Schädliche Auswirkungen des Autoverkehrs reduzieren - durch Tempolimit und Fahrradfahrer-freundliche Infrastruktur

  • Gar nichts funktioniert da "gut". Alleine in der ersten Hälfte sind mir 6 Fußgänger aufgefallen, die zur Seite springen müssen, um nicht überfahren zu werden.

    Eigenzitate mag ich ja eher weniger, aber da die Anmerkung eine gewisse Berechtigung hat... Ich habe es nun so formuliert:

    Es türmen sich in dem scheinbaren und manchmal auch tatsächlichen Chaos, in welchem in einer der Hauptverkehrsachsen der Großstadt Reiter, Fuhrwerke, Fußgänger, Radfahrer, Automobile, Pferde- und Seilzugbahnen unterwegs sind, nur deshalb keine Leichenberge, weil die Fahrzeuge alle ein für heutige Verhältnisse recht gemächliches Tempo haben. Dann kommt man, wie zu sehen ist, weitgehend ohne Verkehrsregeln aus. Heutzutage, mit all den Vorschriften, würde das sogar besser funktionieren und wäre nochmal deutlich entspannter.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)


  • Es türmen sich in dem scheinbaren und manchmal auch tatsächlichen Chaos, in welchem in einer der Hauptverkehrsachsen der Großstadt Reiter, Fuhrwerke, Fußgänger, Radfahrer, Automobile, Pferde- und Seilzugbahnen unterwegs sind, nur deshalb keine Leichenberge, weil die Fahrzeuge alle ein für heutige Verhältnisse recht gemächliches Tempo haben. Dann kommt man, wie zu sehen ist, weitgehend ohne Verkehrsregeln aus. Heutzutage, mit all den Vorschriften, würde das sogar besser funktionieren und wäre nochmal deutlich entspannter

    Die heutigen Verkehrsregeln verführen aber auch dazu, missverstanden zu werden und einseitig zu Gunsten von Autofahrern ausgelegt zu werden:

    "Sanitäter haben das Opfer (64) lange behandelt, schließlich ins Krankenhaus gebracht. Am Steuer des Peugeots saß ein 74-jähriger Mann. Der Unfall geschah um 9.15 Uhr an einem Zebrastreifen. Nach Angaben der Polizei wollte die Frau über den Zebrastreifen fahren - "widerrechtlich", sie hätte eigentlich absteigen müssen. Durch den heftigen Aufprall ist die Frontscheibe des Autos kaputt gegangen.", so lautete die Neue Presse Hannover-Berichterstattung zu einem Unfall, der sich kürzlich in Hannover ereignete.


    Tatsächlich ist es nicht ausgeschlossen, dass das Verhalten der Radfahrerin den Unfall begünstigt hatte, zum Beipiel wenn sie mit hohem Tempo auf den Zebrastreifen zugefahren sein sollte in der Erwartung, dass ihr dort ja nichts passieren könne, weil sie auf dem Zebrastreifen in jedem Falle geschützt davor sei, von einem Autofahrer angefahren zu werden.

    Allerdings ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Autofahrer viel zu schnell unterwegs war. Über das Tempo des Autofahrers werden in dem Artikel keine Spekulationen angestellt.

    Dabei kann selbst Tempo 50 auch dann schon deutlich zu schnell sein, wenn ein Autofahrer eine Radfahrerin am Straßenrand wahrnimmt, die sich anschickt den Zebrastreifen mit dem Fahrrad zu überqueren.

    Die Autor des Berichtes erweckt jedoch eindeutig den Eindruck, dass es sich bei dem 64-jährigen Unfallopfer um eine Art "Kampfradlerin" handelt, die nun das "bekommen" hat, was sie schon längst mal "verdient" hätte. ("Jedem das Seine.") Der Artikel erklärt quasi den Autofahrer zum Unfallopfer.

    Die Straße gehört nun mal den Autofahrern, das ist die unausgesprochene Botschaft zwischen den Zeilen.

    Gibt es auch eine Mitschuld der Verkehrsbehörden? Warum besteht zum Beispiel nicht neben dem Zebrastreifen eine Radfahrerfurt? Warum wurde dort nicht schon längst ein niedrigeres Tempolimit angeordnet?

