Beiträge von Ullie

    Warum?

    Offensichtlich hatte jemand den ADFC-Text mit der Einladung zum Familien-Radwandertag geschrieben, der es für eine gute Idee hielt, die Empfehlung auszusprechen, dabei einen Helm zu tragen. Möglicherweise hat er an mitradelnde Kinder gedacht. In der Altersgruppe gibt es viele junge Radfahrerinnen und Radfahrer mit besorgten Eltern, die ihr Kind lieber mit Helm radeln sehen. Das Ding war also erst mal draußen.

    Die Helmtragen-Empfehlung erreichte jedoch auch besorgte Menschen, die zurecht darauf hinweisen, dass das Tragen eines Helmes und das Aussprechen einer entsprechenden Empfehlung das Radfahren nicht sicherer machen, und sogar zusätzliche Gefahren oder andere Gefahren heraufbeschwören kann.

    In diesem Zusammenhang eine Grundsatz-Diskussion zum Helmtragen anzustoßen - die eine Radler-Fraktion sagt was, was die andere Radler-Fraktion nervt - gibt kein gutes Bild ab. Da reiben sich die Verhinderer einer Verkehrswende, die Protagonisten der Autofahrer-Lobby, genüsslich die Hände und sagen zu Recht: Da sieht man's mal wieder, die wissen nicht was sie wollen.

    Tatsächlich ist es so, dass beim Fahren in einer Gruppe für Ungeübte erst mal eine Gewöhnung an die Gruppendynamik stattfindet. Und da ist nach meinen Erfahrungen, die Empfehlung einen Helm zu tragen, durchaus eine Möglichkeit, in diesem Zusammenhang auf das für Gruppenfahrten-Ungeübte erhöhte Gefahrenpotenzial hinzuweisen.

    Damit wäre erst mal die Kuh vom Eis. Bis nächstes Jahr kann man sich dann in Ruhe überlegen, ob man bei der Ankündigung des ADFC-Radwandertages erneut die Helm-Empfehlung ausspricht, ob man sie dann von vornherein in einen besonderen Zusammenhang stellt, oder es besser gleich bleiben lässt.

    Ich finde es jedenfalls immer wieder extrem nervig und sehr kontraproduktiv, wenn Diskussionen innerhalb der Radfahrerschaft so öffentlich stattfinden, dass Außenstehenden es gelingt, sich Bruchstücke herauszubrechen und für ihre ganz eigenen Ideologien auszuschlachten. So eine kontroverse Diskussion kann man zum Beispiel in einem Radverkehrsforum wie diesem führen, dabei fliegt man gewissermaßen "unterm Radar" aber wenn der Öffentlichkeit-Grad "Berichterstattung in der Lokalzeitung einer größeren Stadt" erreicht ist oder darüber hinaus, dann ist es besser, wenn die Interessensverbände der Radfahrerschaft eine gemeinsame Position formulieren, bzw. die gemeinsam formulierte Position vertreten.

    Beim ADFC-Bundesverband finde ich auf der Internetseite zum Thema Fahrradhelme folgenden Hinweis:

    "In Deutschland besteht generell keine Helmpflicht für Radfahrende, weder im allgemeinen noch für bestimmte Altersgruppen, in bestimmten Regionen oder bei Gruppenfahrten.

    Zum Thema Helme für Radfahrer erreichen den ADFC immer wieder Anfragen. Manche möchten wissen, ob es in Deutschland eine Verpflichtung zum Tragen von Fahrradhelmen gibt – wenn nicht allgemein, so doch vielleicht in bestimmten Gegenden, für bestimmte Altersgruppen oder bei Fahrten im geschlossenen Verband."

    https://www.adfc.de/artikel/fahrradhelme/

    So gesehen würde ich bei der Ankündigung eines ADFC-Radwandertages keinen Hinweis einfügen, ob es sich empfiehlt, dabei einen Helm zu tragen oder nicht. Wenn jetzt der Einladungstext trotzdem diese Empfehlung enthält, dann würde ich in jedem Fall davon abraten, darüber in aller Öffentlichkeit zu streiten. Es gibt meines Erachtens sehr gute Gründe, beim Radfahren keinen Helm zu tragen. Leider sind diese guten Gründe nur sehr schwer einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

    Hier ist übrigens ein Link zum selben Artikel in der NP mit dem ganzen Text: https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…r-Radaktivisten

    Es sieht so aus, als sei inzwischen die Bezahl-Schranke gefallen.

