Magnetwirkung freier Parkplätze

  • "Wenn der Radverkehr gut läuft, haben die Autofahrer mehr Platz auf der Straße und können besser fahren."

    Irgendwie verstehe ich den Zusammenhang nicht.

    Ich schon: Wenn viele derjenigen Autofahrer, die aufs Fahrrad umsteigen können und wollen, dieses tun (weil das Angebot für sie verbessert wird), dann haben die verbleibenden Autofahrer mehr Platz.

    Gibt es auch in der Version: Wenn viele Leute auf Fahrrad oder ÖPNV umsteigen, dann brauchen sie nicht mehr so viele Parkplätze, und der Paketdienst findet freie Flächen seitlich und »muss« nicht mehr auf der Radspur parken.

  • Gibt es auch in der Version: Wenn viele Leute auf Fahrrad oder ÖPNV umsteigen, dann brauchen sie nicht mehr so viele Parkplätze, und der Paketdienst findet freie Flächen seitlich und »muss« nicht mehr auf der Radspur parken.

    Und genau das finde ich auch Zwischenziel gar nicht verkehrt. Dann findet nämlich nicht nur der Paketdienst einen Parkplatz, sondern auch Handwerker, Pflegedienste und alle anderen, die tatsächlich nicht einfach so und ohne weiteres auf das Auto verzichten können.

    Und weil ich weiß, welcher Einwand jetzt kommt: Ja, auch Lieferdienste, Handwerker und Pflegedienste können aufs Fahrrad oder Lastenrad umsteigen, aber bis diese ganze Transformation im Gang kommt, halte ich es für erstrebenswert, doch wenigstens erst einmal jene aufs Fahrrad zu bekehren, die tatsächlich ohne große Einbußen in der Lebensqualität umsteigen können.

  • "oh, ein Parkplatz. Dann kann ich jetzt ja wieder mit dem Auto fahren!"

    Damit Pflegedienste, Paketdienste und Handwerker den Platz vor der Türe finden, bedarf es eines total simplen Tricks: Rückbau öffentlicher Parkplätze! jeden 5 Parkplatz wegnehmen, Blau markieren mit Schraffur und das sind dann eben Kurzzeitparkplätze für Lieferanten, Pflegedienst, Handwerker.

    Achja, müsste man natürlich kontrollieren.. schade.

    Nur mit "hier, guck mal, Radinfrastruktur!" bekommste doch keinen aufs Rad. Oder nur die, die jetzt auch fahren. Wer den Change will, muss an die kosten ran. Kosten fürs fahren, Kosten fürs parken usw.

  • "oh, ein Parkplatz. Dann kann ich jetzt ja wieder mit dem Auto fahren!"

    Ganz richtig — und das ist gerade die Denkweise, die man dann eben abschaffen muss. Diese Mentalität, diese Selbstverständlichkeit, mit der wir heute als motorisierte Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr unterwegs sind, ist meines Erachtens nicht unbedingt zukunftskompatibel.

    Achja, müsste man natürlich kontrollieren.. schade.

    Und auch daran mangelt es. In Hamburg bekommt man ja gerade mal sporadisch jene Bereiche kontrolliert, in denen Parkraumbewirtschaftung betrieben wird. Die legendären Ladezonen an der Dammtorstraße schon nicht mehr.

  • Oder nur die, die jetzt auch fahren. Wer den Change will, muss an die kosten ran. Kosten fürs fahren, Kosten fürs parken usw.

    Also sollen zuallererst die mit wenig Geld aufs Auto verzichten; der Markt wird es schon richten...! Es wundert mich nicht, dass man sich mit dieser Einstellung keine Freunde macht. Die Fahrer von teuren und dicken Karren wird es auch freuen - die haben dann nämlich auch wieder mehr Platz, um ihre überdimensionierten Panzer abzustellen und auf der Autobahn richtig Gas zu geben - wenn der gemeine Pöbel sich nur noch das Radfahren leisten kann. :rolleyes:

    Wenn man das Autofahren für so schädlich hält, sollte man nach Lösungen suchen, es allen gleichermaßen zu verbieten oder madig zu machen - also bspw. Verbote (für alle gleichermaßen) konsequent durchsetzen. Es über den Geldbeutel "regeln" zu wollen, halte ich für feige und sozial ungerecht. Das würde ich wenn überhaupt nur am oberen Ende akzeptieren - bspw. durch Luxussteuern auf besonders teure Karossen.

