• Ich war am Wochenende das erste Mal seit 2006 wieder in Berlin für einen Tagestrip.

    Offensichtlich hat man beim Call a Bike System der DB jetzt die guten Elemente aus Hamburg übernommen, leider konnte ich mit meiner StadtRad Hamburg Anmeldung nicht ohne weiteres fahren, also war ich (wie eh geplant) fast nur zu Fuß unterwegs.

    Wie dem auch sei. Mein Eindruck war, dass Berlin - trotz der unzweifelhaft auch da bestehenden Probleme - deutlich weiter ist als Hamburg. Es gibt deutlich mehr Radfahrstreifen, und zumindest in der Nähe zum Brandenburger Tor gabs deutlich mehr Radfahrstreifen und andere brauchbare Lösungen. Mag sein dass die Str. des 17. Juni allein schon wegen ihrer Breite nicht mit Hamburger Straßen vergleichbar ist, keine Frage, aber dennoch war dort konsequent ein Radfahrstreifen vorgesehen. Die aktuelle Sicherheitskampagne tut ihr übriges dazu, dass Radverkehr in Berlin zumindest als Förderungswürdig erkannt wird.

    Leider hat Hamburg da noch erheblichen Nachholbedarf.

  • Offensichtlich hat man beim Call a Bike System der DB jetzt die guten Elemente aus Hamburg übernommen, leider konnte ich mit meiner StadtRad Hamburg Anmeldung nicht ohne weiteres fahren, also war ich (wie eh geplant) fast nur zu Fuß unterwegs.

    Früher konnte man die Dinger überall stehen lassen und nicht nur an den StadtRAD-Stationen. Damals habe ich mir in einer Woche eine ordentliche Sammlung vor dem Hotel aufgebaut: Morgens mit der U-Bahn in die Innenstadt, abends mit dem Rad wieder zurück.

    Wie dem auch sei. Mein Eindruck war, dass Berlin - trotz der unzweifelhaft auch da bestehenden Probleme - deutlich weiter ist als Hamburg. Es gibt deutlich mehr Radfahrstreifen, und zumindest in der Nähe zum Brandenburger Tor gabs deutlich mehr Radfahrstreifen und andere brauchbare Lösungen.

    Den Eindruck hatte ich auch. Vielleicht täusche ich mich da auch, aber kann es sein, dass in der damaligen DDR nicht so gerne Radwege gebaut wurden und der Radverkehr jetzt insofern davon profitiert, dass er nicht dauernd irgendwelche Hochbord-Radwege wegdiskutieren muss, bevor Radverkehrsinfrastruktur auf die Fahrbahn verlegt wird? Wobei ja sogar in West-Berlin die Hochbord-Radwege im Durchschnitt deutlich besser sind als das, was in Hamburg so angedient wird.


  • Den Eindruck hatte ich auch. Vielleicht täusche ich mich da auch, aber kann es sein, dass in der damaligen DDR nicht so gerne Radwege gebaut wurden und der Radverkehr jetzt insofern davon profitiert, dass er nicht dauernd irgendwelche Hochbord-Radwege wegdiskutieren muss, bevor Radverkehrsinfrastruktur auf die Fahrbahn verlegt wird?

    Du täuschst dich nicht. Dafür gibt es auch 2 Erklärungen:
    a) es war ohnehin kein Geld für Straßenbaumaßnahmen vorhanden. Da wurde mal neu aufgepflastert und eine neue Deckschickt aufgebracht - aber große Umbauten fanden nicht statt. Radwege wurden dort angelegt, wo der Gehweg sehr breit war. Andererseits hat man nichtmal in frisch erschlossenen Neubaugebieten Radwege angelegt. Das begann erst ab 1991. Da musste man wohl die zugewiesene Kohle verplempern und bastelte sich Radwege.
    b) fuhr der Großteil der DDR-Bürger ohnehin mit dem Fahrrad zur Arbeit. In meiner Heimatstadt war um 16:20 an ein Queren der Hauptstraße fast nicht zu denken. Da wälzte sich ein Strom von Radfahrern entlang, denn in 3 größeren Betrieben war um 16:00 Schichtwechsel.

  • Zum Vergleich mit Hamburg kann ich nur wenig sagen, weil ich Hamburg zu wenig dafür kenne. Soweit (z.B. bei hamburgize) von der Ferne ersichtlich habt Ihr eine höhere Durchsetzung mit übler Infrastruktur für Radfahrer. Den Aussagen zu Berlin kann ich indes beipflichten, der Osten ist meist besser befahrbar und hat weniger Radwege, die zumeist aus den 90`ern stammen und damit wenigstens nicht ganz so schmal und holprig sind wie die 70`er-Varianten im Westen.