    Und schon wieder: Verkehrsunfall mit schwer verletztem Kind in Hamburg-Lurup

    Es geht um diesen Fußgängerüberweg, an dem ein 82-jähriger Kraftfahrer eine siebenjährige Radfahrerin angefahren hat. Der Kraftfahrer ist nach einem Fahrtüchtigkeitstest seine Fahrerlaubnis erst einmal los.

    Und die Medienberichterstattung wird sich wieder nur darauf konzentrieren, dass man mit dem Fahrrad nicht auf dem Fußgängerüberweg fahren darf und der arme Kraftfahrer jetzt zu Fuß zum Einkaufen muss.

    Gilt das mit dem Radfahrer haben am Fußgängerüberweg nur dann Vorrang, wenn sie das Rad schieben, eigentlich auch für siebenjährige Kinder? Die dürfen schließlich auch den Fußweg benutzen.

    In der Neuen Presse Hannover erschien heute ein Artikel zu einer Empfehlung des ADAC, bei einem vom ADAC veranstalteten Radwandertag einen Helm zu benutzen. Ich finde die Aufregung etwas übertrieben. Bei solchen organisierten Wandertagen kommt es immer wieder dazu, dass sich kleine Kollonen bilden. Wer das zum ersten mal erlebt, der unterschätzt leicht die Gefahr. Denn das Kolonnefahren verleitet dazu in der Aufmerksamkeit nachzulassen. Man unterhält sich nett mit dem Nachbarn und vertraut darauf, dass die Vorausfahrenden alles richtig machen und auch nicht plötzlich anhalten.

    Passiert das dann trotzdem, dann kann es leicht zu Stürzen kommen. Habe ich selbst so erlebt. Der ADFC tut sicher gut daran, die Empfehlung einen Helm bei einer solchen Veranstaltung zu tragen in diesen Zusammenhang zu stellen. Denn eigentlich ist das Fahrradfahren an sich keine so hochgefährliche Angelegenheit. https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…r-Radaktivisten

    Das Pendant "Krankenbruder" zu "Krankenschwester" gibt es so nicht. So weit ich weiß, sind das die Krankenpflegerin und der Krankenpfleger.

    In Kiel gibt’s die eingangs erwähnten Fahrradpiktogramme übrigens schon:

    Allerdings wurde die „Beschilderung“ konsequent durchgehalten: in der einen Richtung wurden Fahrräder mit Oberrohr verlegt, in der anderen Fahrräder mit tiefem Einstieg.

    In Kiel wurden sogar die Bedenken von Fahrbahnradler vom 4. Juni berücksichtigt. Fahrbahnradler befürchtete, dass ein Fahrradpiktogranmm ohne Querstange als echtes Rad schnell unfreiwillig zum "Faltrad" werden würde.

    Vielen Dank für das Kieler Beispiel, Malte! Dann sind "weibliche" Fahrradpiktogramme auf dem Pflaster also keine rein hannoversche Initiative. Zumindest in Kiel kommen sie zumindest im Wechsel mit "männlichen" Fahrradpiktogrammen also auch vor!

    Tja, Ullie. Und nun? Dürfen Frauen nur in die eine Richtung, Männer nur in die andere fahren? 8o

    Die Fahrradpiktogramme, die in Hannover auf die Straße aufgebracht werden, die zeigen allesamt ein Fahrrad mit tiefem Einstieg. Hintergrund ist eine Initiative von 1992 der damaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Hannover. Man kann also mit Fug und Recht sagen, diese Lösung hat sich bewährt.

    Das Beispiel Kiel ist der Versuch es allen recht zu machen. Wobei ich allerdings wirklich nicht dem Drängen von Männern nachgeben würde, die sich ihrerseits für zu wenig beachtet fühlen, wenn nicht auch ein gewisser Anteil Fahrradpiktogramme mit Querstange verwendet werden.

    Und zwar aus mindestens zwei Gründen:

    Erstens sollte es die Männerwelt ertragen können, dass sie mitgemeint sind, wenn ein Fahrradpiktogramm ein Fahrrad mit tiefem Einstieg zeigt. Schließlich mutete man das umgekehrt ja auch den Frauen seit Jahrzehnten zu. Und man mutet es ihnen heute noch in vielen Kommunen zu, wo die Fahrradpiktogramme eine Querstange zeigen.


