zur Frage der Formulierungen in Unfallberichten/Pressemeldungen:
liest sich das schlecht.
Wer glaubt, dass die Wortwahl das Verhalten prägt, muss den Begriff „sicherer Radweg“ umgehend aus seinem aktiven Wortschatz streichen.
zur Frage der Formulierungen in Unfallberichten/Pressemeldungen:
liest sich das schlecht.
Wer glaubt, dass die Wortwahl das Verhalten prägt, muss den Begriff „sicherer Radweg“ umgehend aus seinem aktiven Wortschatz streichen.
Ist das jetzt nicht Opfer-Täter Umkehr? Du schreibst ja quasi, die schnellen Pedelecs seien die Ursache für zunehmende Unfälle.
Ich schreibe, dass Pedelec der Anlass dafür sind, dass heute sehr viel mehr Menschen Fahrradausflüge abseits der bebauten Gebiete unternehmen als noch vor zehn, zwölf Jahren (wodurch sie dann auch mehr fatale Vorfahrtkonflikte haben können). Das hat weniger mit der Geschwindigkeit zu tun als mit der Tatsache, dass der Motor den Wenigfahrern die Sorge nimmt, wegen Erschöpfung irgendwo in der Pampa zusammenzubrechen.
Abgesehen davon sind 25 km/h auch ohne Motor nicht ungewöhnlich.
…und auch mit und ohne Motor nicht gefährlich. Erstens ist „Risiko“ ein Bruch, den man nicht ohne Beachtung des stark gestiegenen Nenners bewerten darf. Und zweitens sind schwere Pedelecunfälle typischerweise Vorfahrtfehler durch die Pedeleclenker selber. Beim Anfahren aus einem Feldweg ist ein Fahrradnutzer bedeutend schwerfälliger als ein Pedelecfahrer. Dass wir trotzdem so viele Pedelecopfer haben, liegt nur daran, dass heute dank Pedelec eben viel mehr Menschen aus Feldwegen kommend die schnell befahrene Landstrasse kreuzen (siehe erstens…).
Ist es Pech, wenn man an einer Kreuzung auf ein anderes Fahrzeug trifft, dem man Vorfahrt gewähren muss? Oder ist es Glück, wenn man einfach über die Kreuzung brettert und gerade niemand da ist, dem man damit die Vorfahrt nimmt?
Über Glück ind Pech entscheidet allein die Statistik. Die subjektive Bewertung einer Situation auf Basis der eigenen Vorlieben und Aversionen ohne Kenntnis der statistischen Verhältnisse führt bloß zur kognitiven Verzerrung.
Das Verhalten bleibt trotzdem dumm, fahrlässig und rücksichtslos, auch wenn man Glück hat und dabei nichts passiert.
„Glück“ bezeichnet, ebenso wie „Pech“, Ausreißer vom statistischen Normalfall. Deshalb ist der Nicht-Unfall keineswegs Glück, sondern der Unfall Pech.
Was aber leider nichts Gutes über die Dummheit, Fahrlässigkeit und Rücksichtslosigkeit des Rests der normalen Verkehrsteilnehmer sagt.
Umgekehrt: da es weniger als zwei Dutzend solcher Tragödien jährlich in Deutschland gibt, können die Leute wohl doch gar nicht so doof/rücksichtslos sein, wie ihnen das im Eifer des Gefechts gerne unterstellt wird.
D.h Entweder entsprach der LKW nicht den Vorschriften der StVZO und war somit nicht verkehrssicher oder (wahrscheinlicher) der ( Berufskraft-)Fahrer hat die vorhandenen Möglichkeiten nicht oder nicht richtig benutzt.
Ja. Allerdings wird am socialmedialen Stammtisch gerne fälschlich unterstellt, dass die Beteiligung an so einem Unfall der Beweis dafür wäre, dass genau dieser LKW-Führer (oder genau dieses Opfer) grundsätzlich und notorisch dümmer/fahrlässiger/rücksichtsloser wäre als der Rest der normalen Verkehrsteilnehmer.
Unterm Symbolbild: "In Burscheid ereignete sich ein Unfall".
Nö. Sondern eine Gewalttat.
Wenn man doch bloß wüsste, was der Anlass für den Übergriff war.
auf der Landstraße von hinten erfasst...
Fahrerflucht
Die typische von-hinten-Konstellation:
Was es jedenfalls nicht war: zu knapp bemessener Seitenabstand.
Zahlen unter Verschlusd zu halten, erhöht wieder das Raunen und Fantasieren
Achwas. Zeige mir mal einen Social Media-Beitrag oder Zeitungsartikel aus Dänemark, Niederlande oder Finnland, wo geraunt und fantasiert wird.
Wenn bereits diese Aussage des ADFC-Vertreters dir gegen den Strich geht, dann sag' doch mal konkret an, was du als Alternative siehst, anstatt pauschal einen "boah wie ist das widerlich" zu machen.
Wer sagt denn, dass man überhaupt Stellung nehmen muss?
Die Kardinalfehler sind erstens die überaus gründlich deutsche Unfallstatistik, die auch von den leichten Unfällen und Kollisionen ohne KFZ-Beteiligung (die beim Fahrrad den Löwenanteil aller Unfälle ausmachen) große Anteile erfasst, zweitens die gesetzliche Verpflichtung der Behörden, öffentliche Rechenschaft über die Entwicklung der Verkehrssicherheit abzugeben, und drittens wird das Interesse der Bevölkerung an Belangen der Unfallstatistik in Deutschland wachgehalten, weil die gesetzliche Vorgabe und die jährlichen Rechenschaftsberichte auch die statistische Erfassung der Schuld vorschreibt. Alles drei gibt es so im Ausland nicht, was Viele zu der irrigen Annahme verleitet, die Sicherheit sei praktisch überall auf der Welt besser als in Deutschland.