    Ich möchte hier allerdings noch etwas differenzieren. Die Außenbezirke haben tendenziell schlechtere Infrastruktur, dort ist auch die Rücksicht wegen des geringeren Radverkehrsanteils weniger stark. In den inneren Bezirken gibt es wesentlich mehr Radfahrer und weniger Autos, interessanterweise sind in der östlichen Innenstadt bei weniger Radwegen mehr Radfahrer unterwegs als in der westlichen Innenstadt. M.E. spielen aber dabei andere Faktoren wie die autogerechte Anbindung des Westens und eine unterschiedliche Bevölkerungsstruktur auch eine große Rolle.

    Die einzelnen Bezirke agieren recht unterschiedlich, vehement an veralteten Strukturen und RWBP`en halten immer weniger fest, hier ist zu 80% entbläut, teils auch wirklich große Verkehrsachsen. Erfreulich finde ich neben vielen kleinen und großen Ärgernissen, dass sich teilweise wirklich ein Miteinander im Mischverkehr etabliert hat, welches von Rücksicht geprägt ist und auch ängstliche Radfahrer nicht ausschließt. Bei den betroffenen Straßen(-abschnitten) sind meist 3 Kriterien auffällig:

    • faktisch geringes Tempo (20-30 km/h)
    • hohe Radverkehrsstärken, hohe Anteile langsamer, aber wenig berechenbarer Radfahrer (z.b. Touris)
    • faktisch fehlende Möglichkeit einer Hochbordbenutzung (zu viele Fußgänger, Sondernutzungen etc.)
    • geringer MIV-Anteil (~10-25% !?)

    Etwas abhängig von Tages- und Jahreszeit ist dies m.E. zu erleben in Teilen der touristischen alten Mitte, des Scheunenviertels, in Teilen von Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Sehr hilfreich scheinen mir bei der Entwicklung eines Gebietes Radstreifen, wo eine passable Breite möglich ist und Mischverkehr/Fahrradstraßen, wo nur schlechte Separierungslösungen möglich wären.

    Natürlich ist keine der Aussagen absolut, Licht und Schatten oft nah beisammen.

  • Hamburg ist vor allem deshalb so katastrophal, weil man - so konsequent wie sonst in kaum einer anderen Stadt - praktisch flächendeckend gefährliche bauliche Lösungen für den Radverkehr gewählt hat, um ihn bewusst von der Straße weg zu halten, und das sogar bis in jüngste Zeit. Erst seit ungefähr 5 Jahren bessert sich das langsam.

    Die typischen, immer wiederkehrenden Fehler in Hamburg sind:

    1. Straßenbegleitende Radwege meist hinter parkenden Autos mit abgesetzten Furten an Kreuzungen und minimalen Sichtbeziehungen.
    2. Sehr schmal, teilweise nur 80cm.
    3. Meist direkt am Fußgängerweg und von diesem kaum zu unterscheiden, verursacht starke Konflikte.
    4. Oftmals Jahrzehntelang nicht gereinigt.
    5. Fast nie Asphalt, ältere Wege mit schlechtem Klinkerpflaster, neuere Wege mit etwas besserem Pflaster.
    6. Oft zugeparkt.

    Gerrit Moritz hat folgendes Video gemacht, dabei ist er auf einem (IMMER NOCH!) benutzungspflichtigen Radweg mal bewusst schneller gefahren und hat die Mängel aufgezählt:

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    So schlecht ist es zum Glück nicht überall, leider ist es aber keine Ausnahme. Aktuell liegt das Hauptproblem in der fehlenden Konsequenz und in der viel zu langsamen Umsetzung von Neuerungen.. Es werden teilweise wirklich erfreuliche Lösungen gebaut, nach 500m ist dann alles wieder vorbei und es gibt eine Aufleitung auf den alten, nicht mehr benutzungspflichtigen Schrottradweg.

    Ich habe seit 2007 in folgenden Städten gewohnt: Bonn, Augsburg, Kopenhagen, Köln, Hamburg.

    Meine persönliche Fahrradfreundlichkeitsreihenfolge ist:

    1. Platz: Kopenhagen
    2. Platz: Gibt es nicht.
    3. Platz: Gibt es nicht.
    4. Platz: gibt es nicht.
    5. Platz: Bonn
    6. Platz: Gibt es nicht.
    7. Platz: Augsburg
    8. Platz: Gibt es nicht.
    9. Platz: Köln
    10. Platz: Gibt es nicht.
    11. Platz: Hamburg.

