Dietmar Kettler

  • Meine erste und letzte flüchtige persönliche Begegnung mit ihm hatte ich erst heute vor zwei Wochen bei einem Vor-Ort-Termin des VG Karlsruhe im nahen Busenbach, ansonsten kannte ich ihn nur virtuell als gelegentlichen kompetenten Schreiber in der Newsgroup de.rec.fahrrad und aus zahlreichen Zitaten und Veröffentlichungen.

    Schon vor zwei Wochen musste ich am Abend dieses Tages vom Kläger bestürzt hören, dass es wohl keine Chance für eine zweite Begegnung geben wird und schon heute war in de.rec.fahrrad leider zu lesen, dass DER bekannte und auch hier gelegentlich zitierte Fahrrad-Rechtsanwalt Dietmar Kettler am Tag zuvor leider verstorben ist ...

    Ich fürchte, dies reißt eine große Lücke in die juristische Begleitung des Radverkehrs ...

    Glasfaser nach oben wäre dringlicher nötig als je zuvor ...

    Im Einsatz für die Sache bis zum Schluss ...

  • :( Ich habe im letzten Jahr mit ihm telefoniert und er hatte mir auch ein paar Tipps bezüglich des weiteren Vorgehens gegen die Stadt Stade gegeben. Einen Tag, nachdem ich ihm 4 Monate später bereits auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, um ihn wegen der Vertretung einer Klage zu beauftragen, hatte ich den Bescheid im Briefkasten, dass meinem Antrag auf Aufhebung der Benutzungspflicht stattgegeben wird. Zwischen dem Anruf und dem Bescheid bestand natürlich kein Zusammenhang, sondern es war nur ein Zufall (der Bescheid war bereits 3 Tage vorher abgeschickt worden).

    Da sich diese Angelegenheit zunächst erledigt hatte, kam es danach zu keinem persönlichen Kontakt. Sein Buch "Recht für Radfahrer" und seine Webseite http://www.recht-f%c3%bcr-radfahrer.de/ waren (sind) mir eine wertvolle Hilfe. Er wird uns fehlen. :(

  • Bedauerlich. Ich hätte ihn gerne mal persönlich kennengelernt. So hatte ich auch wegen der Sache mit der B 10 in Erwägung gezogen, mal bei ihm anzufragen, ob er den Fall für interessant hält. Er war ja damals auch der Anwalt desjenigen, der gegen das Radverkehrsverbot auf der B 270 bei Kaiserslautern geklagt hatte. Wenn auch leider ohne Erfolg.

    Ansonsten sind mir leider keine sich auf den Radverkehr spezialisiert habenden Juristen bekannt. Er hinterlässt also eine große Lücke! :(

  • Ich habe leider nur ein einziges Foto von Dietmar Kettler auftreiben können. Ich hatte ihn auf dem Moblitätstag am 17. September 2017 auf dem Kieler Blücherplatz kurz gesprochen, er verschenkte dort eine alte Auflage seines „Recht für Radfahrer“.

    Sehr traurig, dass er nicht mehr unter uns weilt.

  • Gibt es inzwischen Erfahrungen mit Herrn Volkmann aus Berlin? So weit mir bekannt hat er einige offene Fälle von Dr Kettler übernommen.
    Ich bin auch an ihn verwiesen worden für meine Berufungsverhandlung und hätte da gerne etwas über Erfahrungen aus dem Schwarmwissen dieses Forums vor dem Termin.

  • Tja, so ist das halt im Kapitalismus: Juristen spezialisieren sich darauf, wo das meiste Geld zu holen ist. Idealisten wie Kettler sind und waren da schon immer eine extreme Ausnahme.

    Mit Klagen zum Thema Radverkehr kannste halt kein Geld verdienen. Also macht es keiner. Und die, die sich da irgendwie schnell einlesen, haben von der eigentlichen Materie meist deutlich weniger Ahnung als die Kläger selbst. Nur ist so ein Anwalt ja spätestens ab der 2. Instanz Pflicht... ?( Und schweineteuer obendrein. :|

  • Mit Klagen zum Thema Radverkehr kannste halt kein Geld verdienen.

