Warum?
Offensichtlich hatte jemand den ADFC-Text mit der Einladung zum Familien-Radwandertag geschrieben, der es für eine gute Idee hielt, die Empfehlung auszusprechen, dabei einen Helm zu tragen. Möglicherweise hat er an mitradelnde Kinder gedacht. In der Altersgruppe gibt es viele junge Radfahrerinnen und Radfahrer mit besorgten Eltern, die ihr Kind lieber mit Helm radeln sehen. Das Ding war also erst mal draußen.
Die Helmtragen-Empfehlung erreichte jedoch auch besorgte Menschen, die zurecht darauf hinweisen, dass das Tragen eines Helmes und das Aussprechen einer entsprechenden Empfehlung das Radfahren nicht sicherer machen, und sogar zusätzliche Gefahren oder andere Gefahren heraufbeschwören kann.
In diesem Zusammenhang eine Grundsatz-Diskussion zum Helmtragen anzustoßen - die eine Radler-Fraktion sagt was, was die andere Radler-Fraktion nervt - gibt kein gutes Bild ab. Da reiben sich die Verhinderer einer Verkehrswende, die Protagonisten der Autofahrer-Lobby, genüsslich die Hände und sagen zu Recht: Da sieht man's mal wieder, die wissen nicht was sie wollen.
Tatsächlich ist es so, dass beim Fahren in einer Gruppe für Ungeübte erst mal eine Gewöhnung an die Gruppendynamik stattfindet. Und da ist nach meinen Erfahrungen, die Empfehlung einen Helm zu tragen, durchaus eine Möglichkeit, in diesem Zusammenhang auf das für Gruppenfahrten-Ungeübte erhöhte Gefahrenpotenzial hinzuweisen.
Damit wäre erst mal die Kuh vom Eis. Bis nächstes Jahr kann man sich dann in Ruhe überlegen, ob man bei der Ankündigung des ADFC-Radwandertages erneut die Helm-Empfehlung ausspricht, ob man sie dann von vornherein in einen besonderen Zusammenhang stellt, oder es besser gleich bleiben lässt.
Ich finde es jedenfalls immer wieder extrem nervig und sehr kontraproduktiv, wenn Diskussionen innerhalb der Radfahrerschaft so öffentlich stattfinden, dass Außenstehenden es gelingt, sich Bruchstücke herauszubrechen und für ihre ganz eigenen Ideologien auszuschlachten. So eine kontroverse Diskussion kann man zum Beispiel in einem Radverkehrsforum wie diesem führen, dabei fliegt man gewissermaßen "unterm Radar" aber wenn der Öffentlichkeit-Grad "Berichterstattung in der Lokalzeitung einer größeren Stadt" erreicht ist oder darüber hinaus, dann ist es besser, wenn die Interessensverbände der Radfahrerschaft eine gemeinsame Position formulieren, bzw. die gemeinsam formulierte Position vertreten.
Beim ADFC-Bundesverband finde ich auf der Internetseite zum Thema Fahrradhelme folgenden Hinweis:
"In Deutschland besteht generell keine Helmpflicht für Radfahrende, weder im allgemeinen noch für bestimmte Altersgruppen, in bestimmten Regionen oder bei Gruppenfahrten.
Zum Thema Helme für Radfahrer erreichen den ADFC immer wieder Anfragen. Manche möchten wissen, ob es in Deutschland eine Verpflichtung zum Tragen von Fahrradhelmen gibt – wenn nicht allgemein, so doch vielleicht in bestimmten Gegenden, für bestimmte Altersgruppen oder bei Fahrten im geschlossenen Verband."
https://www.adfc.de/artikel/fahrradhelme/
So gesehen würde ich bei der Ankündigung eines ADFC-Radwandertages keinen Hinweis einfügen, ob es sich empfiehlt, dabei einen Helm zu tragen oder nicht. Wenn jetzt der Einladungstext trotzdem diese Empfehlung enthält, dann würde ich in jedem Fall davon abraten, darüber in aller Öffentlichkeit zu streiten. Es gibt meines Erachtens sehr gute Gründe, beim Radfahren keinen Helm zu tragen. Leider sind diese guten Gründe nur sehr schwer einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Hier ist übrigens ein Link zum selben Artikel in der NP mit dem ganzen Text: https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…r-Radaktivisten
Es sieht so aus, als sei inzwischen die Bezahl-Schranke gefallen.