Neue Fahrradstraßen in Nbg (2020)

  • Ich versuche mal die versprochene Zusammenstellung. Ganz ohne Gemotze gegenüber der Stadt wird es vermutlich nicht gehen, aber als Grundstimmung bitte ich euch mitzunehmen: ich bin angenehm überrascht.

    Also: Nürnberg ist seit vielen Jahren Fahrradstadt und Infrastrukturapocalypsemetropole. Unsere einzige Fahrradstraße war lange Zeit ~20m lang, ging über eine Brücke und wurde von parkplatzsuchenden Autofahrern zügig befahren. Darüber habe ich schon woanders auf diesem Forum geklagt, ich bringe kein neues Bild (hier als Link: von Ufer zu Ufer war Fahrradstraße: https://www.google.com/maps/@49.45301…!7i13312!8i6656 ).

    Nun ist Nürnberg arm und manches dauert, aber seit diesem Jahr sind viele Fahrradstraßen im Bau. Das Konzept ist hier zu finden: https://www.nuernberg.de/imperia/md/ver…gsvorlage-1.pdf , die betroffenen Straßen sind auf Seite 5 oben aufgelistet. Keine Kopie hier, für Ortsfremde eh nur bedingt interessant, vermute ich.

    Mich persönlich betreffen davon zwei - die habe ich auch gesehen und jetzt eben etwas Zeit gefunden Fotos zu machen.

    Zunächst zu meiner Seite der Stadt (der Osten): Dieser liegt geografisch und Straßenbaulich interessant zwischen zwei Wäldern und wird von einem (dem) Fluß durchtrennt. So sind auch die dort angelegten Straßen.

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    Auf der Karte ist das halbwegs zu erkennen: zwischen Mögeldorf und Erlenstegen am östlichen Rand gibt es nur sehr begrenzte Ausweichmöglichkeiten.

    Nun wundere ich mich immer, dass die Hamburger keine Nebenstraße finden, die ebenfalls gerade verläuft und auf der keine Autos fahren. Das scheint aber tatsächlich eine gelungene Nürnberger Variante zu sein. Hier sind die Wohngebiete schon recht lange alle Tempo 30 und mit Durchfahrtsbeschränkungen (baulich) zwischen den einzelnen Abschnitten. Rad- und Fußverkehr können weiter (und vermutlich das Pferd), für alle anderen ist es verboten. Hindert Motorräder nicht immer, aber das sind vergleichsweise wenige.

    Das hat sich auch schon immer im Radverkehr gezeigt. Ich habe versucht das mit der Strava Heatmap darzustellen, die Abschnitte aber nicht ganz getroffen.

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    Der Zoo ist das ovale Dings unten rechts im Bild, darüber im Wald sind "helle" Strecken, weil für den Radverkehr der Wald schon immer interessant war.

    Auf der südlichen Seite des Flusses gibt es eine Hauptverkehrsstraße, die von den umliegenden reichen Wohnvororten in die Innenstadt führt (Laufamholz- und Ostendstraße). Diese ist für den Radverkehr ziemlicher Mist - das Ding ist fast durchgängig zweispurig, es gibt Bereiche die auf unmarkiertem Kopfsteinpflaster laufen, der Verkehr ist relativ stark und die Ampelschaltungen sind praktisch geschwindigkeitsunabhängig doof. Das führt vor allem dazu, dass Radler entweder am Fluss entlang fahren oder in die umliegenden Wohngebiete ausweichen.

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    Im Bild mit den (etwas überdimensionierten) Punkten markiert ist der Verlauf der "Hauptstraße", in der linken Bildhälfte darüber sieht man die beiden Wege um den Fluss/See, mit den beiden Pfeilen ist der Start und das Ende der "Wohngebietsumgehung" markiert. Wenn auf der Karte einer suchen möchte, dass ist die Happurger Straße bis zur Gleishammerstraße.

    Lange Einleitung, 'schuldigung.

