Das gezeigte Szenario ist also aus mehrerlei Hinsicht vollkommen unrealistisch.
Ganz im Gegenteil: Es entspricht ziemlich genau meiner Alltagserfahrung an solchen Kreuzungen. Autos und LKWs stehen regelmäßig unübersichtlich kreuz und quer. Das Video zeigt eigentlich den Alltag sehr schön. So schaut der Alltag an diesen Stellen nunmal einfach aus.
Die konkrete Szene mit Kindern und zwei LKWs ist natürlich ein Extremfall. Aber diese Infrastruktur ist nunmal auch für Kinder und LKWs da, so dass es auch zu solchen Treffen kommt
Meine Tochter wird im Herbst acht. Nie im Leben würde ich sie über diesen Streifen scheuchen. Auch nicht mit 10 Jahren. Denn es gibt praktisch keine sichere "Notfallstrategie".
Bei einer Ampelkreuzung mit getrenntem Radweg bzw. Radfahrstreifen ist das relativ einfach: Außerhalb der Schleppkurve anhalten, wenn ein LKW Anstalten macht, abzubiegen. Im schlimmsten Fall mit dem LKW abbiegen. Das kann man ganz gut erklären.
Auf so einem Streifen ist das viel komplizierter. Denn "Anhalten" ist keine zuverlässige Strategie mehr. Denn wenn ein Kind dann mal kurz überfordert ist und zu lange anhält, steht es plötzlich mitten im Getümmel zwischen zwei mit 50 km/h befahrenen Fahrspuren. Noch dazu mitten in der "Wechselzone". Und andere Radfahrer gibt es ja auch noch, die vorbeifahren. Das ist dann eine verdammt gefährliche Situation.
Man muss also als Radfahrer die Fahrlinie von jedem einzelnen der vielen quer fahrenden Autofahrer beurteilen und entscheiden, wie man damit umgeht. Damit sind viele schnell überfordert.
Trotzdem würde ich meine Kinder auf absehbare Zeit anweisen, an solchen Stellen den Gehweg zu benutzen. Und das sage ich, obwohl ich Gehwegradler für die Pest halte.