Man kann das alles ins Darknet verlegen. Dann gibt es halt keinen Verantwortlichen mehr.
Kann man schon, die Frage ist halt, wer es dort finden wird. Auch für internetaffine Menschen dürfte die Eintrittshürde ins Darknet hoch genug sein, so dass man sich damit nicht mehr befassen mag. Wenn es um gesellschaftliche Themen, sei es der momentane Rechtsruck, sei es der Mobilitätswandel, geht, dann müssen Informationen frei und leicht verfügbar sein. Das ist momentan bereits schwierig genug, das wird im Darknet schier unmöglich.
Oder man hofft, dass bei der Europa-Parlamentswahl 2019 die Dumpfbacken abgewählt werden.
Den Prognosen zufolge wird es einen signifikanten Rechtsruck geben. Die Leute, die dann im Parlament sitzen, schätzen die Meinungsfreiheit auch nicht unbedingt, sind aber schon aus Prinzip gegen das, was die so genannten etablierten Parteien beschlossen haben.
Oder koordinierte Aktion: Wenn das Gesetz in Kraft tritt, schalten einfach alle (kleinen) Anbieter ihre Webseiten ab. Vielleicht merken die Dumpfbacken dann, dass ihr Gesetz nichts taugt.
Das werden die Dumpfbacken sicherlich nicht mitbekommen. Die ganzen „Neuland“-Witze dürften hinlänglich bekannt sein, aber es ist ja nunmal so, dass die meisten unserer Volksvertreter nicht selbst im Internet unterwegs sind. Und wenn sie sich doch mal ins Netz verirren, dann vermutlich auf die Webseiten größerer Betreiber, aber nicht irgendwelche kleinen Blogs, Foren oder was auch immer.
Abgesehen davon ist auch mit Inkrafttreten der DSGVO ein wesentlicher Teil kleinerer Webseiten aus dem Netz getilgt worden. Fällt es heute noch jemandem auf? Ich weiß auch nicht mehr genau, welche Seiten ich im Prä-DSGVO-Zeitalter angesurft habe, aber ich merke, dass da irgendwas fehlt.
Na im Prinzip würde es ja reichen, wenn Beiträge moderiert werden, also manuell freigegeben werden müssten.
Hier im Forum mit der Hand voll Beiträgen pro Tag wäre das ja noch möglich
Auch das wird gleich in zweierlei Hinsicht nicht funktionieren:
Erstens stirbt damit jede Diskussion sofort ab, wenn Beiträge erst nach mehreren Stunden oder gar Tagen freigeschaltet werden und nicht sofort erscheinen. Sofort eine Antwort erhalten zu können war immer ein Argument für Diskussionsforen, seien es die klassischen webbasierten Internetforen oder solche Gruppen auf Facebook.
Zweitens verhindert eine solche Moderation nicht alle Urheberrechtsverletzungen. Frech herauskopierte Fotos oder Texte wird man sicherlich noch erkennen und sperren können, aber wenn jemand fünf Wörter aus einem Presseerzeugnis oder einem Buch kopiert, was ja künftig bereits lizenzpflichtig sein wird, wie soll man das erkennen? Wie sollen du oder ich herausfinden, ob die Phrase „wie soll man das erkennen“ nicht lizenzpflichtig ist, weil beispielsweise WELT ONLINE zwei Tage vorher einen Artikel mit dieser Überschrift über Radfahrer ohne Licht veröffentlicht hat? Das ist vollkommen unmöglich.
Und im Endeffekt bleibt ein unkalkulierbares Haftungsrisiko, weil der Betreiber natürlich für alle Urheberrechtsverletzungen geradestehen muss. Da kann eine unscheinbare Urheberrechtsverletzung in einem Beitrag auf der letzten Seite eines uralten Diskussionsthemas schon Grund genug für den finanziellen Ruin des Betreibers darstellen.