    Dort kommt gerade eine Fahrradstraße. Auf praktisch der gesamten Länge der beiden Pfeile in der Heatmap (nicht ganz, in Rehhof gibt es einen linksseitigen Hochboardradweg - der ist wegen der seltsamen Bebauung nicht ganz so schlecht wie manch anderes Konstrukt, aber toll ist es halt auch nicht). Und die Gestalt ist eben mit deutlicher Vorfahrt für den Radverkehr, sehr vielen neuen markierten Flächen und auf einem Straßenzug der ausreichend breit ist, dass auch mehrere Radler mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten trotz parkender Fahrzeuge vernünftig fahren können. Das ist alles noch nichts neues - die Fahrradstraße bringt so alleine also noch keinen wesentlichen Vorteil. Aber die Vorfahrtsmarkierung ist neu. Damit gilt auf einer langen Verbindung für Radler jetzt kein rechts vor links mehr. Ich bin sehr gespannt - für mich ist das ein riesiger Vorteil.

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    Vernünftig markiert.

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    An allen Kreuzungen mit VZ 301 versehen.

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    Sogar eine abknickende Vorfahrt in der ehemaligen 30-Zone haben sie hinbekommen (in der Richtung wie im Bild mit einem VZ 301, in der Gegenrichtung mit einem VZ 102)

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    Dieses Bild ist aus einem anderen Teil der Stadt (Hummelsteiner Weg, Ausweichstrecke der vielbefahrenen Pillenreuther Straße) - dort wurde der Straßenbelag im Zuge der Fahrradstraße erneuert. Das war vorher ein mit Schlaglöchern und Rinnen so beschädigter Bereich, dass ich diese Stelle auf allen verfügbaren Mängelkarten eingetragen habe.

    Also in Summe: es tut sich etwas. Das ist schön. In den beiden Teilen die ich befahren habe scheinen die Änderungen ausgesprochen erfreulich - wie sich das durchsetzt (vor allem, wenn die zugelassenen Anwohner jetzt nicht mehr auf rechts vor links achten müssen) wird sich zeigen.

    Im Thema der Fahrrunter Kampagne (RE: „Fahrrunter“-Kampagne ) hatte ich ja noch gesagt: fragt mich später, ob es was genützt hat. Ich vermute, das ist hinfällig. Seit heute ist bekannt, dass wir gleichzeitig (also halt: jetzt) das 365€ Ticket einführen. Ob der Autoverkehr jetzt weniger wird, weil eine Fahrradstraße hingemalt wurde oder ob das günstige Ticket einen ÖPNV-Nutzer angezogen hat kann ich nicht mehr trennen.

    Der Bericht zur Verkehrszählung 2019 liegt hier: https://www.nuernberg.de/imperia/md/ver…omplett_neu.pdf

    Auf Seite vier ist dort der Anteil der Radfahrer am Verkehr über die Pegnitzbrücken angegeben. Das ist vielleicht keine völlig schlechte Wahl. Dem ersten Anschein nach wäre das eine sinnvolle Abschätzung. 2019 käme dann der Radverkehr in Nbg auf 11,5%. Wir werden sehen.

  • Nun ist Nürnberg arm ... (...)

    Vernünftig markiert.

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    Dass Nürnberg arm ist, das kann ich nicht so recht glauben.

    Damit will ich jetzt nichts darüber sagen, ob es von Vorteil oder von Nachteil ist im Sinne der Radverkehrsförderung, wenn eine Kommune "arm" ist.

    Laut einer Statistik auf Wikipedia liegt Nürnberg jedenfalls auf Platz 9 von 110 deutschen Städten in einer Liste der deutschen Städte nach Bruttoinlandsprodukt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…oinlandsprodukt

    Dass soll kein Vorwurf sein Nbgradler, ich stelle übrigens bei der Gelegenheit gerade fest, dass sich in dieser Liste die Region Hannover auf Platz 7 befindet.

    Was ich aus der Beschreibung nicht so ganz verstanden habe, ist dieses Bild, das ich hier zitiert habe.

    Warum ist das Schild Vorfahrt an der nächsten Kreuzung durchgestrichen und warum ist das Schild Fahrradstraße durchgestrichen?

    Die breite rote Bodenmarkierung sieht doch so aus, dass es genau das, was diese Schilder aussagen, unterstützt. oder übernimmt die rote Boden-Markierung die Aufgabe der Schilder, so dass diese überflüssig werden?

