktuellen Zulassungszahlen von Kraftfahrzeugen besagen nicht nur, dass das Auto noch nie so beliebt war wie heute. Auch die anteilmäßige Verteilung auf die einzelnen Fahrzeugarten spiegelt wieder, dass der vorhandene Verkehrsraum anscheinend noch immer genug Platz für massenhaft völlig überdimensionierte 2-Tonnen-Fahrzeuge bieten muss. Und der Kraftstoff, der ja schließlich auch bezahlt werden will, tut dem ganzen Wahnsinn offenbar ebenfalls keinen Abbruch. Dann weint man lieber über die vielen Steuergelder, die für Radinfrastruktur (ob nun sinnvoll oder nicht...) ausgegeben wird, übersieht dabei aber völlig, wie viele Milliarden bereits in Form von Splitt-Bitumen-Mischungen bereits landauf landab in der Landschaft ausgebreitet worden sind, damit man auch überall ordentlich aufs Gas drücken kann. Diese Ausgaben sind dann allerdings natürlich völlig in Ordnung.

    Es ist aus meiner Sicht leider nicht absehbar, in welche Richtung die weitere Entwicklung noch geht. Ein Großteil sieht im Fahrradfahren offensichtlich überhaupt keinen Sinn, sieht Fahrräder teils nur als Spaßgeräte an, die man wohl zum Zeitvertreib bewegt oder man spricht den Fahrradfahrern generell deren Existenzberechtigung gleich völlig ab. Ich weiß nicht, wo man solche Leute eigentlich abholen muss. Vielmehr kann man ja wohl noch froh sein, dass es noch keinen Bürgerentscheid darüber gibt, ob der Besitz und die Verwendung von Fahrrädern nicht verboten und unter Strafe gestellt wird. Ob dann die Regierung dem ebenfalls zuvorkommt und ganz schnell ein eigenes Gesetz zur Eindämmung des Radverkehrs erlässt?

    Ist das eine Verspottung der Verkehrsteilnehmenden, die die Bedeutung von Verkehrsschildern kennen und sich dran halten?

    Oder ist es ein Offenbarungseid und Zeichen der Hilflosigkeit oder Unlust einer Verwaltung, die nicht bereit ist durch effektive Maßnahmen wie konsequentes Abschleppen, geltendes Recht durchzusetzen?

    Oder die von der Politik daran gehindert wird, oder sich daran hindern lässt, effektive Maßnahmen zu ergreifen?

    Es ist das Zugeständnis bzw. die Akzeptanz der Behörde, dass Verkehrsteilnehmer, die allesamt irgendwann einmal die Fahrprüfung bestanden haben, trotzdem nicht wissen, was dieses Schild zu bedeuten hat und mit sich bringt. Und ebenso wird es ganz offensichtlich wohl auch hingenommen, dass bei den Verkehrsteilnehmern auf Eigeninitiative ein Informieren nach neu eingeführten StVO-Regeln größtenteils wohl weltfremd ist. Ganz nach dem Motto: "Wir wissen schon, dass Ihr keine Ahnung habt, was das hier bedeutet. Also gut, wir schreiben Euch das nochmal auf."

    Da die Augsburgerstraße die nächsten 40 Jahre irgendwann umgebaut wird, können wir bis dahin leider keine Änderungen machen. Und die Verkehrsbelastung.

    Aber wie will man den Radverkehr dann nach der geplanten Verkehrsraum-Neuaufteilung der Augsburger Straße von der linken Straßenseite hinüber auf den rechten Radschutzstreifen kriegen? Immerhin soll der Streifen ja bereits schon VOR Einmündung "namenlose Straße"/Augsburger Straße beginnen. Soll der Radverkehr Richtung Süden etwa im Einmündungsbereich Malchinger Straße/Am Ährenfeld nach rechts queren? Da wird es in dieser Fahrbeziehung keinesfalls neue Fahrradampeln oder Kombi-Streuscheiben geben. Kann ich mir nicht vorstellen. Dann wird das an dieser Kreuzung dann so kommen, wie es sich in den letzten 40 Jahren bei der Kreuzung Kapellenstraße/Marthabräustraße bis heute dargestellt hat. "Radverkehr bitte auflösen!"

