„Bundesregierung bereitet Zulassung von "Hoverboards" und Co. vor“

  • Das wird spannend, insbesondere für welche vorgeschriebene Wegenutzung das BMVI sich entscheiden wird. Ich tippe mal auf die österreichische Lösung, zumindet für Elektroroller: den Radweg. Damit werden die Probleme der deutschlandweit schwierigen Infrastrukturlage nicht eben kleiner.

    Ganz nebenbei, falls es hier noch nicht angesprochen wurde: BMW hat es anscheinend durch einen Kniff in der Auslegung der bestehenden Rechtslage geschafft, einen elektrischen Tretroller als Pedelec zuzulassen. Spätestens das dürfte bei den Ordnungshütern derartige Verwirrung stiften, dass es einer Freigabe durch die Hintertür gleich käme.

    Offizielle PM von BMW
    Kurzbericht

  • Neben Fußgängern und parkenden Kraftfahrzeugen gibt’s dann auch bald diese Hoverboards auf den Radwegen: Bundesregierung bereitet Zulassung von "Hoverboards" und Co. vor

    Ich habe allerdings bislang das Gefühl, dass jene Fahrzeugführer ihr Gefährt noch weniger beherrschen als unerfahrene Pedelec-Fahrer ?(

    Das erinnert an die Inline-Skater-Diskussion. Inzwischen ist der Hype ja ein wenig verflacht. Aber trotzdem gibt es immer noch Inline-Skater, die mit weit ausholenden Schwenkbewegungen selbst ansonsten ausreichend breite Radwege blockieren, bzw. den Radfahrern ihre Geschwindigkeit aufzwingen. Ein deutlich sportlicherer Bekannter berichtet mir häufiger davon, wie sehr er davon genervt ist, wenn auf seinem Lieblingsradweg am Maschsee ihm Inliner an der flotten Weiterfahrt hindern. Bei mir als sportlich deutlich weniger ambitionierter Radfahrer ist das Inliner-Problem nicht ganz so krass.
    HAZ vom 20.10.2009:

    "Skater sollen auf Radwege

    Wo irgend möglich, sollen die Radwege im Stadtbezirk Mitte für Inlineskater freigegeben werden. Das hat der Bezirksrat Mitte parteiübergreifend gefordert. Betroffen wären die Stadtteile Mitte, Zooviertel, Calenberger Neustadt und Oststadt und damit auch Teile der Eilenriede-Radwege.

    Die Stadtverwaltung prüft das Vorhaben jetzt. Die Idee stammt von der CDU-Fraktion. Anlass ist die seit September geänderte Straßenverkehrsordnung. Die droht den Nutzern der sportlich-schnellen Rollschuhe ein Bußgeld an, wenn sie sich auf Radwegen bewegen – denn Inlineskater gelten ebenso wie Tretroller- und Skateboardfahrer juristisch als Fußgänger und müssen daher den Fußweg nutzen. Fahren auf dem Radweg ist nur erlaubt, wenn ein Zusatzschild „Inliner frei“ montiert ist. Am Maschsee ist das bereits der Fall."
    Das ausgerechnet die CDU sich im zitierten Fall für die Freigabe der Radwege für Inline-Skater stark macht, ist m. E. mit einem fiesen Kalkül verbunden: Diejenigen, die sich für den Radverkehr stark machen und deshalb eine zusätzliche Verengung der Radwege durch Inline-Skater ablehnen, werden in die Ecke der Spaßverderber, Blockierer und "Verbotsparteien" gestellt.

    @ hvhasel: Irgendwo in dieser Gegend siedle ich auch die ausgerechnet von einem Autoproduzenten trickreich umgangenen Pedelec-Regelungen für einen Pseudo-Tretroller an. Tricksereien wo du hinschaust, nicht nur bei den Abgaswerten.
    Auf jeden Fall nervt, dass solche Fahrzeuge mich (als Radfahrer mit geringen sportlichen Ambitionen) möglicherweise häufig überholen werden und das auf Radwegen, die oft ohnehin zu schmal sind.

    Das klassische Pedelec selbst dagegen wird nach meiner Beobachtung häufig von Menschen benutzt, die aus gesundheitlichen Gründen auf eine gewisse Tretunterstützung angewiesen sind. Und dagegen ist auch gar nichts zu sagen. Allerdings gibt's auch da einige Kandidaten, die entgegen den gängigen Vorschriften ihr eigentlich nur als Pedelec zugelassenes Fahrzeug mit einer manipulierten Elektronik "aufrüsten". Das ist natürlich auch bei den Tretrollern "vorprogrammiert". Und irgendwie erinnert das Ganze an die Mofas in den Sechziger und Siebziger Jahren, als es als "cool" galt, die Zylinder aufzubohren und größere Kolben einzusetzen, um noch ein paar Zehntel PS mehr rauszuholen. Mofa frisieren nannte man das.