    Solche Fragen braucht sich eine Verkehrsbehörde freilich nicht zu stellen, wenn die Presseberichterstattung so klar den Radfahrer, bzw, die Radfahrerin als Alleinschuldige darstellt, obwohl doch ganz viele Fragen ungeklärt sind. Zu der Radfahrer auf Zebrastreifen Rechtsfrage habe ich folgenden Hinweis im Forum "Radfahren in Stuttgart" in der Rubrik "häufige Irrtümer zur StVO" gefunden: "1. Radfahrer dürfen nicht auf einem Zebrastreifen die Fahrbahn queren. Doch. Sie dürfen, nur tragen sie eine Mitschuld, wenn sie dabei von einem Auto angefahren werden. Es sei denn, sie schieben oder rollen mit nur einem Fuß auf dem Pedal stehend und dem andren Bein auf derselben Seite im Roller-Modus. Achtung: Vorrang vor den Autofahrern haben sie nicht! (Den haben nur die Fußgänger an Zebrastreifen.)"


    Alleine um solche "Irrtümer" aufzudecken lohnt es sich, den Film über San Franziskos Market street im Jahr 1906 anzusehen!

  • Die Autor des Berichtes erweckt jedoch eindeutig den Eindruck, dass es sich bei dem 64-jährigen Unfallopfer um eine Art "Kampfradlerin" handelt, die nun das "bekommen" hat, was sie schon längst mal "verdient" hätte. ("Jedem das Seine.") Der Artikel erklärt quasi den Autofahrer zum Unfallopfer.

    Was in dem Fall ja auch irgendwie stimmt. Fußgängerüberwege benutzende Radfahrer (die ihr Fahrrad also nicht schieben) haben gegenüber dem Fahrbahnverkehr keinen Vorrang, dieser gilt tatsächlich eben nur für Fußgänger.

    Und ja, das ist weithin unbekannt, kann man sich aber zur Not auch selbst aus der StVO herleiten.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Was in dem Fall ja auch irgendwie stimmt. Fußgängerüberwege benutzende Radfahrer (die ihr Fahrrad also nicht schieben) haben gegenüber dem Fahrbahnverkehr keinen Vorrang, dieser gilt tatsächlich eben nur für Fußgänger.
    Und ja, das ist weithin unbekannt, kann man sich aber zur Not auch selbst aus der StVO herleiten.

    Trotzdem handelte die Radfahrerin nicht "widerrechtlich" (wie in dem NP-Artikel behauptet wird) dadurch, dass sie den Zebrastreifen radelnderweise überquerte. Denn es ist durchaus vorstellbar, dass sie das Auto einfach nicht bemerkt hatte.
    Unabhängig davon würde ich keinesfalls empfehlen, bzw. dringend davon abraten, den Zebrastreifen radelnderweise zu überqueren. Auch dann, wenn keine Gefahr droht. Das könnten sich weniger erfahrene Verkehrsteilnehmer (z. B. Kinder) abschauen und falsche Schlüsse daraus ziehen, die sie in Gefahr bringen.

    Übrigens sind Zebrastreifen auch so eine Art Gängelei der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer. Ab wieviel Meter Entfernung zu einem Zebrastreifen beispielsweise ist ein Fußgänger verpflichtet, diesen auch zu benutzen, auch dann, wenn es für den Fußgänger einen Umweg bedeutet? Meines Wissens gibt es da keine Vorschrift dazu, die den Fußgängerverpflichtet einen Umweg zu gehen. Gilt sinngemäß auch für Radfahrer-Überwege. Fahre ich an einer Straße entlang und mein Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Seite ziemlich genau zwischen zwei Radfahrer-Überwegen, dann müsste ich in jedem Fall einen Umweg fahren, oder ein Stück gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung fahren. (Oder eben außerhalb der Radfahrerüberwege die Straße queren.)

    Und was würde wohl in der Zeitung stehen, wenn ein Fußgänger ganz legal (denn m. E. ist das durchaus erlaubt), sagen wir mal 25m vor dem Zebrastreifen die Straße überquert, weil er keinen Umweg nehmen will, und dabei angefahren wird?

