Gelungene Baustellen

  • Ich bin mir selbst noch nicht sicher, ob das nun eine gelungene Baustelle sein soll oder ein Desaster.

    Auf jeden Fall ist sie eine Art Escape-Rätsel!

    Zunächst mal zwei Rätsel-Fotos:

    Man sollte meinen, die Radfahrer*innen hier machen alles richtig. Sie benutzen den Radweg in die übliche Fahrtrichtung. Aber das Schild [Zeichen 237] gibt zu denken: Müsste darunter nicht so ein Zusatzschild angebracht

    sein: [Zusatzzeichen 1000-33] ?

    Oder steht das Schild vielleicht komplett falsch herum, weil es zum Beispiel wer umgedreht hat?

    Und warum steht da ein Achtung Fahrradverkehr? [Zeichen 138-10]

    Dieser Radfahrer benutzt den Radweg entgegengesetzt zur üblichen Fahrtrichtung. Wenn das Schild richtig da steht, dann darf er das auch. Muss er mit Gegenverkehr rechnen?

    Die Umleitungsregelung auf Open-Streetmap eingetragen zeigt, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite der übliche Fahrradweg baustellenbedingt endet und nach rechts weggeleitet wird, dann unter der Brücke durch und auf der Seite, die im Foto zu sehen ist, auf den Radweg der Gegenseite. Dort wo die Frau mit den hellblauen Jeans läuft, ist die Einmündung der Umleitungsstrecke auf die "falsche Radwegseite" der Spinnereistraße. Das Blauschild [Zeichen 237] freilich ermöglicht die Weiterfahrt in die Richtung, in die dort sonst nicht gefahren werden darf.

    Die Radfahrer*innen auf dem obersten Foto dürfen dort nicht fahren, sondern müssten sich eigentlich die

    Fläche zwischen Zaun und Radweg mit den Fußgängern teilen, zumindest auf dem Abschnitt bis zum Ende der gelben Linie. Ab dort dürften sie dann wieder auf dem eigentlichen Radweg fahren. Das kann man auf diesem Foto sehen, dass dort aufgenommen wurde, wo die Radfahrer*innen im ersten Foto herkommen. Und zwar aufgenommen in Richtung der Radfahrer*innen.

    Heute traf ich an der Stelle die Fahrradstaffel der Polizei. Die wollten mir aber auch nicht verraten, ob und welchen Verbesserungsvorschlag sie an die städtische Verkehrsbehörde machen werden.

    Vielleicht ist aber auch das ganze Konstrukt bereits das beste, was geht?

    Formal scheint mir das meiste richtig gemacht. Und was meinte die Polizei dazu: "Die Fahrradfahrer*innen sollten doch eigentlich die Verkehrsregeln kennen!" Trotzdem hatte auch die Polizei Mitleid mit solchen Fahrradfahrer*innen wie auf dem ersten Foto, die dort eigentlich nicht fahren dürften, sondern auf dem gemeinsamen Fuß und Radweg direkt daneben fahren müssten.

    Zumindest so lange die Baustellenumleitung gilt.

  • Ullie

    Ich mach's kurz. Die Baustelle mag unschön einzurichten sein, aber in einer rationalen Argumenten zugänglichen Welt würde man wenigstens für die paar hundert Meter Tempo 20 anordnen und zumindest auf der Baustellenseite den Radverkehr über die Fahrbahn im Mischverkehr abwickeln (können).

    So wie hier umgesetzt entstehen nur zusätzliche Verkehre durch Umwege und Gefährdungen durch Geisterradelei. Ist also Murks.

    ebayForumKopfverkl.jpg
    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Ullie

    Ich mach's kurz. Die Baustelle mag unschön einzurichten sein, aber in einer rationalen Argumenten zugänglichen Welt würde man wenigstens für die paar hundert Meter Tempo 20 anordnen und zumindest auf der Baustellenseite den Radverkehr über die Fahrbahn im Mischverkehr abwickeln (können).

