15. September: Parking Day

  • Morgen ist Parking Day, unter anderem auch an bislang drei Straßen in Hamburg:

    Das Hamburger Autoblatt berichtet darüber im gewohnt negativer Wortwahl und bezeichnet die Umwidmung der Parkflächen als „zivilen Ungehorsam“, obwohl die Sache nach meiner Kenntnis als Demonstration angemeldet und die Parkflächen mit Haltverboten freigehalten werden, sonst würd’s ja auch alles gar nicht funktionieren: Radfahrer besetzen Parkplätze in Ottensen und Eimsbüttel

    Schon witzig, dass diese künstlerische Aktion dermaßen konflikträchtig ist, dass die Polizei zur Überwachung abgestellt wird — aber eben nicht, weil man befürchtet, die Demonstranten könnten Schindluder treiben, sondern: „Der Autofahrerfrust scheint programmiert.“

    Der Frust entlädt sich derweil auf facebook in den einschlägigen Stadtteilgruppen:

    Zitat

    Keine Unterstützung den Tugendfaschisten vom ADFC!!

    Oder:

    Zitat

    Keinen Metern den Fahrrad Nazis !

    Oder etwas unsachlicher direkt in meinem Posteingang, weil’s für die Öffentlichkeit wohl nicht mehr taugte:

    Zitat

    ich box dich um du grüne fahrrad hure

    Naja — es wird bestimmt spannend, da kann man wohl nur von Glück reden, dass morgen die Polizei anwesend ist.

    Geplant sind die folgenden Standorte:

    Kommt jemand mit?

  • Oh, das Autoblatt legt nach und gibt den Artikel zur „Diskussion“ frei:

    Angesichts der Kommentare nehme ich wohl morgen mal lieber die Bahn — ich habe nicht so richtig Lust darauf, dass mir jemand den Start ins Wochenende mit einem Paar Blauaugen versüßt.

  • Nee, das wird bestimmt komplett harmlos verlaufen. Da stehen Schilder rum, die Aktion ist angemeldet. Die Läden direkt beim Parking Day auf dem Eppendorfer Weg werden sich vielleicht sogar freuen.
    Gut, abends um sieben könnte jemand genervt sein, aber eigentlich sind hier alle gechillt (wohne da um die Ecke).

    Witzig: Im FB-Thread echauffieren sich zwei über diese Aktion, die selber ellennlange Kommentare gegen G20-Polizeieinsatz bzw. pro "Rote Flora" verfasst haben. jaja, wenn die Welt doch nur so wäre, wie es der eigene Horizont verträgt ;)

  • Nee, das wird bestimmt komplett harmlos verlaufen.


    Naja, da wird offen mit Gewalt gedroht.

    Zitat

    dann erhalte ich wohl morgen meine erste anzeige wegen körperverletzung...!

    Zitat

    Terroristen.

    Zitat

    Wieso gibt es immer mehr durchgeknallten Spinner?

    Zitat

    Die schlimmsten Rowdy's im Strassenverkehr sollten erst einmal lernen, sich den STVO Regeln gem. zu verhaltenIn keiner Stadt wird so rücksichtslos auf Fußwegen gefahren wie in HH. Daran sollte der Fahrrad Club arbeiten. Man kann nur hoffen das jeder Parkplatzblockierer verwarnt wird!!!

    Zitat

    Eine weitere Gruppe Terroristen ist am Start

    Zitat

    Sofort Strafzettel austeilen !
    Diese Clowns haben offensichtlich zu viel Geld .


    Ich weiß nicht — vielleicht bin ich da mit meinem Erfahrungen etwas übervorsichtig, aber ich habe nicht so richtig Bock darauf, mal wieder so richtig zu kassieren.

  • Zitat

    Auto ist stärker, wenn nicht Platz gemacht wird, wird Platz gemacht hahahahah... Ne mal im ernst, nur weil die keinen Führerschein haben und vor sich hin schleichen, bei Rot über Ampeln rasen, und das wie immer OHNE Licht..... fast euch mal an eure eigene Nase.... Geisterfahrer....*kopfschüttel*

    Zitat

    Seh schon das gibt dann satt auf die Hörner für diese Aktivisten , und mit was ? Mit Recht !

    Zitat

    alle wegböllern die spacken


    Ich weiß nicht — ist das diese „Verrohung der Sitten“, die unser ehemaliger Bundesverkehrsminister damals festgestellt hat?

    Früher hat man sich selbst bei einem hochemotionalen Thema wie Parkplätzen nicht gleich den Tod gewünscht.

    Beziehungsweise man hat es nicht unter seinem echten Namen für jeden lesbar ins Netz geschrieben.

