Neues aus Stade

  • Ich möchte an dieser Stelle mal über die Aktivitäten zur Verbesserung der Situation für Radfahrer in meiner Heimatstadt berichten.

    Stade ist eine Kreisstadt in der Metropolregion Hamburg, mit knapp 50.000 Einwohnern inklusive der angeschlossenen Ortsteile. Die größten Arbeitgeber vor Ort sind das Chemiewerk an der Elbe (Dow Chemical), sowie Airbus. Ansonsten weitere kleinere Industriebetriebe, Handel, Verwaltung, Handwerk. Viele Berufspendler fahren darüber hinaus täglich nach Hamburg.
    Die sanierte historische Altstadt zieht ganzjährig viele Besucher und Touristen an. Die jüngeren Stadtgebiete sind vornehmlich südlich und westlich der Altstadt entstanden. Fast alle Stadtteile liegen in einem Umkreis von 5km um die Altstadt.

    Verkehrstechnisch ist Stade über die B73 in Richtung Hamburg (bzw. in der anderen Richtung nach Cuxhaven) angebunden, sowie die A26, die zur Zeit allerdings noch bei Buxtehude endet und zukünftig bis an die A7 verlängert werden soll. Die B74 führt in Richtung Bremen.
    Es gibt eine Bahnverbindung zwischen Cuxhaven und Hamburg (Metronom), sowie seit etwa 10 Jahren auch eine S-Bahn Verbindung nach Hamburg.

    In Sachen Radverkehr ist Stade weitestgehend noch auf dem Stand der 1990er Jahre. Alles, was von weitem aussieht wie ein Radweg, ist benutzungspflichtig und erfüllt oftmals nicht die Mindestvoraussetzungen. Wo Straßen erneuert wurden, sind in der Regel gemeinsame Geh- und Radwege entstanden (natürlich benutzungspflichtig). Auf der Fahrbahn wird eigentlich nur dort gefahren, wo es gar keinen Weg im Seitenraum gibt. Radfahren auf der Fahrbahn scheint für viele Radler ein Ding der Unmöglichkeit zu sein und ich wundere mich oft, auf welchen Wegen sich Radfahrer überall vor dem Autoverkehr verstecken wollen. Die Geisterfahrerquote unter den Radfahrern liegt gefühlt bei knapp 50%. Allerdings verwundert das wenig, da auch innerorts an vielen Stellen benutzungspflichtige Radwege auf der linken Straßenseite existieren ("weil rechts kein Radweg ist").

    Trotzdem wird Fahrrad gefahren. Auch heute sind mir bei ungemütlichem Regenwetter einige unerschrockene Radfahrer begegnet und die Fahrradunterstände (und auch der Raucherunterstand) an meinem Arbeitsplatz sind wieder gut belegt.

    Vor einem Jahr habe ich zufällig entdeckt, dass die SPD in Stade eine Fahrrad-AG hat. Die Kontaktaufnahme verlief zwar etwas holprig, aber seit diesem Frühjahr haben wir uns einige Male getroffen und 3 gemeinsame Erkundungstouren unternommen. Dabei war auch ein weiterer Teilnehmer, der wie ich nicht SPD-Mitglied ist.

    Im Sommer habe ich darüber hinaus mit den Grünen und der CDU Kontakt aufgenommen. Bei den Grünen habe ich mit dem Thema offene Türen eingerannt und die Fraktionsvorsitzende hat zu einer interfraktionellen Sitzung des Stadtrates eingeladen, wo ich Gelegenheit hatte, über das Thema Radverkehr vorzutragen. An der Sitzung haben 10 Ratsmitglieder von den Grünen, der SPD und der CDU teilgenommen und anschließend wurde offen und konstruktiv diskutiert. Zusammen mit der Fahrrad-AG soll eine Liste von Maßnahmen erstellt werden, die kurzfristig und kostengünstig noch im laufenden Haushalt umgesetzt werden können (der Haushalt 2018 ist bereits verabschiedet) und ich möchte weiter darauf hinwirken, dass ab 2019 jährliche Mittel für die Verbesserung des Radverkehrs im Haushalt eingeplant werden. Es gibt genug zu tun.

    Wenn es recht ist, werde ich hier berichten, wie es weiter geht und gerne auch eure Meinung zu bestimmten Situationen und Maßnahmen hören.

    Feine Grüße!

