Beiträge von Th(oma)s

    Trotzdem, ich habe Zugriff auf 2 Autos, fahre irgendwas zwischen 6-10k km im Jahr mit dem Fahrrad und ersetze damit, auf jeden Fall schätze ich, zu 70% KFz-Fahrten. Wahrscheinlich eher mehr, mag den ÖPNV nicht besonders.

    Das ist schonmal ein dickes Brett, das >99% der angeblich nur wegen fehlender Infrastruktur auf den Umstieg wartenden "Interested but Concerned" da draußen im Leben nie bohren würden. Und trotzdem: du hast immer noch Zugriff auf 2 Autos mit all ihren weiter laufenden Fix- und Nebenkosten, obwohl du so viel radelst. Da kannst du noch so viel strampeln - reich wirst du davon nicht. Du sparst zwar bei 8000km für 640 € Sprit, hast aber demgegenüber bei dieser hohen Fahrleistung sicherlich neben all der Plackerei beim Strampeln auch noch ~200 € Verschleißkosten am Rad, plus anteilig die Rücklage für eine Neuanschaffung alle 10 (?) Jahre. Richtig Geld (i.e. vierstellig aufwärts/Jahr) machst du erst dann, wenn du mindestens eins der Autos abschaffen könntest.

    Das uralte Märchen vom Ersatz von Autowegen durchs Fahrrad und die ewige Legende vom Reichwerden durch Radfahren.

    1) Mehr Radverkehr resultiert erstens aus mehr Verlagerung von Fuß- und ÖPV-Wegen aufs Fahrrad.

    2) Das ist zweitens so, weil niemand ein Auto unterhält, nur um dann damit bloß die 500-2000km zu fahren, die er als "ich sollte mal wieder mehr Radfahren"-Typ mit dem Fahrrad jährlich günstigstenfalls packen würde. Die durchschnittliche Fahrleistung für PKW in D ist 15.000km/a. Die Grenzkosten für die letzten 500-2.000km entsprechen dann praktisch ausschließlich den Spritkosten. Sprit für 2.000km kostet derzeit ~160 €. Mit so wenig Geld kriegst du kein Fahrrad amortisiert, mit dem du täglich zur Arbeit fahren willst. Lohnend wird das Fahrrad gegenüber dem Auto also erst dann, wenn es (zB als sonst üblicher Zweitwagen) komplett entfällt. Diese Konsequenz ist zumindest in meinem Umfeld aber für niemanden sonst ein ernsthaft erwägenswerter Ansatz, und das, obwohl es hier in der Gegend garantiert nicht an flächendeckend ausgebauten Radwegenetzen mangeln würde. "Build it and they will come" ist offensichtlich schon ein Mythos, und erst recht ist "Build it and they will abolish their cars" eine fromme Illusion.

    Die Rüge des Rechnungshofes geht ins Leere, da sie das Kaufverhalten bis 2020 auswertet und es linear ab 2024 in die Zukunft extrapoliert.

    Hybridfahrzeuge zB werden längst nicht mehr gefördert und haben u.a. deswegen als Neuwagen längst keine Perspektive mehr. Gleichzeitig wird die noch bestehende Hybrid-Flotte der Firmen jetzt massiv abgestoßen, nachdem steuerliche Abschreibungsfrist und die darauf abgestimmten Leasingverträge abgelaufen sind. Sind die Hybriden über den Gebrauchtwagenmarkt aber erstmal in privater Hand angekommen, werden sie natürlich auch ganz anders und damit endlich auch im Sinne des Erfinders genutzt (weniger Autobahn-Langstrecke auf Dienstreise, dafür mehr Kurzstrecke im Stadtverkehr beim Pendeln) und "betankt" werden (keine Benzin-Flatrate dank Firmen-Tankkarte mehr, dafür kostengünstige Verwendung von selbstproduziertem Dachstrom)...

    In der Praxis ist egal, weil

    -> nur ein kleiner %-Satz der Verkehrsteilnehmer überhaupt einen [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10], [Zeichen 240][Zeichen 241-30][Zeichen 237], und Sch(m)utzstreifen voneinander unterscheiden können.

    Und die, die differenzieren können, brauchen die Information nicht, weil sie auch ohne explizite Regelung und ohne Fahrradfirlefanz niemanden bedrängen würden.

    Meine Erfahrung ist gerade, Sch(m)utzstreifen wurden eben genau da hingepinselt, wo man KFz-Verkehr unterstützen will beim überholen. Insofern ist das, wie ich das verstehe, vom Bundesrat vielleicht gut gemeint, aber das Gegenteil ist der Fall.