    An der Menziger gehts ja aber um Geisterradler

    Ja, schon...

    Ich wollte auch nur daran erinnert haben bzw. aufzeigen, dass es mehrere Ursachen oder Gründe haben kann, wenn solche Kombis aufgestellt werden. Klar ist das jetzt mit Leipzig nicht vergleichbar. Zeigt es aber doch, wie kompliziert Radfahren anscheinend sein muss, bzw. die Führung dessen.

    Stimmt, auch Germering ist erst auf meine Hinweise aktiv geworden, z. B. KP Landsberger Straße/Münchener Straße.

    Am KP Landsberger Straße/Untere Bahnhofstraße hingegen hält man bis heute dagegen. Da müssen seit 2017 von Radfahrern die Signalgeber des "Fahrverkehrs" beachtet werden, was zur Folge hat, dass indirektes Radl-Linksabbiegen nach Gewährung des Längsverkehrs immer wieder für Irritationen unter den anderen Verkehrsteilnehmern sorgt, da man nicht an "Quer-Grün" gebunden ist, wenn man deren Signalgeber nicht einsehen kann.

    Wenn man der Wissenschaft glauben kann, ging es unserem Planeten als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, so gut wie danach nie wieder. Also bedeutet jeder Schritt zurück in diesen Zustand eigentlich auch aktiven Umweltschutz, oder? Auch wenn es erstmal eine Talsohle für unsere Spezies bedeutet. ;) ^^

    Es dürfte wohl auch an der Gesamtzahl der Menschen auf diesem Planeten liegen. Acht Milliarden sind schon eine Hausnummer. Da hätten sich vor 500 Jahren die 500 Millionen Menschen schon gewaltig anstrengen müssen, um solch nachhaltige Schäden zu verursachen. Das Problem ist in erster Linie also unsere Ausbreitung. Und da müsste zuallererst angesetzt werden. Ansonsten werden jegliche Versuche, die Menschheit zu retten, im Keim erstickt.

    ...

    Im bayrischen Verkehrsministerium geht man auch immer noch davon aus, dass es, im Ggensatz zur Zielsetzung, in ein paar Jahren +15% Verkehr gibt.

    Aber damit meinte man doch sicherlich den Radverkehr. Oder wollte man tatsächlich den Kraftverkehr aktiv fördern? Ach ne, das tut man ja heute bereits...

    Was die seltsame "Beschilderung" für die Fußgängerampeln angeht, würde ich mal dringend die Rechtsaufsicht einschalten. Diese Schilder sind ein frommer Wunsch der StVB. Es gibt genau eine Möglichkeit, wie diese Lichtzeichen auszusehen haben, wenn sie hier für Radfahrende gelten sollen, und die steht klipp und klar in der StVO.

    Da kann keine untere StVB einfach was anderes anordnen (bzw. es gilt halt dann nicht). Der Geltungsbereich der StVO erstreckt sich bekanntlich komplett auf gesamte Republik. Ggf. würde ich da gleich mal die Regierung von Oberbayern anschreiben.

    Ich warte mal 2025/2026 ab und beobachte die Lage dann dort. Sollte ich tatsächlich einen veralteten Entwurfsplan erwischt haben, wird man die Situation dort nun sicherlich anders gestalten. Das unterstelle ich jetzt mal einfach.

    Hätte man sich das "Anlieger frei" für den Rückweg nicht nur dann nicht hätte sparen können? Es kommt ja niemand in diesen Bereich hinein, der nicht Anlieger ist oder nun auch dahinter wohnt. Oder anders gefragt: Welche Bewegungen werden durch die Beschilderung auf dem Rückweg eigentlich beeinflusst?

    In Fürstenfeldbruck steht in der Augsburger Straße bereits seit vielen Jahren die Neuaufteilung des Verkehrsraums unter den verschiedenen Verkehrsmittelarten zur Debatte. Nun soll der Beginn der Arbeiten im ersten Bauabschnitt tatsächlich näher rücken und der Bereich zwischen Am Ährenfeld und Maisacher Straße voraussichtlich ab dem Jahr 2025 saniert werden. Dieses Teilstück ist immerhin 1.035 Meter lang. 

