Beiträge von Th(oma)s

    Und ich möchte wetten, dass der Typ mit der Tür das immer so macht.

    Lass es, die Wette verlierst du.

    Das Kriterium ist aber in Wahrheit sowieso, ob er es häufiger macht als die Stichprobe der bislang noch keinen Todesfall verursacht habenden Verkehrsteilnehmer (nein) und ob es was bringt, wenn man ihn mit der größtmöglichen Härte bestraft (auch nicht, weil der Schulterblick beim Türöffnen nicht etwa bewusst unterlassen wird, weil die Leute keine Angst vor den viel zu milden Konsequenzen hätten, sondern weil ganz einfach bisher noch nie jemand kam, der gegen die Türe gefahren wäre, weswegen den Leuten gar nicht klar ist, dass sie eigentlich jdesmal einen Schulterblick hätten machen müssen, diesen aber fahrlässig unterlassen haben).

    Aber während Atomkerne sich von Gerichtsurteilen nicht beeinflussen lassen, tun dies Menschen schon?

    Wir bislang unbescholtenen Verkehrsteilnehmer wähnen uns ja fehlerfrei, weil wir aus dem glücklichen Umstand, dass unsere Fahrlässigkeiten noch keine schweren Folgen gezeitigt haben, den Trugschluss ziehen, wir seien bessere Verkehrsteilnehmer als die Pechvögel, die es schon erwischt hat. Infolgedessen wirken schärfere Strafen bei der Handvoll ernster Unfälle prinzipiell nicht verhaltensbildend auf die Allgemeinheit.

    Verkehrsunfälle sind ein statistisches Phänomen, dem du folglich auch nur mit der „Gießkanne“ beikommst. Also muss man die Axt nicht ganz oben im äußersten Wipfel der schweren Unfälle ansetzen, sondern ganz weit unten am dicken Stamm der vermeintlich harmlosen Mikrodelikte (allgemeine Verkehrskontrolle, Parküberwachung, Tempokontrollen, Alkoholkontrollen) im Vorfeld, *ohne* konkreten Anlass.

    Wo hört die Fahrlässigkeit auf und fängt der Vorsatz, bzw. der bedingte Vorsatz an?

    These 1: Wer immer wieder ungestraft unachtsam die Autotür öffnet und dabei Menschen gefährdet, der rast auch mal mit 100 durch eine geschlossene Ortschaft und denkt sich, das wird schon gut gehen. Das ist kein guter Vorsatz.

    Woher willst du wissen, dass jemand, der einmal einen Menschen mit der Türe unachtsam tödlich zu Fall gebracht hat, das

    1. bis zum Unfall immer (mindestens aber: wesentlich häufiger als die große Mehrheit der bislang unbescholtenen Autofahrer) so praktiziert hat,
    2. immer wieder (mindestens aber: auch künftig wesentlich häufiger als die große Mehrheit der bislang unbescholtenen Verkehrsteilnehmer) machen wird, und dass ferner
    3. diese Praxis als Indikator dafür taugt, dass dieser Mensch notorisch (mindestens aber: wesentlich häufiger als die große Mehrheit der bislang unbescholtenen Autofahrer) 100 igO gefahren ist sowie
    4. diese Praxis darüber hinaus auch noch als Indikator dafür taugt, dass dieser Mensch auch künftig notorisch (mindestens aber: wesentlich häufiger als die große Mehrheit der bislang unbescholtenen Autofahrer) 100 igO fahren wird?

    Verkehrsunfälle sind wie Radioaktivität: du kannst ziemlich sicher vorhersagen, wie hoch die Anzahl der Zerfälle (Unfälle) pro Zeit sein wird. Diu weißt aber nie, welchen der Atomkerne (Verkehrsteilnehmer) es im Laufe der aktuellen Halbwertszeit (Jahresperiode) treffen wird. Das einzige, was man angesichts dieser Unsicherheit vernünftigerweise machen kann, ist, andere Isotope zu verwenden (längere Halbwertszeit, weniger Teilchenenergie beim Zerfall = Entschleunigung, leichtere Fahrzeuge) sowie die Abschirmung verbessern (zB Schirme, die beim Abfangen der direkt emittierten Zerfalls-Teilchen eine noch gefährlichere Bremsstrahlung produzieren durch effektive Materialien ersetzen = gefährliche Radwege aufheben).