  • Wenn du mit deinen Mühen am Ende auch Erfolge erzielst ist das natürlich berichtenswert, denn das macht anderen Mut, auch aktiv zu werden.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Immerhin habe ich es geschafft, das Thema Radverkehr auf die Tagesordnung zu bringen. Ich hätte -ehrlich gesagt- auch mit mehr Gegenwind gerechnet. Aber natürlich müssen den Worten auch Taten folgen. Ich bin sehr gespannt, wie die Unterstützung aussieht, wenn es ans Geld geht oder darum, dem Autoverkehr Platz zu nehmen.

    An Konzepten hat es bislang nicht gefehlt, sondern an der Umsetzung. Es gibt ein Radverkehrskonzept von 1999, welches zu großen Teilen bis heute nicht umgesetzt wurde. Es gibt aus dem Jahr 2013 ein Themenübergreifendes Klimaschutzkonzept für die Stadt, in der ein "Masterplan fahrradfreundliches Stade" genannt wird, der auf seine Umsetzung wartet. Die Grünen haben gemeinsam mit der CDU im Sommer einen Antrag zur Erstellung eines Verkehrsentwicklungsplans durchgebracht. Die erste Maßnahme ist die Ausschreibung für die Stelle eines Verkehrsplaners, den es bislang in der Verwaltung nicht gab.

    In einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Verkehrsabteilung wurde mir gesagt, dass die Verwaltung von sich aus nicht aktiv wird und gar nicht aktiv werden kann. Dafür braucht es den Auftrag des Stadtrates verbunden mit der Ausstattung mit ausreichenden finanziellen Mitteln. Gleichzeitig wurde in Gesprächen mit den Ratsmitgliedern (in einer Kleinstadt alles Ehrenamtliche) deutlich, dass diese sich darauf verlassen, dass die Profis aus der Verwaltung ihren Job richtig machen und z.B. Planungen für Straßensanierungen dem Stand der Technik entsprechen.

    Bislang funktioniert es ganz gut, sich gegenüber allen Beteiligten aus Rat und Verwaltung kooperativ zu zeigen und ich hoffe, dass das auch noch eine Weile weiter so funktionieren wird. Mir ist es ja egal, wer verantwortlich ist für den derzeitigen Zustand, sondern ich möchte, dass sich daran etwas ändert. Aus ganz eigenem Interesse möchte ich, dass Radfahren hier sicherer wird und gleichzeitig hoffe ich, dass noch mehr Leute auf das Fahrrad umsteigen oder es zumindest häufiger nutzen.


  • Es gibt ein Radverkehrskonzept von 1999, welches zu großen Teilen bis heute nicht umgesetzt wurde.

    Das müssen Radverkehrskonzepte irgendwie so an sich haben. Stillschweigend miteingebautes Feature.


    In einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Verkehrsabteilung wurde mir gesagt, dass die Verwaltung von sich aus nicht aktiv wird und gar nicht aktiv werden kann.

    Diese Äußerung finde ich schon sehr fragwürdig, zumal die Verwaltung in ihrem Handeln eigentlich gar nicht an politische Weisungen gebunden ist.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Bei dieser Äußerung ging es um Neu- und Umbaumaßnahmen. Dass die Verwaltung selbst dafür verantwortlich ist, dass die von ihr angeordneten Regeln zulässig und erforderlich sind, sehe ich genauso. Im Prinzip muss die Verwaltung aus den Ergebnissen regelmäßig durchzuführender Verkehrsschauen auch den notwendigen Bedarf an Finanzmitteln an den Rat melden.

    Das Gute ist, dass der zuständige Mitarbeiter noch nicht so lange im Amt ist und Hinweise auf bestehende, unzulässige Regelungen nicht persönlich nimmt. Ich habe den Kontakt zu ihm hergestellt, indem ich die Funktion "Bürgertipps" auf der Internetpräsenz der Stadt genutzt habe und auf eine völlig sinnlose und gefährliche Benutzungspflicht hingewiesen habe. Immerhin ist dieses Blauschild inzwischen weg, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass ich diesen Weg nicht für alle anderen entdeckten Mängel ebenfalls gehe. Hier wird die Liste ins Spiel kommen, die über die Fahrrad-AG der SPD an den Verkehrsausschuss geleitet wird.


    Die Benutzungspflicht galt an dieser Stelle übrigens nur in der gezeigten Richtung (stadteinwärts) auf der linken Straßenseite, während in der Gegenrichtung kein Blauschild stand. Die "Breite" des gemeinsamen Geh- und Radweges betrug an der breitesten Stelle 95cm, unter der Bahnunterführung nur 80cm. Und es gab tatsächlich Radfahrer, die auf diesem Weg gefahren sind.