Dass sowas als „Fahrrad“ apostrophiert wird, bloß weil das „Gaspedal“ zufällig eine Kurbel ist…
Da hast du natürlich Recht und ich bezog meine Aussage nur auf Stade.
Hier mal das Ergebnis vom letzten Jahr für ganz Schleswig-Holstein ("leichte" Unfälle weggefiltert):
Nach den Unfallforschern von GIDAS liegt das Szenario mit dem blauen KFZ auf Platz 9, das mit dem orangenen auf Platz 6 unter den Top10. Zum "mit Abstand häufigsten" Hergang wird das ganze erst, wenn man Abbiegen und Kreuzen jeweils zusammenfasst (also alle Typ 2- und Typ 3-Unfälle gruppiert). Ein direktes Ablesen der dreistelligen Unfallschlüsselung ist aus den Opendata des Unfallatlas leider nicht möglich. Mit den Angaben zur Unfallart kann man sich einigen Varianten immerhin etwas weiter annähern. Zumindest wird damit die Auflösung der Typ6-Längsverkehrsunfälle in "Auffahren/Rammen von hinten" (Art 2) bzw. "Streifen beim Nebeneinanderfahren/Überholen" (Art 3) und "im Gegenverkehr" (Art 4) machbar. Von diesen Unfällen wäre übrigens auch keiner bei regelkonformem Verhalten möglich.
Ebenso kann man die Unfälle mit "nur Fahrrad beteiligt" halbwegs sicher in Alleinstürze und Stürze mit anderen Radfahrern trennen, indem man alle Typ 1 (Fahrunfall) und Typ 7 (sonstiger Unfall) als Alleinsturz wertet, und die übrigen Typen (2-6) als "mit 2. Rad". Nach dieser Unterscheidung stellt sich heraus, dass der Alleinsturz das "mit Abstand häufigste" Szenario der erfassten Unfälle ist.
Ich hätte jetzt irgendwie noch ein Rechtsabbiege-Plakat erwartet (womöglich mit Toter-Winkel-Hinweis).
Ironischerweise kann man diesen Gemeinplatz, den der Polizeisprecher im Artikel absondert:
Zitat"Mit der vor drei Jahren gestarteten Kampagne wollen wir auf diese Weise einmal mehr klarmachen, dass unsere Radinfrastruktur im Land nur dann wirklich sicher und attraktiv ist, wenn sich auch alle regelkonform verhalten", sagte Thomas Weißenberg vom Landespolizeiamt.
...auch für das Fahrbahnradeln anwenden. Oder anders herum: die vermeintliche Gefährdung von Radfahrern auf der Fahrbahn ist überhaupt nur denkbar, wenn sich irgendjemand nicht regelkonform verhält. Wer Radwege mit dem Argument "muss sein, wegen Sicherheit" plant, baut und benutzungspflichtig macht, setzt also voraus, dass nicht-regelkonformes Verhalten praktiziert wird. Wie kann man dann so blauäugig sein anzunehmen, regelkonformes Verhalten würde mit Radwegen wahrscheinlicher sein als ohne??
Eher eine Kombination aus Verdrängung (es fühlt sich auf dem "Radweg" so flauschig an, also kann es gar nicht gefährlich sein) und Selbstüberschätzung (wenn ich nur genug aufpasse, wird mir schon nichts passieren).
Wo wäre da eigentlich der Unterschied zu einem "Ich fahre auf der Fahrbahn immer vorsichtig und ohne plötzliche Schlenker geradeaus. Bei Dunkelheit benutze ich eine ausreichend helle aktive Beleuchtung. Linksabbiegen zeige ich stets rechtzeitig an und fahre erst, wenn ich sicher erkannt habe, dass ich niemanden dabei gefährde. Die Menschheit braucht daher keine Radwege."
An solchen Grundstücksausfahrten fahre ich auf dem Radweg vorsichtig und langsam vorbei und rechne damit, dass ein Auto unvorsichtig die Ausfahrt verlassen könnte. Gegebenenfalls fahre ich langsam genug, um noch bremsen zu können.
Höre ich da gerade ein klitzekleines bisschen Victimblaming?![]()
.und das Grundproblem: Regelkenntnis. Unkenntnis. whatever.
Das Grundproblem: mangelhafte Kinderstube. Jeder Mensch guten Willens kann sich in ein Flugzeug setzen, am Zielflughafen ein Auto mieten, und ohne jede weiter Ausbildung über die örtlich spezifisch geltenden Verkehrsregeln damit vollkommen unauffällig am dortigen Verkehr teilnehmen. Wer einen Unfall baut oder anderweitig gefährdend gegen die Verkehrsregeln verstößt, macht das ganz sicher nicht, weil er es nicht besser wüsste.
Es steht einem also in der Regel frei, diese nicht zu benutzen. Auch wenn das die allermeisten Verkehrsteilnehmer anders sehen.
Dieses Nichteinsehen-Wollen, „dass der jetzt hier noch rumeiert“, ist doch genau die „Gefahrenlage“, wegen der es die Benutzungspflicht überhaupt gibt. Katze, Schwanz, Henne, Ei…
Ich befürchte, der Artikel wird nicht die Aggressivität vieler Autofahrer*innen gegenüber Fahrradverkehr auf der Fahrbahn senken.
…weil wieder einmal der irrige Eindruck bestärkt wird, es gäbe da wirklich ein signifikantes Unfallrisiko jenseits von Roadrage-Eskalationen.