    Gibt es Radverkehrsanlagen, für die dieser Grundsatz nicht gilt? Nein. Die „Gefahrenlage“, von der immer die Rede ist, besteht ja nicht darin, dass die Leute sich nicht an die StVO halten könnten, und Radfahrer dann zu eng überholt werden würden. Das ist ganz offensichtlich volllkommen schnurz, sonst gäbe es zB keine Streifen. Die Gefahr, wegen der Radwege gebaut und regelmäßig benutzungspflichtig gemacht werden, besteht noch jedesmal gerade in der Sorge, dass sich die Leute doch an die StVO halten und Nichtüberholer dann den Verkehr aufhalten könnten.

    [Unfall in Freiburg]

    Radfahrer bog vom Radfahrstreifen (jemand mit Ortskenntnis zugegen?; Radweg könnte heute anders aussehen, da beim Umbau der Straße wegen Renovierung der davor liegenden Brücke 2022/2023 angeblich auch "mehr Platz für den Radverkehr" verbaut wurde) kommend links ab, der PKW befindet sich nach der Kollision vollständig in der Linksabbiegerspur.

    Also kein Engüberholen, obwohl beide in gleicher Richtung fuhren.

    Und das sogar ohne Scham wegen völliger Unkenntnis der StVO.

    Sag, dass du mit 'völliger Unkenntnis' "Man pöbelt nicht durchs offene Fenster" (vermeidbare Belästigung, § 1) meinst, und nicht etwa "Radwege ohne Zeichen 237, 240 oder 241 brauchen nicht zu benutzt werden.". Weil wenn Letzteres gemeint wäre, dann brächstest du damit zum Ausdruck, dass Pöbeln/Maßregeln beim Tatbestand 'Fahrbahnbenutzung trotz vorhandenem Blauschild' in Übereinstimmung mit den Verkehrsregeln erfolgte.

    Scheint wohl kein Zufall, dass Sachsen-Anhalt fast viermal so viele Überhol-"Unfälle" hat wie der Bundesdurchschnitt…

    Was auch immer Schuld daran ist, es ist aufgrund der Umstände und Schauplätze ganz sicher nicht Vorsatz/Punishment Pass innerorts. Auch in Sachsen-Anhalt passieren die Ü-Unfälle praktisch ausschließlich außerorts und noch dazu vorwiegend bei Dunkelheit/tiefstehender Sonne von vorne.

    Es gibt also doch Autofahrer, die eine geschlossene Schneedecke rechts von der Fahrbahn nicht für einen Radweg halten.

    Nicht hier in Magdeburg. Hier fühlt es sich so an, als ob bei Eis und Schnee nicht nur die paar unvermeidlichen Punishment-Passer Kampflinie fahren würden, sondern dass auch dazu noch die "was treibt der Narr da vorne? Weiß der nicht, dass ich Radfahrer übersehen darf, wenn sie auf der Straße fahren?"-Biedermänner (die sonst wohl zähneknirschend mitspielen) die Nerven verlieren.:evil:

    Und weil das Opfer das gemacht hat, was immer von den "Tote-Winkel"-Fetischisten gepredigt wird: dahinter bleiben. Anstatt links oder rechts vorbeizufahren.

    An der Unfallstelle endet der Schutzstreifen, weil der Tunnel nur eine (schmale) Fahrspur zulässt, weswegen auch Konflikte mit dem Gegenverkehr durch eine Ampel verhindert werden. Im Tunnel gibt es noch nichtmal einen ordentlichen Gehweg, auf dem notorische Fahrbahnmeider radeln wollen würden. Das wird dem mutmaßlich ortskundigen Opfer wohl bekannt gewesen sein, weswegen er aufs Rechtüberholen verzichtete. Dafür, dass der Radfahrer dann aber nicht gemeinsam mit den wohl ebenfalls von hinten aufgelaufenen PKW links am wartenden Bus vorbeizog, dürfte allerdings durchaus der leitende Effekt des Schutzstreifens verantwortlich gewesen sein.

    Jesus ist bei seinem Einzug nach Jerusalem jedenfalls auf einem Esel geritten, nicht auf einem Pferd. Das ist ein Symbolbild.

    Das Volk legte Palmzweige aus für ihn. Das ist natürlich ein Symbolbild, für rot eingefärbte Radwege. Am Ende erwies sich der Ritt als Himmelfahrts-Kommando. Symbolbilder, eben.😈

    [Diese Rechtslage kritisieren Mobilitäts-, Umwelt- und Fahrradverbände seit Jahren. Denn sie bewirkt, dass an vielen Straßen und Kreuzungen gar nichts passiert, weil die Behörden unsicher sind.]

    :rolleyes:

    Ist doch allemal besser, wenn die Behörden unsicher sind, und nicht Straße.:evil:

    Der Umstand, dass praktische jede Radwegebenutzungspflicht auf deutschem Boden außerhalb der in § 45 angeführten Grundsätze angeordnet ist und weggeklagt werden könnte, wenn sich nur eintsprechende Kläger fänden, zeigt allerdings, dass die Behörden nicht wirklich unsicher sind, sondern einfach nur bocken.