    Zweitens kommt es nach meiner Beobachtung immer häufiger vor, dass Männer Fahrräder benutzen, die einen tiefen Durchstieg haben. Zwar ist die klassische Verteilung insgesamt noch deutlich erkennbar (die meisten Männer benutzen ein Rad mit Querstange, die meisten Frauen benutzen ein Rad mit tiefem Einstieg) aber es gibt auch zunehmend mehr Fälle, wo das nicht mehr zutrifft.

    Diese Aussage beruht ausschließlich auf eigenen Beobachtungen. Wer meint, es besser zu wissen oder gar Untersuchsuchungen anführen kann, der soll es bitte tun.

    Ein dritter Grund, der gegen die "Kieler Lösung" (mal ein Rad mit tiefem Durchstieg, mal ein Rad mit Querstange) spricht:

    Selbst wenn man das berücksichtigen möchte, dass man mit Piktogrammen auf dem Pflaster keine Radfahrer mit Rädern mit Querstange verärgern will: Die meisten "Blech-Schilder" zeigen immer noch Fahrradpiktogramme mit Querstange. Dadurch herrscht bislang genug ausgleichende Gerechtigkeit, selbst dann, wenn alle Fahrradpiktogramme auf dem Pflaster Fahrräder mit tiefem Einstieg zeigen.

    Schau mal: seit Jahrzehnten gibt es das Symbol eines Zweirads mit Tiefeinstieg: Das ist ein Mofa.

    Würde man das Fahrrad-Symbol auf Tiefeinstieg umstellen, wären die beiden Fahrzeugarten und damit die Schilder aus der Ferne bzw. bei einem flüchtigen Blick nicht mehr (so gut) voneinander zu unterscheiden.

    Also behalten wir bitte den Diamantrahmen. Wenn's der Wahrheitsfindung dient, meinetwegen mit leicht abfallendem Oberrohr. ;)

    An diese Verwechslungsgefahr mit dem Mofa-Piktogramm musste ich beim herumbasteln an dem Piktogramm auch denken. Vielen Dank für den Hinweis. Muss dringend mal schauen, wie die neueren Mofa-Piktogramme aussehen.

    Stimmt. Schrecklich...!

    Autofahrer haben dort also keine exklusive Fahrbahn mehr und müssen Rücksicht auf Radfahrer nehmen. Also hin und wieder bremsen und / oder eine Weile langsamer fahren. Wenn die Klimaapokalypse eines Tages wirklich einmal stattfinden sollte: Genau an dieser Stelle schlug der Schmetterling mit seinem Flügel... :evil:

    Ich fürchte allerdings, dass an anderer Stelle ein Schild gemeinsamer Fuß und Radweg [Zeichen 240] das durchgestrichene Schild getrennter Fuß und Radweg [Zeichen 241-30] ersetzt. Ich würde am Pferdeturm einen eigenen Fuß- und Radweg (notfalls auch einen gemeinsamen) in jedem Fall bevorzugen, so lange dort das Verkehrsaufkommen so hoch ist, wie jetzt. Die "Blockade-Aktion" der Fridays for Future-Aktivist*innen war nämlich längst nicht so effektiv, wie das hohe Autoaufkommen. Die Autofahrer*innen standen sich dort ohnehin schon gewaltig gegenseitig im Weg. Dann noch ca. 40-50 Demonstrant*innen dazwischen mit Spruchbändern. Das war einfach zu offensichtlich, dass diese Demonstarnt*innen dort völlig zu Recht darauf hinwiesen, dass es keine gute Idee ist, in einem so hohen Maße Auto zu fahren. Daher gab es auch viele Sympathie-Bekundungen von Autofahrern.

    Vermutlich hat man beim Karlsruher Verkehrsverbund ähnliche Überlegungen angestellt, das Radsymbol für die Fahrradmitnahme möglichst neutral zu gestalten. Herausgekommen ist ungefähr das hier (aus der Erinnerung gezeichnet, sorry):

    "Wir bedienen alle Zielgruppen, Frauen, Männer, Junge, Alte, Montainbiker, Pedelec-, Rennrad- und Fixie-Fahrer. Entwerfen Sie mal was!"

