Beiträge von Epaminaidos

    Da finde ich schon ziemlich eindeutig: Die Asphaltfläche ist offensichtlich für Kraftfahrzeuge gesperrt und als gemeinsamer Geh- und Radweg ausgeschildert. Erkennbar daran, dass es die einzige verbliebene Verkehrsfläche ist und kein [Zusatzzeichen 1000-31]am [Zeichen 240] hängt.

    Ist musste zweimal hinschauen, um auf Deine Interpretation (und vermutlich die der Aufsteller) zu kommen.

    So einfach ist es ja aber nunmal nicht. Beim Johannes-Brahms-Platz,

    Das unten rechts ist ja sehr ähnlich zu der Führung, die von "Darmstadt fährt Rad" als niederländische Führung propagiert wird: Die Haltelinie für den Radverkehr von Süden nach Norden ist genau so platziert, dass der Radverkehr von Ost nach West nicht mehr durchkommt, wenn Radfahrer warten.

    Davon unabhängig: Wenn Du von Osten kommend mit dem Wunsch links abzubiegen die Aufstellfläche für Süd-Nord-Radfahrer erreichst, hast Du den geschützten Kreuzungsbereich verlassen und musst dort auf Grün warten.

    Interessant ist die Frage, ob Du auch vor dem Bordstein warten und dann nach eigenem Ermessen fahren darfst. Ich denke nicht.

    Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass Radfahrer an der ersten Ampel in den geschützten Kreuzungsbereich einfahren und ihn auch ohne Beachtung weiterer Ampeln wieder verlassen dürfen. Ausnahmen gelten nur, wenn es Radfahrampeln gibt, die sich eindeutig an links abbiegende Radfahrer richten.

    Ist im Grunde wie beim Abbiegen mit dem Auto. Die warten ja auch nicht mitten auf der Kreuzung auf Fußgänger-Grün. Wenn die einmal über die Ampel sind, müssen sie auf der Kreuzung nur noch anhalten, wenn es eine Ampel explizit für ihren Fahrweg gibt.

    Demnach meine Meinung:

    1, 2, 3 und 5: Du darfst fahren, sobald Du niemanden aus dem Querverkehr behinderst.

    4: Ich bin mir nicht sicher, was Du mit "Hochbord" meinst: Radweg oder Gehweg? Grundsätzlich riskierst Du mit dem Befahren des Hochbords, dass Du den geschützten Kreuzungsbereich verlässt und vor dem erneuten Anfahren dann auf die entsprechende Ampel achten musst.

    6: Eigentlich nein.

    Das "Eigentlich" steht da nur aufgrund Deiner Erlebnisse mit dem AG :)

    Nur mal so als Beispiel, keine Angabe wie die 90% zustande kommen, einfach mal behaupten.

    Alleine schon durch die Formulierung kann man den Mann gar nicht ernst nehmen:

    Zitat

    „Es liegt in der Natur des Radfahrers, dass er 90 Prozent der für ihn geltenden Regeln ignoriert“, sagt Irrgang.

    Das ist schon eine ziemlich üble Formulierung.

    Allerdings hat er in einem Punkt Recht: Radfahrer auf Gehwegen sind sehr nervig.

    Die objektive Unfallgefahr ist vielleicht gering. Menschen beurteilen Gefahren aber subjektiv. Und da ist eine von hinten und fast lautlos kommende Gefahr sehr unangenehm. Noch dazu wenn man etwas älter ist und einen eventuellen Zusammenstoß eben nicht mehr locker wegstecken würde.

    Der Mann hat einfach Recht, wenn er fordert, dass der Gehweg ein Schutzraum für Fußgänger bleibt.

    Da höre ich aber bereits den Tiefbauer jammern, der die "Leistungsfähigkeit" seiner Kreuzung den Bach runter gehen sieht.