    Und was ist mit den parallel verlaufenden Hauptverkehrsstraßen? Wie ist es dort um den Radverkehr bestellt? Aus der Diskussion in Hannover weiß ich, dass Radverkehrsverbindungen abseits der Hauptverkehrsstraßen oft dazu angelegt werden, um zu verhindern, dass die Hauptverkehrsstraßen auch für den Radverkehr als Hauptverkehrsstraßen attraktiv sind. Das halte ich im Sinne der Radverkehrsförderung für kontraproduktiv.

    Allerdings wäre es auch Quatsch, auf attraktive und schnelle Radverkehrswege abseits der Hauptverkehrsstraßen nur aus "Prinzipienreiterei" zu verzichten und sie unbeachtet zu lassen bei einem Radverkehrskonzept.

  • Zitat

    Warum ist das Schild Vorfahrt an der nächsten Kreuzung durchgestrichen und warum ist das Schild Fahrradstraße durchgestrichen?

    Die breite rote Bodenmarkierung sieht doch so aus, dass es genau das, was diese Schilder aussagen, unterstützt. oder übernimmt die rote Boden-Markierung die Aufgabe der Schilder, so dass diese überflüssig werden?

    Der Teil ist einfach. Noch ist dort alles durchgestrichen - die Fahrradstraße ist nicht fertig markiert und wird nicht "teilweise richtig" freigegeben. An manchen Kreuzungen fehlen noch die Schilder, oder die Markierung oder sonst was - es sind da mehrere unabhängige Bautrupps unterwegs (also: mindestens zwei. Einer markiert auf dem Boden, der andere Stellt Schilder auf).

    Gestern Abend neu hinzugekommen sind Markierungen, die auf eine Bauliche Verengung an mindestens zwei Stellen hindeuten. Da kommt scheinbar auch noch etwas.

    Zitat

    Und was ist mit den parallel verlaufenden Hauptverkehrsstraßen? Wie ist es dort um den Radverkehr bestellt?

    Ich zitiere mich selbst: "Auf der südlichen Seite des Flusses gibt es eine Hauptverkehrsstraße, die von den umliegenden reichen Wohnvororten in die Innenstadt führt (Laufamholz- und Ostendstraße). Diese ist für den Radverkehr ziemlicher Mist - das Ding ist fast durchgängig zweispurig, es gibt Bereiche die auf unmarkiertem Kopfsteinpflaster laufen, der Verkehr ist relativ stark und die Ampelschaltungen sind praktisch geschwindigkeitsunabhängig doof. Das führt vor allem dazu, dass Radler entweder am Fluss entlang fahren oder in die umliegenden Wohngebiete ausweichen."

    Dort findet schon Radverkehr statt, schön ist es aber nicht. Beispiele hier: https://www.google.de/maps/@49.45210…!7i13312!8i6656

    und hier: https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656

    Zitat

    Aus der Diskussion in Hannover weiß ich, dass Radverkehrsverbindungen abseits der Hauptverkehrsstraßen oft dazu angelegt werden, um zu verhindern, dass die Hauptverkehrsstraßen auch für den Radverkehr als Hauptverkehrsstraßen attraktiv sind. Das halte ich im Sinne der Radverkehrsförderung für kontraproduktiv.

    Um Ronja Räubertochters Trolle zu zitieren: Wisuuu den bluus?

    Außer ich will ein Geschäft an der Hauptverkehrsstraße erreichen (vergleichsweise unwahrscheinlich: Chemikaliengroßhandel, Versicherung, Wohngebäude) bin ich doch als Radler entlang des Flusses oder in einer Nebenstraße immer besser aufgehoben. Da ist es ruhiger, es gibt keinen Kfz-Durchgangsverkehr. Das ist doch genau das, was ich will. Wiso wollen Sie um jeden Preis überall Radverkehrsanlagen?

  • Zitat von Nbgradler

    Nun wundere ich mich immer, dass die Hamburger keine Nebenstraße finden, die ebenfalls gerade verläuft und auf der keine Autos fahren. Das scheint aber tatsächlich eine gelungene Nürnberger Variante zu sein.

