Beiträge von Th(oma)s

    Ich weiß nicht. Zumindest die Vorfahrtsregelungen nehmen keine Rücksicht auf Art, Umfang und Gewicht des Fahrzeugs.

    Spannend wird es, wenn beide einen Fehler gemacht haben, weil die Hauptschuld nur einmal vergeben werden kann, und es dieses Merkmal ist, was dann in den Verschuldensstatistiken der Allgemeinheit präsentiert wird. Nach der Grundregel "schwach vor stark" wird dann wohl zB bei einem Gehweg-Geisterradler, der mit einem unachtsamen KFZ-Linksabbieger kollidiert, in aller Regel dem Lenker des KFZ die Hauptschuld zugewiesen werden (§ 9 StVO unterscheidet nicht danach, ob parallel fahrender Verkehr neben der Fahrbahn legal oder illegal kam).

    Die Desinformation besteht darin, immer zu verschweigen, das Autofahrer mit einer noch höheren Quote ihre Unfälle selbst verursachen: Über 80% der Unfälle mit Autobeteiligung werden auch von einem Autofahrer verursacht.

    Die Desinformation besteht erstens darin, zu suggerieren, dass „Fahrradunfall“ identisch wäre mit „Unfall zwischen PKW und Fahrrad“ (und damit unredlicherweise den 100%-Schuldanteil bei Allein- und Fahrrad-Fahrradunfällen in die vermeintliche Verschuldensquote der Paarung PKW-Fahrrad einzupreisen), und zweitens (falls denn doch mal nach Verkehrsart der Gegner gewichtete Schuldquoten präsentiert werden) fälschlich so zu tun als ob die jeweiligen Schuldquoten bei allen Unfallschweregraden identisch wären.

    Und da kommt man eben an den Punkt, dass manche Ziele als "nicht mit dem Fahrrad erreichbar" empfunden werden.

    Der akzeptierte Fahrrad-Radius hängt allein davon ab, ob man bereits ein Auto zur Verfügung hat. Mit Auto ist er immer Null, ohne Auto kann er variabel sein. Will sagen: es ist eine Illusion, dass Radverkehrsförderung auch nur ansatzweise irgendwas am Autoverkehrsaufkommen ändern könnte. Autos werden nicht angeschafft, um damit die 500m zum Bäcker zu fahren. Sie werden folglich auch weder abgeschafft, wenn man bei schönem Wetter ab und zu auch mal die 500m zum Bäcker radelt, noch hätte der Ersatz einer Handvoll Bäcker-Fahrten mit dem Auto durch Radfahrten spürbare (und daher staatlicherseits förderungswürdige) ökologische Effekte.

    Die Wissenschaft ist da inzwischen weiter ... Jeder hat seine eigene Wirklichkeit, weil jedes Gehirn die Informationsflut anders selektiert ...

    Schrödingers Pendelraum, also? Ob man symmetrisch +/-20cm um eine mittlere Fahrlinie eiert oder einseitige 1,5m-Ausschläge nach links schafft, hinge dann nicht mehr von den langweiligen Gesetzen der Newton'schen Physik ab, sondern richtete sich relativistisch danach, ob das Gehirn zuvor selektiv bemerkt hätte, dass man sich gerade (nicht) auf einer Fahrbahn befindet?:evil:

    Ich denke manchmal, dass mir gleich bewusst werden wird, dass das, was ich bis gerade eben noch für mein richtiges Leben gehalten habe, in Wahrheit nur der Film war, der angeblich im Augenblick des Todes nochmal im Zeitraffer vor dem inneren Auge abgespielt wird. Interessant wird es, wenn man überlegt, dass auch diese Einsicht nur die letzte Szene eines weiteren Letzter-Atemzug-Filmes gewesen sein könnte...

    Dagegen scheint manche Infrastruktur in Deutschland dem Motto zu folgen "wenn wir den Leuten so viel Angst machen, dass sie mit dem Auto fahren, sinkt die Zahl der verunfallten Radfahrer auch."

    Das Angstmachen besorgen diejenigen, die unermüdlich mit Legenden und Desinformation an der Erosion des Sicherheitsgefühls auf deutschen Straßen arbeiten (und dabei gerne als Gegenentwurf unhinterfragt den irreführenden Mythos "aber bei Frau Antje, hinter dem Siebengebirge, bei den sieben Fahrradzwergen, da ist alles tausendmal sicherer als hier!" ins Netz posaunen).

    Wir stellen uns für einen kurzen Augenblick vor, einer der vielen Fälle aus dieser rasch zusammengetragenen Ansammlung aus NL hätte in Deutschland stattgefunden - egal, wie und warum die Tragödien letztendlich genau passiert wären, Twitter/Facebook würden tagelang vor lauter "Mordstreifen"-Posts brennen. In NL dagegen (soweit ich das sehen kann) - nichts, nada, keine öffentliche Reaktion. So macht man eine gute gefühlte Sicherheit.