  • ah, dir schwebt die Lösung wie beim ÖPNV vor, wo jemand mit 1200,- nettoeinkommen 100,- fürs Monatsticket zahlt und jemand mit 4500,- Nettoeinkommen dafür 300,-? ja, in der Tat, das könnte man super auf den KFZ-Verkehr übertragen.

    Vielleicht könnte man die kosten über den Platzbedarf und den Spritverbrauch regeln? Ach, geht auch nicht, weil alle Autos gleich groß und gleich schwer sind und den gleichen Spritverbrauch/CO2-Emission haben. Ja, blöd. Dann bleiben wir beim bisherigen System und hoffen, dass die "reichen" sich aufs Fahrrad schwingen und Platz für die armen alleinerziehenden Krankenschwestern in Schichtarbeit machen.

  • ah, dir schwebt die Lösung wie beim ÖPNV vor, wo jemand mit 1200,- nettoeinkommen 100,- fürs Monatsticket zahlt und jemand mit 4500,- Nettoeinkommen dafür 300,-? ja, in der Tat, das könnte man super auf den KFZ-Verkehr übertragen.

    Strohmann. :P Nein. Der ÖPNV sollte meiner Ansicht nach generell kostenfrei und völlig über Steuern (auf hohe Einkommen, Unternehmensgewinne, Erbschaften und Kapitaleinkünfte) finanziert werden.

    Dann bleiben wir beim bisherigen System und hoffen, dass die "reichen" sich aufs Fahrrad schwingen und Platz für die armen alleinerziehenden Krankenschwestern in Schichtarbeit machen.

    Man sollte in der doch recht "bürgerlichen" Radverkehrsaktivisten- und Verkehrswende-Szene vielleicht endlich mal zur Kenntnis nehmen, dass das Rad für jemanden mit wenig Geld das einzige Verkehrsmittel ist, welches derjenige sich leisten kann. Früher wurde Sozialhilfeempfängern ja nur in Ausnahmefällen der Besitz eines Kfz zugestanden. Ich hatte ja auch mal erwähnt, dass mich eine aufgebrezelte Mitt-50erin für einen Flüchtling hielt und mir ein paar warme Klamotten besorgen wollte... Hier in der Gegend siehste grade vor Flüchtlingsunterkünften unheimlich viele Fahrräder - und auch in ärmeren Regionen der Welt ist das Rad nur deshalb 1. Wahl, weil das Geld für ein Auto fehlt. Für viele ist Radfahren also nicht einfach nur ein "Lebensgefühl" irgendwelcher grüner, sich von der Masse abgrenzen wollender, gut verdienender obere-Mittelschicht-Hipster, sondern die einzige Möglichkeit, irgendwie von A nach B zu kommen...

  • Für viele ist Radfahren also nicht einfach nur ein "Lebensgefühl" irgendwelcher grüner, sich von der Masse abgrenzen wollender, gut verdienender obere-Mittelschicht-Hipster, sondern die einzige Möglichkeit, irgendwie von A nach B zu kommen...

    Für viele ist das Fahrrad auch einfach ein Verkehrsmittel, das seinen Zweck erfüllt: Schnell und stressfrei von A nach B kommen.

    Mit Öffis oder PKW würde ich auf vielen meiner Strecken doppelt so lange brauchen.

    Nein. Der ÖPNV sollte meiner Ansicht nach generell kostenfrei und völlig über Steuern (auf hohe Einkommen, Unternehmensgewinne, Erbschaften und Kapitaleinkünfte) finanziert werden.