    Dafür muss es halt Nebenstraßen geben, die einigermaßen parallel zu Hauptstraßen sind. Ich suche immer wieder danach, aber in Hamburg finde ich das recht selten, da abseits der Hauptstraßen die Straßen eher nach dem Chaosprinzip angeordnet sind. Meist kommt da eher ein Zickzack bei raus. Vielleicht wurden irgendwann auch einzelne Verbindungen gekappt um den Autoverkehr auf die Hauptverkehrsstraßen zu drängen.

    Wenn ich mir z.B. in Hamburg die Straßen Haldesdorfer Straße, Harnisch und Am Stühm anschaue, vermute ich da eine historische Wegeverbindung, die irgendwann gekappt wurde. Heute könnte man die Straßen wieder direkt verbinden und eine super Veloroute draus machen. Macht man natürlich nicht. Stattdessen kommt dann so ein irrsinniges Zickzack raus wie die Veloroute 6 zwischen Volksdorf und Berne. Hier müsste man sehr wohl als Kompromiss entlang der Hauptstraßen was machen, auch wenn dort dann mal Parkplätze und einzelne Bäume geopfert werden müssten.

    Ich sehe keinen Grund, warum die Hauptradrouten entlang von Ausfallstraßen laufen müssen, wenn es parallel ruhigere und genau so schnelle Verbindungen gibt. Dort kann ja öfter auf Ampeln verzichtet werden, so dass man sich kleinere Schlenker eher "leisten" kann. Eine Führung durch Grünanlagen sehe ich bevorzugt, wobei dort dann auch eine weitgehende Trennung zum Fußverkehr sein sollte. In Hannover hat man das ja z.B. entlang der Ihme schon recht gut geschafft, in Hamburg würde ich mir das sehr z.B. im Wandsetal wünschen. In der Strava Heatmap sieht man sehr schön, dass die Strecke entlang der Wandse sehr gut genutzt wird (trotz der Problematik mit Gassigehern und Joggern) und ebenso die Walddörferstraße, die eigentlich eher unangenehm (da viel Kfz-Verkehr) zu fahren ist. Hier ist ja auch der Umbau zur Fahrradstraße angedacht, bisher konnte man sich da aber noch nicht zu durchringen. Die parallele Veloroute 6 ist hingegen ja nur wenig genutzt, wobei sich das mit dem Umbau des Eulenkamps (bisher Kopfsteinpflaster) evtl. auch ändern wird.

    Die Lösung aus Nürnberg gefällt mir sehr, sofern der Durchgangskfzverkehr mit Durchfahrtssperren raus gehalten wird.

    Schlussendlich muss es ein Kompromiss sein aus zugügem Vorankommen und schöner Strecke. Von daher

  • Um Ronja Räubertochters Trolle zu zitieren: Wisuuu den bluus?

    Außer ich will ein Geschäft an der Hauptverkehrsstraße erreichen (vergleichsweise unwahrscheinlich: Chemikaliengroßhandel, Versicherung, Wohngebäude) bin ich doch als Radler entlang des Flusses oder in einer Nebenstraße immer besser aufgehoben. Da ist es ruhiger, es gibt keinen Kfz-Durchgangsverkehr. Das ist doch genau das, was ich will. Wiso wollen Sie um jeden Preis überall Radverkehrsanlagen?

    Vielen Dank für die Erläuterungen zu den Fotos. Ich hatte mich schon gewundert, warum die absolut zu den Bodenmarkierungen passende Beschilderung wegfallen sollte. Aber klar. Die soll nicht wegfallen, sondern steht kurz davor in Betrieb genommen zu werden. Das ist wirklich eine vorteilhafte Veloroute.

    Wichtig ist aber auch, dass der Autoverkehr, der dort ja noch weiter erlaubt ist, nicht zum Durchrasen verleitet wird, denn der Autoverkehr genießt ja an diesen Kreuzungen genau so Vorrang wie der Radverkehr.

    Und ich lehne solche Velorouten auch nicht rundheraus ab. Im Gegenteil, gerade dann, wenn es mit einer attraktiven Veloroute gelingt, ein gutes Angebot zu schaffen spricht da nichts gegen.

    Aber es ist wichtig, mögliche negative Begleiterscheinungen im Auge zu behalten!

