"Kriegsdienstverweigerer können aber auch nach dem Ende eines Krieges eine wichtige Rolle spielen. Mitglieder der sogenannten Friedenskirchen (zum Beispiel Mennoniten und Quäker), die in den USA stark vertreten sind, haben im Ersten und Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigert, sich aber stattdessen in soziale Dienste innerhalb der USA einberufen lassen. Viele haben sich direkt nach Kriegsende an der Lieferung von humanitärer Hilfe an die europäische, dabei ausdrücklich auch an die deutsche Zivilbevölkerung beteiligt. Die „Quäkerspeisung“ und die „Care-Pakete“ sind bis heute mit der Erinnerung an die direkte Nachkriegszeit verbunden und haben zur Versöhnung beigetragen."
Aus: FR vom 8.5.23, "Ukraine-Krieg: Wie trägt Kriegsdienstverweigerung zum Frieden bei?"
Gibt es diese Möglichkeit (eines zivilen Ersatzdienstes) auch für Kriegsdienstverweigerer in Russland oder in der Ukraine? Oder bleibt ihnen nur die Flucht ins Ausland, um einer Einberufung zu entgehen?
Oder können sich Wehrpflichtige vom Militärdienst freikaufen?
Aktuell wurde darüber berichtet, dass in der Ukraine zahlreiche Leiter von Kreiswehrsatzämtern wegen Korruption entlassen wurden: Zum Beispiel in der Berliner Morgenpost vom 2.8.23:
"Der Chef des Einberufungsamtes von Odessa wurde festgenommen. Er soll gegen 4,6 Millionen Euro Männer für wehruntauglich erklärt haben.
(...)
Es ist eine brisante Geschichte mitten im Krieg. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde der bereits entlassene Chef des Militäreinberufungsamtes der südukrainischen Region Odessa, Jewhen Borissow, nach zweitägiger Flucht festgenommen. Grund: Die Nationale Agentur für Korruptionsprävention wirft ihm illegale Bereicherung in Höhe von mindestens 4,6 Millionen Euro vor – einen Fall mit einer derart hohen Summe gab es bisher noch nie.
(...)
Er soll gegen Geld Männer für untauglich erklärt und ihnen so den Militärdienst erspart haben. Hätte Borissow nur sein offizielles Gehalt von rund 1500 Euro pro Monat zur Verfügung, bräuchte er etwa 260 Jahre, um diesen Betrag zusammenzubekommen."
Auf ihrer Internetseite weist die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), dass sowohl russische als auch ukrainische Partnerorganisationen staatlichen Repressionen ausgesetzt sind:
DFG-KV vom 26.6.23: https://dfg-vk.de/russische-part…ten-eingestuft/
DFG-VK vom 4.8.23: https://dfg-vk.de/solidaritaet-mit-yurii-sheliazhenko/
Wird das verschärfte Vorgehen der Ukraine gegen Beamten in den Wehrersatzämtern, die Soldaten es ermöglichten, gegen Geldzahlung den Kriegsdienst zu umgehen, weitere Konsequenzen haben? Müssen junge Ukrainer, denen es trotz Ausreiseverbot gelungen ist, zum Beispiel in EU-Staaten zu fliehen, um dem Militärdienst zu entkommen, nun befürchten zur Rückreise gezwungen zu werden?