    Beziehungsweise die Moderation hätte derartige Aufrufe zur Gewalt wieder entfernt.

  • Jo, die Moderation beim Abendblatt ist eher unterirdisch.

    Ansonsten: Bellende Hunde beißen nicht. Viel Blalbla, aber dann plötzlich doch "alles nur als Scherz gemeint, haha, und ihr fallt darauf rein".
    Einfach nicht ernst nehmen. Ich schau jetzt mal im Eppendorfer Weg vorbei, was die da so aufgebaut haben.

  • Dennis Thering, Verkehrsexperte der Hamburger CDU, hat eine Pressemitteilung mit vielen großen Buchstaben zum Parking Day veröffentlicht:

    Zitat

    Thering: Unterstützung der Parkplatzguerilla durch Regierungs-Grüne ist Akt der politischen Nötigung

    Im Rahmen des sogenannten „Parking Day“ werden heute in Eimsbüttel und Ottensen Parkplätze besetzt. Die Initiatoren verklären diese verkehrspolitische Guerillaaktion als „zivilen Ungehorsam“ gegen die „Platzverschwendung durch Autos“. Die Grünen in Hamburg unterstützen diese Umtriebe aktiv. Aus Sicht der CDU ist dieser Akt der verkehrspolitischen Nötigung mobilitätsfeindlich und zutiefst bürgerfeindlich. Denn einerseits wurden in Hamburg seit 2011 bereits weit mehr als 2.000 öffentliche Parkplätze vernichtet. Infolgedessen haben die Parksuchverkehre, die für rund 40 Prozent der verkehrsbedingten Schadstoffemissionen verantwortlich sind, massiv zugenommen. Andererseits lebt die Hamburger Bürgergesellschaft von der gemeinsamen Suche nach Lösungen. Autofahrer zu erpressen und diese dadurch zu scheinbar besseren Verkehrsteilnehmern erziehen zu wollen, ist gleichermaßen Gift für die Mobilität und das politische Klima in Hamburg. Die CDU wirbt daher umso mehr für ihr im Mai 2016 veröffentlichtes Radverkehrskonzept. Dieses setzt auf Angebote und Anreize und nicht auf Zwänge, Erpressung und Verbote.

    Dazu erklärt Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Erfolgreiche Radverkehrspolitik geht nur mit Augenmaß und ohne Zwang. Beispielsweise heute einer Frau, die mit ihrem kranken Kind zum Arzt will, den Parkplatz zu blockieren, ist das genaue Gegenteil. Zudem ist es angesichts der massiven Parkplatzvernichtung und dem explosionsartigen Wachstum der Parksuchverkehre einfach anmaßend. Die Grünen als Regierungspartei haben mit der Unterstützung dieser Guerillaaktion den Pfad der verkehrspolitischen Tugendhaftigkeit endgültig verlassen. Verkehrsumerziehung durch politische Nötigung ist zum Scheitern verurteilt. Dafür das Versammlungsrecht zu missbrauchen, zeigt das zutiefst gespaltene Verhältnis der Grünen zur modernen Großstadt, die es außerhalb der Fußgängerzonen auch gibt, und in der die meisten Menschen leben und arbeiten. Nur Anreize und Angebote in Kombination mit aufrichtiger Überzeugungsarbeit können andere Verkehrsteilnehmer nachhaltig zum Umstieg auf das Rad bewegen.“


    Ich frage mich ja langsam, ob die Hamburger CDU außer Parkplatzvernichtung auch noch andere Themenfelder besetzt.

  • Parking Day Ottensen am Spritzenplatz. Als ich kurz vor 15 Uhr ankam, war gerade die Polizei damit befasst, falschparkende Kraftfahrzeuge aus den Haltverboten zu entfernen. Offenbar wurde zunächst mit freundlichen Suchanfragen in den örtlichen Cafés und mit persönlicher Ansprache gearbeitet, bei zwei hoffnungslosen Fällen war aber schon der Abschleppdienst unterwegs, also wurde die Sache schon gleich viel teurer.

    Das ist natürlich der Hit. Zwei empörte Kraftfahrer konnten gar nicht fassen, dass das Haltverbot tatsächlich gelten sollte, denn normalerweise gelten Haltverbote nicht und man könne ja trotzdem dort parken. Der absolute Meltdown fand dann statt, als die Kraftfahrer erfuhren, warum sie jetzt auch noch den Abschleppdienst bezahlen sollten: Damit ein paar renitente Radfahrer Kunstrasen auslegen und die Parkflächen bespielen könnten — im wahrsten Sinne des Wortes.