    Eine mögliche negative Begleiterscheinung könnte z. B. so aussehen:

    Die Davenstedter Straße ist eine recht stark befahrene Einfallstraße in die Stadt Hannover. Eigentlich sollte sie mit einer gut befahrbahrenen Radverkehrsanlage ausgestattet sein. (Ohne da jetzt ins Detail zu gehen, der vorhandene, aber derzeit zugeparkte, auf dem Foto erkennbare Hochbordradweg ist noch nicht das "Gelbe vom Ei".)

    Der im Foto gezeigte Abschnitt ist Teil der geplanten Veloroute 10.

    Und ich bin froh, dass das voraussichtlich ein Teil der Veloroute 10 wird.

    Denn würde man versuchen, die Veloroute 10 so anzulegen, dass sie nicht an dieser Straße entlangführt, dann wäre das quasi eine Einladung an die Verkehrsplaner, die hier gefundene "temporäre Parkplatzbeschaffungsmaßnahme" zu einer Dauereinrichtung zu machen.

    Fahrradfahrer*innen-Proteste würden mit Verweis auf die parallel verlaufende Velo-Route abgeschmettert werden.

    So hoffe ich sehr darauf, dass in Zukunft die Verwaltung nicht auf die Idee kommen wird, auf der dann als Veloroute ausgewiesenen Strecke eben mal Parkraum zu requirieren, den sie meint während der Baustellenzeit einer nahegelegenen Baustelle, bei der einige Parkplätze in der Zeit durch die Baustelle belegt sind, dem Autoverkehr anbieten zu müssen.

    Ein anderes Problem ist die schon von Ihnen erwähnte Erreichbarkeit von Geschäften an Hauptverkehrsstraßen. Es geht ja nicht nur darum, dass ich als möglicher Kunde eines Geschäftes an einer Hauptverkehrsstraße, dieses mit dem Fahrrad gut erreichen können muss.

    Auch die Leute, die dort arbeiten, wollen gut mit dem Fahrrad dorthin kommen. Oder sollten zumindest gut dorthin kommen können, wenn der Radverkehrsanteil gesteigert werden soll. Wenn es quasi einen Nebeneingang auf der Rückseite des Gebäudes gibt, der direkt an der Veloroute gelegen ist, mag das ja kein Problem sein. Aber das dürfte nur in Ausnahmefällen der Fall sein.

    Außerdem gibt es bei vielen Geschäften und Betrieben traditionell das Bestreben, gut an das (Auto-)Straßennetz angeschlossen zu sein. Der Betrieb soll gut mit dem Auto erreichbar sein. Dass der Betrieb gut mit dem Fahrrad erreichbar sein soll, steht dagegen i.d.R. weniger hoch im Kurs.

    Auch daran wird man so schnell nichts ändern können, nicht zuletzt wegen der gewachsenen Strukturen. Die müssen dann aber so ertüchtigt werden, dass die vorhandene Infrastruktur für den Radverkehr erschlossen wird. Ein handtuchschmaler Hochbordradweg kann das nicht leisten. Auf den von ihnen verlinkten Bildern ist es ja auch nicht weit her mit der Radverkehrsinfrastruktur.

    Ich halte es allerdings für falsch, das alles als ein für den Radverkehr "verlorenes Terrain" widerstandslos preiszugeben.

    Sie hatten ja diese Straßensituation als Link angegeben:

    https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656

    Ich bin da gerade mal ein bisschen virtuell drauf hin und her gefahren.

    Viele werden sich sagen: Hoffnungsloser Fall für den Radverkehr. Ich dagegen sage: Auch hier ist es möglich und nötig dem Radverkehr eine echte Chance zu geben. Aber dafür muss einiges getan werden!

    Ich nenne mal drei Punkte, die derzeit in vielen Ohren noch wie ferne Zukunftsmusik klingen mögen:

    1. Deutlich ruhigerer Fahrzeugverkehr durch Geschwindigkeitsbegrenzungen (automatisch gesteuert durch technische Elemente für autonomes Fahren!) und den Betrieb von E-Fahrzeugen.

    2. Deutlich weniger Kraftfahrzeugverkehr durch Umstieg auf elektrisch betriebenen ÖPNV und damit ermöglichte starke Reduktion der Kraftfahrzeuge und der KFZ-Fahrspuren.