    Als schlechtere Stadt als Hamburg die ich persönlich kenne fällt mir aktuell eigentlich nur Brüssel ein.

  • Gerrit Moritz hat folgendes Video gemacht, dabei ist er auf einem (IMMER NOCH!) benutzungspflichtigen Radweg mal bewusst schneller gefahren und hat die Mängel aufgezählt:

    Oh, mein Lieblingsschlagloch auf 4:21. Da hätte ich mich mit @Forumteilnehmer vor knapp zwei Jahren fast mal reingelegt. Ich habe aber festgestellt, dass das wohl inzwischen jemand verfüllt hat.

  • Hi
    was machen eigentlich die ganzen Fußgänger auf dem Radweg bzw. wo sollen die überhaupt gehen? Da steht ein Schild Radweg und nicht getrennter Geh- und Radweg. Bauliche Trennung ist auch nicht feststellbar, nur farbige Pflasterung oder ähnlich ungeeignetes Design. Also ist der ganze Weg Radweg und Fußgänger haben sich Fahrräder zu kaufen und zu benutzen.
    Geht auch gar nicht anders, da die vorgeschriebenen Schutzabstände zu parkenden Autos- Dooringzone- und zu Fußgängern- die Rechtsprechung geht von 80 cm aus- nicht eingehalten werden kann.

    bye
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  • Diese Art der (Fehl-) Beschilderung ist in Hamburg üblich. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist lediglich: Macht es das Schild formaljuristisch nichtig, oder handelt es sich "nur" um eine illegale Anordnung, die jedoch mit normalem Menschenverstand immer noch als die eigentlich behördlich gewünschte interpretiert werden kann (und muss)?

    --
    [Zeichen 244] sike tu li ilo tawa li pona! [Zeichen 244]

  • Hi
    siehe meinen zweiten Satz. Da man bei jedem parkenden Auot anhalten, am Auto vorbei über den Gehweg schieben und dann wieder auf dem Radweg aufsteigen müsste, und das bei jedem geparkten Fahrzeug, ist der Radweg nicht nutzbar.
    Da man bei jedem auf dem Gehweg Gehenden, der nicht wenigstens 80 cm Abstand zuverlässig zum Radweg einhält, stark Abbremsen, geringfügig schneller als Schrittgeschwindigkeit und unter Ausschluss- frag mal Juristen, was das bedeutet- jeder Gefährdung vorsichtig an dem Fußgänger vorbei fahren, notfalls absteigen und schieben müsste, ist der Radweg nicht zumutbar. Je nach Fußgängeraufkommen und Richter.
    Ich würde Straße fahren und es drauf ankommen lassen. Und gegen RWBP Widerspruch einlegen, ist ja ein neues Schild, hat man gute Aussichten auf Erfolg.

    bye
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  • Da steht ein Schild Radweg und nicht getrennter Geh- und Radweg. Bauliche Trennung ist auch nicht feststellbar, nur farbige Pflasterung oder ähnlich ungeeignetes Design. Also ist der ganze Weg Radweg und Fußgänger haben sich Fahrräder zu kaufen und zu benutzen.

    Diese Art der (Fehl-) Beschilderung ist in Hamburg üblich. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist lediglich: Macht es das Schild formaljuristisch nichtig, oder handelt es sich "nur" um eine illegale Anordnung, die jedoch mit normalem Menschenverstand immer noch als die eigentlich behördlich gewünschte interpretiert werden kann (und muss)?

    Das [Zeichen 237] verlangt ja lediglich, einen vorhandenen Radweg anstelle der Fahrbahn zu befahren, in diesem Fall den auf der rechten Straßenseite. Es sagt aber weder, dass es hier einen Radweg gibt, noch dass dieser Radweg direkt links oder rechts neben dem Schild verlaufen muss. Die Benutzungspflicht gilt für den Radweg, den der gemeine Verkehrsteilnehmer dort erkennt, sei er auch nur mit farblich unterschiedlicher Pflasterung vom Gehweg abgegrenzt. Nur wenn tatsächlich kein Radweg vorhanden ist, dann wird’s kompliziert.

  • Hi
    sehe ich anders. Bei Widmung einer Fahrbahn oder Straßenteiles für besonderen Verkehr darf anderer Verkehr diesen Straßenteil nicht benutzen. Er darf ihn bestenfalls queren, wo unbedingt notwendig, unter Ausschluss der Gefährdung des besonderen Verkehrs. Ansonsten dürften ja Fußgänger legal auch auf dem Radweg rumlaufen.
    Bei Falschausschilderung eines getrennten Geh- und Radweges ergibt sich also eine Benutzungspflicht für Radler für den gesamten Straßenteil und ein Benutzungsverbot für Fußgänger. Wobei wir dann in dem Thread mit den nichtigen Verkehrszeichen landen.

    bye
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  • Ich finde KÖLN deutlich schlimmer als HAMBURG, die Stadt ist viel vermurkster. Und Köln hat dazu deutlich weniger B-Zwang abgeschafft als Hamburg - da sind unsere Behörden deutlich weiter. Und autofahrer sind nach meinem Eindruck deutlich aggressiver in Köln als in Hamburg.