    Ich habe momentan nicht vom gesamten Straßenzug Bilder vorliegen, aber ich versuche mal so gut wie möglich, einige Dinge zu erklären:

    Der Radverkehr in Fahrtrichtung Norden wird hier bislang ab der Maisacher Straße auf 388 Metern im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt, dann ab Kapellenstraße für 432 Metern auf einem getrennten Geh- und Zweirichtungsradweg geleitet, um dann später noch auf 215 Metern ab Kronprinz-Rupprecht-Straße als gemeinsamer Geh- und Zweirichtungsradweg geführt zu werden.

    Richtung Süden wird der Radverkehr bislang zunächst auf einem linksseitigen gemeinsamen Geh- und Zweirichtungsradweg abgewickelt, danach für 421 Metern ab der Kronprinz-Rupprecht-Straße auf einem linksseitigen getrennten Geh- und Zweirichtungsradweg geführt

    , um dann noch für 388 Metern ab Marthabräustraße im Mischverkehr auf der Fahrbahn weiter Richtung Süden bzw. Richtung Maisacher Straße abgewickelt zu werden.

    Gerade Richtung Süden ist ja bislang der Übergang vom linksseitigen getrennten Geh- und Zweirichtungsradweg auf die Fahrbahn auf Höhe Kapellenstraße/Marthabräustraße schlichtweg nicht vorhanden.

    Bislang musste sich der Radverkehr an dieser Stelle auflösen bzw. sich in Fußgänger verwandeln, um hinter der Kreuzung Marthabräustraße/Kapellenstraße die Fahrt direkt auf der Fahrbahn fortzusetzen, da der linksseitige Radweg ausgerechnet direkt an der Kreuzung ohne Überleitungsmöglichkeit auf die Fahrbahn endet. Auf die Idee, den Radverkehr vielleicht schon 20 oder 50 Meter vor der Kreuzung auf die Fahrbahn einzuschleifen, ist bislang wohl niemand gekommen. Ein schlichtweg unhaltbarer Zustand, der eindeutig belegt, welchen Stellenwert Radverkehr zum Zeitpunkt der vor Jahrzehnten zurückliegenden Planungen hatte. Weiß man nicht mehr wohin mit den Radfahrern, werden sie einfach ignoriert.

    Aber auch in der heutigen modernen Zeit greift man immer wieder gerne auf die "Radfahrer absteigen"-Keule zurück, wenn man vor lauter Windschutzscheiben überfordert ist, wie ein Radfahrer zu denken. Und das sogar an der selben Kreuzung, nur diesmal aus Westen kommend. Einfach nur irre...

    Ein weiterer Mangel an der bisherigen Radinfrastruktur war zudem auch, dass die seit 2017 geltende Regelung der für den Radverkehr gültigen Signalgeber bislang einfach verschlafen wurde. So habe ich schon bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass an der Kreuzung Am Ährenfeld sowie an der Einmündung B2 Richtung Shell-Tankstelle (Die Augsburger Straße nimmt dort ihre Namensbezeichnung um die Ecke mit) die bisherigen Signalgeber für Fußgänger nicht gegen Kombi-Streuscheiben ausgetauscht wurden.

    Dies hat teilweise feindliches Grün in Zusammenhang mit Richtungspfeilen zur Folge. 

    Und an der Kreuzung Am Ährenfeld ist für Radfahrer, die sich dort auf dem linksseitigen gemeinsamen Geh- und Zweirichtungsradweg Richtung Süden bewegen müssen, der Signalgeber für den Kraftverkehr Richtung Süden direkt an der roten Fußgängerampel schlichtweg überhaupt nicht zu sehen.

    In einem Zeitungsbericht des Fürstenfeldbrucker Tagblatts vom 18. April 2023 wird nun die Umbaumaßnahme groß angekündigt und gleichzeitig auch beschrieben, welche Schwierigkeiten bei der Berücksichtigung des Radverkehrs für die Planer aufgetreten sind, obgleich man Radfahrer nun anscheinend als wertigere Verkehrsteilnehmer ansieht als bislang.

    Dennoch wird eingeräumt, dass bestimmte Kompromisse gemacht werden mussten, da es an einigen Stellen nicht genügend Platz für regelkonforme Radverkehrsanlagen geben würde. Dennoch wird von "großen Verbesserungen" gesprochen, da es nun überall "durchgängige Radwege auf beiden Seiten" gäbe. Ob dieses Versprechen am Ende nicht doch wieder auf den Radverkehr zurückfällt, werde ich gleich noch beleuchten.