    Nur ist so ein Anwalt [...] schweineteuer

    Ich sehe da einen kleinen Widerspruch in deinen Aussagen ;)

    Aber natürlich stimmt es; aus Sicht des Klägers ist auch ein Anwalt nach RVG teuer. Aus Sicht des Anwalts ist die Gebühr nach RVG so niedrig, dass sich das kaum lohnt, der Anwalt also nur sehr wenig Zeit in so ein Verfahren investiert. Ergo bekommt man in unserem System keine qualitative Rechtsvertretung, wenn man's nicht zahlen kann/will.

    Eine Lösung innerhalb des kapitalistischen Systems: Klageverein gründen. An Vereinen wie der Deutschen Umwelthilfe e.V. sieht man, dass das funktionieren kann.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich sehe da einen kleinen Widerspruch in deinen Aussagen ;)

    Ich nicht. Vergleiche das mal mit Goldeseln wie Scheidungs-, Arbeits- oder Zivilrecht im Allgemeinen. Die Rechtsprechung ist doch in diesem Bereich völlig rückständig, weil es kaum Radfahrer gibt, die gegen Radwegbenutzungspflichten oder Verkehrsverbote klagen. Wenn ich mir anschaue, wie viele Verwaltungsgerichte (z. B. das in Neustadt an der Weinstraße) urteilen, dann liegt das auch genau daran.

    Klageverein gründen.

    Toll. Weil das ja im Land der Fahrbahnparanoia und des pflegeleichten Radel-TUI (der Fahrbahnverbote für Radfahrer abfeiert) auch so unheimlich erfolgsversprechend ist. Ich seh es ja an meinem Fall B 10 - der ADFC Kaiserslautern hat es in über einem Jahr nicht fertiggekriegt, sich von der Äußerung eines seiner Mitglieder (die B 10 solle für Radfahrer gesperrt bleiben) zu distanzieren.

    Aber ja, es bräuchte wirklich eine ernsthafte Radfahrer-Vertretung. Ich sehe da aber keinen, der am Aufbau einer Alternative zum ADFC ein ernsthaftes Interesse hätte.

  • Aber ja, es bräuchte wirklich eine ernsthafte Radfahrer-Vertretung. Ich sehe da aber keinen, der am Aufbau einer Alternative zum ADFC ein ernsthaftes Interesse hätte.

    Ich hätte Interesse daran, und ich denke einige andere hier im Forum und sonstwo auch. Mir fehlt aber schlichtweg die Zeit dazu, das selbst zu machen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Mir fehlt aber schlichtweg die Zeit dazu, das selbst zu machen.

    Wo wir wieder bei systemischen Ursachen wären, denn dieses Argument kommt ständig. "Keine Zeit" für politisches Engagement haben ist ein Grundübel unserer Tage - weil diese Zeit uns hauptsächlich von der Lohnarbeit genommen wird. Wir werden gezielt beschäftigt (abgelenkt). Und dann soll man versuchen, in der "Freizeit" eine politisch schlagkräftige Vereinigung zu schaffen, sie sich grade für "Alltagsradler" einsetzt...!? Als unprofessionelle Amateure, von denen allerdings auch keiner einen Willen zeigt, z. B. mittels Mitgliedsbeiträgen Leute zu finanzieren, die sich dann auch in Teil- oder Vollzeit für die Belange der Mitglieder einsetzen?

    Wenn man das mit anderen (millionen- und milliardenschweren) Lobbys vergleicht, hat der Radverkehr schlicht keine.

    Okay, viele ADFC-Torkelradler haben diese Zeit. Sind ja meist schon seit ein paar Jahren in Rente... :evil: Leider richten sie da trotzdem genug Unheil an.