    In Anbetracht der aktuellen Abgas-Manipulationen kann man da schon mal auf den Gedanken verfallen, dass sich die Techniker-Gilde der Autoproduzenten zusammensetzt aus den Jungs, die mal Mofas frisierten. Jetzt machen sie das halt mit Autos und im ganz großen Stil.

    Dass es mitnichten darum geht eine weitere Alternative zum Auto zu etablieren, kann man direkt aus der BMW-Propaganda für diesen E-Tretroller ablesen: "Dank seines geringen Gewichts von 20 Kilogramm und seiner faltbaren Lenkeinheit lässt sich der BMW Motorrad X2City problemlos im Gepäckraum eines Kleinwagens unterbringen. Mit nur wenigen Handgriffen ist er einsatzbereit ..." Zitat aus dem bereits weiter oben verlinkten BMW-Text. Was dort nicht steht, aber durchaus so zwischen den Zeilen herauszulesen ist: Im Kofferraum eines etwas größeren Fahrzeuges (SUV) passt dann nicht nur das Paar Inline-Skater, der "hoverboard" und das Faltrad mit E-Antrieb sondern eben außerdem auch noch der E-Tretroller. Sollte mich nicht wundern, wenn diese SUV's (mit ihren PS-starken Dieselmotoren) im Kofferraum demnächst auch noch mit einer Steckdose ausgestattet werden, an der man die vielen Zusatz-Fahrzeuge während der Fahrt aufladen kann.

    Übrigens sind Fahrräder mit Motorunterstützung nun wirklich keine Neuheit:

  • wenn auf seinem Lieblingsradweg am Maschsee ihm Inliner an der flotten Weiterfahrt hindern.

    Auf jeden Fall nervt, dass solche Fahrzeuge mich (als Radfahrer mit geringen sportlichen Ambitionen) möglicherweise häufig überholen werden

    ?( Was denn nun von beidem? Inliner stören, weil sie langsamer als schnelle Räder sind, E-Roller stören, weil sie schneller als langsame Räder sind? Logisch folgt daraus, dass langsame und schnelle Räder ebenfalls stören. Soll man die auch vom Radweg verbannen?

    Ich würde seit langem gerne Inliner fahren, aber mit >15km/h über den Gehweg kann ich mir und anderen nicht antun. Leute die regelmäßig auf Inlinern unterwegs sind haben Geschwindigkeiten, die viel näher an Radfahrern als an Fußgängern sind. Wenn der Weg zu schmal ist, braucht man mehr Weg. Verdrängung auf den Gehweg ist genau das, was sonst Autofahrer gerne mit Radfahrern machen.

  • Logisch folgt daraus, dass langsame und schnelle Räder ebenfalls stören. Soll man die auch vom Radweg verbannen?

    Genau der Punkt stört mich generell: Ich soll auf dem Radweg fahren, damit Autofahrer nicht hinter mir warten müssen (sonst *huup*), aber von mir wird erwartet für x Kilometer ohne (legale) Überholmöglichkeit hinter einer Frau herzufahren, die zwar doppelt so alt, aber nur halb so schnell ist.
    Aber nein, nicht die Frau nervt, sondern die Situation.

    Das ganze funktioniert nur, weil 99% aller Radfahrer verbotenerweise über den Gehweg überholen. Dass dieses falsche Verhalten von Radfahrern erwartet und in den Planungen berücksichtigt wird, habe ich sogar schwarz auf weiß von der Stadt Köln.

  • Hallo zud_ritt,
    ich will keine Inline-Skater verdrängen, wie schon gesagt, mich stören die meisten gar nicht, weil viele von denen ohnehin schneller unterwegs sind als ich mit dem Fahrrad.
    Aber die Voraussetzungen für zusätzlichen Inline-Skater-Verkehr auf Radwegen sind eben oft nicht gegeben, da viele Radwege ohnhin viel zu schmal sind.

    Vielleicht tickst du da ja anders, aber ich habe schon mit Inline-Skatern gesprochen, die mir dann den Scheibenwischer zeigten, als ich darauf zu sprechen kam, dass ein sinnvoller Radwegeausbau notwendigerweise an vielen Stellen nur dann erfolgen kann, wenn die Verkehrsflächen für den Autoverkehr beschnitten werden.

    Ich will da auch keine Feindbilder schüren. Nicht jeder Inline-Skater fährt mit dem Auto zum Maschsee, um dort die Inliner aus dem Kofferraum zu holen. Manche kommen auch mit dem Rad oder dem Bus.
    Inline-Skater als tägliches Überall-Verkehrsmittel funktioniert vermutlich erst dann, wenn der private Autoverkehr komplett aus der Stadt ausgesperrt ist und für "sanfte Mobilität" genutzt werden kann. Aber auch da wird es dann Regelungen geben müssen.