    Begeben wir uns also kurz einmal auf eine virtuelle Fahrt zunächst von Süden nach Norden: Zwischen Maisacher Straße und Kapellenstraße soll das Prinzip des Mischverkehrs gegen Radschutzstreifen ersetzt werden. Interessant ist hier die Ausführung im Zeitungsartikel, der davon spricht, dass der im Gerblkellerpark befindliche 115 Meter lange Gehweg nun in einen reinen Radweg Fahrtrichtung Norden umgewidmet werden soll. Ob dieser Weg dann benutzungspflichtig wird oder als nicht straßenbegleitend anzusehen ist, der wohl dann aber dennoch wohl bebläut werden müsste, um ihn als reinen Radweg zu kennzeichnen, bleibt offen.

    Die Entwurfsplanung geht auf diesen kurzen Radweg, dessen einzigen Sinn es nur zu sein scheint, Radfahrern das wunderschöne Radeln in purer Natur zu ermöglichen, jedoch überhaupt nicht ein.

    umgestaltung-radwege-augsburger-str-entwurfsplanung-m1500.pdf

    Auch ist völlig offen, wie eine Auf- und Ableitung in Bezug auf die Fahrbahn bzw. des geplanten Radschutzstreifens denn aussehen soll. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass sich Radfahrer auf diesem "Park-Radweg" aufgrund der Vegetation dann außerhalb des Sichtbereichs der Fahrbahn befinden. Es bleibt wohl abzuwarten, was hier letztlich umgesetzt wird und ob es auf diesem Abschnitt Richtung Norden denn überhaut einen Radschutzstreifen geben wird.

    Ab der Kapellenstraße werden die Radfahrer dann rechts auf den bereits bestehenden getrennten Geh- und Radweg geführt, der dann nur noch in Richtung Norden befahren werden darf. Hier wird sich für Radfahrer baulich also nicht so viel ändern. Es kommt halt kein Radverkehr mehr entgegen, da das behördlich angeordnete Geisterradeln dann passé ist. Das sagt zumindest die Theorie.

    Ab der Kronprinz-Rupprecht-Straße bleibt bei dem dann vorliegenden gemeinsamen Geh- und Radweg auch fast alles beim Alten, außer dass auch hier der Rad-Gegenverkehr wegfällt.

    Interessant finde ich die auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg plötzlich auftauchende Aufstelltasche für links in Richtung Shell-Tankstelle abbiegende Radfahrer.

    Sowas habe ich woanders auf einer Mischfläche auch noch nicht gesehen. Ob hier nun endlich einmal die oben besagte Fußgänger-Streuscheibe berichtigt wird, bleibt offen. Ansonsten würde für Radfahrer das Linksabbiegen mit dem grünen Richtungspfeil des Kraftverkehrs weiterhin bestehen bleiben, auch wenn Radfahrer sich nicht auf die Fahrbahn einordnen sollten. Ansonsten haben sie ja gar kein anderes gültiges Lichtzeichen. Oder spendiert man abbiegenden Radfahrern vielleicht sogar eine eigene Fahrradampel? Auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg? Ich kann es mir nicht vorstellen.

    An der Kreuzung Am Ährenfeld wartet gemäß Entwurfsplan die nächste Stilblüte. Hier wird vorab schon offen zugegeben, an der Fußgänger-Streuscheibe weiterhin festhalten zu wollen. Denn der Ampelmast soll ein Zusatzschild "Signal gilt auch für Radverkehr" erhalten.

    Dass dadurch der Signalgeber dennoch nicht für Radverkehr gelten kann, will man wohl nicht verstehen. Eine örtliche Regelung kann die Regelung der StVO einfach nicht ersetzen. Vor einiger Zeit gab es in Fürstenfeldbruck noch zwei weitere solcher tollen Schilder, die jedoch auf meinen Hinweis hin entfernt worden sind.

