• Das kann man so oder so sehen. Für den einen mag es die Bestätigung sein weiterhin schmale Radweglein zu bauen, für jemand anderes mag es bedeuten kompromisslose Radwege nach Kopenhagener Vorbild zu bauen, wie jemand anderes mag das als Befürwortung von Radschnellwegen interpretieren. Hängt vom Kenntnisstand und der persönlichen Fahrweise ab.


    Nein, entscheidend ist doch, wir sprechen vom ADFC und seinem gebetsmühlenartigen Mantra

    Ab auf die Fahrbahn! Die Fahrbahn ist sicher!

    entscheidend ist, dass Mischverkehr - auch in deiner Aufzählung übrigens - da ersteinmal nicht vorkommt.

    Das heißt, dass zwar nicht der ADFC, aber doch zumindest der ADFC Chef die Bedürfnisse der normalen und auch der potentiellen Radfahrer für wichtiger hält als die der 5% sportlichen Radler.
    Und das finde ich für den ADFC schon ganz bemerkenswert.

    In velo veritas.

  • Wir reden über zwei unterschiedliche Dinge:
    Erstens: Nach Expertenmeinung fahren Radler auf der Fahrbahn am sichersten. Es wäre noch zu ergänzen, dass es nicht nur um "Meinungen" irgendwelcher Experten geht, sondern diese Tatsache längst anhand von diversen Studien und der Unfallstatistiken nachgewiesen wurde.

    Zweitens: Die meisen Radfahrer "fühlen" sich auf Radwegen sicherer.

    Der wichtigste Punkt kommt noch dazu: Je mehr Radler auf der Fahrbahn fahren, desto sicherer wird das Fahrbahnradeln. Das braucht man, glaube ich, nicht näher zu begründen.

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich auf der Fahrbahn (vierstreifige Hauptstraße, viel Autoverkehr) noch in keine wirklich brenzlige Situation gekommen bin. Ausnahme sind die wenigen aggressiven Autler, die hupen und einen schneiden. Das ist aber eine Gefahr, die sich sofort erledigt hat, wenn viele Radler auf der Fahrbahn fahren! Ich beuge mich nicht aggressiven Idioten!

    Auf den sog. "Radwegen" habe ich hingegen alle paar hundert Meter irgendein Hindernis, eine Ausfahrt, aus der mir ein Autler in Trance vor's Rad fährt usw.. Vergiss die vermeintliche Sicherheit auf "Radwegen"...

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Das heißt, dass zwar nicht der ADFC, aber doch zumindest der ADFC Chef die Bedürfnisse der normalen und auch der potentiellen Radfahrer für wichtiger hält als die der 5% sportlichen Radler.
    Und das finde ich für den ADFC schon ganz bemerkenswert.

    Dann meinst du wahrscheinlich auch nur den ADFC HH. Einige andere "Dorf"-ADFC´s befürworten immer noch Radwegelchen.

  • Erstens: Nach Expertenmeinung fahren Radler auf der Fahrbahn am sichersten.


    Aha.
    Und was sind Radverkehrsexperten? Eine ungeschützte Bezeichnung, die sich jeder anheften darf.
    Für mich sind Radverkehrsexperten Leute, die Radverkehr organisieren können und nicht die, die das nur behaupten.
    Und die, die auf dieser Erde Radverkehr organisieren und zwar so, dass er wächst, diese Radverkehrsexperten setzen auf größtenteils vom MIV getrennte Radinfrastruktur.
    Überall dort, wo diese Radverkehrsexperten am Werke sind, sind Radfahrer am sichersten. Siehe NL, Dk oder auch Münster.
    Und das sind keine "Meinungen" und keine halbgaren Aussagen aus Statistiken a la "Der Klapperstorch" oder "Auf der Autobahn sind Radler am sichersten, weil es dort (Statistiken lügen nicht!) die wenigsten Radunfälle gibt.
    Das sind harte hochsignifikante Fakten.

    In velo veritas.

  • Erstens: Nach Expertenmeinung fahren Radler auf der Fahrbahn am sichersten. Es wäre noch zu ergänzen, dass es nicht nur um "Meinungen" irgendwelcher Experten geht, sondern diese Tatsache längst anhand von diversen Studien und der Unfallstatistiken nachgewiesen wurde.

