• Momentan setze ich meinen Urlaub in Köln fort. Leider — oder: Zum Glück? — ohne Fahrrad. Bevor ich mich jetzt aufrege: Hat außer @Laufi schon mal jemand Erfahrungen mit dem Rad in Köln gesammelt? Fährt es sich hier tatsächlich so schlimm, wie ich vom Gehweg aus den Eindruck habe? Bislang habe ich das Gefühl, Köln müsste wohl wirklich eine furchtbare autogerechte Stadt sein. Überall Tiefgaragen, jedenfalls in der Innenstadt verhältnismäßig wenig Grün und ü-b-e-r-a-l-l im Stau stehende oder parkende Kraftfahrzeuge. Ich hielt Hamburg bislang für schlimm, aber Köln toppt ja wirklich mal alles.

  • Meine Postings kennst du ja auch etwas, oder? Ich bin ja auch aus Köln.
    Eigentlich wollte ich heute eine Runde fahren, habe aber lieber 6 Anzeigen und zwei weitere Schreiben an die Stadt Köln geschrieben. Manchmal hat man einfach die Schnauze voll.

  • Fährt es sich hier tatsächlich so schlimm, wie ich vom Gehweg aus den Eindruck habe?


    Ja.

    Ich habe 6 Jahre in Mönchengladbach gewohnt und bin verschiedene Male mit dem Rad nach, oder durch Köln gefahren und ich war je-des-mal aufs Neue froh dem Wahnsinn mal wieder unfallfrei entkommen zu sein. Besonders grauenvoll war dabei für mich immer die Venloer Straße, weil ich die nunmal als Ein- und Ausfallroute befahren habe.

    Aber seit ich jetzt gestern mit dem Rad kurz im dummen Dorf an der Düssel war und dort von Erkrath zur Kreuzung Erkrather/B8 und dann über die B8 hoch und weiter über Ratingen und Lintorf (mangels Ortskenntnis sah ich mich zu dieser Route gezwungen), sage ich ganz klar, es gibt noch schlimmeres als die Köln, oder zumindest ist Düsseldorf kein bisschen besser, als Köln. G-r-a-u-e-n-h-a-f-t!

    Besonders "lustig" dabei auch der "Radweg" von Erkrath westlich raus (Düsseldorfer/Morper Str), der ist so derart zerfurcht von aufbrechenden Baumwurzeln, dass man an einer besonders krass gefährlichen Abflugstelle sogar eine Warnbake mit Licht mitten auf den "Radweg" verpflanzt hat. Die Straße ist leider so stark befahren, dass man trotz des halsbrecherischen Bedingungen, doch lieber den "Radweg" hoppelt.
    Den bislang aber allerschlimmsten durch Wurzelschäden verunstalteten "Radweg", habe ich bei Dortmund-Hombruch gesichtet, jedoch leider (noch) kein Foto davon gemacht. Natürlich war auch jener "Radweg" mit einem blauen Schild verziert.

    Aber Köln ... mein Blutdruck verbietet mir eigentlich jeden weiteren "Besuch" dort, jedoch muss ich da irgendwann nochmal mit nem 1-Spur-Anhänger hin und nen Schwung Rohre für meinen zukünftigen Lastenanhänger holen. Das wird bestimmt total "lustig".

  • In Köln gibt es jede Menge Leihräder der deutschen Bahn. Die werden sogar recht häufig genutzt.
    Schlimmer gehts natürlich immer. Bin immer wieder froh in Köln zu sein, wenn ich in Leverkusen war.
    In Köln gibt es kein Konzept. Jeder Sachbearbeiter ist auf sich gestellt. Für einzelne Stadtbezirke werden jetzt Konzepte erarbeitet. Aber jeweils unabhängig voneinander.

    Ansonsten wird noch viel bei den Bezirksvertretungen beschlossen. Freigaben von Einbahnstraßen oder ähnliches werden dort diskutiert. Oder auch ob Radwege zurückgebaut werden. Das hängt dann viel von den jeweiligen Politikern im entsprechenden Bezirk ab.

    Jetzt z.B. in meinem Bezirk wurde vor einigen Jahren beschlossen, dass eine U-Bahn-Station behindertengerecht gestaltet werden soll. Dazu gehört ein Aufzug. Wegen der hohen Anzahl an Fahrgästen zwei. Zwei Aufzüge und zwei Radwege haben aber keinen Platz. Also wird der Radweg auf der einen Seite zurückgebaut und dafür ein Schutzstreifen angelegt. Auf der Seite sieht es also so aus:
    1 kein Radweg
    2 linksseitiger Radweg mit Benutzungspflicht
    3 kein Radweg
    4 Radweg ohne Benutzungspflicht
    5 Radweg mit Benutzungspflicht
    6 Schutzstreifen
    7 Radweg ohne Benutzungspflicht
    8 kein Radweg
    9 Schutzstreifen
    10 kein Radweg
    11 Radweg mit Benutzungspflicht

    Auf 1,2 km. Also im Schnitt alle 100 Meter eine Änderung. (Unter der optimistischen Annahme, dass der neue Schutzstreifen die zwei bestehenden Radwege verbindet. Tut er das nicht, hätte obige Liste zwei Punkte mehr.)

    Hab ich schon erwähnt, dass ein anderer Sachbearbeiter die Benutzungspflicht im Belastungsbereich 1 der ERA mit Stetigkeit begründet?

  • Auf ins Getümmel, Malte!

    Nein, wirklich nicht. Das ist mir wirklich eine Nummer zu groß. Ich dachte ja beim ersten Blick auf die Straßen, dass ich hier im VC-Paradies gelandet wäre, aber rein vom Gefühl her war das dort in Köln eine ganz andere Nummer als jegliche Fahrbahnradelei in Hamburg. Die Kraftfahrer scheinen mir in Köln ganz anders unterwegs zu sein als hier und ich halte Hamburg schon für sehr problematisch. Außerdem war ich mit meinen Eltern dort und konnte die bestimmt nicht überreden, sich mit den Bahn-Fahrrädern da in den Verkehr zu stürzen ;)

  • Seh den Beitrag jetzt erst. Ich habe ja von 2009 bis 2011 in der Köllner Innenstadt gewohnt.

    Ich kann bestätigen, dass Fahrbahnradelei in Köln noch schlimmer ist als in Hamburg, dass es noch mehr schwachsinnige RWBPs gibt, und das Köln generell ein sehr schlimmes Pflaster ist. Insgesamt ist Köln für mich DIE westdeutsche Nachkriegsstadt schlechthin. So tolle Sachen wie die Nord-Süd-Fahrt sind einmalig in Deutschland ;).

    Dennoch hat Köln auch sehr schöne Ecken zum Radfahren. Einmal den Grüngürtel von Rodenkirchen bis zum Müngersdorfer Stadion, den inneren Grüngürtel (leider ist die Aachener Straße mit der Stadtbahn mal wieder ein absolut typisches Beispiel, wie man eine Stadt größtmöglich zerschneidet), und die Wälle, die parallel zum völlig indiskutablen, lebensgefährlichen Ring verlaufen.

    Die Verkehrsführung unten am Rhein geht noch halbwegs. Generell kann man am Rhein eigentlich sehr gut radeln, von Köln bis Troisdorf hab ich auf die Weise fast 15km, in denen ich ohne Autoverkehr fahren kann.