    So wie hier umgesetzt entstehen nur zusätzliche Verkehre durch Umwege und Gefährdungen durch Geisterradelei. Ist also Murks.

    Das sehe ich anders. Es wurde nicht alles bis zu Ende gedacht. Aber es wurde einiges richtig gemacht. Ich habe mir gestern noch mal die Baustellenausschilderung ab Beginn der Spinnereistraße angesehen. Da steht tatsächlich ein Tempo 20 Schild für den Fahrzeugverkehr!

    Wer darf/muss in den Pfad einbiegen, der von den Baken begrenzt ist? Das bleibt unklar. Da keine speziellen Schilder da stehen, darf da eigentlich nur der Fußverkehr rein. Mancher Radfahrer wird vermutlich das Radwegschild als Legitimation sehen, den Pfad zwischen den Baken zu benutzen. Aber es steht da für den Hochbordradweg, der zurzeit wegen der Baustelle gesperrt ist. Es wurde vergessen, es einzupacken. In der Regel, wenn da keine Baustelle ist, wird der Hochbordradweg benutzt. Auch das verstärkt den Eindruck, der Pfad zwischen den Baken ist jetzt der Ersatz für den Hochbordradweg.

    Ich halte es für keine gute Idee, einfach gar nichts auszuschildern, sodass der Radverkehr auf die Fahrbahn gezwungen wird. Das ist gerade in so einer Baustellensituation eine zu große Herausforderung, besonders für ungeübte, und manche ältere und manche junge FahrradfahrerInnen. Stattdessen können die Fußwege für den Radverkehr freigegeben werden. Dann ist niemand gezwungen, diese Wege zu benutzen. Wer ohnehin langsam mit dem Fahrrad fährt und sich (noch) nicht oder nicht mehr auf die Fahrbahn traut, der hat eine Alternative, ohne, dass er ordnungswidrig den Gehweg benutzt. Und wer lieber die Fahrbahn benutzt und an der Engstelle mit Ampel ggf. den Gegenverkehr abwartet, der ist ja nicht gezwungen, den Gehweg mit Radverkehrsfreigabe zu benutzen.

    Ich sehe da auch kein Problem mit "Geisterradelei". Denn wenn der Gehweg für den Radverkehr freigegeben ist, darf der Radverkehr nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Auch wenn der Gehweg in beide Richtungen für den Radverkehr freigegeben ist, stellen Begegnungen mit Schrittgeschwindigkeit kein Problem dar.

    Hier noch mal die Karte von openstreetmap mit meinen Eintragungen zur Erläuterung der wirklich nicht einfachen Verkehrssituation rund um die Baustellenbereiche:

    Ich habe das nicht polemisch gemeint, dass ich die Baustellenausschilderung in dieses Thema zu den gelungenen Baustellenausschilderungen gepackt habe. Da stecken gute Ansätze drin, aber es ist auch manches nicht zu Ende gedacht. Aber das ist immer noch besser als Schema F. Wir machen jetzt mal gar nichts an Ausschilderungen für den Radverkehr. Und RadfahrerInnen, die die Fahrbahn meiden möchten, können dann ja einfach absteigen und schieben. Davon halte ich nichts.

  • dann steht der arme Radverkehr ja mit im Ampelstau. Das darf nicht sein! :S

    Ich stehe nicht gerne mit dem Autoverkehr im Ampelstau. Besonders dann nicht, wenn eine Grünphase nur für wenige Fahrzeuge ausreicht und es keine Möglichkeit gibt, sicher an der Autoschlange vorbei nach vorne zu fahren. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

    Und ich habe auch kein Problem damit, wegen einer Baustelle Umwege zu fahren. Aber wenn es für den Fahrzeugverkehr eine schnellere Umfahrung gibt, dann sollte diese auch für den Radverkehr ermöglicht werden, anstatt den Radverkehr mit Radwegschildern auf Umwege zu zwingen.

  • Beitrag von Ullie (12. August 2022 um 11:52)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (24. März 2023 um 09:09).
  • Ich stehe nicht gerne mit dem Autoverkehr im Ampelstau.