    Zweitens: Die meisen Radfahrer "fühlen" sich auf Radwegen sicherer.

    Der wichtigste Punkt kommt noch dazu: Je mehr Radler auf der Fahrbahn fahren, desto sicherer wird das Fahrbahnradeln. Das braucht man, glaube ich, nicht näher zu begründen.

    Ich stimme Dir voll und ganz zu bei der Unterscheidung zwischen gefühlter und tatsächlicher Sicherheit - sowie der Abhängigkeit von Unfallhäufigkeit und Radverkehrsanteil.

    Es bleibt aber ein großes Problem bestehen: Wenn das Fahrbahnradeln doch so supersicher ist, warum fahren dann in Städten mit wenig Radinfrastruktur (abgesehen vom Mischverkehr) kaum Radfahrer? Nur mit dem Anreiz über die Infrastruktur- und so verstehe ich den ADFC-Chef - bringt es mehr Radler auf die Straßen, und erst dann wird Radeln insgesamt sicherer. Übrigens fordert der ADFC Bochum den Bau von Radwegen oder Radfahrstreifen entlang von Hauptverkehrsstraßen - Bochum hat derzeit einen Radverkehrsanteil von 5%.

    Es ist oder war selbst in Kopenhagen bei Hardcore-Radlern nicht unumstritten selbst in Straßen mit kanpp über oder sogar weniger als 10.000 Kfz/Tag neue Radwege zu bauen, doch der Stadt gibt die Zunahme des Radverkehrsanteils nach Bau von Radwegen wohl recht.

    Ich persönlich fahre in Deutschland soweit wie möglich auch auf der Fahrbahn - ich mag keine riskanten Radwege. Aber nur wenige Radler - wie Du und ich - haben verinnerlicht auf der Fahrbahn zu fahren. Warum fahren fast alle Radler in Hamburg neben "Radwegen" auf den Gehwegen und nicht auf der Fahrbahn!?. Es liegt nicht nur an der Bequemlichkeit . . .

  • Dann meinst du wahrscheinlich auch nur den ADFC HH. Einige andere "Dorf"-ADFC´s befürworten immer noch Radwegelchen.


    Du weißt es besser. Der ADFC HH gehört zwar zur ganz harten Fahrbahn"mafia", er ist damit im Bundes-ADFc aber keineswegs isoliert.

    Übrigens weiß ich aus eigenem Erleben, wie schnell man "Radwegelchen"-Fan genannt wird.
    Nur weil man z.B. nicht gegen den Abriss ungenügender Radwege ist, muss man noch lange kein Fan solcher Wegelchen sein.
    Nur weil sich einer seine 5€ Lohn nicht wegnehmen lassen will, bedeutet das nicht, dass er 5€ für genug hält.

    In velo veritas.

  • Es braucht ein dickes Fell, Selbstbewusstsein und Sicherheit in geltenden Verkehrsregeln, ständig und dauerhaft den (unterbewusst sicher als statushöher, jedenfalls aber als gefährlich wahrgenommenen) Autofahrern zu widersprechen: Nein, ich fahre hier.

    Das bringt nicht jeder. Der Fehler liegt aber bei den Autofahrern, die diese Atmosphäre schaffen.

    Nun, gut zu reden wird nicht helfen. Im Autostau stehen ist auch keine Alternative, ebenso wenig die Trampelradpfade Hamburger Couleur.

    Für mich bleibt übrig:

    • Benutzungspflichten von Rotzwegen wegklagen.
    • Lobbyarbeit für fahrbahngeführte und gegen hochbordgeführte Radwege. Im Blickfeld des Autoverkehrs fährt es sich sicherer. Man kann einfacher direkt
      links abbiegen. Ferner: Dem Rad- und Fußverkehr wird dadurch (wenn auch wenig) Platz zurückgegeben. Ich sehe auch keine Akzeptanzprobleme seitens der Radler.
    • Wenn erstmal Radstreifen da sind, gegen die Längsparker vorgehen. Salamitaktik :)

    Mit ein bisschen Glück, erhöht man so den Radverkehrsanteil und schafft so politischen Druck und bekommt Stück für Stück mehr innerstädtischen Raum. Natürlich sollte man immer kopenhagener Radwege fordern, aber mit Kompromissen muss man rechnen. Dann sind mir Radstreifen das kleinste Übel.