    Bei dem San Franzisko 1906 Verkehrsgeschehen stellte sich diese Frage nicht. Da ging jeder Fußgänger dort über die Straße, wo es ihm passte. Aber der Fußgänger hat natürlich nicht die Vorrangberechtigung, die er auf dem Zebrastreifen hätte, wenn er an anderer Stelle abseits des Zebrastreifens die Straße überquert. (Warum eigentlich nicht, oder besser, warum hat er eigentlich nicht das gleiche Recht wie ein Autofahrer, die Straße zu benutzen? - Weil er der Schwächere ist? Und das Recht ist auf der Seite der Starken?)

  • Bei dem San Franzisko 1906 Verkehrsgeschehen stellte sich diese Frage nicht. Da ging jeder Fußgänger dort über die Straße, wo es ihm passte.

    ...

    Aber er hat natürlich nicht die Vorrangberechtigung, die er auf dem Zebrastreifen hätte, wenn er an anderer Stelle die Straße überquert. (Warum eigentlich nicht, oder besser, warum hat er eigentlich nicht das gleiche Recht wie ein Autofahrer, die Straße zu benutzen? - Weil er der Schwächere ist? Und das Recht ist auf der Seite der Starken?)

    Das sind die richtigen Fragen ...

    Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man die Fußgänger wenigstens in ihren Reservaten von jeglichem sonstigen Verkehr verschonen würde, seien es Hochbordradwege, für Radfahrer freigegebene Gehwege, zugeparkte Gehwege etc., stattdessen pfercht man sie immer noch mehr ein und feiert Radwege dann auch noch als großen Fortschritt für den Radverkehr. Sind sie nunmal nicht.

    Auch deshalb sind viele engagierte Radfahrer gegen (weitere) Radwege: Fußwege nur den Fußgängern, Fahrverkehr nur auf der Fahrbahn.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Übrigens sind Zebrastreifen auch so eine Art Gängelei der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer. Ab wieviel Meter Entfernung zu einem Zebrastreifen beispielsweise ist ein Fußgänger verpflichtet, diesen auch zu benutzen, auch dann, wenn es für den Fußgänger einen Umweg bedeutet?

    Es gibt überhaupt keine Verpflichtung, als Fußgänger einen Zebrastreifen zu benutzen. Kommt man 10 m weiter auch ohne ihn gut über die Fahrbahn, stellt sich eher die Frage, wozu der angeordnet werden musste. :whistling:

    Gilt sinngemäß auch für Radfahrer-Überwege.

    Was sind denn Radfahrer-Überwege???

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Die Idee des Zebrastreifens ist ja so schlecht nicht: Wenn eine Straße viel befahren ist, aber wenige Fußgänger hat, dann bedeutet der Zebrastreifen: Fahrzeuge müssen halten, damit der Fußgänger sofort und ohne Wartezeit die Fahrbahn überqueren kann.

    Damit wär der Zebrastreifen die kostensparende Alternative zur Bettelampel. Also der echten, die nur dann schaltet wenn eines das wünscht. Solche hätte ich gerne mehr...

    Das das nicht so funktioniert ist schade.

    In Nürnberg ist die lokale Polizei ja auch der Ansicht, Zebrastreifen funktionieren nie und sollten möglichst zurückgebaut werden. Was mit meinen Beobachtungen durchaus irgendwie passt ... weil gehalten wird da nicht.

  • Wenn eine Straße viel befahren ist, aber wenige Fußgänger hat, kommt auch kein Fußgängerweg hin. Das ist immer das Argument unserer Verwaltung, die Dinger zu verweigern: Es müsse eine Mindestfrequenz an Fußgängern geben (wenn ich mich recht erinnere, sind es rund 300 pro Tag), die die Straße überqueren wollen. Kommt mir immer so vor, als solle vor allem Geld gespart werden.

    Was mir nicht einleuchten will: Sogenannte Querungshilfen (Mittelinsel mit Schild 222), die könnten durchaus gebaut werden, auch bei geringer Fußgängerfrequenz. Ist das nicht noch aufwendiger als Pflastermalerei mit Zebrastreifen?

  • Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man die Fußgänger wenigstens in ihren Reservaten von jeglichem sonstigen Verkehr verschonen würde, seien es Hochbordradwege, für Radfahrer freigegebene Gehwege, zugeparkte Gehwege etc., stattdessen pfercht man sie immer noch mehr ein und feiert Radwege dann auch noch als großen Fortschritt für den Radverkehr. Sind sie nunmal nicht.

    Auch deshalb sind viele engagierte Radfahrer gegen (weitere) Radwege: Fußwege nur den Fußgängern, Fahrverkehr nur auf der Fahrbahn.

    Im Prinzip ist das richtig, und ich halte es auch für wichtig, die Sache immer wieder prinzipiell zu betrachten. Aber es gibt auch immer wieder Beispiele dafür, dass Radwege positive Effekte haben können. Zum Beispiel wurde am Schwarzen Bären in Linden ein Zwei-Richtungen Hochbordradweg angelegt an einer Stelle, wo vorher eine Autospur war. Auf dem Bürgersteig gab es eine Engstelle, wo Radverkehr in zwei Richtungen und Fußverkehr stattfand. Ich hatte weiter oben schon mal davon erzählt. Jetzt hab' ich einen Artikel aus der "Blöd-Zeitung" dazu wiederentdeckt.:

    Natürlich stellt sich die Frage, warum sich der Radverkehr nicht jeweils auf der rechten Fahrbahnseite auf der Fahrbahn entlang bewegt. Das liegt an einer Hauptnutzungsachse für den Radverkehr in Richtung Innenstadt. Die eben dann am besten zu befahren ist, wenn man im Bereiche der Brücke auf der "falschen" Fahrbahnseite fahren darf, weil man sich so zweimal Straße überqueren einspart.

    Da könnte man widerum gegenhalten, dass der Radverkehr doch bitte schön nicht auf irgendwelche Nebenstrecken abgeschoben werden darf. Halte ich auch für richtig, aber in diesem Fall ist die Nebenachse eine deutliche Abkürzung.

    Es lohnt sich unbedingt, das ganze Ding mal näher zu betrachten. Es ist der Radweg vor dem beliebten und vielleicht auch in Hamburg bekannten Veranstaltungszentrum Capitol. Auf diesem Google-maps-Satellitenbild ist die alte Situation zu sehen. Vor dem Hochhaus fehlt ein Stück Radweg. Der wurde dort nicht angelegt, weil sich zunächst die Autolobby durchsetzen konnte, die nach zwei Fahrspuren verlangte.

    Heute sieht das so aus:
    scvhwarzerbrradwegvero8rx9.jpg


    Das ganze verstößt wahrscheinlich gegen mindesten drei jeweils ganz reine Lehren zur Fahrradverkehrsführung. Aber es wird von den Radfahrern Hannovers ganz eindeutig begrüßt! Und auch die Fußgänger sind im Vergleich zur Situation vorher zufrieden.
    Die gelben Strichlinien markieren die ehemalige Autospur, die hier entfallen ist.
    Meines Erachtens und in jedem Fall in den Augen vieler Radler in Hannover ist dieser Umbau ein sichtbares Zeichen dafür, dass dem Autoverkehr auch mal was weggenommen wird, um für Radler die Verkehrssituation zu verbessern. Und es gibt in der Stadt noch reichlich viele andere Punkte, die nach einer Verbesserung rufen. Die aber von der Stadt nicht angegangen werden, weil sie vor der Autolobby allzuoft kuscht.

    Mehr dazu auch auf dem aktuellen Eintrag der Petition "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!" auf der Seite Neuigkeiten:

    Heinz Mazur, langjähriges aktives ADFC-Mitglied, und Siegmar Surrey, langjähriger Radverkehrsbeauftragter der Stadt, rufen dazu auf, die Petition zu unterstützen. Vielleicht ja auch für Hamburger ADFC-Mitglieder ein Grund, die Petition zu unterstützen?

  • Was man immer wieder wundert ist die Behauptung, Tempo 30 wäre nicht leiser und schadstoffärmer als Tempo 50. Ist die Behauptung wissenschaftlich haltbar? Mein Gefühl sagt mir klar "nein".