    Idealerweise wäre das so. Aber zumindest in Hamburg sind trotz der Fahrpreise zu Stoßzeiten die Busse und Bahnen überfüllt. Kostenloser ÖPNV würde das nur noch schlimmer machen. Außerdem ist immer zu befürchten, dass kostenloser ÖPNV den Radverkehr kannibalisiert. Ach, du kennst diese Argumente eh alle.

    Es gibt viel zu viele KFZ. Die Zahl muss drastisch verringert werden. Man kann das über Anreize versuchen zu lösen, aber dafür sind viele Menschen zu bequem. Man kann es über Verbote lösen, aber gerade die Reichen finden immer Möglichkeiten, sowas zu umgehen. Und poitisch sind Verbote derzeit nicht hoch im Kurs. Oder man löst es über den Geldbeutel. Das trifft natürlich zuert die mit wenig Geld.

    Man könnte nun Prestigeobjekte (SUVs, viele PS, usw.) extrem hoch besteuern. Kleinstwagen könnte sich die breite Masse leisten. Aber dadurch würde die Menge der KFZ kaum sinken.

    Parkplätze verringern und Parkplatzpflicht (KFZ-Besitz nur wenn den auch irgendwo hinstellen kann) einführen? Reiche können sich auch Parkplätze leisten. VIelleicht könnte ein Teil der Parkplätze solidarisch vergeben werden.

    Man kann das Thema drehen und wenden wie man will. Wenn man weniger KFZ will, dann wird es immer zuerst die treffen, die wenig Geld haben. Das finde ich grundsätzlich auch in Ordnung, aber für diese Menschen braucht es Alternativen. Z. B. einen gut ausgebauten ÖPNV. Oder Fahrrad oder E-Bike.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Idealerweise wäre das so. Aber zumindest in Hamburg sind trotz der Fahrpreise zu Stoßzeiten die Busse und Bahnen überfüllt. Kostenloser ÖPNV würde das nur noch schlimmer machen. Außerdem ist immer zu befürchten, dass kostenloser ÖPNV den Radverkehr kannibalisiert. Ach, du kennst diese Argumente eh alle.

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    Man kann das Thema drehen und wenden wie man will. Wenn man weniger KFZ will, dann wird es immer zuerst die treffen, die wenig Geld haben. Das finde ich grundsätzlich auch in Ordnung, aber für diese Menschen braucht es Alternativen. Z. B. einen gut ausgebauten ÖPNV. Oder Fahrrad oder E-Bike.

    ad 1:

    »Stoßzeiten« sind zum Beispiel auch die Zeiten zwischen 12 und 15 Uhr außerhalb der 5-Minuten-Teilstrecken der U-Bahn. Heute wieder erlebt: U-Bahn endet in Fuhlsbüttel-Nord. Schon in Ohlsdorf sieht man viele Leute auf dem Bahnsteig stehen, die gar nicht erst in diese Bahn einsteigen, weil sie weiter als bis Fuhlsbüttel-Nord müssen und lieber 5 Minuten auf die nächste Warten, um dort noch einen Platz zu ergattern. In Fuhlsbüttel-Nord bleiben etwa 98 Prozent der Aussteigenden auf dem Bahnsteig und warten. Die folgende, bis Norderstedt fahrende Bahn hat keine freien Sitzplätze mehr, die Wartenden verstopfen die Flächen zwischen den Türen, kaum einer geht in den Gang zwischen den Sitzen, denn ... an der nächsten Station, Langenhorn-Markt, steigen sehr viele wieder aus, u. a. weil sie von dort mit Bussen weiterfahren. Hamburg ist nicht bereit, den 5-Minuten-Takt nach Norden zu verlängern.

    ad 2:

    Ich hätte einen Vorschlag, wie man nicht immer zuerst die (Autofahrer) trifft, die (im Verhältnis zu anderen Autobesitzern) wenig Geld haben: man erlässt Fahrverbote nach Hubraum, PS, Gewicht oder Länge. Dann bleibt der Mercedes S 500 draußen, während der Fiat 500 noch fahren darf.