  • Der Fehler liegt aber bei den Autofahrern, die diese Atmosphäre schaffen


    Genau so ist es! Weder "die Straße", noch das Fahrbahnradeln sind gefährlich. Es sind aggressive und unfähige Autofahrer!

    Der ADFC HH gehört zwar zur ganz harten Fahrbahn"mafia"...


    Jetzt übertreibst Du aber maßlos. Mit Mafiastrukturen hat die Zielsetzung des ADFC absolut nichts gemein.

    Was kann ich dafür, dass andere Menschen sich für viel Geld ein Fahrzeug gekauft haben, das viel schneller fahren kann, als ich mit dem Rad? FAHRZEUGE gehören auf die Fahrbahn (§ 2 StVO)! DIese Menschen sind ja in der Stadt kein Stück schneller, als ein Fahrrad. Warum also sollten sie das Recht haben, immer mal wieder für ein paar Meter (bis man sie an der nächsten Ampel wieder trifft) so richtig Gas zu geben? Das ist vorgestriger Unsinn.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Was mir noch einfällt: Wobei man ja auch jetzt schon sieht, dass man auch Radfahrstreifen so anlegen kann, dass die Führung danach gefährlicher ist als vorher. Genauso Murks wie unsere Hochbordradwege.

  • Was mir noch einfällt: Wobei man ja auch jetzt schon sieht, dass man auch Radfahrstreifen so anlegen kann, dass die Führung danach gefährlicher ist als vorher. Genauso Murks wie unsere Hochbordradwege.

    Zitat der ADFC-Referentin aus dem NDR-Interview zum Umbau Siemersplatz von Nov. 2013:

    "Radfahrern auf dem Siemersplatz raten wir eben extrem vorsichtig zu sein. Man muss zurückstecken, obwohl man auch im Zweifel Vorfahrt hat."

    Könnte man so auffassen, als wenn es vor dem Umbau mit Radwegen weniger gefährlich war. Warum sollten Radfahrer bei Radfahrstreifen denn EXTREM VORSICHTIG sein?

  • Hi
    weil der gemeine Autler mit dem neumodischen Zeugs nichts anfangen kann und nichts anfangen will. Die allermeisten Radfahrstreifen und Angebotsstreifen, die ich bisher gesehen habe, führen press an geparkten Stehzeugen vorbei. Schutzzonen sind Handtuchbreit, falls überhaupt vorhanden, und werden als Parkplatzerweiterung genutzt. So sind diese Streifen allesamt brandgefährlich und ihre Nutzung erfordert höchste Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, auf jede Art von eigenen Rechten sofort zu verzichten. Also alles, was man sich als Radfahrer so wünscht... X/

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • vielleicht bin ich da etwas überempfindlich - aber der Satz im Artikel des Abendblattes stößt mir doch sauer auf:


    "Kurz zuvor hat sie sogar an der Schule ihren Fahrradführerschein gemacht und trug auch einen Helm."
    ok, es ist das Zitat eines Feuerwehrmannes... dennoch. deplaziert.

  • Reiner Mischverkehr auf Hauptstraßen ist m.E. Quatsch, wird so vom ADFC aber auch nicht propagiert. Dann steht man mit dem Rad nämlich immer im Stau. Gute, breite Radfahrstreifen sind daher auf alle Fälle ein Fortschritt, wobei die Hamburger eher selten gut, und nie breit sind. Allerdings kann man da immerhin überholen, indem man kurz auf die Straße ausweicht - das geht bei Radwegen nicht.

    Ich finde daher dass die Aussage durchaus diskussionswürdig ist, breite Radwege zu bauen. Das geht dann aber nur im Sichtfeld, und somit ohne Parkplätze, und mit aufwändigem Umbau der Kreuzungen. Das wird man in Hamburg nicht hinbekommen, fürchte ich.

    Wenn Radweg, dann aber unbedingt auf anderer baulicher Höhe als der Fußweg. Selbst die neuen weißen Streifen neben den roten Radweg in Hamburg reichen nicht aus, Fußgänger latschen immer noch drüber.