  • Du übersiehst da eine Kleinigkeit. Zwischen Fahrbahn und Radweg gibt es erstmal einen Sicherheitstrennstreifen. Häufig besteht der aus einer Reihe Gehwegplatten, daneben ist dann asphaltierter Radweg.
    Der Streifen soll laut ERA 50cm breit sein. Alles was danach kommt ist erst Radweg. Miss nochmal nach, glaube du kommst dann auf 30cm ;)

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wir haben uns ja darauf geeinigt, dass dieses Schild "unregelmäßig" war und daher entfernt werden musste ;)

    Das Ende der 30er-Zone steht allerdings auch nur auf der linken Seite. Egal, es hält sich ohnehin niemand dran...

  • Genau genommen fahren sie erst nach dem Ende der 30er Zone langsam, weil die enge Bahnunterführung und die direkt dahinter folgende scharfe Kurve kein höheres Tempo zulässt ;)

    Für Radfahrer, die sich auf dem "Radweg" bewegt haben, ging es hinter der Kurve übrigens so weiter. Der Seitenstreifen endet 150m weiter vor einem Bahnübergang.

  • Teilweise schon, unter der Bahnunterführung ist es auch nicht breiter. Das Kuriose war ja vor allem, dass dieser Weg nur in der gezeigten Richtung auf der linken Straßenseite benutzungspflichtig war, aber in der Gegenrichtung nicht.

    Zu linksseitigen Radwegen steht in den VwV StVO:


    Also erst einmal innerhalb geschlossener Ortschaften auf der linken Straßenseite grundsätzlich keine Benutzungspflicht, sondern in Ausnahmefällen ein Benutzungsrecht ("Radfahrer frei"). Aber nur dann, wenn wenige Kreuzungen und Einmündungen zu überqueren sind, wenn zwischen Radfahrern und Kraftfahrzeugverkehr ausreichende Sicht besteht und wenn die Kreuzungen und Einmündungen an den untergeordneten Straßen entsprechend gekennzeichnet sind.

    Anbei ein paar Beispiele aus der Realität ;)

    In der Thuner Straße beginnt die Anordnung der Benutzungsplicht auf der stadtauswärts linken Straßenseite mit dem Hinweis auf eine gefährliche Ausfahrt.

    An allen Kreuzungen fehlen Furtmarkierungen. Nur an einer einzigen Straße steht das Zusatzzeichen [Zusazzeichen 1000-32] über dem [Zeichen 205] und dort ist es von einem Baum verdeckt. An einigen Kreuzungen ist der (insbesondere in Gegenrichtung und dann von rechts kommende) Radverkehr erst zu sehen, wenn man schon auf dem Radweg steht. Im Radverkehrskonzept von 1999 stand schon damals, dass die Benutzungspflicht hier aufzuheben ist, weil die Mindestbedingungen nicht erfüllt sind (Breite mind. 3m für kombinierten Geh- und Zweirichtungsradweg).


    Auch den Bahnhof kann man mit dem Fahrrad gar nicht legal erreichen, weil man vorher auf die falsche Straßenseite wechseln muss. Als "sichere Querungsmöglichkeit für Radfahrer" sieht man hier einen Fußgängerüberweg an.


    In der Straße Am Hofacker befindet sich eine Behinderteneinrichtung auf der in Blickrichtung linken Straßenseite. Dazu schlecht einsehbare Grundstücksausfahrten von Gewerbebetrieben. Auf der Fahrbahn gilt Tempo 30 und das Verkehrsaufkommen ist gering. Trotzdem hält man es offensichtlich für zu gefährlich, Radfahrer auf der Fahrbahn fahren zu lassen und ordnet lieber eine Benutzungspflicht auf der falschen Straßenseite an, wo oft erhebliches Fußgängeraufkommen besteht.


