G20-Gipfel in Hamburg

  • Es gibt auf jeden Fall einen harten Kern von Anarchisten.
    Und es gibt im schwarzen Block eine Menge Leute, die einfach nur Bock auf Randale haben.
    Die hängen sich am Wochenende einen beliebigen Fußballschal um und machen "Party". Oder auch mal den Reichsadler.
    Nicht umsonst gibt es mittlerweile auch rechte Autonome. Bzw. werden sie so eingeordnet.

  • Ich mag diese Rechts-Links-Einordnung so gar nicht, weil Überzeugungen, wie Gerhart geschrieben hat, nicht eindimensional sind.

    Es gibt eben Themen, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, nehmen wir derr Einfachheit halber als Beispiel Kernnenergie und Homoehe. Für (oder gegen) beides zu sein, scheint der traditionelle Einordnung wiedersprechen. Scheint.

    Genauso ist es hier. Man rechnet solche Kravalle traditionell dem linken Rand zu. Und die soziale Linke wehrt sich mit Recht dagegen, mit den Krawallmachern in einen Topf geworfen zu werden. Wenn man aber mit Gewalt :D die politschen Richtungen eindimensional einordnen möchte, kommt eben links heraus.

    Die Linke hat jetzt durch die übliche Vereinfachung ein Imageproblem.

  • Was auch immer die "soziale Linke" sein soll. Gruppen wie die "interventionistische Linke" oder auf die "Rote Flora", die sich eindeutig selbst als Links sehen, lehnen jedenfalls Distanzierung von Gewalt ab.

    "Die Linke hat jetzt durch die übliche Vereinfachung ein Imageproblem."

    Nein, die Linke hat insofern zu Recht ein Problem, als dass - auch wenn selbst völlig friedlich - man viel zu lange eine ungesunde Nähe zu Gruppen wie den obengenannten pflegte bzw. pflegt. Natürlich trifft das nicht pauschal auf jeden Linken zu, aber es trifft viel zu oft zu.


  • Muss ich mich als Radfahrer von Bei-Rot-Fahrern distanzieren, weil ich sonst zurecht ein Problem bekommen werde? ?(

    Das traurige ist ja: Bei bestimmten Diskussionen muss man das wohl. Wann immer das Totschlag-Argument „Ihr Radfahrer fahrt eh über Rot“ kommt, muss man sich im Prinzip von solchen Leuten distanzieren. Ich finde das echt affig und ich wüsste auch erst einmal nicht, bei welcher Bevölkerungsgruppe die Sippenhaft noch in einem ähnlichen Maße praktiziert wird.

  • Das nennt man Sippenhaft bzw. Kollektivhaftung.

    Warum? Es geht darum, dass Parteien und Politiker nach ihrer Haltung zu den Krawallen gefragt werden. Nicht mehr oder weniger. Das hat mit Sippenhaft nichts zu tun. Sondern es geht darum, die Position der Leute zu den Krawallen auszuloten.
    Bei den jetzigen Krawallen fällt zum Glück den Parteien eine Distanzierung zum Glück anscheinend recht leicht. Wenn es denn nur immer so wäre. Im Alltag sieht das oft anders aus. Die Grünen in Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg beispielsweise tun sich beispielsweise bei dem alltäglichen Terror (ja, Terror!), der von den "Wohnprojekten" in der Rigaer Straße ausgeht, oft äußerst schwer damit.

  • Selbst bei schwierigen Themen wie Muslimen oder Flüchtlingen weiß aber jeder einigermaßen verständige Mensch, dass das nicht zu hundert Prozent Vergewaltiger und Diebe sind, auch wenn das in Diskussionen dramatisiert dargestellt wird.

    Beim Thema Radverkehr diskutiere ich da aber mit Menschen, die nicht nur einen brauchbaren Bildungsabschluss, sondern teilweise mehrere Doktortitel haben und werde dennoch zu Beginn immer wieder mit allen Verkehrsverstößen in einen Topf geworfen.

  • Warum? Es geht darum, dass Parteien und Politiker nach ihrer Haltung zu den Krawallen gefragt werden. Nicht mehr oder weniger. Das hat mit Sippenhaft nichts zu tun. Sondern es geht darum, die Position der Leute zu den Krawallen auszuloten.

    Gerne. Aber keine Position muss ebenso erlaubt sein, wie ja/nein. oder gut/schlecht.

  • Und dennoch kann diese Meinung am Ende auf dem Prinzip Kollektivhaftung beruhen.

    Wenn ich jemandem eine fehlende Distanzierung vorwerfe, habe ich selbst bereits eine (möglicherweise unzulässige) Vergleichsgruppe aus Ereignis und dem Aufgeforderten gebildet. Der Vorwurf enthält außerdem meine eigene Meinung zu dem Ereignis, die ich so versuche, dem Aufgeforderten in den Mund zu legen. Bei anderer oder auch keiner Meinung zu dem Ereignis bleibt der Vorwurf gegen ihn bestehen und er scheint für das Ereignis zu sein.