    So ganz schwer zu verstehen sind die Haltverbote aber nicht, für Interessierte gibt’s auch noch eine auskunftsfreudige Rückseite:

    Der Abschleppdienst rückt an, kann den Transporter aber nicht mitnehmen, weil der zu groß ist. Das hat ja mal wieder prächtig funktioniert.

    Drei Minuten später gibt sich dann ein Gast aus dem gegenüberliegenden Café, der die Szene offenbar schon eine ganze Weile beobachtet hat, als Fahrer zu erkennen — und es wird anscheinend diskutiert, ob das Haltverbot denn wirklich gilt oder ob denn vor dem Wagen nicht noch genug Platz zum Parken wäre, denn da ist doch sooooooo viel Platz.

    Manchmal frage ich mich wirklich, wie es denn grundsätzlich um den Straßenverkehr in Deutschland bestellt ist. Die Leute kommen schon bei einem simplen, nicht so richtig misszuverstehenden Haltverbot auf lustige Ideen, das ist ja kaum zum Aushalten.

    Ich bewachte mit meinem Rad eine Weile die freigewordene Parkfläche und habe zu meinem eigenen Erstaunen nicht aufs Maul bekommen. Heute war ein richtig guter Tag!

    Die Hamburger Morgenpost war mit der Kamera dabei:

    Die Grünen mit ihrem Eisfahrrad:

    Und ansonsten war das echt eine nette Sache — auch wenn sich das Feedback der vorbeikommenden Passanten eher in Grenzen hielt („Was wollen diese Radfahrer denn noch alles?“, „Ihr Spinner zahlt nicht mal Steuern!“).

  • Die Hamburger Morgenpost schreibt: „Parking Day“ in Ottensen: Heute gehören die Parkplätze uns!

    Nun ist mir ja klar, dass eine solche Aktion auch provozieren und zum Nachdenken anregen soll, allerdings komme ich nicht so richtig mit den Rückmeldungen zurecht. Aus meinen Erfahrungen bei der Critical Mass weiß ich ja, dass man durchaus etwas härter angegangen wird und Beschimpfungen zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Und nun wundere ich mich, warum jetzt ganz unverblümt Morddrohungen in öffentlichen Kommentaren und bei facebook gepostet werden, beziehungsweise statt „Spinner“ oder „Arschlöchern“ jetzt von eher rechtslastigen Ausdrücken wie „Kreaturen“ und „wertloses Leben“ die Rede ist. Das wundert mich ein bisschen — gerade in Hinblick auf die Bundestagswahl nächste Woche.

    Zitat

    Ätzend. Direkt die Polizei rufen.

    Zitat

    Früher haben diese Kreaturen Häuser besetzt, heute besetzen sie Parkflächen.

    Zitat

    Grüne=Gehirn amputiert

    Zitat

    Für den ADFC ist der Autofahrer der Feind. Der ADFC besteht zu 99,9% aus Hardcore Kampfradlern. Für die ist eine rote Ampel schon ein Grund völlig auszurasten.

    Zitat

    Lächerliche Gestalten...

  • Die Nürnberger Veranstaltung war mal wieder auf 5 Parkbuchten beschränkt.. so wird das nie was.

    Ich finde aber auch den Auftritt in den Parallelparkbuchten immer nur begrenzt "gut" (ich schreib das mal in Anführungszeichen). Was ich mir wünschen würde wäre ein Großparkplatz, der in eine gigantische Spielwiese verwandelt wird. So mit Volleyballfeld und Gras und Bänken und einen Biergarten. Weil dann vor allem den Anwohnern schneller klar würde wie schön eine ruhige Fläche ist. Das sich das schlecht in 10 Minuten Aufbauzeit umsetzen lässt ist mir schon irgendwie klar. Die Anreisenden kann man ja eh nie überzeugen, dass Park besser als Parkplatz. Geht nicht, weil ja schon mit dem Auto unterwegs.

    Und für meine Traumvorstellung sind eben die abgebildeten Parkbuchtgestaltungen immer nur bedingt geeignet. Ein Schlafsack auf Rollrasen mit Plastikblumen lädt halt nicht zum dazusetzen ein. Vielleicht müssten da mal die IT-Profis ran. Eine Parkbucht mit einem VR-Stand besetzen und dort die selbe Straße zeigen - nur halt ohne Autos und in hübsch. Oder so ...

  • Hm, ich dachte bislang ja wirklich, dass man entweder wirklich einen Parkplatz besetzt bzw. ein Ticket zieht.

    /Was haltet ihr von der Idee, einfach auf leere Parkplätze Laken mit "BESETZT" drauf abzulegen? In München funktioniert das an Häusern recht gut, da steht kurz darauf dann gleich das SEK vor der Tür. Also, egal ob da wirklich etwas besetzt wurde oder nicht.

    Hier
    oder auch
    hier