    Und zum Schluss noch 3 Bilder von meinem täglichen Arbeitsweg. Wenn man von der Gottlieb Daimler Straße, wo man mangels Radweg auf jeden Fall auf der Fahrbahn fährt, in die Nebenstraße "Kuhweidenweg" abbiegt, wird der Weg auf der linken Seite wieder benutzungspflichtig. Dieser Weg quert die Ausfahrt einer Spedition, eine Straße mit hohem LKW-Anteil, weil sich dort eine LKW Waschanlage befindet, sowie die Zufahrten zu einem Baustoffhandel. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass es an allen Einmündungen keine Furtmarkierungen gibt. Am Ende der Straße kommt man dann verkehrt herum in einen Kreisverkehr, wo die Sicht auf Radfahrer durch Büsche und Hecken an zwei Einfahrten massiv eingeschränkt ist. Da nutzt auch das Zusatzzeichen [Zusazzeichen 1000-32] nicht viel. Auch in dieser Straße gilt die Benutzungspflicht wieder nur stadtauswärts für die falsche Straßenseite, während stadteinwärts kein Blauschild steht.

  • Wie kann man eigentlich die Leute dazu ermutigen, auf der Fahrbahn zu fahren, wo es erlaubt ist? Hier gibt es ja eine ganze Reihe von Radwegen, bei denen eine Benutzungspflicht weder erforderlich noch zulässig ist. Ich fürchte aber, dass die meisten Radler es nicht einmal merken würden, wenn die blauen Schilder abgeschraubt würden und selbst wenn sie es merken, weiterhin im Seitenraum fahren würden.

    Was haltet ihr von Fahrradpiktogrammen auf der Fahrbahn? Habt ihr Erfahrungen, mit welchen Maßnahmen man sonst noch die Fahrbahnnutzung unterstützen kann? Speziell dort, wo die Leute es überhaupt nicht gewohnt sind, auf der Fahrbahn zu fahren?

  • Was haltet ihr von Fahrradpiktogrammen auf der Fahrbahn? Habt ihr Erfahrungen, mit welchen Maßnahmen man sonst noch die Fahrbahnnutzung unterstützen kann? Speziell dort, wo die Leute es überhaupt nicht gewohnt sind, auf der Fahrbahn zu fahren?

    Prinzipiell finde ich die PIktogramme gut, zeigen sie ja dem Autofahrer, dass Radfahrer auf der Fahrbahn fahren dürfen. Am Freitag Abend auf ner Veloroute (Horner Weg im Hamburg) ohne Radwege mit genau solchen Piktogrammen, etliche Radfahrer auf den Fußwegen unterwegs. Und auf der Fahrbahn nahezu kein PKW unterwegs.
    Man muss die Leute wohl immer und immer wieder darauf ansprechen und ggfs. Geldbußen verhängen, damit sie das auch wirklich glauben.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich habe etwas Sorge, dass bei einer Aufhebung der Benutzungspflicht lediglich das [Zeichen 240] gegen [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] ausgetauscht wird. Dann darf man zwar auf der Fahrbahn fahren, aber die wenigsten werden es vermutlich auch tun und die Autofahrer werden erwarten, dass man als Radfahrer weiterhin auf dem "Radweg" fährt (weil da ja ein Schild steht und weil Radfahrer sowieso nichts auf der Straße zu suchen haben).

    Auf dem Bild unten sieht man ein Beispiel, wo die Mindestvoraussetzungen für das angeordnete [Zeichen 240] nicht gegeben sind (Harburger Straße stadteinwärts). Der gemeinsame Geh- und Radweg hat eine maximale Breite von 2,30m (StVO: mind. 2,50m) und ist durch Bäume zusätzlich eingeengt. Speziell im Berufsverkehr gehört diese Straße zu den stärker befahrenen Routen in die Innenstadt. Wenn es sich auf der Fahrbahn staut, kommt man als Radfahrer in der Regel auf dem Radweg schneller voran. Stadteinwärts hat die Straße leichtes Gefälle, so dass auch weniger geübte Radfahrer leicht auf Geschwindigkeiten > 20km/h kommen. In der Gegenrichtung gibt es einen ausreichend breiten [Zeichen 241-30] . Die Grundstücksausfahrten sind dort auch besser einsehbar und weil die Straße stadtauswärts leicht ansteigt, ist man als Radler dort auch eher langsamer als stadteinwärts. Daher sehe ich stadtauswärts eher keinen Handlungsbedarf.

    Stadteinwärts ist das so aber weder für Fußgänger noch für Radfahrer akzeptabel. Der Weg bietet vor allem an den Engstellen nicht genug Platz, um selbst mit verringerter Geschwindigkeit an Fußgängern vorbei zu fahren. Die Grundstücksausfahrten sind nur schlecht einsehbar. An Einmündungen und Kreuzungen kommt es außerdem oft zu Behinderungen durch einbiegende Kfz, weil die Fahrer den Fahrbahnverkehr gar nicht einsehen können, wenn sie vor dem Radweg warten.