    Du hast aber ein gutes Erinnerungsvermögen und zeichnerisches Talent! Ich habe mir ein wenig die Finger wund getippt und das hier gefunden:

    https://bnn.de/wp-content/upl…Tueroeffner.jpg

    Ob bei den Karlsruhern "Gender-Aspekte" eine Rolle spielten, kann ich nicht sagen. Aber so richtig gelungen finde ich das nicht. Vor allem sehe ich kein Problem, sondern eher eine Chance darin, eindeutig ein Damenrad darzustellen anstatt irgendeine "Zwischenform". Die Frauen mussten sich lange genug damit begnügen, irgendwie "mitgemeint" zu sein. Und vom Fahrradfahren hat man Frauen mindesten in der Anfangstzeit zunächst eher abgeschreckt, als sie dazu zu ermuntern. Sollen sich jetzt doch mal die Männer "mitgemeint" fühlen, wenn sie ein Fahrradpiktogramm ohne Mittelstange sehen.

    Ich sehe schon, ich muss da noch mal etwas weiter ausholen.

    Ich habe vor einiger Zeit über ein Jahr in Afrika verbracht, als freiwilliger Helfer bei Aufbau- und anderen Hilfsmaßnahmen. Die Zeit dort hat mir sehr geholfen die Welt mit anderen Augen zu sehen und mal aus der "Filterblase Deutschland" auszubrechen. Ich kann nur sagen, uns geht es hier verdammt gut. Natürlich ist der Schutz von Minderheiten wichtig, aber vieles wird hier nach meinem Geschmack viel zu arg aufgebauscht.

    Ich habe dort Familienväter kennengelernt, die sich jeden Tag Gedanken machen mussten, was Sie Ihren Kinden Abends zum Essen auf den Tisch stellen können. Deshalb reagiere ich da etwas empfindlich, wenn man sich verglichen damit hierzulande über kleine Nichtigkeiten aufregt.

    Ich habe zwar noch nicht als Aufbauhelfer in Afrika gearbeitet, aber ich habe beruflich mit jugendlichen und jungen erwachsenen Migranten unter anderem aus Afrika aber auch aus anderen Ländern der Welt hier in Deutschland gearbeitet. Ich bin immer wieder erschrocken darüber, dass viele der Migranten es für ganz selbstverständlich halten, dass sie möglichst bald ein eigenes Auto fahren werden. Einer der häufigsten Berufswünsche ist "Automechaniker". Der hohe Grad der Automobilisierung in den westlichen Industriestaaten ist jedoch weltweit nicht umsetzbar. Ich glaube nicht, dass dem viele ernsthaft widersprechen. Welche Erfahrungen hast du denn mit dieser Frage in Afrika gemacht?

    Sehr nachdenklich muss diese Nachricht stimmen:

    "Der Straßenverkehr ist tödlicher als Ebola oder Malaria: Jahr für Jahr sterben weltweit 1,25 Millionen Menschen auf der Straße. (...) In Ländern, die für Verkehrssicherheit kein Geld haben, gibt es viel mehr Verkehrstote als in reichen Staaten. Rund 90 Prozent aller Todesfälle ereignen sich laut WHO in Ländern mit geringen bis mittleren Einkommen, auch wenn dort nur 54 Prozent aller Fahrzeuge der Welt unterwegs sind." https://www.spiegel.de/gesundheit/dia…-a-1058458.html

    Warum aber bauen wir und liefern wir aus Deutschland immer noch so viele Automobile anstatt gute ÖPNV-Systeme zu exportieren, mit denen sich auch Geld verdienen lässt und die viel mehr Menschen Mobilität ermöglichen als Autos. Warum exportieren wir keine Fahrradfabriken?

    Fahrradpiktogramme auf denen Fahrräder mit tiefem Durchstieg dargestellt werden, sehe ich nicht als "Wohlstands-Pille-Palle". Vielmehr betonen Fahrräder mit tiefem Durchstieg, das gute und nachhaltige Mobilität eine Mobilität nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen ist. Und das gute und nachhaltige Mobilität eine Mobilität nicht nur für junge Menschen, sondern auch für alte Menschen ist, die nach meiner Beobachtung sehr oft ein Fahrrad mit tiefem Durchstieg fahren. (Und zwar nicht nur die Frauen!)

    Währenddessen entlarvt jeden Tag auf's Neue die Autowerbung, wie stark männlich dominiert der MIV ist. Und damit entlarvt sich der MIV selbst als chauvinistisches Mobilitäts-System, dem wir als Radfahrerinnen und Radfahrer mit Fug und Recht eine andere Sicht der Dinge entgegensetzen dürfen!