    Ich bin solche "Schutzkreuzungen" mal in Amsterdam gefahren. Mir wurde in kürzester Zeit mehrfach der Vorrang genommen. Ehrlich gesagt nicht weiter überraschend:

    „Safety in Numbers“ basiert nicht auf größerer Regeltreue und Aufmerksamkeit seitens der KFZ-Führer, sondern zum größten Teil aus viel eigener Erfahrung auf Seiten der Radfahrerschaft.

    DAS ist das wahr Geheimnis der angeblichen nederlands Schutzkreuzungen, das aber in Schland sicher keiner wahrhaben wil,

    Ohne das statistisch exakt auswerten zu können, finde ich auffällig oft tödliche LKW-Rechtsbbiegeunfälle in NL in Kreisverkehren auf roaddanger.org, z.B. aktuell diesen hier. Kreisverkehr und Ampeln schließen sich gegenseitig aus, die KV gibt es ja gerade, um sich Ampeln sparen zu können.

    Das sind nicht die Darmstädter, sondern eigentlich genau einer.

    Und der hat es noch nicht mal geschafft, in Darmstadt selber eine Kreuzung umbauen zu lassen und als Verkehrsversuch mal auszuprobieren, was er theoretisch meint zu wissen.

    Darmstadt fährt Rad = Timm Schwendy. Leider konnte er mittlerweile den Bundes-ADFC mit ins Schutzkreuzungs-Boot holen. Die vom ADFC per Broschüre propagierten Musterlösungen sind eigentlich nur andersfarbig geskinnte Varianten der D-f-R-Grafiken (türkis-lindgrün-grau bei Schwendy vs. orange-pastellgrün-grau beim ADFC). Allen gemeinsam ist, dass die Musterlösungen viel zu viel Platz verbrauchen, um als Standard für die Bestandsstraßen durchgehen zu können. Von Haus zu Haus beträgt der Querschnitt locker 30-40 Meter. Asphaltwüsten von diesem Kaliber gibt es in deutschen Städten nicht soo viel, und wenn, dann sind da wesentlich mehr als nur 2+1 Fahrspuren drauf.

    Das bestreiten die Darmstädter ja ganz massiv. Sie behaupten, dass der LKW an dieser Stelle schon im 90°-Winkel zum Radweg steht und der LKW-Fahrer den Radfahrer bequem durch die Seitenscheibe sehen kann. Das ist sicherlich nicht immer so. Und selbst wenn das so wäre, würden zwei wirklich nicht einsehbare Bereiche bleiben:

    Das Problem ist doch nicht das nicht-Sehen-Können, weil es keine freie physikalische Sichtachse gäbe, sondern das gar-nicht- (oder zumindest im-falschen-Augenblick-) Hingucken. Die Herausforderung der simultanen Überwachung von mehreren Spiegeln und mehreren Felder mit direkter Sicht auf die Straße und die Life-Verrechnung der gesehenen Eindrücke in eine dreidimensionale Projektion der geplanten Fahrlinie unter korrekter Berücksichtigung der Geschwindigkeitsvektoren aller beweglichen Objekte ist so fehleranfällig, dass sie eben zwar selten, aber doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit scheitert.

    Thomas Schlüter hat da mal seine Statistik ausgewertet. Und kommt zu dem Ergebnis, das es keine tödlichen Unfälle gibt, bei denen Radfahrer auf einer Fahrbahn rechts im Mischverkehr an an der Ampel wartenden KFZ-Verkehr vorbeigefahren sind. In allen Fällen fand das Vorbeifahren auf einer Radverkehrsanlage statt.

    Ergänzung: das gilt, ohne dass ich dazu genaue Zahlen hätte, aufgrund der langjährigen Beobachtung der Pressemeldungen über Radunfälle auch für Unfälle mit "nur" Verletzten und insbesondere auch für Zusammenstöße mit PKW bzw. Transportern (obwohl diese beiden Fahrzeuggattungen innerorts einerseits wesentlich häufiger sind als schwere LKW und andererseits viel einfacher auf der Fahrbahn rechts überholt werden können als Schwerlast-LKW, die quasi die komplette Spur beanspruchen.

    Bislang habe ich noch keinen Bericht über den Unfall gelesen, in dem darauf hingewiesen wird, dass überhöhte Geschwindigkeit eine Rolle gespielt haben könnte.

    Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass Leser bei einer expliziten Erwähnung des Faktors Geschwindigkeit nicht mehr fassungslos über die Raserei des Unfallverursachers den Kopf schütteln würden, sondern sich dann selber durch das Anprangern angesprochen fühlen und die gedankliche Brücke zur Problematik des minimal erhöhten Risikos durch das Fahren mit 55 an selber Stelle schlagen können?