    3. Deutlich dichtere Besiedlung auch in direkter Nachbarschaft von (dann sehr viel ruhigeren) Hauptverkehrsstraßen, die eine Mobilität der kurzen Wege begünstigt.

    Ob man dann noch Velorouten braucht, die parallel zu heute für den Radverkehr sehr wenig attraktiven Hauptverkehrsstraßen verlaufen? Schaden tun sie vermutlich auch dann nicht.

  • Hallo Nbgradler,

    bin gerade noch mal ein bisschen virtuell auf der B4R in die entgegengesetzte Richtung gefahren, die Sie verlinkt hatten.

    https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656

    Und dann wieder zurück. Dabei habe ich mich dann an dieser Stelle gefragt, ob ich als Fahrradfahrer*in gezwungen bin, der Radweg-Markierung zu folgen, oder ob ich mich auch auf dem selben Fahrstreifen einordnen dürfte, auf dem gerade der Tieflader-Transporter mit dem LKW drauf fährt?

    https://www.google.de/maps/@49.45280…!7i13312!8i6656

    Außerdem habe ich mich gefragt, was dort auf der B4R für ein Tempolimit gilt. Ist das alles Innerorts-Verkehr? Und werden die dann entsprechend geltenden 50 km/h eingehalten? Ich habe auf google-street-view keine Schilder entdecken können. Übrigens auch keine blauen Radwegeschilder. (Bin ich virtuell zu schnell gefahren?)

  • Ah, das war etwas unglücklich verlinkt. Die Streetview-Aufnahmen in Nürnberg sind sehr unvollständig - wir haben aktiv gegen Bilder gekämpft. An solchen Tagen wie heute ärgert mich das, da müsste ich dann selbst hin fahren und Fotos machen.

    Die B4R ist der "äußere" Ring im Nürnberg. Es gibt noch einen Innenstadtring direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer entlang. Auf dem äußeren Ring gilt meiner Ansicht nach durchgängig Tempo 50 km/h (im Nordosten glaube ich mich an eine angrenzende Schule zu erinnern - dort könnte es eine werktägliche Tempo 30 Beschränkung geben, wegen des Rings bin ich mir da aber nicht sicher). Rechtlich kann ich ohne Fremdhilfe nicht einschätzen, ob man dem Tieflader folgen dürfte. Die Radwegemarkierung verlässt dort die Ringstraße in eine Nebenstraße.

    Aus Sicht des Radfahrers ist der Nebenweg hier aber nicht unbedingt schlecht - die Nebenstraße (als 30 Zone neben dem ehemaligen FRISTO sichtbar) kann geradeaus verlassen werden, dann gibt es einen gemeinsamen Fuß-Radweg unter der Bahnbrücke durch. Wenn es zulässig ist, hinter dem Tieflader herzufahren (weil der Radweg ja nicht begleitend sein könnte), dann bestünde die Wahl zwischen "Ring mit hohem Verkehrsaufkommen unter Brücke durch mit Betonwand links und rechts" und "Rad/Fußweg mitten durch die Ausstiegstreppe der S-Bahn". Beides ist, ehrlich gesagt, nicht toll. Die S-Bahn kommt nur alle 20 bis 40 Minuten, ansonsten ist es da leer und das Hauptverletzungsrisiko verschiebt sich vom Radfahrer auf den zufällig anwesenden Fußgänger. An der nächsten Kreuzung (also nach der Bahnbrücke, die schon gezeigte hier: https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656 ) gibt es ein Lichtzeichen für Radfahrer, ein gesondertes Rechtsabbiegerlichtzeichen für KFZ mit getrennten Zeiten. Es wurde also zumindest für die Sicherheit etwas unternommen, obwohl hier der KFZ-Verkehr deutlich bevorzugt behandelt wird. Aus Sicht der Verkehrsströme ist das vermutlich richtig. Es sind am Ring entlang wirklich nur wenige Radfahrer und sehr sehr viele KFZ.

    Zitat

    Ist das alles Innerorts-Verkehr? Und werden die dann entsprechend geltenden 50 km/h eingehalten?