    Zum Beispiel auch an Ampeln:

    Geht natürlich auch in Grün:

    Vielen Dank an Malte, dass wir nun in einem eigenen Thread zum Thema weiter diskutieren können.

    Nbgradler, du kannst dir Popcorn-Nachschub besorgen!

    Auch in den Ferien sind die Friday for Future Klima-Aktivistinnen aktiv. Am Ferientag "Pfingstdienstag" blockierten sie in Hannover den Autoverkehr an der Pferdeturmkreuzung. Die Neue Presse Hannover berichtete: "Sie hielten einen Banner mit einer Botschaft an die Autofahrer hoch: „Wir sind genauso genervt wie ihr! #Klimakrise“. Dabei riefen sie immer wieder den internationalen „Fridays for Future“-Schlachtruf: „What do we want? Clima justice! When do we want it? Now!“"

    https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…deturm-Kreuzung

    Ich zitiere mich hier mal selbst, weil ich als kleinen Nachtrag noch dieses Foto von der Aktion der Fridays for Future Aktivist*innen an der Pferdeturmkreuzung rausgesucht habe. Das was die Demonstrant*innen antreibt, diese Wut darüber, dass nichts passiert in Sachen Klimaschutz, kommt auf dem Bild sinnbildlich in dem durchgestrichenen [Zeichen 241-30] zum Ausdruck! Auch wenn die Durchstreichung eigentlich der Baustellensituation geschuldet ist.

    Nein, Wirtschaftsunternehmen werden nicht von wahnsinnigen Irren geführt, das habe ich auch nicht behauptet. Aber ich habe leider häufig den Eindruck, dass ÖPNV-Unternehmen ihre Kunden wenig wertschätzen.

    Beipiel: "steigende Pkw-Verfügbarkeit = weniger Zwangskunden = hohe Ansprüche an ÖPNV-Angebot"

    Das ist zitiert aus einer Analyse der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH

    siehe Seite 3 unten: https://www.nasa.de/fileadmin/cont…trag_Panitz.pdf

    Da fühlt man sich als Betroffener doch so richtig in den Hintern getreten, wenn man liest, wie ÖPNV-Unrternehmen über Menschen ohne "PKW-Verfügbarkeit" denken. Und denjenigen Kunden mit "PKW-Verfügbarkeit" dämmert, warum es mit dem Angebot so oft nicht zum Besten bestellt ist.

    Und was die Monatskarte gegen Führerschein im Tresor Aktion angeht: Diese Aktion ist schon einige Jahre her und wurde bislang nicht wiederholt. Wenn diese Aktion gemacht wurde, um Neukunden zu werben, und wenn es eine erfolgreiche Aktion gewesen wäre, dann hätte man sie vermutlich wiederholt.

    Und da die ÖPNV-Unternehmen von den Kommunen beauftragt werden, stellt sich die Frage: Werden da möglicherweise manchmal die falschen Prioritäten gesetzt? So nach dem Motto: "Billich - will ich." Oder gibt man anspruchsvolle Beförderungsbedingungen vor, die von Billiganbietern nicht erfüllt werden können? Aber das kann natürlich auch preistreibend wirken. Darin sehe ich jedoch nicht das Problem, sondern darin, dass der Autoverkehr viel zu stark subventioniert wird. Und dafür kann ich dir gerne auch Beispiele geben.

    Würden die verschiedenen Subventionen für den Autoverkehr gestoppt, und die Infrastruktur auf den ÖPNV und den Radverkehr anstatt auf das Auto ausgerichtet, dann gäbe es eine deutlich größere ÖPNV-Nachfrage und dann müssten sich die Unternehmen nicht mit dem Problemn zahlreicher Leerfahrten rumschlagen, sondern könnten ÖPNV auf einem hohen Niveau zu einem günstigen Preis anbieten, und staatliche Subventionen wären dann überflüssig. Lediglich Unterstützung für Benachteiligte und Menschen mit Behinderung werden weiter gezahlt werden. Aber das ist keine ÖPNV-Subvention.

    Noch'n Plakat, diesmal eindeutig mit Fahrrad-Motiv. Erinnert mich an einen Critical-mass-Aufkleber, den ich mal wo gesehen hab:

    Da hab' ich doch gleich noch mal gesucht und: GEFUNDEN!