    Die Fahrbahn hat eine Breite von ca. 7,50m. Wenn man die Mittellinie verschiebt und die Fahrspur stadteinwärts breiter macht, könnte man ggf. Platz für einen Schutzstreifen gewinnen (Aufteilung dann stadtauswärts 3,25m, stadteinwärts 4,25m, davon 1,50m Schutzstreifen).

    Ich habe neulich mal das [Zeichen 240] "übersehen" und bin auf der Fahrbahn gefahren. Es hat keine 500m gebraucht, bis mich der erste Autofahrer durch das offene Seitenfenster auf den Radweg aufmerksam gemacht hat. Ohne dass man das Radfahren auf der Fahrbahn dort erleichtert, würde ich vermutlich der Einzige bleiben, wenn man nur die Benutzungspflicht aufheben würde. Das Fällen der Bäume oder der Ankauf von Grundstücksfläche würde sicherlich in der öffentlichen Diskussion nicht dazu beitragen, die Interessen der Radfahrer in ein positives Bewusstsein zu rücken.

  • Mit der Polizei habe ich noch keinen Kontakt aufgenommen und daher leider auch keine Unfallzahlen. Ich verfolge seit etwa einem halben Jahr die örtlichen Polizeimeldungen im Pressportal. Dabei wurde über 4 Fahrradunfälle mit Leicht- und Schwerverletzten Radfahrern im Stadtgebiet berichtet, allerdings kein Unfall an dieser Stelle. Kleinere Unfälle, die glimpflich oder mit geringem Sachschaden ausgingen, werden im Presseportal aber sicherlich nicht erwähnt.

    Seit gut 2 Monaten führe ich darüber hinaus ein Fahrradtagebuch, wo ich meine eigenen Erlebnisse festhalte. In den 9 Wochen seit Beginn habe ich in dieser Straße (nur stadteinwärts) 9 gefährliche Situationen festgehalten. Als Gefährdung habe ich alles betrachtet, wo es ohne meine Reaktion (starkes Bremsen oder heftiges Ausweichen) unweigerlich zu einer Kollision mit einem fahrenden Kfz gekommen wäre. Dazu kommen 12 Situationen, die ich als "Behinderung" vermerkt habe. Darunter fällt alles, wo ich anhalten oder zumindest deutlich bremsen musste, weil ein wartendes Kfz meine Weiterfahrt blockierte. Langsames Vorbeifahren an Fußgängern habe ich nicht als Behinderung eingestuft.

    Inwieweit meine eigenen Erfahrungen repräsentativ sind, kann ich natürlich nicht sagen. Da es sich bei der Strecke um einen Teil meines täglichen Weges zur Arbeit handelt, kenne ich eigentlich schon die kritischen Punkte, wo man besonders aufpassen muss. Manchmal werde ich aber trotzdem noch überrascht, wenn Autofahrer plötzlich vor mir abbiegen, ohne zu blinken oder über den Radweg bis an die Fahrbahn fahren, obwohl ich zuvor einen Blickkontakt wahrgenommen habe.

  • Da würde ich empfehlen, Kontakt zu Frau Sager vom ADFC Harburg(Landkreis) aufzunehmen.
    Die hatte und hat in "ihren" Dörfern genau die gleichen Probleme: wie Radfahrer auf die Fahrbahn bekommen

    Letztendlich funktioniert das nur über viel Geduld und Öffentlichkeitsarbeit.

  • Danke für den Tipp, ich werde mal Kontakt mit ihr aufnehmen.

    Geduld und Öffentlichkeitsarbeit: Ich stelle bereits bei der Mitgliedern der Fahrrad-AG fest, dass langsam ein Umdenken stattfindet. Ich weise auch penetrant darauf hin, dass eine Verbesserung des Radverkehrs nicht gleichbedeutend ist mit "mehr Radwege bauen", sondern dass im Gegenteil viele Gefahrenpunkte im Stadtgebiet erst durch die Radwegbenutzung entstehen. Und dass es darüber hinaus viele Straßen gibt, wo eine Benutzungspflicht ganz offensichtlich nicht erforderlich ist.

    Wenn es gelingt, solche unsinnigen Regelungen aufzuheben, wäre man hier schon ein großes Stück weiter. Damit hätte man dann auch Anlass, das Thema regelmäßig in die Tageszeitung zu bringen.