    Und jetzt das Übliche: [Überholpsychose]

    Ich habe mir die schweren und tödlichen Unfälle 2019-2023 in den OpenData vom Unfallatlas genauer angeschaut. Insgesamt gab es auf der Straße zwischen Spadenland und Altengamme in 5 Jahren 22 Schwerverletzte und 1 Todesfall bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung. Schwere Unfälle mit Fußgängern oder unter Radfahrern gab es nicht. 5 Fälle resultierten aus Alleinstürzen ohne weitere Beteiligte, 18-mal waren auch KFZ an schweren Radunfällen beteiligt. Von diesen 18 beruhten 12 auf Kollisionen mit dem ruhenden Verkehr, darunter auch der einzige Todesfall. Darüber hinaus ereigneten sich 2 Unfälle vom Typ "sonstiger Hergang", 1 Abbiegeunfall und 1 Vorfahrtunfall. Im Längsverkehr gab es nur 2 Einträge; bei beiden ist als Unfallart "Auffahren auf voraus fahrendes oder wartendes Fahrzeug" angegeben. Wer wem auffuhr geht aus den Daten nicht hervor, jedoch ist es in Anbetracht der eklatanten Häufung von Kollisionen mit dem "ruhenden" Verkehr auch nicht unplausibel, dass es nicht das KFZ war, was auffuhr.

    IOW: schwere Unfälle durch Fehler während des Überholens = Fehlanzeige.

    Und wie viele deiner Beispiele entsprechen der von mir beschriebenen Aufteilung?

    Aufteilungsvarianten reduzieren erstmal nur die Anzahl möglicher Straßen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erheblich mindert, dass man gerade dort einen schweren Unfall wird erwarten können. Da schwere Unfälle gottlob bei gleich welcher Führung sehr seltene Ereignisse sind, wird man weder bei einer Zehntelung des Risikos noch bei einer Verzehnfachung signifikante Auswirkungen erwarten: zehnmal Null bleibt Null.

    Ich habe übrigens keine Ahnung, was genau bei den meisten der von mir anhand Google-Bildersuche zusammengestellten Unfällen mit Schutzstreifen in den Niederlanden passiert ist; NL-Polizei und damit auch die Presse halten sich bei der Beschreibung der Unfallhergänge stets taktvoll zurück. Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Todesfälle gar nicht auf seitlichen Kontakt beim Nebeneinanderfahren zurückzuführen war. Infolgedessen ist es ebenso dann aber auch nicht unwahrscheinlich, dass eine Querschnittsänderung, die im Wesentlichen auf die Bedingungen beim Nebeneinanderfahren abzielt, auch keine dramatische Änderung des Unfallrisikos herbeiführen kann.

    komisch. anderes Bild im Nutzerprofil als ich bei so einer Antwort üblicherweise erwartet hätte.

    Auch an dem Baum in meinem Symbolbild fahren täglich Dutzende Radfahrer unfallfrei im Zentimeterabstand vorbei, weil sie eben keine +/-1,5m-Pendelamplitude haben. Dass das Konstrukt weder zulässig noch abstrakt sicherer wäre als die Alternative "kein Fahrradfirlefanz" ist davon unberührt.

    Dabei richten sich Radschutzstreifen einzig an den Kraftverkehr. Ich wüsste nicht, was daran gefährlich sein soll, wenn solche "plötzlich" enden.

    Schutzstreifen richten sich durchaus auch an Radfahrer, da die unterbrochene Linie sinngemäß bedeutet "Seitenwechsel in beiden Richtungen nur erlaubt, wenn du den Vorrang von Verkehr beachtest, der schon jenseits der Linie ist oder gleich kommen wird". Da diese Vorschrift existiert, ist übrigens in Straßen mit Streifen auch die 1,5m-Regel sachlich obsolet (Disclaimer: ja, ich weiß, dass die Fahrradszene abstruse Gravitationskräfte beim Nebeneinanderfahren am Werk wähnt, die einerseits so stark sind, dass sie den ansonsten anerkannten günstigen Effekt von Leit- und Trennlinien auf die Verkehrssicherheit zwar verhindern, jedoch andererseits wiederum so schwach sind, dass sie von einer Reihe flacher Steine oder Plastikplömpel vollständig entschärft werden können :evil:).

    Wenn man sich die Bilanzgewinne der deutschen Autobauer der letzten Jahre anschaut, wird einem schwindelig. Allein beim VW-Konzern eine Steigerung um 13% von 2022 auf 2023, und 2022 war schon ein Rekordjahr. Ich warte ja vergebens drauf, dass irgendein Journalist mal die Frage stellt, wo eigentlich die Substanz für das Krisengejammer ist. Was die Rotstift-Orgie tatsächlich mit den Bilanzzahlen zu tun hat, und was davon lediglich vom aktuell miesen Aktienkurs getrieben ist, offenbar dazu gedacht, die Anleger bei Laune zu halten?

    Die Gewinne von VW stammen aus den ausländischen Fabriken (Seat, Skoda, VW Türkei, und ja, auch VW China...). Angenommen Skoda würde solche Verluste einfahren wie VW Deutschland derzeit, während VW Deutschland in Wolfsburg, Kassel etc hochprofitabel produziert - würde man dann auch erwarten, dass Skoda zu Lasten der Konzernbilanz niemanden entlassen darf?