    In Köln möchte ich wirklich nicht leben <X

  • Wann hat man eigentlich in Berlin angefangen, tendenziell vernünftige Infrastruktur für den Radverkehr zu errichten? Ich bin eigentlich recht regelmäßig „dort drüben“, habe aber nach meiner Erinnerung das Gefühl, dass der Kram von einem Jahr aufs nächste plötzlich da war. Teilweise machen einige Radverkehrslösungen auf mich den optischen Eindruck, als wären die schon vor der Wende gebaut worden, was ich angesichts des damaligen Radverkehrsanteils dann doch eher für unwahrscheinlich halte.

  • @Forumteilnehmer : Nachdem ich gestern in Köln bei der CM war (ich hab Marco mal schöne Grüße ausgerichtet) muss ich das Fazit bestätigen. Köln hat katastrophal viele rechtswidrige RWBP, die nicht beseitigt werden. Auch wurde gestern an Karneval wieder an den Ringen nach Rotfahrern kontrolliert, das ist wirklich unglaublich (natürlich standen die sogar auf dem legendär schlechten Ringe-Radweg). Beeindruckend auch, dass man den Grüngürtel an der Aachener Straße komplett unpassierbar macht.

    Irgendwie tut sich zwischen Hamburg und Köln nicht viel. Beide Städte sind im ADFC Fahrradklimatest ziemlich realistisch eingestuft - nämlich deutlich hinter Bonn und Berlin.

  • Ich finde KÖLN deutlich schlimmer als HAMBURG, die Stadt ist viel vermurkster. Und Köln hat dazu deutlich weniger B-Zwang abgeschafft als Hamburg - da sind unsere Behörden deutlich weiter. Und autofahrer sind nach meinem Eindruck deutlich aggressiver in Köln als in Hamburg.

    In Köln möchte ich wirklich nicht leben <X

    In einer Rangliste der fahrradfreundlichsten Städte hat Köln evtl. unter "ferner liefen" etwas zu suchen.
    Das mit den deutlich aggressiveren Autofahrern kann ich im Vergleich zu z.B. Mannheim bestätigen.

    Insgesamt herrscht hier eine aggressivere Einstellung anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber. An Zebrastreifen wartende Fußgänger werden stumpf ignoriert. Befindest Du Dich auf dem Zebrastreifen wird extra nochmal Gas gegeben, damit Du da schneller verschwindest etc.

    @Forumteilnehmer : Nachdem ich gestern in Köln bei der CM war (ich hab Marco mal schöne Grüße ausgerichtet) muss ich das Fazit bestätigen. Köln hat katastrophal viele rechtswidrige RWBP, die nicht beseitigt werden. Auch wurde gestern an Karneval wieder an den Ringen nach Rotfahrern kontrolliert, das ist wirklich unglaublich (natürlich standen die sogar auf dem legendär schlechten Ringe-Radweg). Beeindruckend auch, dass man den Grüngürtel an der Aachener Straße komplett unpassierbar macht.

    Irgendwie tut sich zwischen Hamburg und Köln nicht viel. Beide Städte sind im ADFC Fahrradklimatest ziemlich realistisch eingestuft - nämlich deutlich hinter Bonn und Berlin.

    Bin erst einmal geplättet daß gestern tatsächlich eine CM stattgefunden hat?!? Vom Rudolfplatz ausgehend womöglich noch? *schauder*
    Hattet Ihr genügend Flickzeug dabei?

    Die Radwege hier sind völlig vermurkst. In der Innenstadt müßten sämtliche RWBP längst aufgehoben sein. In den Außenbezirken hast Du solche Schätzchen, wo alle 20 Meter ein nicht ganz versenkter Kanaldeckel mittem im Radweg eingelassen ist.
    Brücken haben teilweise nur an einer Seite eine Auffahrt, auf der anderen Seite soll man wohl die Treppen hochtragen.

    Werde wohl die nächsten Monate öfter in Leverkusen unterwegs sein und da wiederum gibt es massig BPRW, die in beide Richtungen freigegeben sind (plus Mofa) und deren BP eigentlich aufgehoben gehört.
    Hölle, Hölle, Hölle!