    Leider doch. Heutige KFZ haben zum Einen einen ziemlich guten cw-Wert, zum Anderen einen ziemlich hohen Leerlaufverbrauch durch die ganzen Gimmicks: auch die Motorregelung, elektronischer Tacho, Display, ABS, ESP und was sonst noch alles dazukommt frisst Energie. Das mal 10 ist etwa die Motorleistung die zum Betrieb der Elektronik gebraucht wird. Dazu kommt das die heutigen Motoren viel zu stark für den Stadtverkehr sind und daher bei niedrigen Geschwindigkeiten im energetisch schlechten Teillastbereich laufen (dafür aber mit rel. niedrigen NOx-Ausstoß!).
    Ich kenne eine Zahl von ca. 60 km/h als break-even Point. Ah, gefunden. Die Lage der Parabel hängt dabei natürlich vom Auto ab - bei einem 0,9 l Stadtauto liegt das Minimum (hoffentlich) bei einer niedrigeren Geschwindigkeit als bei der 5l Bonzenschleuder (Wobei das Stadtauto absolut bei jeder möglichen Geschwindigkeit weniger verbrauchen wird).

    Besser sieht es bei E-Autos aus. Aber auch die wollen wohl (aus dem Gedächtnis) am liebsten 40 km/h laufen um die max. Reichweite zu erreichen.

  • Heutige KFZ haben zum Einen einen ziemlich guten cw-Wert, zum Anderen einen ziemlich hohen Leerlaufverbrauch durch die ganzen Gimmicks: auch die Motorregelung, elektronischer Tacho, Display, ABS, ESP und was sonst noch alles dazukommt frisst Energie. Das mal 10 ist etwa die Motorleistung die zum Betrieb der Elektronik gebraucht wird. Dazu kommt das die heutigen Motoren viel zu stark für den Stadtverkehr sind und daher bei niedrigen Geschwindigkeiten im energetisch schlechten Teillastbereich laufen (dafür aber mit rel. niedrigen NOx-Ausstoß!).Ich kenne eine Zahl von ca. 60 km/h als break-even Point. Ah, gefunden. Die Lage der Parabel hängt dabei natürlich vom Auto ab - bei einem 0,9 l Stadtauto liegt das Minimum (hoffentlich) bei einer niedrigeren Geschwindigkeit als bei der 5l Bonzenschleuder (Wobei das Stadtauto absolut bei jeder möglichen Geschwindigkeit weniger verbrauchen wird).

    Besser sieht es bei E-Autos aus. Aber auch die wollen wohl (aus dem Gedächtnis) am liebsten 40 km/h laufen um die max. Reichweite zu erreichen.

    Das hört sich jetzt so an, als sei es besser, auf eine Tempo-Reduktion auf Hauptverkehrsstraßern zu verzichten, weil die heutigen Fahrzeuge nun mal bauartbedingt den niedrigsten Verbrauch und damit auch den niedrigsten Schadstoffausstoß haben, wenn sie Tempo 50 fahren statt Tempo 30. Wer jedoch auf der angegebenen sehr lohnenswerten Internetseite nachliest, stellt fest, dass es neben der rein bauartbedingten Voraussetzungen noch sehr viele weitere Kriterien gibt, die die Autoren dahingehend zusammenfassen:
    "8.Wie lässt sich die Autoflut bremsen?
    Da das Verkehrswachstum eine Folge der Beschleunigung ist, muss das Ziel einer ökologischen Verkehrspolitik die Umkehrung, nämlich die Entschleunigung, sein.
    Der Autoverkehr muss langsamer gemacht werden. Die Stadt der kurzen Wege ist die Stadt der langsamen Wege."

    Genau das wird mit der Petition "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!" beabsichtigt. Über Unterstützer auch aus anderen Städten freuen sich ganz viele Hannoveraner. Und vielleicht kann die Initiative aus Hannover ja auch Pate stehen für vergleichbare Petitionen in anderen Städten, die ebenfalls betroffen sind von hohen Schadstoffwerten, die wie in Hannover die festgelegten Grenzwerte deutlich überschreiten.