    Dieser Ring ist komplett innerorts. Die 50 km/h sind Nürnbergtypisch - am besten im Verkehr schwimmt man hier mit etwa 54 km/h nach Tacho, dann sind die Ampeln durchgeschaltet grün. Ich kann nicht einschätzen, wie falsch mein Tacho geht - diese semi-mobilen "Sie fahren grünes Grinsegesicht / rotes Trauergesicht" Anlagen im bayrischen Voralpenland zeigen mir bei 54 km/h Tacho normalerweise 49 km/h an. Würde einigermaßen passen.

    Zitat

    Ich habe auf google-street-view keine Schilder entdecken können. Übrigens auch keine blauen Radwegeschilder. (Bin ich virtuell zu schnell gefahren?)

    Doch, der gesamte Ring ist blau ausgeschildert, es ist aber nicht alles Hochboard. Hier ist die vorherige Kreuzung: https://www.google.de/maps/@49.44284…!7i13312!8i6656

    Hier die zweite darauf folgende: https://www.google.de/maps/@49.45997…!7i13312!8i6656

    Ich sags mal so: Ich fahre dort ungern. Die Verkehrssituation dort (zweites Link) ist nicht immer so dramatisch, aber der Radfahrstreifen dort ist unter aller Sau. Es gibt ja Nebenfahrbahnen (z.b. hier etwas vorher links ab, dann am Ende nach Rechts durch die 30 Zone und parallel zum Ring weiter: https://www.google.de/maps/@49.45894…!7i13312!8i6656 ).

  • Ich nehme das hier noch einmal zum Anlass mir selbst eine Erinnerung zu schreiben: Es gibt eine weitere Verbesserung.

    Die Stadt verlinkt das unscheinbar hier: https://www.nuernberg.de/presse/mitteil…esse_72140.html

    Heute musste ich da mit dem Bus entlang, und der kleine Nebensatz "Dabei wird der alte Belag durch einen neuen, lärmmindernden Asphalt ersetzt. Außerdem werden in beide Fahrtrichtungen rote Radstreifen eingezogen, sodass sich die Sicherheit für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer auf der verkehrsreichen Pillenreuther Straße verbessern wird." fällt eigentlich erst beim Befahren auf.

    Da wurde nebenbei aus den zwei Spuren der Pillenreuther Straße eine Spur gemacht. Und die daneben (also teils im Dooringbereich, aber irgendwas ist ja immer) liegende Spur als Radstreifen rot angepinselt und mit Piktogrammen versehen. So kann man sogar andere Radler überholen. Das gefällt mir. Muss ich noch mit Kamera festhalten.

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    Gar nicht so furchtbar geworden. Mal sehen, wie sich der neue Parkstreifen bei den Kraftfahrern einspielt. Den Lieferwagen im Bild empfinde ich als besonders praktisch - da kann ich noch drüber nachdenken, ob mir das gefällt.

    In Prinzip begrüße ich, dass ein Teil der Radinfrastruktur frei bleibt. Ich mag solche Tunnel aber nicht und links dran vorbei fahren ist so noch schlechter als mitten auf dem Radstreifen. Für die beiden Läden dort gibt es halt gar keine Lieferinfrastruktur.

    Dennoch: die ganze Spur kommt für mich überraschend und ist mir willkommen. Dort kann man jetzt überholen, und parallel zum (furchtbaren) Ring gibt es zwischen Allersberger und Pillenreuther auch eine Fahrradstraße.

  • mitten auf dem Radstreifen. Für die beiden Läden dort gibt es halt gar keine Lieferinfrastruktur.

    rückwärtige Zufahrt über Neulichtenhofstraße.

    Oder von dort aus an der nördlichen Hausseite vorbei über den Gehweg rollen.

    Es gibt heute schon sehr professionelle Hubwagensysteme, die auch nicht viel Geld kosten. die klassische rumpelige Ameise ist dann halt out.

  • Oder halt die Außenauslage streichen und eine Lieferbucht anlegen. Da wären Optionen drin. An dieser Stelle ist es mir den Aufwand nicht wert das weiter zu verfolgen, es gibt viel, viel schlimmeres in Nürnberg (Malte hatte ja ein schönes Beispiel vom Innenstadtring fotografiert).

    Vielleicht bin ich einfach nur noch ganz Aufgeputscht vom riesig breiten Radstreifen. Mit Überholmöglichkeit!