    Man hat damals wohl eingesehen, dass das so quatsch ist und Fußgängerampeln eben niemals für Radfahrer gelten können. Nun will man den alten Quatsch wohl wieder ausgraben. Die Schilder von damals wurden wohl nicht entsorgt, sondern liegen wohl schon beim Leiter der Straßenverkehrsbehörde in der Schublade für ihren nächsten Einsatz bereit.

    Hinter Am Ährenfeld soll es wohl wieder einen Radschutzstreifen geben. Gleichzeitig taucht auch rechts davon ebenfalls ein Radfahr-Symbol auf dem bisherigen gemeinsamen Geh- und Radweg auf. Hier darf sich der Radfahrer dann wohl aussuchen, wo er Richtung Norden weiterfahren möchte.

    Für die Fahrtrichtung Süden hat sich hingegen einiges mehr getan. Die linksseitigen Wege für den Radverkehr ist zum Glück nun endlich vollständig weggefallen. Stattdessen wird der Radverkehr auf Radschutzstreifen und auf kurzen Distanzen auch auf Radfahrstreifen geführt. Die Planung sieht vor, dass Radfahrer bereits schon auf einem Radschutzstreifen auf die Kreuzung Am Ährenfeld von Norden zugeführt werden. Hier bleibt also die Gültigkeit des Signalgebers für den Kraftverkehr auch für Radfahrer weiterhin bindend. Richtung Süden hat man den Austausch der Fußgänger-Streuscheibe in Verbindung mit der linksseitigen Benutzungspflicht somit schön ausgesessen.

    Kurz vor der Kreuzung Ganghoferstraße/Fichtenstraße zwingt eine Verkehrsinsel die Planer dazu, den Radschutzstreifen jedoch vollständig wegfallen zu lassen, da die verbleibende Fahrbahnbreite von 3,5 Metern eine Separierung nicht zulässt.

    Das ist in meinen Augen ein wirklicher Gefahrenpunkt, denn die Praxis zeigt ganz eindeutig, wie sich das Verhalten bei Kraftfahrern an solchen Engstellen beschreiben lässt und in wie weit Rücksicht auf Radfahrer bzw. auf den einzuhaltenden Überholabstand genommen wird. Meine Erfahrung zeigt, dass gut 80 Prozent der Kraftfahrer einfach knallhart durchziehen. Da ist es völlig egal, ob da ein Radfahrer fährt, zu dem beim Überholen seitlich mindestens 1,5 Meter Abstand einzuhalten ist. Das wird also möglicherweise eine sehr traurige Geschichte werden an dieser Stelle. Außerdem soll der Gehweg ab dieser Kreuzung Richtung Süden auch für Schleichradler auf einer Länge von 185 Metern freigegeben werden. Was das nun wieder soll, wissen wohl nur die Planer.

    Insgesamt betrachtet gibt der Zeitungsartikel einige Punkte schlichtweg falsch wieder. Es wird auch nicht immer auf die einzelnen Fahrbeziehungen eingegangen. Und es werden irgendwie die Begriffe "Schutzstreifen" und "gemeinsamer Geh- und Radweg" verwechselt. Möglicherweise wird erst die Zukunft zeigen, was nun alles wie umgesetzt wird. Auf jeden Fall wird für den Radverkehr in südliche Richtung eine umfangreiche Umgewöhnung nötig sein, nun auf Radschutzstreifen zu fahren und nicht mehr linksseitig auf dem Hochbord. Das werden wohl sehr viele Radfahrer ignorieren, kann ich mir vorstellen. Oder aber man fährt kurzerhand auf dem rechtsseitigen Gehweg, was ja auf einem kurzen Abschnitt in Schrittgeschwindigkeit dann sogar zulässig sein soll.