    Nicht nur der wird jammern. Zumindest mit der heutigen "Verkehrskultur" gäbe es noch andere Probleme

    • Autofahrer werden sich reihenweise über die rollenden Verkehrshindernisse ärgern, wegen denen sie eine Ampelphase verpassen.
    • Unmittelbar vor dem "physikalischen Überholverbot" wird es noch viele riskante Überholmanöver geben. Die reine Anordnung von selbigem wird ja sowieso ignoriert.
    • Trotzdem werden sich noch viele durchzwängen. Denn viele Radfahrer wohl trotzdem am Rand fahren.
    • Viele Radfahrer werden bei Stau nicht hinter den Autos bleiben. Roller und Motorräder auch nicht.
    • Einige Radfahrer weichen auf den Gehweg aus, weil ihnen das zu viel Behinderung ist.
    • Und wenn mal kein Stau ist, hat man einen zusätzlichen Konfliktpunkt. Denn wenn der Verkehr fließt, funktionieren diese Weichen eigentlich ganz gut. Auch wenn ich ein mulmiges Gefühl nicht bestreiten mag. Gefahr von hinten ist halt immer unangenehm.

    Das ist recht einfach: Je mischiger der Verkehr desto sicherer.

    Vom Grundsatz her stimme ich Dir zu. Im Einzelfall nicht unbedingt.

    Ein Hochbordradweg mit eigener Grünphase neben einer mehrspurigen Hauptstraße dürfte wohl wesentlich sicherer sein als eine Führung auf der Fahrbahn.

    Ich fühle mich davon angesprochen und muss sagen: Auf mich bezogen sind diese Ausführungen totaler Quatsch. Ich empfinde sie sogar als bösartige Unterstellung.

    Es geht um nur um die Suche nach der sichersten Verkehrsführung.

    Kopfkino

    Kopfkino? Ich fahre da regelmäßig durch. Ich brauche gar kein Kopfkino für Situationen, mit den Kindern schnell überfordert wären. Ich erlebe sie ständig.

    Ich wüsste nicht, welche Regeln ich meinen Kindern an die Hand geben könnte, um mit allen alltäglichen Situationen auf diesen Streifen sicher zurecht zu kommen. Mir fallen einfach keine ein.

    Ich hatte schon die Idee, einen entsprechenden Dienst auf Basis vom elektronischen Personalausweis oder anderen Identitäten (z. B. Konto-Daten oder Mobilfunknummern) zu bauen.

    Dito. Es ist auf Dauer nicht realistisch, dass der Staat einen Raum duldet, in dem Menschen im Fall von Straftaten nicht eindeutig identifizierbar sind.

    Das echte Leben bietet hier eigentlich einen ganz schönen Kompromiss zwischen Identifizierbarkeit und Anonymität:

    • Die Polizei kann jederzeit die Identität von bestimmten Personen feststellen.
    • Der Aufwand dafür ist aber so hoch, dass es nur selten ohne Anlass gemacht wird.

    Nun müsste man nur noch eine Technik finden, die das auf das Internet überträgt. Ist leider gar nicht so einfach. Aber das ist "nur" ein technisches Problem.

    Im Netz gibt es noch ein viel grundsätzlicheres Problem: Straftaten im Internet sind dauerhafter. Eine Owi oder Straftat im echten Leben findet statt und verjährt anschließend irgendwann. Jugendsünden werden so vergessen. Typische Netzvergehen wie Urheberrechtsverletzungen, Datenschutzverstöße u.ä. bleiben viele Jahre online und können dem "Täter" sicherlich auch Jahre (Jahrzehnte) später noch auf die Füße fallen. Das ist ein Problem, das die Gesellschaft diskutieren müsste.

    Das gezeigte Szenario ist also aus mehrerlei Hinsicht vollkommen unrealistisch.

    Ganz im Gegenteil: Es entspricht ziemlich genau meiner Alltagserfahrung an solchen Kreuzungen. Autos und LKWs stehen regelmäßig unübersichtlich kreuz und quer. Das Video zeigt eigentlich den Alltag sehr schön. So schaut der Alltag an diesen Stellen nunmal einfach aus.

    Die konkrete Szene mit Kindern und zwei LKWs ist natürlich ein Extremfall. Aber diese Infrastruktur ist nunmal auch für Kinder und LKWs da, so dass es auch zu solchen Treffen kommt

    Meine Tochter wird im Herbst acht. Nie im Leben würde ich sie über diesen Streifen scheuchen. Auch nicht mit 10 Jahren. Denn es gibt praktisch keine sichere "Notfallstrategie".

    Bei einer Ampelkreuzung mit getrenntem Radweg bzw. Radfahrstreifen ist das relativ einfach: Außerhalb der Schleppkurve anhalten, wenn ein LKW Anstalten macht, abzubiegen. Im schlimmsten Fall mit dem LKW abbiegen. Das kann man ganz gut erklären.