    Ein bisschen stellt sich auch hier wieder die Frage nach der "reinen Lehre". Nach meiner Erfahrung ist die Motivation, die Petition zu unterstützen, unterschiedlich. Und ich musste feststellen, dass das Mitleid mit den Autofahrern sellbst bei Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern, die nur ganz selten oder nie das Auto benutzen, häufig riesengroß ist. Vom Prinzip ist Empathie ja nichts Schlechtes, obwohl ich mir häufiger mehr Empathie mit Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern wünsche! Aber es ist doch gut und auch richtig darauf hinzuweisen, dass mit einem niedrigeren Tempo auch ein niedrigerer Spritverbrauch einhergeht. Schließlich gibt es noch andere Effekte außer der reinen Motor-, bzw. Antriebs-Kennlinie, die hier eine Rolle spielen. Z. B. Vermeidung von Sprints mit hoher Beschleunigungsleistung.
    Jedenfalls fällt es manchen leichter die Petition zu unterschreiben, wenn sie darüber Bescheid wissen, dass damit auch den Autofahrern was Gutes getan wird!

    Allzuhäufig wird in der Diskussion über Autofahrer sehr schnell sehr stark polarisert. Den einen geht dann die Petitionsforderung nicht weit genug. Andere sehen darin eine Überforderung. Da heißt es dann schauen, wie Unterstützer gewonnen werden können. Und da gibt es unterschiedliche Beweggründe, bei potenziellen Unterstützern. Die, wie schon gesagt, nicht alle aus Hannover kommen müssen. Auch Unterstützer aus Hamburg oder Berlin;) oder anderen Städten und Kommunen sind herzlich willkommen!

  • Na zum Beispiel so was wie hier an der Ecke:...

    Das sind Radfurten im Bereich einer Lichtsignalanlage.
    Wenn Du im Bereich Straßenverkehr mitreden und etwas bewegen willst, solltest Du bald beginnen, die richtigen Vokabeln zu lernen. 8)

    Aber es gibt auch immer wieder Beispiele dafür, dass Radwege positive Effekte haben können. Zum Beispiel wurde am Schwarzen Bären in Linden ein Zwei-Richtungen Hochbordradweg angelegt an einer Stelle, wo vorher eine Autospur war. Auf dem Bürgersteig gab es eine Engstelle, wo Radverkehr in zwei Richtungen und Fußverkehr stattfand. [...]
    Das ganze verstößt wahrscheinlich gegen mindesten drei jeweils ganz reine Lehren zur Fahrradverkehrsführung. Aber es wird von den Radfahrern Hannovers ganz eindeutig begrüßt! Und auch die Fußgänger sind im Vergleich zur Situation vorher zufrieden.

    Das ist kein Beispiel für einen positiven Effekt von Radwegen, sondern dafür dass man es auch in einer deutschen Großstadt schaffen kann, gegen einige Widerstände die Radwege so zu verbessern, dass sie wenigstens eine akzeptable Breite erreichen. Wenn auf dem schmalen Hochbord vorher tatsächlich eine beidseitige Benutzung durch Radfahrer und benachbarter Fußverkehr vorgesehen war, war das unvereinbar mit StVO, VwV-StVO und ERA.
    Würde mich allerdings mal interessieren, ob dieses Stück Radweg nun tatsächlich legal in beiden Fahrtrichtungen benutzbar ist - und wie sich das mit dem Radweg auf der gegenüberliegenden Brückenseite verträgt. Und wozu man geradeaus eine Radfurt angelegt hat, wenn Fahrzeuge ohnehin nur nach rechts abbiegen dürfen (Vz 209). Und wie die sichere Ableitung der mutmaßlich legal linksfahrenden Radfahrer in die Gustav-Brake-Allee aussieht. Fragen über Fragen.
    Ich vermute eher, dass die ganze Kombination dort gegen mindestens drei Lehren der StVO verstößt. Oder die linksradelnden Verkehrsteilnehmer verstoßen sämtlich gegen die Verkehrsregeln - je nachdem, was dort so beschildert ist.
    Dass Radfahrer und auch Fußgänger den breiteren Weg begrüßen ist schön. Das kann man auch gerne als positiven Effekt des Radwegs betrachten. Wenn ich allerdings so sehe, was landauf landab so von Radfahrern und Fußgängern als "Verbesserung" begrüßt wird, bin ich erstmal zurückhaltend, das auch so zu bewerten. :whistling: Ich für meinen Teil bin weit davon entfernt, bei jeder Verbreiterung eines Radwegs "Jehova, Jehova!" zu schreien. Und schon gar nicht bei der Notlösung der Notlösungen: einem innerorts linksseitigen Radweg.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Das hört sich jetzt so an, als sei es besser, auf eine Tempo-Reduktion auf Hauptverkehrsstraßern zu verzichten, weil die heutigen Fahrzeuge nun mal bauartbedingt den niedrigsten Verbrauch und damit auch den niedrigsten Schadstoffausstoß haben, wenn sie Tempo 50 fahren statt Tempo 30.