    Was den Radschutzstreifen/Radfahrstreifen betrifft, gilt anzumerken, dass diese auf der gesamten Strecke gemäß Entwurfsplan viele unterschiedliche Breiten aufweisen. So bewegt sich das Maß zwischen 1,25 und 1,85 Metern. Gleichzeitig ist der Fahrstreifen/die Fahrspur daneben zwischen 2,50 und 3,25 Metern breit. Gerade bei der Kombi 1,25/2,5 Metern bezweifle ich, dass Kraftfahrer stets den seitlichen Überholabstand von 1,5 Metern einhalten, weil aufgrund der Markierung in das typische "Spurdenken" verfallen wird. Somit werden Radfahrer einfach ohne seitliches Ausweichen eng überholt. Das sind ja tolle Aussichten. Wenn das die jahrzehntelangen Versprechungen sein sollen, die man den Radfahrern als Verbesserung in der Augsburger Straße in Aussicht gestellt hat, dann haben weder die Entscheidungsträger in den Straßenverkehrsbehörden noch die Architekten in den Planungsbüros jemals erfahren, was es für Radfahrer eigentlich bedeutet, auf Straßenteile geschickt zu werden, die trotz aller tollen neuen Planungen noch immer zu schmal für alle Verkehrsteilnehmer nebeneinander sind. Nun wird aber natürlich so getan, als hätte man den ganz großen Wurf erreicht und mehr ginge nun wirklich nicht. Das mag vielleicht auch stimmen, da sich ein benötigter Platzbedarf in der Praxis ja nicht im Labor züchten lässt. Aber dennoch hätte man sich fragen müssen, ob die Einrichtung von Radschutzstreifen wirklich sinnvoll ist, wenn der enthaltene Namensbestandteil "schutz" eigentlich gar keine wirkliche Daseinsberechtigung hat.

    Was ich mir persönlich gewünscht hätte, wäre zumindest ein offene Eingeständnis gewesen, dass Radfahrer gerade bei Streifen oftmals viel zu eng überholt werden und auch bei der beschriebenen Engstelle wahrscheinlich oft den kürzeren ziehen werden. Ein solches Eingeständnis hätte dann auch nicht zu solch einer Planung geführt, weil man Radfahrer nicht den nun drohenden Gefahren aussetzen hätte wollen. Wenn die Breite der Straße schon nicht anständig ausreicht, dann wäre zumindest eine Art Protected Bike Lane die einzig wirklich durchgreifenste Konsequenz gewesen, den Radfahrern die Hand zu reichen und ihnen zumindest halbwegs ein Gefühl der Gleichwertigkeit und der berechtigten Schutzbedürftigkeit zu vermitteln. Als ein schönes Beispiel sei hier einmal auf ein kurzes Stück gemeinsamer Geh- und Radweg hingewiesen, den ich in der Nähe von Lüneburg einmal gesehen habe.

    Eine solche bauliche Trennung ist wesentlich effektiver als ein weißer Pinselstrich. Und Radfahrer können es um einiges besser verzeihen, wenn PKW, LKW und Busse - wenn sie schon keinen Überholabstand halten - dann wenigstens durch eine gewisse Betonschwelle im Zaume gehalten werden. Es ist einfach ein wesentlich besseres Gefühl, wenn man als Radfahrer von einer solchen Barriere weiß, über die die Kraftfahrzeuge nicht ohne weiteres drüber hinweg fahren können. Nun ist es aber so, dass wieder "viel für den Radverkehr" getan wurde, das gefahrlose Radfahren dadurch aber kaum gefördert wird und die Menschen entweder illegal auf Gehwegen fahren oder eben auch weiterhin mit dem Auto.

    Die hier gezeigte bauliche Trennung eine Geh- und Zweirichtungsradwegs halte ich persönlich für gelungen. Die kleine "Mauer" ist genauso hoch wie das Hochbord der Verkehrsinsel. Das reicht aus, um Kraftfahrer das Befahren zumindest massiv zu erschweren. Und ich selber habe mich auf diesen kurzen 16 Metern subjektiv wirklich sehr sicher gefühlt. Jedoch glaube ich nicht, dass dies der eigentliche Sinn dieses Bauwerks war, den Radfahrern und Fußgängern ein "gutes Gefühl" zu geben. Eine solche Konstruktion habe ich auch sonst noch nirgends gesehen.

    Das ganze befindet sich ganz in Maltes Nähe, nämlich an der Hamburger Straße bzw. Lüneburger Straße zwischen Bardowick und Handorf im Verlauf der K46. Also gleich neben Lüneburg.

    Ja, sicher. Das ist schon klar. Nur bleibt bei Wohnmobilen o.ä. trotz Aufkleber das Abstandhalten immer noch eine freiwillige Sache. Obwohl...: Ich glaube, beim Radfahrer überholen scheint das ebenfalls nur eine freiwillige Angelegenheit zu sein.