    Komm doch mal nach Hannover zum Maschsee, nicht gerade jetzt, weil das Maschseefest gerade viele Wege belegt. Aber in ca. drei Wochen steht dort wieder ein Inliner-Rundkurs von ca. 7 km Länge auf den Radwegen zur Verfügung.
    Grüße, Ullie

  • Genau der Punkt stört mich generell: Ich soll auf dem Radweg fahren, damit Autofahrer nicht hinter mir warten müssen (sonst *huup*), aber von mir wird erwartet für x Kilometer ohne (legale) Überholmöglichkeit hinter einer Frau herzufahren, die zwar doppelt so alt, aber nur halb so schnell ist.Aber nein, nicht die Frau nervt, sondern die Situation.

    Das ganze funktioniert nur, weil 99% aller Radfahrer verbotenerweise über den Gehweg überholen. Dass dieses falsche Verhalten von Radfahrern erwartet und in den Planungen berücksichtigt wird, habe ich sogar schwarz auf weiß von der Stadt Köln.

    Genau das ist der Punkt, an dem man sich fragen sollte, ob eine auf Verkehrsmittel beschränkte Wegeeinteilung überhaupt sinnvoll ist oder ob nicht nach Geschwindigkeiten unterschieden werden sollte. Ich finde ja, das Vorbild Niederlande funktioniert deshalb so gut, weil eben genau dies (wenn auch nicht durch Vorschriften) umgesetzt wird.

    Sprich, bisherige und selbstverständlich möglichst ausgebaute Radwege sollten einer Richtgeschwindigkeit von 15-25 km/h dienen. Die Fahrbahn innerorts für all jene, die schneller unterwegs sein wollen und der Gehweg eben für Schrittgeschwindigkeit plus ein paar km/h. Denn ob ich als Jogger mit 12 km/h langlaufe oder Omma mit 8 km/h auf ihrem Drahtesel dahinschleicht... Sorry, aber dafür habe ich bei ausreichend breiten Gehwegen genug Toleranzbewusstsein.

    In Wohngebieten wäre mehr Shared Space, finde ich, sehr angebracht. Was bringen denn all die Tempo-30-Zonen mit einer Regelgeschwindigkeit von 45 km/h? Dann käme es dort auch überhaupt nicht mehr darauf an, um welches Verkehrsmittel es sich handelt.

  • Ein Bekannter erzählte mal, dass er zum halbprofessionellen Inlineskaten am liebsten samstags oder sonntags ins nächste Gewergegebiet geht: Zu der Zeit ist da kein Verkehr, die Straßen sind superbreit und meistens auch bestens asphaltiert. Privatgelände kann er mit Einverständnis der Inhaber auch problemlos benutzen. Wer also zum Sport Inline fährt, tut damit wohl am besten – sowohl für sein eigenes Vergnügen, als auch für die, die die Straßen nutzen, um irgendwo hin zu kommen. :thumbup:

    Es ist keine Engstirnigkeit, wenn ich mich als Radfahrer durch all diese Fortbewegungsgadgets genervt fühle, die auf Radwegen fahren sollen. Der gesamte Verkehr läuft einfach schneller, sicherer und entspannter, wenn die einzelnen Teilnehmer alle vorhersehbar, schmal, ähnlich schnell, und am besten einfach gleichartig sind – das wird umso wichtiger, je kleiner der Raum ist, den sie sich teilen. Da der öffentliche Straßenraum nicht unendlich groß ist, *muss* man sich daher auf einige wenige Verkehrsmittel festlegen, damit kein Chaos entsteht. Die Trias Autos / Radfahrer / Fußgänger ist nicht einfach das althergebrachte System, wo ich als Radfahrer mir meine Pfründe verteidigen wollte, in der gleichen Weise wie wir Radfahrer es von der Autolobby kennen. Diese Trias kann nämlich (trotz allen Problemen) für Alle funktionieren. Je mehr Individuallösungen aber umherfahren, umso schwieriger wird es.
    Hinzu kommt dann noch, dass die meisten solcher Gadgets (bisher noch?) i.d.R. nicht von ortskundigen Leuten gefahren werden, um von A nach B zu kommen. Stattdessen sind es Touristen oder bummelnde Jugendliche, auf deren Technikbeherrschung und Fahrweise man sich nicht verlassen kann und die schlimmstenfalls noch in Kolonnen unterwegs sind. :S Inlineskater sind demgegenüber wohl einfach in ihren Sport absorbiert – auch nicht viel schöner. In Parkanlagen und ähnlichen Orten will ich mich darüber aber nicht beschweren, das ist ja was anderes.

    Kurz gesagt: Viel Fahrrad funktioniert. Viel Alles wird hingegen chaotisch – sodass schlimmstenfalls sogar Leute genervt zum Auto zurückwechseln, weil man da immerhin freie Bahn kriegt.

    Die Motivation der Politik scheint hier zu sein, zunächst natürlich den Kraftverkehr nicht zu behindern, aber auch die Knochen der Fußgänger zu schützen, und bei alldem dennoch nicht als Bremser funkelneuer Elektromobilität dazustehen. Und daher heißt es: Auf den Radweg, aus dem Sinn!