    Wenn man alleine nach *diesem* Kriterium arbeitet schon.
    Allerdings ist auch zu Beachten das das nur für konstante Geschwindigkeit gilt. Stop-and-Go ist da nicht mit eingerechnet. Auch sowas wie Kosten durch Unfallhäufigkeit, -schwere, Lärm etc. sind da *nicht* mit drin.
    Dann sieht man ja auch an der Kurve das die zwar bei 60 ein Minimum hat, dieses aber nach unten hin nur schwach ausgeprägt ist (im Gegensatz zu höheren Geschwindigkeiten) - für mich ist durchaus vorstellbar das die Kurve durch relativ günstige Maßnahmen da noch abgesenkt werden kann.

    Zu dem Entschleunigen sag ich jetzt mal nur das "die Autofahrer" wohl froh wären wenn sie zu ihren typischen Fahrt-Zeiten Innerorts 30 fahren könnten. Da ist es ja wohl eher so das längere Stadtzeiten durch kurze 70-er Zwischenspurts bis zum Stau vor der nächsten Ampel unterbrochen werden, oder? Die kurzen Peaks ließen sich sicher in längere 30-er Zeiten umwandeln ohne höhere Gesamtfahrzeiten zu erzeugen. Als "Problem" bleibt das 70 dann schon sehr punktebeschaffend wären und da sei mal der ADAC vor.

    Die Diskussion erinnert mich an Zeitungskommentare von 56/57 in denen auch der Untergang der Zivilisation prophezeit wurde wenn innerorts 50km/h gelte - mit eigentlich genau den Argumenten die auch heute vorgebracht werden: Zeitverlust, der deutsche Autofahrer sei intelligent genug zu wissen wie schnell er fahren könne etc. etc.

  • Würde mich allerdings mal interessieren, ob dieses Stück Radweg nun tatsächlich legal in beiden Fahrtrichtungen benutzbar ist - und wie sich das mit dem Radweg auf der gegenüberliegenden Brückenseite verträgt. Und wozu man geradeaus eine Radfurt angelegt hat, wenn Fahrzeuge ohnehin nur nach rechts abbiegen dürfen (Vz 209). Und wie die sichere Ableitung der mutmaßlich legal linksfahrenden Radfahrer in die Gustav-Brake-Allee aussieht. Fragen über Fragen.

    Der Radweg auf der anderen Seite dürfte dir vermutlich noch mehr Kopfzerbrechen bereiten. Und nicht nur dir. Im Stadtteil ist das ein ständiges Diskussionsthema. Aber erst mal ein Bild:
    schwarzerbrradwegsdse44pqb.jpg

    Der Radweg endet quasi im Nirwana, bzw. er wird vom Radweg per Schild zum kombinierten Fuß- und Radweg. (Du schaust bei dem Foto genau auf die Rückseite des Schildes, das an der langen Stange, die genau am Ende der Radweg-Pflasterung steht. Eigentlich müsste man nur das Schild austauschen. Ein Fußwegschild mit dem Zusatz Radfahrer frei. Dann können die Radler, die es sich zutrauen auf der Autofahrbahn fahren. Und die weniger Geübten auf dem Gehweg.
    Aber bislang scheint hier die Autolobby die Oberhand zu haben. Die finden natürlich, dass der Radverkehr auf der Straße den Autoverkehr bremst. Und natürlich gibt's dann eine Sprachregelung dieser Seite, die da lautet, dass wäre zu gefährlich für Radler mit den Autos zusammen zu fahren. Und leider gibt's auch Radler, die auf so was auch noch anspringen.
    Gerade das sind so Punkte, wo ich mir von einer Petition mit viel Zustimmung verspreche, dass man mal was in der Hand hat, um sagen zu können: "Schau her, es gibt jede Menge Menschen in Hannover und umzu, die es durchaus befürworten, dass Autoverkehrsflächen dem Radverkehr gewidmet werden. Vielleicht magst du die Petition ja auch unterstützen?

