Ich gehe davon aus, dass brauchbare Radverkehrsanlagen in der Tat den Radverkehr fördern können. Dass in Deutschland Vieles unbrauchbar ist, bestreite ich hingegen nicht.
Ich bestreite dagegen, dass es eine Korrelation zwischen dem Faktor Qualität und irgendwelchen Verhaltenseffekten gibt. Es gibt genau 2 Gründe für die Anlage von Radwegen: fahrende Autofahrer wollen nicht für Radfahrer bremsen müssen und Radfahrer wollen nicht für stehende Autofahrer bremsen müssen. Jede Fläche, die diese Anforderungen erfüllt, ist gleich "brauchbar".
Was die Radverkehrsbudgets anbetrifft, so haben es die Niederlande oder die Stadt Kopenhagen in den letzten 20 Jahren ja bekanntermaßen so richtig krachen lassen. Dennoch stagniert die Radverkehrsleistung dort. Der Wirkungsgrad "rekrutierte Radfahrer/Million Euro Investment" fält in diesem Zeitraum sehr übersichtlich aus, zumal, wenn man als Benchmark anstelle von "rekrutierte Radfahrer" sinnvollerweise "rekrutierte MIV-Umsteiger" in den Zähler nimmt.
Schlussfolgerung: sofern Radverkehrsanlagen überhaupt einen Effekt auf die Bereitschaft der Menschen besitzen, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu wählen, dann gibt es einen hyperbolischen Zusammenhang zwischen Aufwand und Ertrag. Die Schwelle, ab der man den Wirkungsgrad weiterer Investments als unrentabel bewerten muss, liegt dabei überraschend niedrig. Sie ist in Deutschland in den meisten Städten definitiv bereits überschritten. Sofern sich bei der erhofften Reduktion des MIV nach was tun soll, muss man an der Anti-Auto-Schraube drehen. Die Pro-Fahrrad-Schraube ist aber schon maximal ausgereizt.