    O-Gott, was ist das denn, Frau mit Herrenfahrrad. Das Thema wollte ich doch erst mal ruhen lassen in der Hoffnung, dass Malte dafür einen eigenen Themenstrang einrichtet.

    Aber cubernut wird es sicher "attraktiv" finden.

    Das Konzept der Werbung ist aber schon klar?

    Um einen Neukunden zu gewinnen, verwenden manche Firmen Geld um einen Anreiz zu schaffen.

    Mit Neuwerbung hat das rein gar nichts zu tun. Ein Monat Straßenbahn statt Auto wird keinen Führerscheinbesitzer (Und nur an solche richtete sich die Aktion) dazu bringen, das Auto zukünftig stehen zu lassen. Es wurden auch nie Zahlen mitgeteilt, bei wie vielen Teilnehmern das Angebot fruchtete. Vermutlich weil niemand deshalb Öffikunde geworden ist.

    Vielmehr vermute ich dahinter eine reine "Alibi-Aktion", die zeigen soll: Wir kümmern uns als ÖPNV-Unternehmen darum, Neukunden zu gewinnen.

    Sie können's nicht lassen: Schon wieder zweimal ein "Radfahrer absteigen" Schild an einem Baustellen-Umleitungsradweg, der mit einem Schild kombinierter Fuß- und Radweg gekennzeichnet ist.:

     

    Ort: Pferdeturmkreuzung Hannover. Im Hintergrund links der Bauzaun für das neue Conti-Verwaltungsgebäude.

    Das Foto wurde aus dieser Position aufgenommen: https://www.google.de/maps/@52.37113…!7i13312!8i6656

    Auf dem googlestreetview-Bild steht allerdings noch das inzwischen abgerissene AOK-Gebäude. Und man sieht das Radwegschild, das anzeigt, dass es sich um einen Zwei-Richtunsradweg handelt.

    Fährt man von der anderen Seite also in der "richtigen" Fahrtrichtung auf die Baustelle zu, dann steht da kein Schild, dass auf den gemeinsamen Rad- und Fußweg[Zeichen 240] hinweist. Immerhin sieht man von der Seite auch nicht die "Radfahrer absteigen" Schilder:

    Dieses Verhalten, dem Auto "vorsichtshalber" Vorfahrt zu gewähren, obwohl man als Radler selbst Vorfahrt hat, hat in Wirklichkeit nicht so sehr mit Angst vor einem Unfall zu tun. Vielmehr ist das ein Ausdruck von Zustimmung zu einem Unterdrücker-System, indem sich die Autofahrer*innen als Herrenmenschen gerieren, von deren Gutmütigkeit man abhängig ist. Und die man nicht allzu sehr reizen darf, weil man sonst Gefahr läuft, vernichtet zu werden.

    Das wird mir immer dann deutlich, wenn ich mit Menschen über die Möglichkeiten autofreier Mobilität spreche. Dann kommt oft der Punkt, an dem man zu hören bekommt. "Die Idee von autofreier Mobilität ist ja ganz schön, aber du darfst nicht vergessen, dass wir unser hohes Wohlstandsniveau und unseren hohen Grad an technischer und wirtschaftlicher Entwicklung vor allem unserer erfolgreichen Auto-Industrie zu verdanken haben."

    Und an der Stelle wird es sehr schwer, argumentativ gegen zuhalten, denn diese Aussage entpuppt sich schnell als absolutes Glaubensdogma. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das oft devote Radfahrerverhalten, das bisweilen sicher gerechtfertigt und notwendig ist als Vorsichtsmaßnahme, in vielen anderen Fällen nicht "Vorsicht" als Ursache hat, vielmehr sind es "Demutsgesten".

    Und natürlich muss man als Radfahrer aufpassen, nicht der Versuchung zu erliegen, dem Autofahrer zeige ich's jetzt aber mal so richtig!

    Bei der Aktion Monatskarte für lau gegen Führerschein im Tresor habe ich mitgemacht, weil ich mir einige Tickets sparen wollte, die ich andernfalls investiert hätte. Denn hin und wieder benutze ich Bus und Bahn. Außerdem habe ich mich nach Erhalt der Monatskarte lautstark darüber aufgeregt, dass mal wieder den Autofahrern das Geld hinten und vorne reingschoben wird, während Nichtautofahrer in der Gedankenwelt der Entscheider anscheinend gar nicht existieren.