    Nachtrag: Jetzt hätt' ich's fast vergessen: Du fragtest ja zu dem Bild auf der nördlichen Brückenseite, was es mit dem Schild auf sich hat, das Rechtsabbiegen vorschreibt und die Geradeausfahrt oder Linksabbiegen verbietet. Das wurde vermutlich von einem Fahrzeug so touchiert, dass es sich verdreht hat. Es sollte eigentlich so stehen, dass es die Fahrer der Fahrzeuge sehen, die aus dem kleinen Seitenweg rechts im Bild (der zum Teil mit einer Barke verstellt ist) herausfahren wollen.

    Wenn gewünscht und du ein paar gute Ideen hast, mach' ich mir glatt die Arbeit das alles mal auf eine openstreetview-Karte einzutragen, inklusive Position der Fotos.

  • Danke, das genügt mir schon.
    Überall Rätselraten und Kopfzerbrechen, verdrehte Verkehrszeichen (am rechten Rand des Gehwegs neben dem Radweg von einem Fahrzeug "touchiert" :S ) , Radfurten führen auf den Gehweg... <X
    Wo genau, meinst Du, wurde hier etwas für den Radverkehr getan? ?(

    An Deiner Denke Sprache musst Du noch feilen. Ich hab's mal korrigiert.

    Dann können die Radler, die es sich zutrauen auf der Autofahrbahn fahren. Und die weniger Geübten mit Schrittgeschwindigkeit auf dem Gehweg.
    Aber bislang scheint hier hat die Autolobby die Oberhand zu haben. Die finden natürlich, dass der Radverkehr auf der Straße Fahrbahn den Autoverkehr bremst.

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  • Vielleicht magst du die Petition ja auch unterstützen?

    Nein. Ich hielte das für ein radverkehrspolitisches Eigentor.

    Auch denke ich, dass sich die Position der Petenten nicht verbessert, wenn ihre Petition bei den vielen Unterstützern einen auffallend hohen Anteil an ortsfremden Unterzeichnern hat, die mehr oder weniger offensichtlich über das Internet akquirierte Aktivisten ohne eigenen Bezug zum Hannoveraner Radverkehr sind. Relevant für den politischen Erfolg ist nicht nur mathematisch und juristisch (sondern auch psychologisch) die Unterstützung durch eine möglichst breite Bevölkerungsschicht vor Ort.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Um mal paar Beispiele zu nennen.Irgendwann demnächst werden an der Krausestraße Radfahrstreifen gebaut. Ich glaube das wurde bisher recht gut von der Bevölkerung angenommen.
    [...]
    Aber Tempo 30 auf echten Hauptverkehrsstraßen wäre mir nicht bekannt, dass da irgendwas in der Mache ist. Sowas tut man in Hamburg nicht, dann bricht ja sofort die Wirtschaft zusammen.

    Die Krausestraße fand ich (als Fahrbahnradfahrer) aufgrund ihrer unechten Zweispurigkeit immer sehr komfortabel zu befahren. Ich befürchte dass (für mich) das Aufmalen von Radfahrstreifen im Dooringbereich keine Verbesserung sondern eine Verschlechterung bedeuten wird. Wenn dadurch die Zahl der Radfahrer zu und die Zahl der Gehwegradfahrer abnimmt, kann ich natürlich damit leben ab und an angehupt zu werden, weil ich "mitten auf der Fahrbahn" fahre.

    War Tempo 30 nicht Nachts an ein paar Hauptverkehrsstraßen geplant? Wird aber mangels Überwachung wohl genauso nur eine "Empfehlung" bleiben wie Tempo 50.