    Was nicht hilft: den entstandenen Bleikern zur Abschreckung für die anderen Urankerne dafür bestrafen, dass er beim Zerfall vorhin aus einem Uran-235-Kern hervorgegangen ist. Die anderen Uranatome juckt das nicht, und das Bleiatom wird sich hüten, erneut zu zerfallen. :evil:

    Äh. Die Wiederholungsgefahr ist riesig, wenn man wegen Fahrlässigkeit sowieso nix dagegen tun kann? Sollte man nicht zwischen individueller und allgemeiner Wiederholungsgefahr unterscheiden?

    Wie oft ist es in der Geschichte des Automobils vorgekommen, dass ein und die selbe Person zweimal auf tödliche Weise jemandem die Türe vor den Latz geknallt hat? Das Risiko ist für die Stichprobe der noch unbescholtenen Verkehrsteilnehmer schon nur irgendwo im Bereich von 1:1 Milliarden Türöffnungen. Für das Kollektiv der wenigen Personen, die sowas schonmal verbrochen haben, dürfte das Risiko eher nochmal ein paar Größenordnungen geringer sein.

    Wer "sichere Radwege" fordert behauptet damit auch implizit das Radfahren auf der Fahrbahn zu gefährlich ist. Und ignoriert damit die Stand der Unfallforschung.

    Der „sichere“ Radweg ist eine Floskel wie die „gute“ Butter. Eine Marketingphrase, um sein Produkt bei objektiv sehr ähnlicher Qualität besser von der Konkurrenz abzuheben.😈

    Das Problem an der Sache: das Framing legitimiert Vorsatztaten gegen Fahrbahnradler und treibt auch sonst die Abwärtsspirale aus schlechter gefühlter Sicherheit, Fahrbahnmeidung und verschenkter Safety in Numbers an.

    Es ist schon ein extremer Aussetzer, wenn der Fahrer offensichtlich das Bremspedal nicht findet. Da sollte eine anschließende Überprüfung seiner Fähigkeiten eigentlich selbstverständlich sein.

    Was willst du da groß "überprüfen"? Falls du eine MPU vorschlagen wolltest - die prüft nur auf Probleme mit Alkohol/Drogen und auf mangelnde Impulskontrolle. Reaktionsvermögen, Gedächtnis, Stresstoleranz, Sehvermögen, Gehör, Reflexe oder die technische Fahrzeugbeherrschung werden dabei nicht untersucht. Ich bin auch ziemlich sicher, dass der Herr einen allgemeinen Senioren-Gesundheitscheck (wie er etwa in der Schweiz für ältere Autofahrer schon vorgeschrieben ist) völlig problemlos bestehen würde.

    Nach all dem, was ich vorhin schrieb, sollte doch klar sein, dass das Versagen in diesem Einzelfall genau gar keinen prognostischen Wert besitzt.

    Ich denke, dass man sehr viele der hier gelisteten "Kognitiven Verzerrungen" bei der Beurteilung von Risiken im Straßenverkehr im Allgemeinen sowie bei Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Speziellen wiederfinden kann.

    Dazu fallen mir einfach keine passenden Worte mehr ein, so sehr ich auch danach suche...

    Ein absolut schreckliches Ereignis, wie bei jedem anderen Unfall ebenso, wenn vor allem Kinder sterben.

    Es ist das Wesen des Augenblicksversagens, dass es...