  • Also zuerst einmal sind wie hier nicht vor Gericht, sondern bei der politischen Meinungsbildung. Da geht es nicht um formal korrekte Beweise, sondern halt um Meinungsbildung. Dabei bildet man sich aus den Äußerungen eines Politikers eine Meinung über ihn. Das ist ein höchst subjektiver Prozess, bei dem auch "Nichtaussagen" natürlich in die Meinungsbildung mit einfließen.
    Ich für meinen Teil kann nichts verwerfliches daran erkennen, wenn
    - ein Politiker nach einer Meinung zu einem mir wichtigen Thema gefragt
    - er nichts dazu zu sagen hat oder sagen möchte
    - und ich ihn anschließend weniger mag.

    Vor Gericht gibt es ein folgenloses Aussageverweigerungsrecht. Politiker können natürlich auch die "Aussage verweigern". Folgenlos für die Meinungsbildung bleibt das aber vollkommen zurecht nicht.

  • Da geht es nicht um formal korrekte Beweise, sondern halt um Meinungsbildung.

    Finde ich manchmal echt schade. :whistling:

    Ich spreche niemandem seine Meinung ab oder gebe vor, wie er dazu zu kommen hat. Ich finde bloß die Aufforderung zu einer Distanzierung weiterhin ziemlich doof. Wenn auch ein geschicktes politisches Mittel. Vor allem eines der Mehrheiten.

  • Man sollte eines im Auge behalten: Die extreme Macht der Medien. Die weitaus meisten Leute informieren sich nun einmal über die Mainstream-Medien. Wenn man begriffen hat, dass diese im Großen und Ganzen (zumindest in Deutschland) regierungsfreundlich berichten, geht man differenzierter mit Meldungen um.

    "Die Linke hat jetzt durch die übliche Vereinfachung ein Imageproblem."


    Vielleicht kommt das "zufällig" wie gerufen...?

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Es ist mittlerweile schwer bis unmöglich sich ein Bild von einer Situation zu machen.
    MIch erschlägt diese Medienlandschaft. Neben den "Systemmedien" gibt es ja noch haufenweise "Untergrund" Medien.
    In der Schanze waren zum Teil mehr Pressevertreter als Polizisten unterwegs.
    Alleine auf Youtube gab es 5-6 Livestreams. Dazu noch unzählige via Periscope.
    Und selbst die zeigten unterschiedliche Bilder.

    Und was das "zufällig" wie gerufen angeht - damit wandelt man an der Grenze zum Aluhut.
    Weil prinzipiell hätte Merkel den Gipfel auch nach Hamburg geholt haben können um schon mal den nächsten potentiellen Kanzlerkandidaten kaltzustellen.

  • Ich finde bloß die Aufforderung zu einer Distanzierung weiterhin ziemlich doof.

    Ich weiß wirklich nicht, was daran bei einer direkten Aufforderung schlecht ist. Aus den Antworten kann man oft recht viel ablesen.
    Natürlich kann man das nicht pauschal von einer Gruppe verlangen. Man kann es also "den Muslimen" nicht vorwerfen, wenn sie keine große Demonstration gegen Terrorismus veranstalten. Aber eine Einzelperson kann man doch durchaus mal fragen, was sie von diesem oder jenem hält. Da bekommt man manchmal sehr interessante Antworten.
    So beispielsweise Herr Mazyek, der als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime vor ein paar Jahren ziemlich viel Verständnis für Terroranschläge gezeigt hat.
    Oder Herr Beuth, der als Anwalt der roten Flora vor ein paar Tagen geäußert hat, dass er die Krawalle eigentlich ganz toll findet. Nur der Ort direkt vor seiner Haustür war ihm nicht recht.
    Inzwischen haben beide Herren das Echo auf ihre Aussagen gehört und sich mehr oder weniger glaubwürdig korrigiert. Muss sich halt jeder selber denken, was davon zu halten ist.

  • Es ist mittlerweile schwer bis unmöglich sich ein Bild von einer Situation zu machen.

    Ich denke, es ist heute überhaupt erst möglich, sich ein eigenständiges Bild von einer Situation zu machen. Früher hat man entweder der Tagesschau geglaubt oder nicht. Weitere Möglichkeiten der Recherche gab es praktisch nicht. Heute hat man zumindest die Möglichkeit, sich das alles haarklein anzuschauen.
    Das macht leider verdammt viel Arbeit. Aber im Gegensatz zu früher hat man zumindest die Möglichkeit, sich die Arbeit zu machen :)

  • Wäre das wirklich so überraschend? ;)

    Leben wir tatsächlich in so einer Welt? Gibt es sie wirklich, diese NWO, auf die all diese Geschichten hinauslaufen?
    Schwarzer Block vom Verfassungsschutz initiiert. G20 als Generalprobe zur Abschaffung der Pressefreiheit. Etc. pp.

    Wenn ja, will ich es nicht wissen. Da bin ich ganz froh in meiner Matrix zu leben und immer mal wieder Menschen zu treffen, mit denen ich viele Standpunkte teile.