    [...]

    Aber wenn es für den Fahrzeugverkehr eine schnellere Umfahrung gibt, dann sollte diese auch für den Radverkehr ermöglicht werden, anstatt den Radverkehr mit Radwegschildern auf Umwege zu zwingen.

    Ich hoffe mal, ich hab das nicht sinnentstellend verkürzt. Aber ich lese es genau so.

    Du willst auf direktem Weg oder zumindest mit sehr geringem Umweg wie der "Fahrzeugverkehr" durch die Baustelle kommen. Aber auf diesem direktem Weg selbst willst du nicht fahren.

    Sondern quasi eigene Wege neben dem "Fahrzeugverkehr" haben.

    Den Anspruch kann man haben. Und wenn der Platz ausreicht: bitte, klar, gerne.

    Nur: manchmal reicht der Platz nicht aus.

    Und so lange der Radverkehr (in Menge und Geschwindigkeit) eben eher nicht fußgängerverträglich ist, sollten gerade bei eingeschränkter Flächenverfügbarkeit keine Gehwege fürs Radfahren freigegeben/angeordnet werden.

    Wenn man als Radfahrer dann auf der Fahrbahn "im Stau" steckt: pech. Ist halt so.

    Man kann ja gerne "Autofreie" Umwege ausschildern. Zum Beispiel über die Ihme-Passage, in der eh gebaut wird und kein Fußgänger herumwuselt. Darüber kann man den "südlichen Quellverkehr" abwickeln. Der nördliche Quellverkehr könnte über Stärkestraße - Justus-Garten-Brücke am Straßenbahndepot geführt werden. Alles sehr ruhig gelegen und ideal für diejenigen, die gerne Umwege fahren.

    Wenn die Radwegisierung weiter zunimmt, werden wir vielleicht irgendwann noch zu seinem Duo-Standard kommen:

    "rote Umleitung" = Schnell, Mischverkehr

    "grüne Umleitung" = autoarm, Radwegradwegradweg

    können wir meinetwegen gerne so handhaben.

    Der Fußverkehr sollte aber zukünftig nicht mehr unter dieser Zwangsvergemeinschaftung wie heute üblich leiden...

  • Ich schlage das hier mal vor als gelungene Baustellenbeschilderung:

    Ort: Minister-Stüve-Straße Hannover-Linden.

    Der ausreichend breite Bürgersteig wird für rund 25 m zum gemeinsamen Fuß- und Radweg gemacht.

    Das Ende dieses Abschnittes wird jeweils durch ein Fußwegschild angezeigt.

    Um das ganze noch abzurunden, könnte zu dem [Zeichen 240] noch ein [Zusatzzeichen 1000-33] dazukommen. Aber es ist auch so ersichtlich, dass auf diesem Abschnitt mit Gegenverkehr zu rechnen ist.

    Fußgängerschild am Ende des Gemeinsamen Fuß- und Radweges hervorgehoben:

  • Das [Zeichen 250] sperrt doch die ganze Straße für Radfahrer. Was soll daran gelungen sein? [Zeichen 260] war nicht im Vorrat?

    Ist das so? Ist nicht der Bürgersteig ein baulich von der Fahrbahn abgetrennter Bauteil der Straße?

    Die Baustellenabsperrung und damit der Bereich, der nicht von Fahrzeugen befahren werden soll (und auch nicht zu Fuß begangen) werden soll, ist die Fahrbahn und der Bürgersteig auf der einen Seite der gesperrten Fahrbahn.

    Wenn die Baustellenabsperrung offen steht, weil z. B. gerade ein LKW die Baustelle verlassen hat und vergessen hat, die Absperrung zu schließen, dann könnte ein [Zeichen 260] den falschen Eindruck erzeugen, man dürfe dort mit dem Fahrrad durchfahren.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (24. März 2023 um 10:35) aus folgendem Grund: Ergänzung 2. und 3. Absatz