    1. kein bewusst ausgesuchtes Subjekt trifft
    2. der Täter vorher nicht weiß, dass er gleich ein Blackout haben wird
    3. dem Täter hinterher nicht klar ist, was genau eigentlich passiert ist
    4. unabhängig davon ist, ob währenddessen überhaupt jemand im Weg ist
    5. aufgrund der vorgenannten Punkte nicht reproduzierbar wiederholbar ist


    Konsequenz:

    1. Dass das Blackout ausgerechnet ein Kind trifft, erhöht nicht das Ausmaß der Schuld des Täters.
    2. Wenn der Täter vorher geahnt hätte, dass er gleich seine Sorgfaltspflichten verletzen wird, hätte er anders gehandelt.
    3. Das Bewusstsein rekonstruiert aus moralischer Einstellung, verarbeiteten Eindrücken vom Geschehen nach dem Crash, Hörensagen und den flüchtigen eigenen Eindrücken, die es über den Schock hinweg ins Langzeitgedächtnis geschafft haben, einen eigenen Erinnerungsfilm, der weit vom wahren Geschehen entfernt sein kann. Es ist durchaus plausibel, dass der Angeklagte sich seine eigene Realität zusammenzimmert.
    4. Die allermeisten Blackouts passieren folgenlos. Das ist ein Punkt, dessen Bedeutung vor allem der Medienkonsument bei der nachträglichen Bewertung des Geschehens und vor allem der Person des Täters maßlos unterschätzt. Man sitzt in aller Ruhe vor dem Bildschirm oder der Zeitung und lässt sich das Ereignis nochmal durch den Kopf gehen. Man fragt sich unwillkürlich: "wie hätte ich in der Situation gehandelt" und die Antwort lautet natürlich "sowas könnte mir niiiemals passieren, denn ich passe immer auf!" Und genau das ist der entscheidende Punkt: *niemand* passt 100,0% der Zeit, die er aktiv im Verkehr verbringt, perfekt auf. Es gibt immer eine winzig kleine Zeitscheibe, wo man mit den Gedanken woanders ist, sich von Objekten am Straßenrand ablenken lässt, am Radio fummelt, die Augen reibt, die Sonnenbrille vorkramt, nach Straßenschildern sucht, von der Beachtung anderer Verkehrsteilnehmer abgelenkt ist etc. pp. Nur haben wir alle (ich gehe mal davon aus, dass keiner der Teilnehmer hier schon einen schweren Unfall verursacht hat) bislang die Gnade erfahren, dass unsere kleinen und großen Unaufmerksamkeiten noch nicht dadurch bestraft wurden, dass sich just in diesem Augenblick leider jemand im Weg befunden hat. Unsere Aussetzer konnten es folglich nicht ins Bewusstsein schaffen, weswegen wir in unserer Neigung, nur das für real zu halten, was unser Gehirn uns als Realität vorgaukelt, irrtümlich wähnen, sie hätten gar nicht stattgefunden.
    5. Blackout-bedingte schwere Verkehrsunfälle sind (extremes) Pech. Es handelt sich um stochastische Ereignisse, deren Eintretenswahrscheinlichkeit man nur mit Methoden der Statistik ermitteln und bewerten kann. Ein einzelnes Ereignis bei bestimmten Personen erlaubt daher ebensowenig Rückschlüsse auf das übliche Verhalten dieser Person wie das Fehlen eines solchen Ereignisses. Der Unfallverursacher wird sich nach einem Unfall wohl eher besser/regeltreuer/aufmerksamer verhalten als vor dem Unfall, und wahrscheinlich auch besser/regeltreuer/aufmerksamer als die gesamte Kohorte aller Verkehrsteilnehmer im Mittel. Schlussfolgerung: Fahrverbote mögen vielleicht ein Werkzeug der "sozialen Rache" sein, aber als Maßnahme zur Wahrung bzw Steigerung der Verkehrssicherheit sind sie prinzipiell vollkommen ungeeignet.