    Auf so einem Streifen ist das viel komplizierter. Denn "Anhalten" ist keine zuverlässige Strategie mehr. Denn wenn ein Kind dann mal kurz überfordert ist und zu lange anhält, steht es plötzlich mitten im Getümmel zwischen zwei mit 50 km/h befahrenen Fahrspuren. Noch dazu mitten in der "Wechselzone". Und andere Radfahrer gibt es ja auch noch, die vorbeifahren. Das ist dann eine verdammt gefährliche Situation.

    Man muss also als Radfahrer die Fahrlinie von jedem einzelnen der vielen quer fahrenden Autofahrer beurteilen und entscheiden, wie man damit umgeht. Damit sind viele schnell überfordert.

    Trotzdem würde ich meine Kinder auf absehbare Zeit anweisen, an solchen Stellen den Gehweg zu benutzen. Und das sage ich, obwohl ich Gehwegradler für die Pest halte.

    Kannst Du das mal genauer beschreiben?

    In meinem Kopf entsteht ungefähr folgendes Bild:

    • 50km/h, einspurige Hauptstraße innerorts
    • Abseits der Kreuzung ausreichend Breite, damit trotz Gegenverkehr überholt werden kann
    • Dann kommt vielleicht 30 m vor der Ampel eine Mittelinsel o.ä., die Autos und Radfahrer in die selbe Spur zwingt.

    An solchen Stellen werde ich auch ohne Ampel nervös. Das wird nicht besser, wenn von hinten ein Autofahrer kommt, der die Ampel noch bei Grün bekommen möchte.

    Vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur die Phantasie, wie man das angenehm lösen kann.

    "grundsätzlich freigeben" in der Bedeutung von "sind freizugeben. Ablehnung einer Freigabe muss begründet werden." ist wünschenswert.

    Dann dauert es analog zur Benutzungspflicht von Radwegen aber leider 20-30 Jahre, bis das halbwegs umgesetzt ist.

    Ich sehe aber ehrlich gesagt auch keinen praktikablen anderen Weg. Eine komplette Freigabe funktioniert einfach nicht. Eine mit Ausnahmen (z.B. nur einspurige Einbahnstraßen) ist schon wieder zu kompliziert.

    Also muss jede einzelne Einbahnstraße beschildert werden.

    Das kann man positiv machen: "Radfahrer frei"

    Oder negativ: "Auch für Radfahrer verboten".

    Letzteres kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Denn das würde alle anderen "Durchfahrt-verboten"-Schilder entwerten.

    Also bleibt es wie heute und die Verwaltung erhält den Auftrag, die Regelungen zu prüfen.

    Nach §45 Abs. 9 müsste es aber schon heute so sein, dass die Ablehnung der Freigabe zu begründen ist. Denn:

    Zitat

    Insbesondere Beschränkungen und Verbote des fließenden Verkehrs dürfen nur angeordnet werden, wenn auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung der in den vorstehenden Absätzen genannten Rechtsgüter erheblich übersteigt.

    Das sieht dann im Extremfall so aus. Ist auch keine Lösung.

    Hier ist auch so eine Lösung. Da steht man dann als kleiner Radfahrer vorne an der Ampel, während rechts daneben in nichtmal 50 cm Entfernung ein 40-Tonner bei Rechtsabbieger-Grün abbiegt. Ich habe jedesmal Sorge, dass ich vom Heck abgeräumt werde und stelle mich deshalb schon links auf den Streifen.

    Ist beides nicht so der Knüller, oder? Bitte frag mich nicht nach besseren Lösungen. Ich habe auch keine.

    Man könnte auch den Standpunkt vertreten, dass man dann wohl besser die Straße für Autos sperren sollte.

    Wenn ein Radfahrer in der von Dir verlinkten Straße nicht vorwärts kommt, ist die Ursache nicht der Radfahrer, sondern die von den ganzen Autos belegte Fläche. Zwischen den Hauswänden sind hier immerhin 10 m Platz.

    Warten wir mal ab. Noch vor wenigen Tagen hat Scheuer ähnliche Vorschläge brüsk abgelehnt: "Es darf nicht sein, dass eine Gruppe derart privilegiert wird!".

    Mich würde es nicht überraschen, wenn Scheuer irgendwelche Pseudoverbesserungen bringt. Sowas wie: "Helmpflicht, denn damit wird Radfahren sicherer und deshalb attraktiver!".