Noch weiß keiner, wie lange die Corona-Kontaktbeschränkungen andauern werden und wie sich diese Krisen-Monate langfristig wirtschaftlich und gesellschaftlich auswirken werden. Das hält jedoch die üblichen Verdächtigen nicht davon ab, jetzt schon mal prophylaktisch Milliarden-schweren Subventionen einzufordern für höchst umstrittene Technologien und Wirtschaftszweige.
Zwei Beispiele aus Niedersachsen: "Die Autobranche habe eine Schlüsselstellung, wenn die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht werden soll, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Weil." aus: Braunschweiger Zeitung vom 14.4.2020, "Corona-Krise: Weil will Autoindustrie mit Abwrackprämie stärken" https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/…e-staerken.html Weiter heißt es: "Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) fordert in der Corona-Krise eine Abwrackprämie für die Autoindustrie. „Vor allem der Umstieg auf umweltfreundliche Antriebe kann damit wesentlich beschleunigt und die Automobilindustrie im Strukturwandel unterstützt werden“, sagte Weil der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag)." Dabei hatte die Bundesregierung doch gerade erst eine sündhaft teure staatliche Kaufanreiz-Prämie für den Neukauf von Elektroautos und Hybridautos beschlossen. Obwohl längst feststeht, das ganz besonders die Hybridautos noch mehr die Umwelt belasten und noch weniger nachhaltiger sind als die reinen Verbrenner.
Außerdem problematisch: "Der Reisekonzern TUI bekommt einen Überbrückungskredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Am 27. März hatte bereits die Bundesregierung ihre Zustimmung gegeben." NDR vom 8.4.2020 https://www.ndr.de/nachrichten/ni…TUI,tui506.html Das Vielreisen und besonders die vielen, vielen Fernreisen schaden nachweislich Klima und Umwelt, und trotzdem sollen hier Milliardenschwere Subventionen fließen. Außerdem fragen sich gerade viele Menschen, ob nicht nicht zuletzt auch die rege Reisetätigkeit ganz wesentlich zur schnellen weltweiten Ausbreitung der aktuellen Corona-Pandemie beigetragen hat. Zur Erinnerung: Die sogenannte "spanische Grippe" vor rund einhundert Jahren, hatte ihren eigentlichen Ursprung ja nicht in Spanien, sondern in der Provinz in Kansas in den USA. Und vermutlich hätte sich das tödliche Virus 1918 längst nicht so rasend schnell weltweit verbreitet, wenn es nicht die zahlreichen internationalen Truppenverlegungen im Ersten Weltkrieg gegeben hätte. Eine zivile internationale Reisetätigkeit in diesem hohen Ausmaß, wie die militärischen Truppenverlegungen gab es nämlich damals noch gar nicht.
Höchste Zeit also, sich nachhaltigere und tatsächlich zukunftsfähige Gedanken darüber zu machen, was nach Corona kommen soll!
Man kann ja nicht einfach alle Mitarbeiter*innen in der Reisebranche in die Arbeitslosigkeit entlassen. Aber es wäre doch sinnvoll, das Segment Nah-Reisen auszubauen und auf Kosten von Fernreisen attraktiver zu gestalten!
Und auch die Autoindustrie kann nicht mal eben von heute auf morgen abgewickelt werden. Auch wenn ich es für reichlich übertrieben halte, wenn der nds. Ministerpräsident Weil von der "Schlüsselstellung" der Autoindustrie schwadroniert. Wenn die Menschen langfristig weniger Auto fahren, dann werden sie ja nicht komplett ihre Mobilität auf Null fahren. Arbeitsplätze in der Fahrzeugindustrie und technisches Knowhow, die erhalten werden müssen, werden auch beim Bau von Fahrzeugen für den ÖPNV dringend benötigt. Und der ÖPNV ermöglicht eine deutlich nachhaltigere und umweltverträglichere Form von Mobilität, als es der Motorisierte Individualverkehr jemals könnte. Hier muss ein Transformationsprozess stattfinden, der unterstützt werden muss durch einen massive strukturelle Umgestaltung der Verkehrswege weg vom MIV, hin zum ÖPNV und zu mehr Radverkehr!
Das fordern übrigens nicht nur irgendwelche "Grüne Utopisten" oder "fridays for future Bewegte", sondern auch "etablierte" Politiker*innen und Unternehmer*innen: "Dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt, wissen wir seit Hermann Hesse. Der Anfang nach der Coronakrise sollte nach Überzeugung vieler Politiker, Klimaschützer und Unternehmer zugleich ein Neustart sein, der die Wirtschaft nachhaltiger, grüner und damit klimafreundlicher macht. Ein Weiter-so wie bisher verbiete sich, so argumentieren sie. Man müsse vielmehr die Krise als Chance für einen grundlegenden Neubeginn nutzen.", berichtet das Handelsblatt vom 14.4.2020 unter dem Titel: "Unternehmer und Politiker wollen nachhaltige Wirtschaft nach Corona" https://www.handelsblatt.com/politik/deutsc…XCu7aWMLhg1-ap6