    Foto vom 19.6., 18 Tage nach dem Unfall. Der Kreis markiert die Position des linken Vorderrades des Peugeot 508 (vermutlich beim Beginn der Bremsspur). Der Junge stand direkt am Fahrbahnrand mit rotem Fahrrad, rotem T-Shirt, rotem Basecap. Vermutlich ragte das Vorderrad auch schon auf die Fahrbahn. Das Auto fuhr Richtung Westen, der Sonne entgegen, etwa 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang. Es ist anzunehmen, dass die Fahrerin (46 J.) nicht die ganze Zeit so hart am Fahrbahnrand gefahren ist, sondern aufgrund der am linken Straßenrand wartenden Mädchen einen kleinen Schlenker nach rechts machte. Ob sich der Junge dann in Panik noch bewegt hat, bevor das ungebremst auf ihn zufahrende Auto in traf? Die Großeltern hörten den Unfall im Garten: Zuerst hat es geknallt, dann haben die Bremsen gequietscht. Der Großvater (hinten im Bild) klagte, dass vor seinem Haus regelmäßig deutlich schneller als 50 km/h, vll. 70, 80 km/h gefahren wird, in beide Richtungen. Schließlich ist die Straße dort schnurgerade und lädt zum schnellen Fahren ein. Dabei gibt es dort nicht einmal einen Gehweg.

    Th(oma)s , da die Autofahrerin angesichts der Kinder am linken Fahrbahnrand anstatt zu bremsen einfach nach rechts ausgewichen ist, obwohl sich am rechten Fahrbahnrand ebenfalls ein Kind befand, wäre meine persönliche Einschätzung bei Hauptschuld zumindest kein "r". Wg. § 3 Abs. 2a StVO würde ich sogar "g" eintragen.

    lm Gespräch mit den beiden Großeltern gestern bemerkte ich auch, dass nicht nur das individuelle Versagen, sondern der Zustand unserer Gesellschaft unseren Schmerz vergrößert. (Weil es als völlig normal empfunden wird, im "sicheren Auto" schneller zu fahren als es die Sichtverhältnisse und die Bedürfnisse ungepanzerter Verkehrsteilnehmer es erlauben.) Sie stimmte mir zu.

    Der erste Pfeil nach rechts markiert die Stelle, wo nach der Kollision das Fahrrad lag, der zweite Pfeil bzw. die Blumenvase, wo der Junge lag und der Vater ihn zuletzt im Arm hatte.

    Danke für deine Nachforschungen!

    Wenn der Kreis die Spur des *linken* Vorderrads kennzeichnet, müsste sich das Auto doch mit den rechten Reifen schon recht weit im Schotter befunden haben? Ein Peugeot 508 ist mit Spiegeln 2,07m breit, und von der Kreismitte zum Asphaltrand sind es geschätzt 1,5m. Hm. Falls das die Fahrlinie war, würde ich davon ausgehen, dass die Fahrerin das Opfer rechts überhaupt nicht bewusst wahrgenommen hat. Das System Netzhaut-Sehbahn-Bewusstsein ist leider keine hochauflösende Zeitlupenkamera, mit der der VAR im Kölner Keller in aller Ruhe und aus allen Perspektiven den wahren Ablauf der Dinge beurteilen könnte. Sowas darf nicht vorkommen, ist aber angesichts der Abermilliarden zu beurteilenden Interaktionen täglich im Straßenverkehr leider nicht völlig auszuschließen. Und wenn es vorkommt, ist es jedenfalls nicht unplausibel, dass jemand den Kindern am linken Rand sehr weit nach dahin ausweicht, wo vermeintlich frei ist anstatt zu bremsen.

    Zur Geschwindigkeit: die Lage von Fahrrad und Kind nur wenige Meter hinter dem Kollisionspunkt sowie das Fehlen jeglicher Bremsspuren spricht angesichts der Tatsache, dass das Auto den Knallzeugen zufolge offenbar erst nach dem Crash gebremst wurde, IMO nicht dafür, dass erheblich schneller als 50 gefahren wurde.

    Gibt es eigentlich auch KD? Oder haben wir davon genug natürliche?