  • Zitat

    Wenn Radweg, dann aber unbedingt auf anderer baulicher Höhe als der Fußweg. Selbst die neuen weißen Streifen neben den roten Radweg in Hamburg reichen nicht aus, Fußgänger latschen immer noch drüber.

    Sehr richtig und ein Vorteil der Radfahrstreifen.

    Zitat

    Gute, breite Radfahrstreifen sind daher auf alle Fälle ein Fortschritt, wobei die Hamburger eher selten gut, und nie breit sind.


    Das meinte ich oben: Man kann jede Form der Radverkehrsführung so anlegen, dass sie Murks ist. Hamburg betreibt da in der Regel Pionierarbeit.

  • Reiner Mischverkehr auf Hauptstraßen ist m.E. Quatsch, wird so vom ADFC aber auch nicht propagiert.


    Der Hamburger ADFC ist schon ziemlich speziell.
    Das verkehrspolitische Leitbild (wie sie sich Verkehr vorstellen) des HHer ADFC sagt:
    "Der Straßenverkehr in Hamburg ist so gestaltet, dass sich RadfahrerInnen jederzeit im Mischverkehr auf der Fahrbahn wohlfühlen und sie überall sicher und komfortabel unterwegs sind."
    Der Rückbau jeder getrennten Radinfrastruktur wird dort als Sieg gefeiert ("Mehr davon!"). Schulen in der Nähe? Kitas? Uns Sportradlern doch egal! Speed is king, ey!

    Und wenn da hinterher weniger radeln als vorher? Interessiert die doch nicht. Hauptsache, die Wenigen radeln im Mischverkehr, bzw MÜSSEN im Mischverkehr radeln.
    Natürlich muss man bedenken, dass das alles Ehrenamtliche sind, also keine Profis. Trotzdem geht das weit über Unerfahrenheit oder Naivität hinaus.

    In der Diskussion um das neue Verkehrspolitische Programm des ADFC, soweit ich die mitgekriegt hab, taten sich gerade die HHer als besonders hardcore gegen die eher moderne Stork-Fraktion hervor.

    In velo veritas.

  • Zitat

    Der Rückbau jeder getrennten Radinfrastruktur wird dort als Sieg gefeiert ("Mehr davon!").

    Ein Schritt in die richtige Richtung. Eventuell Freigabe des Gehwegs für Radfahrer, mehr als Schrittgeschwindigkeit ist da bei hohem Fußgängeraufkommen eh nicht drin.

  • Ein Schritt in die richtige Richtung. Eventuell Freigabe des Gehwegs für Radfahrer, mehr als Schrittgeschwindigkeit ist da bei hohem Fußgängeraufkommen eh nicht drin.

    Wobei die Gehwegfreigabe sehr genau geprüft werden sollte. Der Hamburger Standardgehweg von nur 1,5 Metern Breite reicht nicht für Fußgänger und Radfahrer. Es gibt die EFA, und deren Einsatzkriterien für Radverkehr auf Gehwegen in Abhängigkeit von Breite, Anzahl der Fußgänger in Spitzenstunde, Lage zu Schulen und Blindeneinrichtungen, usw. sowie die Hamburger Sondernutzungspraxis sollten unbedingt beachtet werden.

  • Für mich sind Radverkehrsexperten Leute, die Radverkehr organisieren können und nicht die, die das nur behaupten.
    Und die, die auf dieser Erde Radverkehr organisieren und zwar so, dass er wächst, diese Radverkehrsexperten setzen auf größtenteils vom MIV getrennte Radinfrastruktur.

    Der Rückbau jeder getrennten Radinfrastruktur wird dort als Sieg gefeiert ("Mehr davon!").... Und wenn da hinterher weniger radeln als vorher? Interessiert die doch nicht.

    Ein Schritt in die richtige Richtung.


    Kommt darauf an, finde ich, ob man Radverkehr organisieren oder ob man Radverkehr desorganisieren will.
    In HH passiert letzteres. Das ist der Verdienst ALLER beteiligten Akteure, zuvörderst das Verdienst des ADFC.

    In velo veritas.