An diesem Wochenende wird der jährliche Hamburg-Marathon abgehalten. Im Sinne der Terrorabwehr gibt es dazu die obligatorischen Straßensperrungen mittels quergestellter Lastkraftwagen…
… und einer Menge riesiger Legosteine, die überall dort aufgestellt sind, wo keine Lastkraftwagen abgestellt werden können — also im Straßenbegleitgrün und auf Geh- und Radwegen. Ein paar Kostproben gefällig?
Glacischaussee
Polizei und Kraftfahrer legen hier eigentlich großen Wert auf die Nutzung des bestens ausgebauten und breiten Radweges. Warum der Radfahrstreifen aus der Glacischaussee ausgerechnet im brenzligen Bereich, nämlich im Kreuzungsbereich, dann doch noch kurzfristig in den so genannten Toten Winkel verschwenkt werden muss, bleibt wohl das Geheimnis der Straßenplanung, auch ungeübte Radfahrer könnten relativ problemlos den Millerntorplatz auf der Fahrbahn überqueren, lüde die weiße Markierung nicht zum Besuch auf dem Hochbord ein. Nun hat man dort einfach mal ein paar Legosteine abgestellt, sich aber nicht so richtig darum gekümmert, den Radweg in irgendeiner Art und Weise zu sperren, geschweigedenn eine Markierung einzurichten, dass Radfahrer bitteschön auf der Fahrbahn bleiben mögen. Der Aufwand lohnte sich dann wohl doch nicht für ein Wochenende.
Hier hat man dann viel Spaß, entweder links oder rechts der Steine entlangzufahren — hoffentlich kollidiert nachts niemand mit dem tarnfarbenen Pfosten nebenan. Man muss wohl schon dankbar sein, dass wenigstens ein gelbes Licht nebst Warnbake spendiert wurde.
Helgoländer Allee
Direkt gegenüber der Kreuzung geht’s steil herunter zur Elbe. Auch hier ist eine Nutzung des Radweges eigentlich nicht vorgeschrieben, aber angesichts der netten Fahrbahnmarkierungen mag kaum jemand dem Hochbord widerstehen. Das ist hier absolut ungesund, weil man bergab problemlos Geschwindigkeiten jenseits der fünfzig Kilometer pro Stunde erreichen kann, aber eigentlich auf Touristen aus den Reisebussen aufpassen muss.
Und auf Bauklötze:
Ludwig-Erhard-Straße
Jaja, da kommt man noch irgendwie vorbei:
Millerntorplatz
Ein ganz hervorragendes Motiv mit dem benutzungspflichtigen Radweg und dem Stein direkt da drauf. Links kommt man wohl noch vorbei, rechts rutscht der Reifen besonders schön auf dem lose aufliegenden Sand zur Seite:
In der Gegenrichtung wird’s nun kriminell. Ich halte eigentlich wenig davon, bei misslungenen Maßnahmen der Straßenverkehrsbehörden mit dem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr zu wedeln, aber hier kommt für mich nicht mehr viel anderes in Frage:
Dieser dunkelgraue Pfosten dort in der Mitte geht einfach gar nicht. Sorry. Terrorabwehr hin oder her, da mangelt es mir am notwendigen Verständnis. Warum kann man diese Steine nicht drei Meter weiter nach vorne ziehen und dem dunkelgrauen Pfosten noch eine Warnbake spendieren? Warum war das schon wieder nicht möglich?
Der Kram steht dort seit gestern herum und hat im Pendlerverkehr wohl schon für einige haarsträubende Situationen gesorgt. Nach meiner Erfahrung bleiben die Steine mindestens bis Montag, vielleicht sogar bis Mittwoch, schließlich ist Dienstag ja Feiertag, dort stehen. Solange können sich die Leute dann dort kaputtfahren.
Klar, Augen auf, das Sichtfahrgebot gilt schließlich nicht nur im Auto, sondern auch auf dem Rad, das predige ich selbst ja oft genug. Aber es mangelt mir ehrlich am Verständnis für diese Leichtfertigkeit, mit dem für den Radverkehr wider besseren Wissens Gefahrenstellen produziert werden.
Ich wüsste auch zu gerne, was sich die Straßenverkehrsbehörde in Personalunion mit der Hamburger Polizei nun vorgestellt hat. Dass sich der Radverkehr seinen Weg irgendwie suchen wird, so wie es sich in früherer Zeit bereits „bewährt“ hat? Oder soll der Radverkehr rechtzeitig auf die Fahrbahn ausweichen, was angesichts der Infrastruktur in der Glacischaussee vielleicht geht, sonst aber nicht so supereasy ist? Oder absteigen und schieben? Oder irgendwie so über Gehweg ausweichen?
Klar, man kommt irgendwie vorbei. Aber alle Ausweichmanöver gehen zwangsläufig zu Lasten von Fußgängern, die dann beiseite geklingelt werden. Als ich dort entlangfuhr, waren noch ein paar mehr Radfahrer unterwegs, die sich angesichts der rotweißen Hindernisse plötzlich in den Pulk einordnen mussten, was im Endeffekt nicht so supercool war. Und ich wüsste zu gerne, ob man sich bei der Straßenverkehrsbehörde über so etwas mal Gedanken gemacht hat.
Oder ob man sich einfach sagt: Ist ja nur der Radverkehr. Ich weiß nämlich, wer nicht in den Genuss dieser Sperren bekommt:
Man stelle sich mal vor, der Kraftverkehr müsste sich ebenfalls mit diesem Mist herumschlagen und sich seinen Weg suchen, wie man so schön sagt, also über den Gehweg fahren, Fußgänger weghupen, womöglich auf der falschen Straßenseite entlangmanövrieren. Nö, das wird man natürlich so nicht anordnen.
Nicht außer Acht gelassen werden soll, dass am morgigen Sonntag das Fahrrad angesichts der vielen Streckensperrungen vermutlich das Verkehrsmittel der Wahl sein wird — was aber nur ein bisschen tröstet, wenn man sich von Freitag bis Mittwoch (?) mit den Legosteinen herumschlagen muss.