    KD ist die große Herausforderung beim autonomen Fahren. Eine KI wäre im Zweifelsfall immer vorsichtig und damit viel zu langsam. Also braucht es „dumme“ Algorithmen, die die menschlichen Fahrlässigkeiten originalgetreu abbilden.

    Ohne dieses ständige „Wird schon schiefgehen“-Pokern der KD würde Straßenverkehr bei Mischung von autonomen und menschengelenkten Fahrzeugen ziemlich anstrengend.😈

    Für mein "Geschmack" sollten in so einem Bericht keine Altersangaben gemacht werden, weil für den Unfallhergang, soweit ersichtlich und soweit darüber berichtet wird, sich keine Anhaltspunkte ergeben, dass das Alter dabei eine Rolle gespielt haben könnte.

    Der Fahrradfahrer wurde dem Bericht zufolge von hinten mit einem Auto als Tatwerkzeug niedergefahren. Angaben über angeordnete Tempolimits oder mögliche Erkenntnisse oder noch nicht vorhandene Erkenntnisse über die gefahrenen Geschwindigkeiten fehlen. Ich vermute mal, dass der Fahrradfahrer nicht zu schnell gefahren ist. ;(

    Der Radfahrer bog offensichtlich links ab ins Dorf, die Autofahrerin hat noch versucht auszuweichen, weswegen das Auto schon kurz nach der Kollisionsstelle vollständig auf der linken Spur zum Stehen gekommen ist.

    Hier die Unfallstelle aus der Perspektive der Beteiligten, und hier das aus deren Richtung vorher angeordnete Tempolimit 70.

    Woher weißt Du, wie sich die Fahrer ohne Kennzeichen aufführen würden?

    Die größte Verhaltensbeeinflussung durch Kennzeichen und Co besteht in der durch den Aufwand für Anmeldung, Zulassung und Versicherung liegenden Abschreckung von potentiellen Fahrern. Es hat schon seine Gründe, dass es außer den Leihroller-Systemen praktisch keine privat gehaltenen E-Scooter mit Kennzeichen gibt.

    „Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen sind nur dort anzuordnen, wo dies auf Grund der im Einzelfall verfolgten Anordnungszwecke zwingend erforderlich ist.“

    Yeah, das ist dann wohl benutzungspflichtiger Holperradweg forever :)

    Zeige mir den entschilderten Holperweg, der nicht weiterhin mit größter Inbrunst beradelt wird. Dieser Änderung könnte man gelassen entgegensehen, weil eben keine zwingende Erforderlichkeit für implizite Fahrbahnverbote besteht.

    Ärgerlicher wäre die Rückkehr zum Zustand von vor 1997.

    Vor paar Tagen hat der Bundes-ADFC getwittert, das neue StVG sei deshalb dringend erforderlich, weil man ja derzeit nur Radwege bauen dürfte, wo es einen bekannten Unfallschwerpunkt gebe. Gnihi. Wer kennt sie nicht, die unzähligen alten und neuen Radwege, an deren Rand noch zahllose Ghostbikes daran erinnern, dass es damals, vor dem Radwegebau, noch ständig ein Blutbad an der Stelle gab. :evil:

    An der Stelle ist der Gehweg anders gepflastert und dahinter geht's runter – eventuell eine Tiefgaragen-Einfahrt oder sowas. Leider ist genau das Haus in Streetview verpixelt.

    Der aktuellere Apple Maps-"Streetview" auf dem iPhone ist nicht verpixelt. Die Rampe führt zu zwei Garagentoren. Aktuelle SUV passen da wohl nicht mehr durch :evil: , aber immerhin: Fußgänger müssen an der Stelle nicht über die Fahrbahn laufen, sondern können über die Fläche der Rampe ausweichen, wenn der Gehweg von einem Auto blockiert wird.

    Also wenn ich mir die cm-Abstände und die entsprechende Kleidung ansehe, dann müsste ich mit so einer Weste gut bedient sein

    Dein Entwurf entspricht doch quasi der "Polite"-Fakeweste. Dass die von allen Varianten den geringsten Abstand kriegt, hast du gesehen? :evil:

    Man wird übrigens nicht vom Mittelwert gestreift. 8o

    Eh, andersrum: Umso weiter man zur Fahrbahnmitte fährt, umso knapper wird demnach überholt. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es dabei große nationale Unterschiede gibt, die vom Anteil und der Akzeptanz des Fahrradverkehrs abhängt.

    Ich denke, da spielen zwei Faktoren zusammen: der dynamische Ansatz berücksichtigt, dass einspurige Zweiräder aus physikalischen Gründen symmetrisch pendeln. Infolgedessen legt man dabei automatisch den vom Zweiradfahrer maximal beanspruchten Korridor als "Momentanposition + 2 A" fest, wobei A=Rechtsabstand. Beim statischen Ansatz definiert man einen virtuellen Radstreifen am Rand, hält den frei und gibt im Übrigen auf die konkrete Position des Zweirades keine besondere Acht mehr. Welchen der beiden Ansätze man wählt, hängt wahrscheinlich vom Ausmaß der eigenen Fahrradpraxis ab. Für die Sicherheit ist beides ok. Auffahr- und Streifunfälle resultieren praktisch ausschließlich aus Garnicht-Reagieren wg. Tunnelblick oder Ablenkung.

    Zurück zum Thema Erscheinungsbild von Fahrradfahrer*innen und welche Emotionen sie auslösen:

    Ich finde jetzt grad den Text und den Autor nicht, aber es gibt diese Theorie, dass man als Fahrradfahrer*in besonders beim Überholen am respektvollsten und mit dem größten Abstand überholt wird, wenn man sich so kleidet, dass es aussieht, als sei man eine ältere Frau mit Migrationshintergrund. Dazu benutzt man ein Fahrrad, dass zumindest von hinten betrachtet ebenfalls den Eindruck erweckt, als sei man eine besonders unsichere und wenig routinierte Fahrradfahrerin. Man nutzt sozusagen die bei vielen Autofahrern verbreitete Vorurteile und setzt zugleich auf deren Respekt vor dem Alter oder ganz einfach darauf, dass die möglichst keinen "Unfall-Ärger" haben wollen.

    Du spielst auf die Forschungen von Ian Walker an? Der hatte ja zunächst 2007 postuliert, dass eine blonde Langhaarperücke mehr Überholabstand gewährleistet als ein dunkelhaariger Männerkopf, der wiederum mehr Raum bekam als ein behelmter Mann. Allerdings waren die gemessenen Unterschiede im Bereich weniger Zentimeter und damit wesentlich kleiner als die durch den Rechtsabstand zum Bordstein beeinflussten Unterschiede im Überholraum*.

                                   


    In einer späteren Veröffentlichung hat Walker das Experiment 2014 wiederholt und dabei seinen ersten Befund widerlegt. Es gab zwar in Abhängigkeit vom Erscheinungsbild ebenfalls geringfügige Differenzen im mittleren Abstand, aber die waren in keinster Weise systematisch mit der vermeintlichen Schwäche/Unsicherheit des Subjekts korreliert.

    *) beachte, dass der Überholraum, ganz im Gegensatz zu den im Netz kursierenden Ratschlägen für die optimale Position auf der Fahrbahn, um so kleiner wird, desto weiter am Rand (für uns rechts; bei Walker im UK links) man radelt.

    zumal man es auch eher in Richtung Deiner 2. Frage sehen kann: Warum hat die Autofahrerin nicht auf Hindernisse im Fahrweg ihres Autos geachtet ...

    Der Kastenwagen dürfte nur kurz gehalten haben (blockierte Einfahrt). Wer seine Hand dafür ins Feuer legen kann, dass er nach kurzem Halten noch nie vor dem Losfahren keinen Kontrollgang ums Auto gemacht hat, der werfe den ersten Stein.